Die Tribute von Panem. Tödliche Spiele

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Tribute von Panem. Tödliche Spiele' von Suzanne Collins
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2 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Tribute von Panem. Tödliche Spiele"

Nordamerika existiert nicht mehr. Kriege und Naturkatastrophen haben das Land zerstört. Aus den Trümmern ist Panem entstanden, geführt von einer unerbittlichen Regierung. Alljährlich finden grausame Spiele statt, bei denen nur ein Einziger überleben darf. Als die sechzehnjährige Katniss erfährt, dass ihre kleine Schwester ausgelost wurde, meldet sie sich an ihrer Stelle und nimmt Seite an Seite mit dem gleichaltrigen Peeta den Kampf auf. Wider alle Regeln rettet er ihr das Leben. Katniss beginnt zu zweifeln - was empfindet sie für Peeta? Und kann wirklich nur einer von ihnen überleben? Eine faszinierende Gesellschaftsutopie über eine unsterbliche Liebe und tödliche Gefahren, hinreißend gefühlvoll und super spannend.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:416
Verlag: Oetinger
EAN:9783789132186

Rezensionen zu "Die Tribute von Panem. Tödliche Spiele"

  1. 1
    05. Dez 2022 

    Für Erfolg braucht es scheinbar keine literarische Qualität.

    Rezension:
    Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele

    Prämisse

    Im Amerika der Zukunft, welches nun Panem heißt und in 13 Distrikte unterteilt ist, regiert das diktatorische Kapitol. Nach einer gescheiterten Revolution vernichtete das Kapitol Distrikt 13 und führte die alljährlichen Hungerspiele, ein bei welchen aus jedem der übriggebliebenen 12 Distrikte per Losverfahren jeweils ein Junge und Mädchen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren ausgewählt wird. Die Auserwählten müssen sich in einer Arena gegenseitig töten, bis nur noch eines der sogennanten Tribute übrigbleibt. Bei der vierundsiebzigsten Austragung der Hungerspiele wird die 12jährige Primrose Everdeen ausgewählt, doch ihre 16jährige Schwester Katniss meldet sich ihrer anstatt freiwillig.

    Die Folgende Rezension enthält massive Spoiler.

    Positiv:

    Entgegen der allgemeinen Meinung konnte ich leider nicht viele positiven Aspekte in diesem Buch finden, die da wären: Die Szene in welcher Katniss sich für ihre Schwester meldet, die Sponsoren-Spanferkelszene, einige kurze Gedanken zu den Distrikt 1 Jungen und – auf humoristischer Ebene -
    einige Szenen mit Haymitch.

    Negativ:

    1. Falsche Erzählperspektive: Das gesamte Buch wird aus der Ich-Perspektive von Katniss erzählt.
    Dadurch ergeben sich in diesem und den folgenden Büchern einige gewaltige Probleme. In „Tödliche Spiele“ verpasst der Leser die erwähnten tödlichen Spiele größtenteils, was durch den Umstand, dass Katniss sich überwiegend versteckt noch verstärkt wird. Das wesentlich größere Problem ist jedoch, dass durch diese Perspektive der Ausgang der Spiele bereits im Vorhinein feststeht. Sollte Katniss sterben gibt es schließlich niemanden mehr der die Geschichte weitererzählen könnte, da sie die einzige Verbindung des Lesers zu der Geschichte darstellt. Es wäre in etwa so als würde man ein Fernsehkabel kappen. Wäre das Buch aus mehreren Perspektiven geschrieben, wäre es spannender und die Figuren ließen sich tiefgründiger charakterisieren.

    2. Oberflächliche schwarz-weiß Einteilung: Katniss wird von Anfang an gerade zu aggressiv in eine Außenseiterrolle gepresst. Selbstredend stammt sie aus dem ärmsten Teil des allerärmsten Distrikts von Panem und natürlich hat sie ein schweres Leben (seit dem Verlust des Vaters im Alter von 11 Jahren durch ein Minenunglück ist sie praktisch das Familienoberhaupt) und stellt dabei auch noch fest, dass die anderen Tribute fast ausnahmslos größer und stärker sind als sie. Aber selbstverständlich ist sie trotz allem eine herzensgute Person, die sich an ihrer Schwester statt in die Arena begibt, wie bereits erwähnt seit dem 11. Lebensjahr das Familienoberhaupt ist, was auch die Versorgung der Familie durch vom Kapitol illegale Wilderei einschließt und die in der Arena selbstverständlich nur 2 Mal tötet, einmal aus Notwehr/Reflex und einmal aus Mitleid. Sie tut nichts was man allgemein als moralisch verwerflich betrachten könnte. Auf der anderen Seite die bösen soziopathisch anmutenden Karrieretribute, die sich freiwillig melden weil sie die Hungerspiele scheinbar eher als einen Jagdausflug und die anderen Tribute nur als Beute statt als Menschen betrachten und ganz nebenbei natürlich aus den reichsten und privilegiertesten Distrikten (1, 2 und 4) stammen. In der Arena erscheinen die Karrieretribute als eindimensionale Schurken, die alle anderen scheinbar nur aus Spaß töten wollen. Hinzu kommt noch, dass sie (zumindest während der Begegnung mit Katniss) ebenso dumm und inkompetent wie böse sind und damit eher einem Zeichentrickschurken ähneln. Auch Nebenfiguren wie Peeta und Rue sind moralisch unzweideutig (auch wenn es bei Peeta zu Beginn anders zu sein scheint). Lediglich Tresh und Fuchsgesicht sind grauer, jedoch nicht aufgrund vielschichtiger moralischer Ansichten, sondern aufgrund der Tatsache, dass man sie kaum kennenlernt. Dies ist bei einem Todesspielszenario meiner Ansicht nach gerade zu eine schriftstellerische Todsünde.
    Es ist sehr interessant zu sehen, wie die Personen in einem Todesspielszenario handeln. Entpuppt sich das kleine süße Mädchen als Bestie? Steckt in der Haut des rüpelhaften Macho eventuell ein selbstloser Held? Ist der schüchterne Streber in Wahrheit ein hinterlistiges, opportunistisches Mastermind? In diesem Buch handeln die Figuren letzten Endes so wie man es anhand dessen was man in der Vorbereitung sah erwarten konnte.

