Du musst verrückt sein, wenn du trotzdem glücklich bist
Inhaltsangabe zu "Du musst verrückt sein, wenn du trotzdem glücklich bist"
Gebundenes BuchWas heißt es, im gegenwärtigen Südafrika eine junge Frau zu sein? Masechaba, früher ein wildes, rebellisches Mädchen, ist heute Assistenzärztin mitten in Johannesburg. Der Klinikalltag ist bestimmt vom unterversorgten Gesundheitssystem. Rassismus, Religiosität und Tradition treffen täglich auf die Gegenwart der jungen "Born Free"-Generation Südafrikas. Obwohl Masechaba leidet und tiefen Schmerz in sich trägt, die "Bestie", die alles verdunkelt, passt sie sich dem Alltag mit aller Kraft an. Doch eine Frage bleibt: Wofür lohnt es sich zu kämpfen? Für ein gerechteres System? Für ihre beste Freundin, die intelligente Nyasha aus Simbabwe? Für sich selbst und das eigene Glück?
Südafrikanische Probleme?
‚Die Ausländer fressen uns alles weg‘, ist keine Aussage aus Deutschland, sondern aus Südafrika! Dieser Rassismus war mir bisher nicht bewusst und bewegte mich mit seinen Auswüchsen sehr!
Die Ich-Erzählerin Masechaba schreibt in ihr Tagebuch alles, was sie bewegt, ob es die extrem heftigen Regel-Blutungen sind, die ihr Leben einschränken und sie zur Einzelgängerin machen, oder ihre starke Beziehung zu ihrem Bruder und einzigen Freund Tshiamo, der sich das Leben nahm und auch von ihrem Arbeitsalltag als Assistenzärztin, überlastet wie überall auf dieser Welt.
Ich freute mit ihr am Tag ihrer Promotionsfeier und dass sie mit ihrer Freundin Nyasha in eine Wohnung nahe beim Krankenhaus zusammenzog. ‚Nyasha war so tapfer, so witzig, so kompromisslos‘ und aus Simbabwe – sie will immer kämpfen. Von Masechabas Ma (kirchentreu, gottesfürchtig und menschenfreundlich) wird Nyasha jedoch vehement abgelehnt: sie runzelt jedes Mal die Stirn, wenn Nyasha erwähnt wird und probiert auch nie vom Essen, das diese gekocht hat. Einfach aus dem Grund, weil Nyasha Ausländerin ist.
Ich las von den Nachrichten, die im Fernsehen liefen und von brennenden Baracken, brennenden Läden und verbrannten Menschen berichteten - von fremdenfeindlicher Gewalt, die sich wie ein Buschfeuer ausbreitet.
Und dann werden wir ca. in der Mitte des Buches mit der ‚Korrekturvergewaltigung‘ Masechabas konfrontiert und danach ist nichts mehr, wie es vorher war. Das anschließende Hadern mit Gott in ihrem Tagebuch geht gewaltig unter die Haut! Ebenso die Reaktion von Nyasha mit ihrem Rat, es niemanden zu erzählen, weil es den Weißen nur noch mehr Munition gäbe, ‚uns niederzumachen‘!
Ernüchternd und erschütternd die Erkenntnis der Protagonistin auf S. 169: „Ich bin nur ein weiterer Fall für die südafrikanische Vergewaltigungsstatistik. An meiner Geschichte ist nichts Besonderes, sie passiert überall, tagtäglich. Es spielt keine Rolle, dass ich hochgebildet bin, dass ich eine Petition aufgesetzt habe, die es bis in die Zeitung geschafft hat. Ich habe eine Scheide. Nur das zählt.“
Die 1985 geborene Autorin Kopano Matlwa, auch Ärztin, ausgezeichnet mit dem European-Union-Literary Award, hat mich mit diesem Roman gewaltig aufgewühlt: in der klaren Sprache und ihren zahlreichen Hinweisen auf die vorhandenen Missstände. Von ihr hoffe ich, noch weitere Bücher lesen zu können! Deshalb: überzeugte 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!
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