Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt' von Charlotte Roth
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt"

Berlin in den 20er Jahren. Musik, Tanz, Zauberei, Tierdressuren, Akrobatik, Kabarett – Berlins ‚Wintergarten‘ bietet alles, was das Herz begehrt, und so manches, was anderswo undenkbar wäre. Auch die junge Nina von Veltheim ist von Anfang an fasziniert von dem Varieté. Ganz unscheinbar und auf Fotos diejenige, die man gerne mal übersieht – so wirkt sie auf den ersten Blick - aber nur, solange sie stillsteht. Sobald sie in Bewegung gerät, ist sie ein Vulkan, das sagt nicht nur ihr Zwillingsbruder Carlo, und wer sie einmal von ihrer Begeisterung für die Bühne hat sprechen hören, der vergisst sie nie wieder. So ist es denn auch kein Wunder, dass es sie aus der Uckermark ins brodelnde Berlin zieht, wo sie sich ihren Traum vom Theater erfüllen will. Doch anders als viele andere junge Frauen will sie nicht auf den Brettern stehen, die die Welt bedeuten: Sie will ganz nach oben – an die Schalthebel von Theater und Film, an denen Männer sitzen. Ihr Weg wird nicht leicht sein – und gäbe es nicht ihre Freundinnen Jenny und Sonia, die genau wie sie das berühmte Varieté „Wintergarten“ zu ihrem Zuhause machen, könnte sie manches Mal verzweifeln. Der Auftakt zu einer großen Trilogie über drei Frauen und ihren schillernden Freundeskreis und den „Wintergarten“, das berühmte Varieté in Berlin.

Format:Broschiert
Seiten:400
Verlag: Droemer TB
EAN:9783426308844

Rezensionen zu "Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt"

  1. Nicht alles nur Glamour

    Wieder einmal konnte mich die Autorin Charlotte Roth mit dieser Geschichte um das Berühmte Varieté in Berlin packen. Dieser Auftaktband der Wintergarten-Trilogie hat mir wirklich gut gefallen.
    Von Kindesbeinen an zog die Bühne Nina von Veltheim an. Sie ist in der Uckermark großgeworden. Um sich ihren Traum zu erfüllen, ging sie mit gerade 20 Jahren nach Berlin. Das Lebensgefühl in dieser Stadt sagt ihr zu. Aber schnell muss sie auch erkennen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Doch sie nimmt die Entbehrungen und Hemmnisse in Kauf, denn sie hat ein Ziel. Sie will nach oben. Zum Glück gibt es ihre Freundinnen Jenny und Sonia. Auch sie haben diesen Traum und gemeinsam wollen sie ihn wahr werden lassen.
    Das Berlin der Zwanziger Jahre ist schillernd und verspricht Freiheit. Aber es gibt auch die andere Seite, die voller Not und Elend ist. Das alles stellt die Autorin authentisch und gut dar. Den Schreibstil von Charlotte Roth mag ich sehr.
    Auch die Charaktere sind wundervoll dargestellt. Ich mochte Nina und ihre Freundinnen von Anfang an. Nina verlässt das elterliche Gut in der Uckermark, um sich ihren Traum zu erfüllen und sie lässt sich durch Widrigkeiten nicht abschrecken. Mit Temperament und Beharrlichkeit geht sie ihren Weg und macht es anderen nicht immer leicht mit ihrer Art. Dabei ist es gut, dass sie Freundinnen hat, denn gemeinsam ist es doch leichter, den beschwerlichen Weg zu gehen, denn zu jener Zeit haben die Männer das Sagen und sitzen an den entscheidenden Positionen. Auch Ninas Zwillingsbruder Carlo ist ihr eine Stütze.
    Es ist eine interessante und unterhaltsame Geschichte und ich bin schon gespannt darauf, wie es weitergeht.

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  1. Guter Auftakt

    In ihrer neuen Trilogie entführt Charlotte Roth den Leser in das Berlin der 1920er Jahre. Die Stadt taumelt in diesen Jahren zwischen beiden Weltkriegen von einem Extrem ins andere. Auf der einen Seite wird gefeiert, bis die Lichter ausgehen. Der Champagner fließt in Strömen, die Nächte werden durchgetanzt. Wer es sich leisten kann, macht die Nacht zum Tag und feiert das Leben. Auf der anderen Seite dagegen herrscht große Note und Hunger durch die voranschreitende Entwertung des Geldes. Viele wissen nicht, ob sie am nächsten Tag noch ein Dach über dem Kopf haben oder etwas zu Essen auf dem Tisch.

    Diese verschiedenen Stimmungen hat Charlotte Roth wirklich eingefangen. Quirlig und auch mitunter temporeich wird die Geschichte erzählt. Manchmal muss man als Leser wirklich einmal pausieren und tief Luft holen, weil es etwas sehr zügig vorangeht.

    Ihre Figuren finde ich größtenteils gelungen und gerade die Familie von Veltheim kann da mit ein paar besonderen Exemplaren aufwarten. Sei es die naive aber absolut herzensgute Tante Sperling oder die pragmatische und nüchtern erscheinende Oma Hulda – beide haben mich auf ihre eigene Art gleich um den Finger gewickelt. Auch die vielen kleinen Nebenfiguren aus Ninas Kompanie finde ich toll. Jede kommt mit ihren eigenen Träumen und Sorgen zu Wort und es macht die Geschichte dadurch erst richtig komplett.

    Nur mit Nina werde ich leider nicht so richtig warm. Ihr Tempo, mit dem sie ihre Mitmenschen regelrecht überfällt, in dem sie lebt und spricht und ihre Ideen entwickelt, empfand ich teilweise als ein wenig überrollend. Sie betrachtet sich als moderne Frau, hat aber (zunächst) eigentlich keine konkreten Vorstellungen, was dies bedeuten soll. Und so wiederholt sie diese Floskel so häufig, dass es mit der Zeit ungläubig auf mich wirkt. Sie ist so versessen darauf, unabhängig von Männern zu leben, dass sie völlig übersieht, wann Hilfe von einem Mann auch angenommen werden kann ohne das ihre Position als Frau untergraben werden soll. Das artet bei ihr schon fast in eine Art Manie aus. Zwei Punkte, die mich ehrlicherweise sehr genervt haben.

    Im Mittelteil hat das Buch die eine oder andere Länge. Das finde ich aber verschmerzbar, denn es ist der Auftakt einer Trilogie und der Leser soll möglichst umfangreich an das ganze Setting und die Figuren herangeführt werden. Es gibt viele kleine Episoden, die die ganze Geschichte sehr herzlich machen und die Zerrissenheit der Menschen in dieser Epoche auch widerspiegeln. Es lässt sich toll lesen, man wird prima unterhalten und lernt eine besondere Zeit in Deutschland ein bisschen besser kennen.

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