    3. Furchtbarer Schreibstil: Zu diesem Punkt kann ich – zumindest in diesem Buch - nicht viel sagen. Ich mag ihn einfach nicht. Das einzige was ich wirklich konkret nennen kann ist. dass er für ein solch furchtbares Szenario einfach zu distanziert ist, es wirkt oft so als würde Katniss von den Ereignissen nur im Stile eines Zeitungsartikels berichten. Zudem wirkt irgendwie - auch durch Punkt 5 - vieles wie eine Zusammenfassung statt wie ein Buch.

    4. Katniss ist ein grauenvoll geschriebener Hauptcharakter: Seite 132: "Ich hab dir 50 Fragen gestellt und immer noch keinen Schimmer ... davon was dir wichtig ist.“ Ersetzt die 50 Fragen durch 400 Seiten und ihr habt meinen Punkt. Ich kann zwar die Daten zur Person herunterbeten, weiß jedoch nichts über den Mensch Katniss Everdenn. Ihr Charakter ist an vielen Stellen zu nichtssagend und da wo er es nicht ist erscheint er plötzlich ambivalent. Hier ein Beispiel: Sie hasst die Karrieretribute nicht sondern dass Kapitol - „Es wäre unangebracht den Jungen aus Distrikt 1 zu hassen... Ich hasse das Kapitol, das uns all das antut", aber dann hasst sie die Karrieretribute 2 Seiten später doch. „Mein Hass auf das Kapitol hat meinen Hass auf meine Gegner kein bissen verringert. Besonders auf die Karrieros. Sie wenigstens kann ich für Rues Tod bezahlen lassen“.
    Des weiteren ist eine sie glatte Figur, deren Persönlichkeit keine Ecken und Kanten aufweist. Sie verfügt über keine Charaktereigenschaften, die dazu dienen ihren Heiligenschein anzukratzen und jeder liebt sie sofort (natürlich mit Ausnahme von Killerroboter 1-6). Zu so einer Figur kann ich einfach keine Bindung aufbauen.Was aber auch meiner Ansicht nach eine weitere Todsünde darstellt, ist Katniss's unverwüstliche Plotarmor. Ich habe während der Hungerspiele 7 Situationen gezählt in denen Katniss hätte entweder sterben können oder müssen,welche sie nur durch Glück und oder dass Eingreifen Dritter zu überleben im Stande war. Das schlimmste Beispiel findet sich auf Seite 194 – 218. Auf diesen 22 Seiten passiert folgendes:
    1. Katniss überlebt eine von den Spielemachern erzeugte Feuerwand, verletzt sich jedoch am Bein.
    2. Sie merkt selber an das mindestens ein Tribut - Zitat „ganz in der Nähe“ ist.
    3. Trotzdem hat Katniss genügend Zeit die Brandverletzung an ihrem Bein provisorisch zu behandeln, ihr Gepäck zu ordnen, ihre Flasche mit Wasser aus einem dreckigen Tümpel zu füllen, es zu präparieren (was etwas Zeit in Anspruch nimmt), zu trinken, an einem Kräcker zu knabbern, ihren Schlafsack und ihre Jacke auf Brandschäden zu untersuchen, eine „mindestens dreißig Zentimeter lange Stelle“ am Rücken der Jacke herauszuschneiden, ihre Sachen ordentlich zurechtzulegen, sich eine kleine Mahlzeit zuzubereiten und etwas zu schlafen. Dann und erst dann kommen die Karrieretribute.
    4. Katniss flüchtet sich auf einen Baum und obwohl die Karrieretribute über einen Bogen verfügen versuchen sie erst Katniss kletternd zu erreichen.
    5. Als das misslingt und sie doch versuchen Katniss zu erschießen, stellt sich heraus das niemand von ihnen mit einem Bogen umgehen kann, trotz einer Vorbereitung auf die Hungerspiele von Kindestagen an.
    6. Sie beschließen bis zum Morgen zu warten. Die Person die, als Wache abgestellt ist, schläft ein.
    7. Ein anderer Tribut erscheint in einem benachbarten Baum. aber anstatt Katniss zu töten, gibt sie ihr einen Hinweis wie sie ihrer Lage entkommen könnte.
    8. Der Hinweis besteht darin ein Nest mit genetisch modifizierten Wespen auf die Karrieretribute fallen zu lassen. