Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe

Buchseite und Rezensionen zu 'Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe' von Bettina Storks
4.75
4.8 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe"

Format:Taschenbuch
Seiten:451
Verlag:
EAN:9783746637976

Rezensionen zu "Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe"

  1. Dora Maar war mehr als eine Muse Picassos

    Dora Maar. Kennst du sie schon? Sie war (die) eine Geliebte und Muse von Pablo Picasso. Ach, du kennst auch ihr Meisterwerk? Ein Bild, dass die Fotografin Dora Maar sich förmlich „ergaunert“ hatte, das aber für sehr großes Aufsehen unter den damaligen Surrealisten der 1930 Jahre sorgte. Das Portrait Père Ubu (1936)

    Dora Maar, das ist nicht ihr richtiger Name. Sie kam als Henriette Theodora Markovitch auf die Welt. Ihre Mutter stammt aus Frankreich und ihr Vater aus Kroatien. Sie spricht fließend Spanisch, Französisch und Englisch. Dora Maar ist groß und dunkelhaarig. Mystisch, irgendwie anders als die anderen Pariserinnen und sie zog die Aufmerksamkeit Pablos auf sich.

    Auf der Suche nach der Liebe

    Dora Maar sucht eine Liebe, die nicht nur körperlich ist. Sie sucht jemanden, der ihr ebenbürtig ist. Pablo Picasso scheint da genau der Richtige zu sein. Sie weiß, wo sie ihn treffen kann. Wunderschön zurecht gemacht, trifft sie die Entourage des großen Meisters in einem Café in Paris. Theatralisch setzt sich die schöne Frau an einen Tisch. Mit einem scharfen Messer sticht sie in die Zwischenräume ihrer gespreizten Finger, ihrer auf dem Tisch liegenden Hand. Picasso sieht ihr gebannt zu. Am Ende bitte er sie um ihren blutverschmierten Handschuh, den er sich in seinen Trophäenschrank legen wird.

    Ab diesem Augenblick ist er vernarrt in Dora und sie führen eine gebende und nehmende Beziehung. Dora wird für Picasso zur Muse und in den 8 Jahren ihrer Beziehung, steht sie ihm immer wieder Model. Auch wenn es die perfekte Beziehung ist, Pablo kann nicht treu sein.

    Die Kunst ist die Hauptfigur in seinem Leben. Die Nebenbuhlerinnen sind die Frauen. Sie sind austauschbar…
    So Dora’s Aussage in dem Buch auf der Seite 142

    Dora nur als Muse und Model für Picasso hinzustellen, ist nicht richtig. Sie war mehr. Denn in ihr schlummerte die Kunst, genauso wie in all den Männern, die Picassos und Doras Nähe suchten. Sie war eine ausgezeichnete Malerin und Fotografin ihrer Zeit.

    Dora Maar, eine Ausnahmekünstlerin

    Mich hat die Geschichte Dora Maars in ihren Bann gezogen. Das Buch liest sich ganz wunderbar. Ich wusste so wenig über diese kreative und hochintelligente Frau, dabei kenne ich doch so einige ihrer Kunstwerke und noch mehr die Bilder, die Picasso von ihr gemalt hatte. Wieder einmal steht eine Ausnahmekünstlerin im Schatten eines extravaganten Mannes. Die Autorin hat ihre Informationen über Dora Maar zu einem sehr ansprechenden Roman verarbeitet. Gefühlvoll, traurig, enthusiastisch und unterhaltend.

    ...Ich habe den zwei Gesichtern der Liebe ins Antlitz gesehen, und das Leben hat mich immer wieder gezwungen, neue Wurzeln zu schlagen… (Seite 348)

    Der Roman ist keine Biografie! Vieles ist fiktiv. Die Autorin Bettina Storks beschreibt, wie sie mit der Figur Dora Maar ihren wunderbaren Roman geschrieben hat. Mir war, als hätte ich einen Blick in das Leben Maar’s, an der Seite Picassos werfen dürfen.

    Ich hätte mir mehr Bilder in dem Buch gewünscht. Am Ende findet man eine Auflistung all der erwähnten Werke. Ich hatte allerdings auch „nur“ das E-Book. Vielleicht ist das in einem analogen Buch anders.

