Ein Fall für Fuchs & Haas

Buchseite und Rezensionen zu 'Ein Fall für Fuchs & Haas' von Ivo Pala
3.65
3.7 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ein Fall für Fuchs & Haas"

Die verträumte Ostseeküste Vorpommerns: Weil ihm beim Dienst in Berlin einmal zu oft der Kragen geplatzt ist, wird Kommissar Bodo Fuchs in seine alte Heimat strafversetzt. Wenn er jedoch hofft, hier oben im Schoß seiner schrägen Familie das letzte Dienstjahrzehnt in Ruhe und Frieden auf der linken Backe absitzen zu können, hat er sich gewaltig geschnitten!
Schon der erste grausige Mordfall konfrontiert ihn mit seiner weit zurückliegenden Kindheit: Die Tote im Räucherofen war Bodos erste heimliche aber vor allem unerfüllte große Liebe!
Die Untersuchungen führen ihn und seine – in Bodos Augen viel zu logisch denkende – Partnerin Gisa Haas in einen reißenden Mahlstrom aus Intrigen, uralten Familiengeheimnissen und Schauermärchen.

Bodo Fuchs erzählt uns die schaurige und recht tragische Geschichte in der ersten Person ungefiltert, mit seinem eigenen trockenen, zynischen und schwarzen Humor. Bodo berichtet dabei auf ganz persönliche Weise und hautnah – manchmal sarkastisch und weltmüde, dann jedoch wieder voller Leidenschaft und mit überraschend einfühlsamer Zärtlichkeit – seine eigene Geschichte und die seiner alten Heimat; eine melancholisch-trotzige Geschichte von der Schönheit der Küste und dem Zauber der See.

Malerische Idylle - Mörderische Intrigen!

Autor:
Format:Kindle Edition
Seiten:326
Verlag: Likedeeler
EAN:

Rezensionen zu "Ein Fall für Fuchs & Haas"

  1. Einmal Mord, gut durchgebraten

    Einmal Mord, gut durchgebraten

    Hellhörig bin ich schon 2017 geworden, als ich den Namen “Ivo Pala” auf diesem Titelbild sah. Nanu? Was ist das denn – ein gemütlicher Regionalkrimi aus der Feder eines Autors, den ich bis dato eher mit düsterer Fantasy und Thrillern verband, die durchaus auch mal brutal zur Sache gehen? Ivo Pala als Klaus-Peter Wolf 2.0 sozusagen?

    Dann wurde das Buch glühend empfohlen von Mario Giordano, den ich für seine “Tante Poldi”-Krimis sehr schätze. Auch nicht unbedingt eine Verbindung, die ich erwartet hätte, aber in meinen Augen ein deutlicher Grund dafür, mir das Buch wenigstens mal anzuschauen.

    Warum es dann anderthalb Jahre dauerte, bis ich es mir dann endlich mal mit “Die Tote im Räucherofen” auf dem Lesesofa gemütlich machte, weiß ich auch nicht, war aber so.

    Bodo Fuchs und Gisa Haas also – ein norddeutsches Dream-Team?

    Hmmnnnnja, am “Team” müssen die zwei noch ein bisschen arbeiten. Ist ja aber auch der erste Band, das wird sicher noch.

    Bodo ist knurrig, kauzig, spricht mal mit bösem schwarzem Humor (kostbar), dann wieder warmherzig mit einer Liebe zum Meer, dass einem das Herz aufgehen kann (auch kostbar). An die Schreibweise müssen sich viele Leser erst gewöhnen, wenn ich mir die Rezensionen am Amazonas so anschaue, denn das “e” schenkt sich der Bodo meist. Astreines Hochdeutsch würde in meinen Augen / Ohren aber auch gar nicht zu ihm passen – so kann ich mir seine Stimme und seine ganze Art sehr gut vorstellen

    “Wenn mir das alles mal bloß jemand früher gesagt hätt – dann wär ich doch an die Oper gegangen, wacklige Stimme hin, wacklige Stimme her. Für die Provinz hätt es allemal gereicht.”

    Er ist ein Typ voller Widersprüche. Mal singt er sich im Sturm am Strand die Seele aus dem Leib, dann tut er wiederum Dinge, die man einem waschechten Sohn der Ostsee nicht wirklich zugetraut hätte – zumindest nicht, solange man da eine verklärte Urlaubsidylle inklusive Krabbenkutter und Strandkorb im Hinterkopf hat.

