Die Witwe

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Witwe' von Fiona Barton
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4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Witwe"

„Von Anfang an waren wir am Ort des Geschehens, und doch konnten wir das Schreckliche nicht aufhalten. Schlimmer noch: Unser Erscheinen hat alles erst richtig in Gang gesetzt …“

Thüringen im späten 8. Jahrhundert. Im entlegenen Zipfel des Frankenreiches regiert noch das archaische Gesetz der Blutrache. Streitfälle werden durch Gottesgerichte entschieden, oft grausam und zugunsten der Stärkeren. Odo und Lupus sollen hier die neue, humane Rechtsordnung Karls des Großen durchsetzen – und bringen sich in Lebensgefahr, als sie in eine mörderische Fehde zwischen zwei Adelsfamilien verwickelt werden …

„Kriminalgeschichten aus der Zeit Karls des Großen versprechen ein ganz besonderes Vergnügen. Denn bei diesen Streitfällen wird nicht nur ein Rechtsbruch geschildert, sondern der Leser erfährt auch eine Menge über die Sitten und Unsitten jener Zeit. Und Robert Gordian erzählt mit Bravour.“ Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln

Jetzt als eBook: „Die Witwe“ von Robert Gordian. dotbooks – der eBook-Verlag.

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:432
Verlag: Wunderlich
EAN:9783805250979

Rezensionen zu "Die Witwe"

  1. Die Witwe (Gut)

    Robert Gordian
    Die Witwe: Odo und Lupus, Kommissare Karls des Großen
    dotbooks Verlag

    Autor: Robert Gordian (1938–2017), geboren in Oebisfelde, studierte Journalistik und Geschichte und arbeitete als Fernsehredakteur, Theaterdramaturg, Hörspiel- und TV-Autor, vorwiegend mit historischen Themen. Seit den neunziger Jahren verfasste er historische Romane und Erzählungen. (Quelle: dotbooks Verlag)

    Odo und Lupus sind im Auftrag von Karl des Großen unterwegs, um die Einhaltung der Gesetze zu überprüfen. Zusammen mit einem Führer und einer Gruppe Reiter, sind die Beiden in Thüringen unterwegs, um den Bau der Straßen zu kontrollieren. Auf Ihrem Weg treffen sie auf eine Frau, welche in einer Höhle steht und eine Warnung in Richtung der Gruppe ausspricht. Diese Warnung erschreckt die Männer so sehr, dass der Führer flieht. Als auch der Frau die Flucht gelingt, entschließen die Männer sich dazu, Unterschlupf in der Höhle zu suchen, da sich ein Gewitter zu nähern scheint. Als die Gruppe Ihren Weg nach dem kurzen Gewitter fortsetzt, wird sie durch eine versperrte Straße aufgehalten. Als sie dann schließlich Ihr Lager für die Nacht aufgeschlagen haben, erreicht sie eine Einladung.

    Der historische Krimi “Die Witwe” hat insgesamt 227 Seiten, die in 12 Kapitel aufgeteilt sind. Die Kapitelüberschriften sind dabei neutral gehalten und stechen nicht besonders hervor.
    Was gleich zu Beginn der Geschichte auffällt, ist die Tatsache das wir die Story als Erzählung an Karl des Großen lesen. Der Leser liest also quasi die Mitschrift von Lupus, die als Bericht über die Mission gedacht ist.
    Das Buch ist sehr stimmig und passend zur erzählten Epoche geschrieben. Dabei begegnen dem Leser im Laufe des Buches recht viele Namen und auch Wörter, die einem unter Umständen unbekannt sind. Dies trägt zwar zur Stimmigkeit des Buches bei, hat auf der anderen Seite aber den Nachteil, dass man sich als Leser recht viel merken muss im Laufe der Story. Besonders bei Handlungen mit schnellwechselnden Personen fällt das Folgen teilweise nicht leicht. Hier wurde mitgedacht und freundlicherweise steht ein Glossar zur Verfügung, auf das auch gleich zu Beginn des Buches hingewiesen wird (so erspart man sich den Frust, weil man direkt zu Beginn weiß das alles erklärt wird). Besonders in den Dialogen passt die gewählte Sprache nahezu perfekt und vermittelt dem Leser ein wenig der damals herrschenden Umgangsformen.
    Die Charaktere und deren Beschreibung im Laufe des Buches wird kontinuierlich mit neuen Informationen erweitert, sodass der Leser ein immer genaueres Bild der Charaktere bekommen kann. So ist das Einfühlen und eventuelle Miträtseln bei diesem Buch gut möglich.
    Die Story ist teilweise etwas sprunghaft und es gibt relativ viele Handlungsstränge, die der Leser folgen muss. Die Handlungsstränge bleiben dabei bis zum Ende des Buches recht verwoben, auch wenn es gegen Ende im Laufe der Story eine Zusammenfassung gibt.

