Die Zarin und der Philosoph

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Zarin und der Philosoph' von Martina Sahler
3.5
3.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Zarin und der Philosoph"

Katharina die Große und die Blütezeit von Sankt Petersburg

Die junge Katharina krönt sich nach einem Putsch selbst zur Zarin. Sie sieht sich als Nachfolgerin von Peter dem Großen und will Russland nach Westen öffnen. Doch die Welt hält den Atem an, kann man der Deutschen auf dem Zarenthron trauen? Preußens König Friedrich II. schickt einen Philosophen nach Petersburg, um die Pläne der neuen Herrscherin auszuspähen. Stephan Mervier ist beeindruckt von Katharina, von ihrer Klugheit, ihrem Charisma, aber Russlands Rückständigkeit und das Elend der Leibeigenen machen ihn wütend. Dabei wächst der Widerstand im Winterpalast längst heran. Eine enge Vertraute Katharinas kämpft auf Seiten der Unterdrückten. Stephan verliebt sich in die mutige Rebellin, die in großer Gefahr schwebt. Denn die Zarin fördert zwar Fortschritt, Bildung und die Wissenschaften, aber ihre Herrschaft ist absolut, und sie setzt ihre Macht mit äußerster Härte durch.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:496
EAN:9783471351789

Rezensionen zu "Die Zarin und der Philosoph"

  1. Ein Spion im Auftrag des Preußenkönigs

    Sankt Petersburg im Jahr 1762: Mit nur 14 Jahren kommt Katharina, geboren als Sophie von Anhalt-Zerbst, als künftige Frau des Thronfolgers an den Hof in Sankt Petersburg. Nach einem Staatsstreich krönt sie sich selbst zur Zarin und will Russland nach Westen öffnen, aber kann man einer Deutschen trauen? Preußens König Friedrich II. schickt einen Philosophen nach Petersburg, um die Pläne der neuen Zarin auszuspionieren. Stephan Mervier ist beeindruckt von Katharinas Klugheit und Charisma, aber die Zustände im Land machen ihn wütend und die Widerstände im Palast wachsen. Eine enge Vertraute Katharinas kämpft mit den Unterdrückten. Stephan verliebt sich in die Rebellin, die in großer Gefahr schwebt. Denn die Zarin setzt ihre Macht mit äußerster Härte durch…

    „Die Zarin und der Philosoph“ ist der zweite Band der Sankt-Petersburg-Reihe von Martina Sahler, der unabhängig vom ersten Teil gelesen werden kann.

    Meine Meinung:
    Der Roman besteht aus drei Büchern, die wiederum in insgesamt 32 Kapitel aufgeteilt sind. Zudem gibt es einen Prolog und einen Epilog. Die Handlung umfasst die Jahre 1761 bis 1775. Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven. Dieser Aufbau funktioniert gut.

    Der Schreibstil ist keinesfalls seicht oder anspruchslos, aber dennoch anschaulich, lebhaft und leicht verständlich. Das Verhältnis zwischen wörtlicher Rede und treffenden Beschreibungen empfinde ich als sehr ausgewogen. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir nicht schwer.

    Mit Katharina steht eine bekannte historische Persönlichkeit im Fokus der Geschichte. Sie wird authentisch dargestellt. Ein anderer interessanter Charakter ist Stephan Mervier, der Philosoph. Er wirkt ebenfalls realitätsnah. Leider ist der Roman mit einer Vielzahl an weiteren Figuren überfrachtet, sodass man beim Lesen immer wieder den roten Faden aus den Augen verliert. Eine Personenübersicht hilft jedoch bei der Orientierung und gibt Auskunft, welche Charaktere tatsächlich existiert haben.

    Auch inhaltlich ist die Geschichte recht komplex und vielschichtig. Der Leser erfährt viel über die russische Geschichte und die Umstände im 18. Jahrhundert in Sankt Petersburg. Sehr gerne habe ich außerdem etwas über Katharina gelernt, wobei sie leider im Roman des Öfteren von anderen Figuren in den Hintergrund gedrängt wird und ich mir eine etwas intensivere Beschäftigung mit ihrer Persönlichkeit gewünscht hätte. Davon abgesehen, werden historische Charaktere und Gegebenheiten im Roman auf gelungene Weise mit fiktiven Ereignissen und Personen verknüpft. Die Zeittafel ergänzt die Informationen der Geschichte. Hilfreich sind drüber hinaus zwei Karten, wovon eine die Stadt um das Jahr 1765 zeigt, die andere Russland um das Jahr 1762. Interessant ist auch das Nachwort, das die fundierte Recherche der Autorin belegt. Somit wird der Roman zur lehrreichen Lektüre.

    Die Handlung ist abwechslungsreich. Die Geschichte hat aber auch einige Längen, was bei knapp 500 Seiten allerdings zu verschmerzen ist.