    Aber es dauert ohnehin nicht lange, bis man merkt: Klischees sind hier Mangelware, und das ist auch gut so.

    Jedenfalls ist Bodo in diesem Team derjenige, der mit viel Emotion und impulsiv an den Fall herangeht, denn die Tote war seine erste große Liebe. Da ist es wohl verständlich, dass er da nicht so nüchtern und besonnen agieren kann, allerdings hab ich den Eindruck, dass das eh nicht so seine Sache ist. Mir hat die Haas manchmal richtig leid getan, weil sie mit ihrer sachlichen Art gegen ihn kaum eine Chance hat, ständig geht er auf Alleingänge und lässt sie im Regen stehen.

    Aber die beiden sind eine interessante Kombo, gerade, weil sie so unterschiedlich sind.

    Die meisten anderen Charaktere sind ebenfalls Unikate und haben mir richtig gut gefallen – nur die Tochter der Toten habe ich misstrauisch von der Seite beäugt. Denn die ist erst achtzehn, verbindet aber ein kleinmädchenhaftes, kulleräugiges Schutzbedürfnis mit wenig subtilem Innuendo.

    Oder ist sie wirklich so unschuldig, dass sie nicht merkt, wie ihr Verhalten manchmal wirkt? Das lasse ich mal offen.

    Ich habe mich da jedenfalls voll auf die Seite der Haas geschlagen, die der Kleinen auch nicht über den Weg getraut hat. Ob bewusst oder nicht, Klara dreht Bodo emotional ganz schön durch die Mangel, weil sie exakt so aussieht, wie ihre Mutter das in dem Alter tat, und Bodo noch lange nicht über deren grausamen Tod hinweg ist.

    Aber kommen wir mal zur Spannung.

    Den Fall an sich fand ich klasse. Nette Wendungen, schöne falsche Fährten, da hab ich nix zu meckern. Es kam für mich jetzt keine Herzinfarktgefahr mittels Thrillerspannung auf, aber für einen Regionalkrimi war das schon nicht schlecht. Ich brauch in meinen Krimis nicht unbedingt Serienkiller und Schlachtplatte.

    Das Ende hat mir zunächst ehrlich gesagt nicht gefallen, um nicht zu sagen: ich habe es absolut nicht verstanden. Es hat meine Erwartungen auf eine Art und Weise auf den Kopf gestellt, mit der ich erst nicht umgehen konnte, und daher habe ich in einer früheren Version dieser Rezension leider schon zu viel verraten. Je mehr ich darüber nachdenke, desto schlüssiger erscheint es mir jedoch.

    Vielleicht war ich einfach diejenige, die hier die verklärte Urlaubsidylle inklusive Krabbenkutter und Strandkorb im Hinterkopf hatte?

    Eines muss man Ivo Pala so oder so lassen, langweilig ist das Ende auf jeden Fall nicht.

    FAZIT

    Im Räucherofen sitzt eine gut geräucherte Leiche, und Kommissar Bodo Fuchs erkennt sie direkt: das ist die Frauke, seine erste große Jugendliebe. Wär das in einem größeren Ort mit einer größeren Anzahl an verfügbaren Ermittlern passiert, wär er mit Sicherheit direkt wegen Befangenheit raus aus der Nummer gewesen, aber so gibt es halt nur Bodo Fuchs und Gisa Haase, und die müssen den Fall halt irgenwie lösen.

    Mir gefiel der trockene, oft bitterböse Humor, und den Fall fand ich auch sehr interessant konstruiert. Die Ermittler sind herrlich, und zwischendurch bekommt man richtig Lust, mal wieder ans Meer zu fahren… Ein besonderes Lob an den Autor dafür, dass dieser Krimi alles ist, nur nicht Durchschnittsware oder einfallslos!

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  1. 4
    16. Mär 2017 

    kriminelles Räuchern in Vorpommern

    Ivo Palas erster Regionalkrimi spielt an der Ostseeküste Vorpommerns. Ein besonderer Schlag Menschen, ein sehr kleiner Komödienanteil und eine geräucherte Leiche warten auf den Leser.