    Cover: Das Cover ist im Hintergrund braun und wirkt so wie eine Depesche (was auch zum Buch passen würde, da dies wie ein Bericht verfasst worden ist). In der Unteren Hälfte des Covers finden wir eine Abbildung zweier Personen, bei denen es sich wohl um Odo und Lupus handelt. So bekommt der Leser ein Bild von den beiden Hauptpersonen des Buches. Im Hintergrund sehen wir eine Art Höhle, die dem Leser ebenfalls im Laufe des Buches begegnen wird. Über dem Bild steht der Titel des Buches, welcher durch sein Format sehr gut zur Zeit passt, in der das Buch spielt.
    Insgesamt ist das Cover stimmig und spiegelt einige Aspekte des Buches wieder, wodurch es gut zum Buch passt.

    Fazit: Ich habe dieses Buch für recht wenig Geld noch als gebundene Ausgabe gekauft und bereue die Investition nicht. Auch die knapp 6 Euro für das eBook sollten besonders für Krimifans kein Hindernis sein. Auf alle Leser wartet ein stimmiges und gut zu lesendes Abenteuer, aus einer vergangenen Zeit, dass für einige Stunden Unterhaltung sorgt. Von mir gibt es 4/5 Sterne.

    Klappentext: Thüringen im späten 8. Jahrhundert. Im entlegenen Zipfel des Frankenreiches regiert noch das archaische Gesetz der Blutrache. Streitfälle werden durch Gottesgerichte entschieden, oft grausam und zugunsten der Stärkeren. Odo und Lupus sollen hier die neue, humane Rechtsordnung Karls des Großen durchsetzen – und bringen sich in Lebensgefahr, als sie in eine mörderische Fehde zwischen zwei Adelsfamilien verwickelt werden … (Quelle: dotbooks Verlag)

    Autor: Robert Gordian
    Titel: Die Witwe: Odo und Lupus, Kommissare Karls des Großen
    Verlag: dotbooks Verlag
    Genre: Krimi
    Seiten: 227
    Preis: 5,99
    Veröffentlichung: 2013 (Originalausgabe erschien 1996)
    ISBN: 9783955202576

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    04. Feb 2017 

    Geheimnisse einer Ehe...

    Die kleine Bella Elliott ist verschwunden - mit ihren gerade einmal zwei Jahren spurlos aus dem Garten vor ihrem Haus. Die Mutter Dawn ist verzweifelt, nur kurz hat sie ihre Tochter unbeaufsichtigt gelassen. Aber sie glaubt fest daran, dass Bella noch lebt. Doch wer hat das kleine Mädchen entführt? Und weshalb?

    Glen Taylor gerät in den Fokus der Ermittlungen. Er lebt alleine mit seiner Frau in einem kleinen Häuschen und arbeitet für ein Lieferunternehmen. Für seine Frau Jean steht fest, dass es sich hier nur um einen riesigen Irrtum handeln kann, zumal Glen stets beteuert, dass sich alles aufklären wird. Doch die Polizei findet immer mehr Indizien und nimmt Glen schließlich fest.

    Bob Sparkes ist der ermittelnde Kommissar, und trotz all seiner Berufserfahrung geht ihm der Fall nahe. Er setzt alles daran, den Fall zu lösen und Bella zu finden - lebendig oder tot. Dafür arbeitet er sogar mit der Journalistin Kate Waters zusammen, die alles daran setzt, gute Schlagzeilen für ihre Zeitung zu bekommen. Doch vor Gericht muss Sparkes eine bittere Niederlage einstecken - Glen Taylor wird freigesprochen und bekommt dazu noch eine finanzielle Entschädigung.