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  1. Eine lange unterschätzte, beeindruckende Künstlerin und Frau

    „Ich will keinen Himmel voller Geigen, ich möchte Pauken, Posaunen und Trompeten und das Aphrodisiakum nicht enden wollender Gespräche. Was ich brauche, ist ein Mann auf Augenhöhe, einer mit Esprit.“ (Zitat Pos. 495)

    Inhalt
    Als Dora Maar 1936 Pablo Picasso in Paris kennenlernt, ist sie zwar erst neunundzwanzig Jahre alt, aber bereits eine bekannte, erfolgreiche Fotografin mit einem eigenen Atelier. Sie ist Teil der Pariser Kunstszene und, noch wichtiger, Mitglied der Pariser Surrealisten, befreundet mit Man Ray, André Breton und Paul Éluard. Die Beziehung zwischen der exzentrischen Dora und dem wesentlich älteren, egozentrischen Pablo ist leidenschaftlich und intensiv. Bald ist die eigenständige Künstlerin Dora Maas nur mehr die Muse von Picasso, in seinen Schatten gedrängt. In ihrer Liebe bemerkt sie das zunächst kaum. Doch Picassos Genie verlangt immer wieder nach neuen Herausforderungen und neuen Musen. 1943 lernt Picasso die erst einundzwanzig Jahre alte Françoise Gilot kennen.

    Thema und Genre
    Dieser Roman, in dessen Mittelpunkt die leidenschaftliche, problematische Beziehung zwischen der Künstlerin Dora Maas und Pablo Picasso steht, spielt in der Künstlerszene der Weltstadt Paris, ein wichtiges Thema ist das Leben während der Besatzungszeit und die Entstehung des berühmten Gemäldes „Guernica“. Vor allem aber geht es um die eigenständige, vielseitige Künstlerin Dora Maar, die von den internationalen Kunstkritikern viele Jahre lang nur als eine der Frauen im Leben und auf den Bildern von Picasso gesehen worden war.

    Charaktere
    Auch wenn manche Szenen und Ereignisse fiktiv sind, die Personen sind real und bis in die kleinsten Details sehr umfassend und einfühlsam recherchiert.

    Handlung und Schreibstil
    Der Roman umfasst die Jahre Jahre 1928 bis 1956 in Paris und in der Provence, beginnt mit einem Prolog 1925 und endet mit einem Epilog im Jahr 2019. Erinnerungen ergänzen die aktuelle Handlung, die chronologisch erzählt wird. Die Geschichte besticht durch die vielen lebhaften Details der Beschreibungen von Paris in diesen wichtigen Jahren, der schillernden Kulturszene in der Zwischenkriegszeit, der französischen Hauptstadt in den Händen der Nationalsozialisten, dem Aufbruch nach Kriegsende und den Schilderungen der besonderen Natur und Menschen der Provence. Auch die realen Biografien von Pablo Picasso und Dora Maas fließen in die fiktive Romanhandlung ein, wodurch sich ein lebendiges, interessantes Gesamtbild ergibt. Der Verlag formuliert in der Beschreibung des Inhaltes „Eine herzzerreißende Liebe …“, was mich beinahe daran gehindert hätte, dieses Buch zu lesen. Doch anders als vermutet ist die Erzählsprache angenehm und unterhaltsam zu lesen und die Geschichte wird nie trivial oder kitschig.

    Fazit
    Bei diesem Roman handelt es sich um Band 18 der Serie „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ und diese interessante, lesenswerte, sehr genau recherchierte Geschichte der Künstlerin Dora Maar besticht durch Realitätsnähe und Lebendigkeit.

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  1. Die Liebe der Skorpione...

    Da ich starke Frauenpersönlichkeiten mag, vor allem wenn sie real existiert haben, war mein Interesse an dem Roman groß und neugierig begann ich mit der Lektüre.

    In der Geschichte geht es um die Fotografin Dora Maar, die einst die Geliebte von Picasso war. Wie haben die beiden sich kennengelernt? Ist das zwischen den beiden wirklich Liebe oder Leidenschaft für sich und die Kunst?