    Inhalt:
    Kommissar Bodo Fuchs wurde aus Berlin in seine alte Heimat an die Ostseeküste Vorpommerns versetzt. Zusammen mit seiner Kollegin Gisa Haas müssen sie in einem äußerst grausamen Mordfall ermitteln. Seine unerfüllte Jugendliebe fand ihr Ende in einem Räucherofen, mögliche Täter scheint es reichlich zu geben und so beginnt die Suche in dem idyllischen Ort, in dem jeder jeden kennt.

    Setting und Stil:
    Ivo Pala hat sich für seinen Krimi eine schöne Gegend an der Ostseeküste ausgesucht. Der ideale Ort um Ostseetouristen ins Schwärmen zu bringen. Natürlich ist es unter der Oberfläche nicht ganz so idyllisch. Es gibt viele zum Setting passende Originale, die durch Sprache und Gewohnheiten eine tolle Atmosphäre erzeugen. Hinzu kommt das Essen, dem sogar am Ende des Buches ein eigener Rezeptebereich gewidmet wird.
    Zwischen den Kapitel lockert jeweils ein Altes Küsten-Sprichwort die Atmosphäre auf.
    Erzählt wird die Geschichte aus Bodos Ich-Perspektive, wobei er sogar vereinzelt den Leser direkt anspricht.

    Charaktere:
    Bodo Fuchs, wurde dank eines tätlichen Angriffs aus der Großstadt zurück in die Heimat versetzt. Das erhoffte ruhige Absitzen seines Dienstes erfüllt sich nicht wirklich. Er selbst ist ein vielschichtiger Charakter, der einige Überraschungen zu bieten hat. Dabei sind auch einige, die der Leser vielleicht nicht ganz so leicht verdauen kann.
    Wettgemacht wird dieser doch etwas widersprüchliche Charakter von seiner Mutter und Tante, zwei Urgesteine, die mit ihrem eigenen Restaurant für erstklassige regionale Stimmung sorgen.
    Bodos Kollegin, "die Haas", wird von ihm gerne mal aufs Abstellgleis befördert, was nicht nur deswegen zu reichlich Reibungspunkten führt. Viele entstehen dadurch, dass sich Bodo dazu berufen fühlt, sich um den Schutz der Tochter der geräucherten Toten zu kümmern. Eine Situation, die dank der persönlichen Verflechtung in den Fall, für einige Fragen sorgt.
    Ein Täter darf natürlich auch nicht fehlen. Seine Taten sind logisch nachvollziehbar und passen perfekt.

    Geschichte:
    Eine Tote, der viele nicht wirklich das Beste wünschen, ein Ermittler, der früher in sie verliebt war, eine Tochter, die ihr wie aus dem Gesicht geschnitten ist, und das alles in einer idyllischen Ferienregion, in der so ein Fall noch nie vorgekommen ist. Ein hervorragender Hintergrund für einen Regionalkrimi, der nebenbei dem Leser Land und Leute näher bringen kann.
    Angereichert wird dies durch etliche erotische Anspielungen, eine Ermittlungskette, die uns immer mehr Verdächtige präsentiert und viele atmosphärische Momente.

    Fazit:
    Ivo Palas Vorpommernkrimi hat mir gut gefallen. Die Geschichte ist spannend, der Mord schön extrem und die Charaktere einmalig. Ein bisschen gestört hat mich der eine oder andere Handlungstrick, das hohe Augenmerk auf die Libido verschiedener und die Verwendung von Liedtexten. Krimifans sollten also zuerst in die Leseprobe hineinschnuppern, bevor sie sich das Buch zulegen. Auch finde ich es schwer, es dank des Inhalts in Strand-Souvenirläden in der Region zu platzieren. Es ist vielleicht in einigen Bereichen ein bisschen zu extrem und speziell.

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  1. 3
    12. Mär 2017 

    Mord in malerischer Idylle...

    Vor Jahren hat Kommissar Bodo Fuchs seine Heimat an der Ostseeküste Vorpommerns verlassen und seinen Dienst in Berlin versehen. Doch einige unschöne Vorfälle dort haben dafür gesorgt, dass er wieder an die Küste versetzt wurde. Bald schon zeigt sich, dass die erhoffte Ruhe in der idyllischen Boddenlandschaft ein Trugschluss ist - gemeinsam mit seiner neuen Kollegin Gisa Haas muss Fuchs gleich in einem brutalen Mordfall ermitteln.

