Ein Ehepaar erzählt einen Witz

Buchseite und Rezensionen zu 'Ein Ehepaar erzählt einen Witz' von Kurt Tucholsky
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ein Ehepaar erzählt einen Witz"

Ein Ehepaar versucht einen Witz zu erzählen - und schon steht die Scheidung ins Haus. Kein Wunder, wenn man Kurt Tucholskys spöttischer Einschätzung glauben darf: In der Ehe pflegt ge-wöhnlich immer einer der Dumme zu sein. Nur wenn zwei Dumme heiraten - das kann mitunter gut gehen. Diese und andere bissighumorvolle Texte interpretiert Frank Arnold.

Format:Audio CD
Seiten:1
Verlag: Audiobuch
EAN:9783899643954

Rezensionen zu "Ein Ehepaar erzählt einen Witz"

  1. 4
    21. Mai 2016 

    Der Spiegel ist nicht blind geworden...

    Eines gleich vorweg: es lohnt sich auch heute noch, sich mit den Texten Tucholskys zu beschäftigen, der sich als linker Demokrat, Sozialist und Pazifist sah. Ein Meister der spitzen Feder war er, einer der bedeutendsten Publizisten der Weimarar Republik - und er war zu seiner Zeit alles andere als unumstritten. Doch ein genauer Beobachter war er, hielt mit seinen Artikeln und Werken der Gesellschaft einen häufig gnadenlosen Spiegel vor - und die Satire war oftmals sein Mittel der Wahl.

    Selbst in seinen Gedichten war die Harmonie oft nur vordergründig - politisch-kritische Anspielungen versteckten sich dort allerorts. So z.B. in dem Gedicht Park Monceau, das eines der acht auf der CD versammelten Stücke Tucholskys ist:

    Park Monceau

    Hier ist es hübsch. Hier kann ich ruhig träumen.
    Hier bin ich Mensch – und nicht nur Zivilist.
    Hier darf ich links gehn. Unter grünen Bäumen
    sagt keine Tafel, was verboten ist.

    Ein dicker Kullerball liegt auf dem Rasen.
    Ein Vogel zupft an einem hellen Blatt.
    Ein kleiner Junge gräbt sich in der Nasen
    und freut sich, wenn er was gefunden hat.

    Es prüfen vier Amerikanerinnen,
    ob Cook auch recht hat und hier Bäume stehn.
    Paris von außen und Paris von innen:
    sie sehen nichts und müssen alles sehn.

    Die Kinder lärmen auf den bunten Steinen.
    Die Sonne scheint und glitzert auf ein Haus.
    Ich sitze still und lasse mich bescheinen
    und ruh von meinem Vaterlande aus.

    Acht Gedichte und Erzählungen beinhaltet diese CD, satirisch, hintersinnig und oft mit spitzer Zunge. Altmodisch wirkt zwar der Schreibstil, aber wenn man sich einhört, ist er auch etwas ganz Besonderes. Manches bezieht sich eindeutig auf den zeitlichen Zusammenhang, in dem der Text entstand, das meiste allerdings ist vom Inhalt her immer noch aktuell. Der Spiegel ist also noch nicht blind geworden.

    Folgende Erzählungen und Gedichte finden sich auf dieser CD:

    Ein Ehepaar erzählt einen Witz
    Wo kommen die Löcher im Käse her...?
    Danach
    Das Ideal
    Der Buchstabe G
    Traktat über den Hund
    Schloß Gripsholm
    Park Monceau

    Kein Hörbuch, das man einfach so 'nebenbei' hören kann und sollte. Aber bei gerade mal 76 Minuten stellt das auch keine wirkliche Überforderung dar. Frank Arnold trägt die Texte gelungen und in angemessenem Tempo vor, stolpert allerdings gelegentlich über Stellen, die in 'Plattdeutsch' gehalten sind. Aber das sind nicht allzu viele, und so stört es den Hörgenuss nicht anhaltend. Die Stellen mit dem Berliner Dialekt dagegen wirkten recht authentisch und haben mich gut unterhalten.

    Jedenfalls bietet diese CD einen interessanten Einblick in das Werk Tucholskys, der nur 45 Jahre alt wurde. Sein (missachteter) Vorschlag für den eigenen Grabspruch war übrigens - und das mag als typisch herhalten:

    "Hier ruht ein goldenes Herz und eine eiserne Schnauze. Gute Nacht!"

    Insgesamt auf jeden Fall ein Hörvergnügen der besonderen Art!

    © Parden

    Teilen