    Der interessierte Leser begleitet Dora, über die ich vorher ehrlich gesagt rein gar nichts wusste, in den Jahren 1925 bis 1956. Mir hat besonders gefallen wie wir sie zunächst als starke Frau und selbstständige Künstlerin erleben, bis sie dann auf den großen Picasso trifft. Es ist schon erstaunlich wie sehr eine andere Person Einfluss auf einen nehmen kann. Dabei wird dem Leser nicht nur die Liebe und Leidenschaft des Paares nahe gebracht, sondern auch das Schaffen der Künstlerin selbst. Es lohnt sich in jedem Fall die erwähnten Kunstwerke zu recherchieren, wenn man sie noch nicht kennt.

    Auch Picasso als schillernder Künstler wird beleuchtet, wobei er bei der weiblichen Leserschaft sicher nicht so gut ankommt. Ich habe jedenfalls ein ums andere Mal den Kopf schütteln müssen über sein Verhalten.

    Eindringlich erzählt wurde zudem die Zeit des Nationalsozialismus und wie die Künstler damit umgehen. Man bekommt also auch jede Menge Historisches geboten.

    Spannend fand ich, dass die bekanntesten Künstler sich alle untereinander kannten und miteinander verkehrt haben. Das war mir gar nicht so bewusst vorher.

    Hatte ich zu Beginn noch etwas Probleme in die Geschichte zu finden, weil das Treffen auf Picasso etwas auf sich warten ließ, so wurde ich doch bald in die Geschichte gesogen als die ersten Spannungen auftauchten.

    Mir hat der Roman eine Künsterlin und Frau nahe gebracht, die viel im Leben gegeben und auch aufgeopfert hat, was mich beeindruckt hat.

    Fazit: Ein unterhaltsamer Roman, der sich besonders gut zwischendurch lesen lässt und ganz nebenbei den Horizont erweitert. Genau so mag ich es. Daher spreche ich gern eine Empfehlung aus.

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  1. Dora Maar

    Henriette Theodora Markovitch (1907 – 1997) ist den meisten wohl unter ihrem Künstlernamen Dora Maar bekannt und dieser Name ist untrennbar mit Pablo Picasso verbunden.

    In Paris geboren und in Buenos Aires aufgewachsen, kehrt sie als junge Frau mit ihrer Familie nach Paris zurück. Sie ist zur Künstlerin berufen, auch wenn die namhaften Akademien Frauen damals noch verschlossen waren. Aber als Fotografin kann sie sich schon sehr früh einen Namen machen. Ihre Bilder waren vom Surrealismus geprägt, mit Doppelbelichtung erzielte sie aussagekräftige Motive und ihre Modefotos waren außergewöhnlich und neu. Sie hatte sich ihren Namen gemacht.

    Als sie Picasso begegnete, war das ein Einschnitt in ihrem Leben. Eine leidenschaftliche Amour fou begann. Dora wurde zum Modell, zur Muse. Doch die Beziehung war nicht einfach. Picasso schätzte Frauen sehr, aber nicht als eigenständige Künstlerin. So wurde Dora Maars Schaffenskraft ausgebremst.

    Bettina Storks hat eine Romanbiografie geschrieben und sich mit Herzblut dieser außergewöhnlichen Frau angenähert. Das Buch hat mich fasziniert und ganz gegen meinen Willen mein Picasso Bild auch verändert. Man kann diese Frau nicht ohne ihren Geliebten erfassen. Die Leidenschaft der Beziehung, aber auch die Leiden, die sie an seiner Seite erdulden musste waren außergewöhnlich. Picasso war notorisch untreu, Frauen faszinierten ihn so lange, bis er sie erobert hat und in sein Netz gezogen hat. Fast könnte man sagen, bis er sie klein gemacht hat, dann löste er sich.

    Für Dora, die familiär auch eine Disposition dazu hatte, endete die Beziehung mit einem Zusammenbruch und einer Depression, die sie ihr restliches Leben begleitet hat.

    Ein Leben aus Fotografien, Schriften und Nachlässen so lebendig zu gestalten, dass ich meinte, die Frau zu kennen, ist der Autorin sehr gut gelungen. Über Dora Maar wurde sehr viel geschrieben und man kann sie ihr natürlich nicht annähern, ohne Picasso mit einzubeziehen. Aber Bettina Storks gibt ihrer künstlerischen Entwicklung und ihrer Originalität als Fotografin den gebührenden Platz. Das hat das Buch für mich ausgezeichnet.

    Das Cover verweist auf die lose Reihe des Aufbau Verlags, die sich den „Mutigen Frauen zischen Kunst und Liebe“ widmet.

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