    "Du kannst dir nicht vorstellen, wie geräucherter Mensch riecht!"

    Nicht nur die besondere Auffindesituation des Opfers schockiert den Kommissar, sondern vor allem die Tatsache, dass die zusammengekrümmte Leiche im Räucherofen Bodos heimliche Jugendliebe war. Andernorts wäre dies ein Grund, ihn wegen Befangenheit von den Ermittlungen auszuschließen, doch in dem idyllischen Landstrich ist man um jeden einsatzkräftigen Ermittler froh. Und so begibt sich Fuchs mit seiner Kollegin mitten hinein in ein Geflecht aus alten Geschichten, Verdächtigen und traditionellen Verknüpfungen.

    "Sachen mit einem Leuchtturm als Motiv", sag ich, "werden von Leuten gekauft, die sich nach einem Zuhause sehnen. Nach Sicherheit, Ruhe und Ordnung. Und auch nach Geborgenheit. Schiffsmotive aber suchen all die aus, die sich nach der Ferne sehnen. Nach Abenteuern und Unbekanntem. Leute mit einer großen inneren Unruhe. Leute, die sich schwer zufrieden geben können und immer wieder neue Herausforderungen suchen."

    Erzählt wird der Krimi in der Ich-Perspektive aus Sicht des Kommissar Fuchs. Dabei wird geschrieben, wie dem Ermittler der Schnabel gewachsen ist, wenig ausgefeilt und oft auch reichlich derb. Anfangs recht zynisch und auf eigene Art humorvoll (nicht immer konnte mich der Humor hier mitnehmen), wechselt die Tonart dann rasch ins Melancholische. Fuchs Betroffenheit angesichts des Schicksals der Toten, seine Zweifel, ob der Beruf wirklich noch etwas für ihn ist, die fehlende Frau im Leben - mit alldem wird der Leser allmählich konfrontiert. Und ohne es auszusprechen, wird deutlich, dass sich Fuchs wohl mitten in der Midlife-Crisis befindet, was sich auch in seinen amourösen Avancen wiederspiegelt.

    "...und den besten freien Kopf bekommt man nun mal, wenn man auf die See hinausschaut und sich den Wind um die Nase wehen lässt. Nichts besänftigt das Herz so gut wie das Rauschen der Wellen, wenn sie nach ihrer Reise um die halbe Welt schließlich über den nassen Sand rollen. So, als würden sie sich freuen, endlich angekommen zu sein. Ich schließ die Augen, atme tief und lausche."

    Erhofft hatte ich mir hier einen dieser 'Wohlfühlkrimis', in dem die Ermittlungen zwar eine wesentliche Rolle spielen, ansonsten aber die Charaktere und die idyllische Umgebung von großer Bedeutung sind. Und tatsächlich gelingt es Ivo Pala, ein stimmiges Bild des Landstrichs zu zeichnen - rau und einsam, naturgewaltig und urwüchsig, bei schönem Wetter Touristenmagnet, doch ansonsten sich selbst und den Einheimischen überlassen. Und auch die Bewohner bekommen hier ein passendes Profil mit ihrer Wortkargheit, der von Wind und Wetter gegerbten Haut und der Sturheit der Norddeutschen.

    Und doch konnte mich der Krimi nur teilweise überzeugen. Bodo Fuchs zeigte einzelne Facetten, die für mich nicht stimmig waren, der Humor war teilweise nicht meiner, ich mochte die direkte Anrede des Lesers ('du meinst, du hast') nicht, und die Ermittlungen waren einerseits erfrischend untypisch, andererseits hinterließ das Ende bei mir aber einen faden Beigeschmack. Der Zauber der Landschaft und das geruhsame Lebenstempo (ich liebe das Meer!) sowie die zunehmende Spannung in diesem klassischen Whodunit-Krimi dagegen konnten mich für das Buch einnehmen.

    Eine nette Lektüre für zwischendurch, und tatsächlich würde ich mich über ein Wiedersehen mit Bodo Fuchs und Gisa Haas freuen.

    © Parden

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