Ein Drei-Tassen-Problem. Van Larkens erster Fall

Buchseite und Rezensionen zu 'Ein Drei-Tassen-Problem. Van Larkens erster Fall' von Stefan Winges
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ein Drei-Tassen-Problem. Van Larkens erster Fall"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:160
Verlag: Emons Verlag
EAN:9783897057746

Rezensionen zu "Ein Drei-Tassen-Problem. Van Larkens erster Fall"

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    05. Jun 2015 

    Der erste Fall für den Kölner Sherlock Holmes...

    In einer finsteren Gasse wird Baron Dollingen mit eingeschlagenem Schädel aufgefunden. Die Polizei verhaftet den Vetter des Toten: Hauptmann Kallbach hatte einen heftigen Streit mit dem Baron und besitzt plötzlich sehr viel Geld. Aber der exzentrische Detektiv Marius van Larken hält ihn für unschuldig.

    "Ein Mord?", fragte Larken beiläufig. "Davon müssen wir wohl ausgehen. Es gibt einen Toten, und jemand hat ganze Arbeit geleistet. Dem Opfer wurde der Schädel eingeschlagen."

    Der 34jährige ehemalige Militärarzt Möring betreibt seit seinem Abschied vor drei Jahren eine kleine Arztpraxis in Köln. Gemeinsam mit dem etwa gleichaltrigen Marius van Larken lebt er zur Miete in einer bescheidenen Wohnung; umsorgt werden sie von der Hauswirtin Frau Becker, die mit Anfang 60 bereits Witwe ist. Während Möring ein eher unauffälliger Zeitgenosse ist, wirkt Larken zuweilen etwas exzentrisch. Er verdingt sich als Detektiv, sucht sich seine Fälle aber aus - fehlt die intellektuelle Herausforderug, lehnt er die Übernahme eines Auftrags ab, was seiner finanziellen Situation wenig zugute kommt. In besonders kniffligen Fällen geht er zuweilen auch der Polizei zur Hand. Dabei lässt Möring sich von van Larkens Eifer anstecken und begleitet diesen bei seinen Ermittlungen, immer wieder verblüfft von dessen Scharfsinn.

    Als Kommissar Strammel eines Abends aufgeregt in der Wohnung der beiden Junggesellen auftaucht, geschieht dies nicht von ungefähr. Ein Todesopfer von Rang und Namen erfordert rasches Handeln und einen erfolgreichen Abschluss der Ermittlungen. Baron Dollingen liegt erschlagen in einer dunklen Seitengasse beim neuen Varieté, dem Scala-Theater.
    Während Strammel und Möringer im Laufe der Ermittlungen immer wieder voreilige Schlussfolgerungen ziehen, erweist sich van Larken erwartungsgemäß als der genauere Beobachter - und kann die Skeptiker durch eine lückenlose Beweisführung schließlich zum Schweigen bringen und ihnen den tatsächlichen Tathergang schildern. Eine Überraschung!

    "Wir haben es hier mit einem interessanten Problem zu tun, Doktor", sagte er, und Möring glaubte, so etwas wie Begeiserung in seiner Stimme gehört zu haben. "Ich muss bekennen, dass ich vor einem Rätsel stehe." - "Ein Rätsel." Also hatte Möring sich nicht verhört. Larken WAR begeistert.
    "Jawohl. Noch dazu eines, für dessen Aufklärung eine einzige Tasse Mokka wohl nicht ausreichen wird, fürchte ich." Trotzdem schien er sich durch diese bedrohliche Aussicht nicht entmutigen zu lassen. Beschwingt griff Larken nach einem Kaffeelot und hob es dozierend in die Höhe. "Ein berühmter Kollege aus London würde es vermutlich als ein 'Drei-Tassen-Problem' klassifizieren."

    Eine witzige Idee, den Londoner Sherlock Holmes samt seinem Doktor Watson in das Köln des Jahres 1885 zu katapultieren. Van Larken steht seinem berühmten Kollegen in Hinsicht Scharfsichtigkeit in nichts nach, und wie auch schon im englischen Original können Watson, ähm, Möring und der Leser ihm gerne folgen, aber niemals das Wasser reichen. Und die Polizei schon gleich gar nicht.
    Überraschende Wendungen ergeben sich hier, der Schreibstil ist ausgesprochen flüssig und angenehm zu lesen, und die beschriebenen Details der jeweiligen Schauplätze und Charaktere lassen authentische Bilder der entsprechenden Epoche vor dem inneren Auge des Lesers entstehen. Dabei ist immer wieder auch etwas Schalkhaftes zu erkennen, was zwischen den Zeilen oder zuweilen auch ganz deutlich aufblitzt, und das mir gut gefallen hat. Stefan Winges traut aber auch dem Leser einiges zu, denn die Vielzahl an französischen Begriffen, die immer wieder in Unterhaltungen ihren Niederschlag finden, werden in keinster Weise erläutert. Für mich war das jetzt kein Problem, ich könnte mir aber vorstellen, dass jemand ohne Französich-Kenntnisse zuweilen irritiert sein dürfte.

    Insgesamt ein angenehmer Lesespaß alter Schule, historisch gekonnt eingebettet in das Köln des auslaufenden 19. Jahrhunderts, was eine gelungene Mischung ergeben hat. Es gibt wohl noch zwei weitere Fälle des Kölner Sherlock Holmes, die ich bei Gelegenheit sicherlich auch gerne lesen werde.

    © Parden

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