    Das ansprechend gestaltete Cover passt nicht nur zum ersten Sankt-Petersburg-Band, sondern auch zum Genre. Der Titel ist eingängig, prägnant und treffend gewählt.

    Mein Fazit:
    Mit „Die Zarin und der Philosoph“ ist Martina Sahler ein solider historischer Roman gelungen, der sowohl unterhaltsam als auch lehrreich ist. Trotz kleinerer Schwächen hat er mir schöne Lesestunden bereitet.

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  1. Die Philosophin auf dem Zarenthron

    Dieser zweite St. Petersburg-Roman, „Die Zarin und der Philosoph“, von Martina Sahler beinhaltet 496 Seiten und ist im Mai 2019 bei List erschienen.
    Friedrich II schickt den jungen Philosophen Stephan Mervier an den Hof der russischen Zarin Katharina, um diese auszuspionieren. Doch bald schon zeigt ihm ein Blick hinter die Kulissen die Schattenseiten der Romanow-Dynastie. Als er dann noch in Kontakt zu kritischen Denkern tritt, nimmt sein Leben eine neue Wendung – und nicht nur seins.
    Dieser historische Roman umfasst die Jahre 1761 bis 1775, also einen Teil der Regentschaft Katharinas der Großen. Die poetische, detaillierte Beschreibung St. Petersburgs und seiner Umgebung zur Zeit dieser Regentin, der lebendige, nicht anspruchslose Schreibstil der Autorin sowie die Liebesgeschichte und Einzelschicksale vor dem Hintergrund dieser Epoche lassen den Roman anfangs zu einem Pageturner werden. Auch sind sie in der Regel ein Garant für den Erfolg eines Buches.
    In der Tat lässt Martina Sahler das zaristische Russland hier wieder aufleben. Die realistische, widersprüchliche Darstellung der Zarin, auf der einen Seite der Aufklärung zugewandt, auf der anderen Seite aber fest in der Autokratie verankert, der greifbar nahe Gegensatz zwischen Reich und Arm, der wohl in keiner europäischen Metropole so allgegenwärtig war wie in St. Petersburg, sowie ausgewählte Szenen aus dem Pugatschow-Aufstand zeugen von einer guten Recherche. Auch andere geschichtliche Ereignisse werden aufgegriffen und geschickt lässt die Autorin fiktive und historische Persönlichkeiten miteinander interagieren, wobei das Fiktive eindeutig dominiert.
    So gelungen die historische Darstellung an sich ist, so sehr fehlt es ihr und der Geschichte jedoch an Tiefe. Gedanken über Autokratie (kannte Russland je etwas anderes?) oder der Sinn und Unsinn von blutigen Revolten sowie die Frage nach Alternativen werden zwar angerissen, z.B. wenn Andrej während der Pugatschow-Revolte in einen „Blutrausch“ gerät, jedoch leider nicht zu Ende geführt. Hier hätte etwas mehr Weitsicht gut getan, die die Gedanken auf geschichtliche Entwicklungen allgemein hätte führen können.
    Auch die Liebes- und Lebensgeschichten an sich bleiben eher an der Oberfläche, was wohl auch dem Umfang des Buches geschuldet ist: Um so viele Einzelschicksale vor historischer Kulisse umfassend und mitreißend darzustellen, reichen fast 500 Seiten einfach nicht aus. So fiel es mir beim Lesen eher schwer, mich wirklich in die Charaktere hineinzuversetzen, mit ihnen mitzuleiden und mitzufühlen. An einigen Stellen, z.B. Lorenz‘ Annäherungsversuch an Boris, der die Handlung in keiner Weise beeinflusst hat, habe ich das Gefühl, die Autorin wolle einfach nur den Geschmack einer möglichst breiten Leserschaft abdecken. Auch das Ende, das zwar spannend und überraschend, gerade aber auch deswegen wenig glaubhaft ist, weckt in mir diesen Eindruck.
    Die Ausstattung des Buches indes lässt kaum Wünsche offen: Die Karten in der Buchklappe, die Personenliste, in der historische und Hauptpersonen extra gekennzeichnet sind, die Zeittafel sowie das Nachwort mit Angaben zur Recherche der Verfasserin helfen bei der Orientierung. Das Cover zeigt ein Gemälde mit Blick auf St. Petersburg zu Beginn des 19. Jahrhunderts und komplettiert den guten äußeren Eindruck.
    Insgesamt legt hier Martina Sahler einen soliden, publikumsgerechten historischen Roman vor, den zu lesen sich absolut lohnt, der aber eben doch eher an der Oberfläche kratzt. Von mir gibt es dennoch eine klare Leseempfehlung für alle Liebhaber/innen historischer Romane, da ich nicht verhehlen will und kann, dass ich wohl einfach mit größeren Ansprüchen an das Werk herangegangen bin.

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