Die Unscheinbaren

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Unscheinbaren' von Dirk Brauns
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Inhaltsangabe zu "Die Unscheinbaren"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:336
EAN:9783869711881

Rezensionen zu "Die Unscheinbaren"

  1. 4
    24. Sep 2020 

    Wenn deine Eltern Spione sind

    Der Roman beginnt im Februar 1965. Der 18jährige Martin Schmidt wird aus der Wohnung seiner Freundin Angelika abgeholt. Am Tag zuvor hat die Stasi seine Eltern verhaftet. Sie sollen jahrelang für den BND spioniert haben. Martin soll nun aussagen, was er von den geheimen Aktivitäten seiner Eltern wusste. Zitat: „Doch dass seine Eltern Spione sind, weiß er seit langem Er kennt keine Hintergründe, er kann es weder verstehen, noch wirklich einordnen oder beurteilen, aber er weiß es. Es ist der Fluch seines Lebens, und er wird jetzt losrennen müssen, um damit fertigzuwerden.“ ( S. 13)
    Mutter und Vater werden verurteilt, kommen in das Gefängnis Hohenschönhausen. Für Martin beginnt eine schreckliche Zeit. Er ist als Kind von Staatsverrätern zahllosen Repressionen und Diffamierungen ausgesetzt. Die Großmutter überlebt die Schande nicht.
    Ein paar Jahre später werden die Eltern von der BRD freigekauft. Martin geht mit ihnen in den Westen und lässt dafür seine Freundin zurück.
    Seitdem sind 50 Jahre vergangen. Martin lebt nun als Tierarzt in Oberbayern, mittlerweile wieder allein. Vor einem Jahr ist seine Frau gestorben, die Tochter wohnt mit ihrer Familie in San Francisco.
    Da kommt eine Anfrage vom Spionagemuseum in Berlin. Martin soll als Zeitzeuge interviewt werden. Seine 90jährige Mutter, stur wie eh und je, ist strikt dagegen, die damalige Geschichte wieder aufzurollen. Doch Martin sagt zu und damit beginnt für ihn eine Reise in die Vergangenheit. Er fährt nach Berlin, besucht das ehemalige Elternhaus, befragt Leute von damals und wühlt in den Akten des MfS und des BND.
    Dabei geht es ihm um die Frage, was hat die Eltern damals bewegt, die Familie in eine solche Gefahr zu bringen. War es der Hass auf den ungeliebten Staat oder doch nur die Gier nach westlichen Konsumgütern wie Kaffee und Strumpfhosen, Auto und Fernseher? Oder das Westkonto, obwohl der Zugriff darauf nach dem Mauerbau nicht mehr möglich war ? Und wer hat eigentlich damals die Eltern verraten und wer hat von ihrer Inhaftierung profitiert?
    Martin findet bei seinen Recherchen nicht die Antwort auf alle Fragen. Dafür begegnet er seiner damaligen Freundin Angelika wieder und es entwickelt sich eine erneute Liebesbeziehung zwischen den beiden.
    „Die Unscheinbaren“ ist kein fesselnder Agentenroman mit Verfolgungsjagden und spektakulären Actionszenen wie in einem James Bond Film. Was die Eltern ausspionieren , ist eher banal. Der Roman zeigt stattdessen die Auswirkungen der Agententätigkeit auf die Familie bis in die Gegenwart hinein. In einer klaren, präzisen Sprache schafft der Autor atmosphärische Dichte und glaubwürdige Figuren. Es ist eine Familiengeschichte, die uns noch einmal die Zeit des Kalten Krieges nahe bringt.
    Dirk Brauns verarbeitet in seinem Roman die Geschichte seiner Großeltern. Sein Vater musste als Jugendlicher ihre Verhaftung miterleben. Dieser wahre Hintergrund verleiht dem Roman zusätzliche Bedeutung.

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