    Kurze Zeit später ist Glen Taylor tot und Jean Witwe. Die Frau, die während der Ehe stets ein graues Mäuschen war und sich der Dominanz ihres Mannes gebeugt hat, gerät nun in den Fokus des Interesses der Polizei wie der Presse. Was weiß die Witwe?

    Ich erzähle ihr, wie es mir damals ging: dass ich zu schockiert war, um zu sprechen, und noch eine Stunde, nachdem die Polizei wieder weg war, starr wie eine Statue mitten in der Diele stand. - "Hatten Sie je Zweiefel an ihm? Kam Ihnen je der Gedanke, er könnte darin verwickelt sein, Jean?" - Ich schlucke einen Mundvoll Kaffee hinunter und schüttle den Kopf. Auf diese Frage habe ich gewartet - das hat mich die Polizei wieder und wieder gefragt (...) "Wie hätte ich je glauben können, er wäre in so etwas Schreckliches verwickelt gewesen?", sagte ich. "Er liebte Kinder. Wir beide liebten Kinder." (S. 337 f.)

    Fiona Barton präsentiert hier keinen reißerischen Thriller, sondern psychologische Spannung mit vielen Wendungen. Über vier Jahre spannt sich der Bogen der Erzählung, vier Jahre Suche nach der kleinen Bella, vier Jahre Ermittlungen, vier Jahre Eheleben, vier Jahre Sensationsjournalismus. Durch wechselnde Perspektiven und Zeitsprünge gewährt die Autorin Einblicke in die Gedankenwelt vieler in den Fall involvierter Personen - Jean als Ehefrau des Verdächtigen steht dabei neben ihrem Mann im Fokus des Geschehens.

    Der Versuch, die Ehe trotz allem aufrecht zu erhalten, kostet Jean alle Kraft, und hätte sie ihre Pillen nicht, ihre kleinen bunten Helfer, würde sie unter dem ständigen Druck vermutlich zusammenbrechen. Die Polizei, die nicht locker lässt, auch nicht nach dem Freispruch vor Gericht, die Journalisten, die seit Jahren immer wieder vor ihrem Haus stehen und versuchen, ihr oder ihrem Mann etwas zu entlocken oder zumindest einen Schnappschuss zu ergattern, die zahllosen Anfeindungen der Öffentlichkeit - und Glen, der Jean immer fremder wird. Doch was weiß Jean überhaupt?

    Bei diesem Roman - das Buch wird auf dem Cover nicht als Thriller benannt - gibt es viele Momente, wo einem beim Lesen übel werden kann. Die Verzweiflung der Mutter, die jahrelang um ihr verschwundenes Kind bangt. Die Enge des Ehelebes und die zunehmende Isolierung von Glen und Jean Taylor, die sich irgendwann nichts mehr zu sagen haben. Die Vorstellung, was mit der kleinen Bella passiert sein könnte. Die Sisyphusarbeit der Polizei, die mühselig und über Jahre hinweg versuchet, kleinste Puzzleteile zu finden und anschließend zu einem Bild zusammenzulegen, doch das entscheidende Teil einfach nicht finden kann. Und die Arbeit einer Journalistin, bedrängend, verführend, schmeichelnd, versprechend - und dann alles vom Tisch wischend, nur um eine gute Schlagzeile zu erhalten. Fiona Barton, die selbst lange bei der 'Daily Mail' sowie bei der 'Mail on Sunday' gearbeitet hat, schildert gerade diese Seite sehr eindrücklich und authentisch, und manchesmal ekelte es mich richtig an.

    Für mich lebte der Roman von der psychologischen Spannung und der Frage hinter allem: was ist wirklich geschehen? Die Neugierde auf den Ausgang der Geschichte trieb mich immer weiter durch die Seiten, und das Ende fand ich schließlich überraschend aber passend.

    Insgesamt für mich ein gelungenes Debüt mit kleinen Schwächen, das ich gerne gelesen habe.

    © Parden

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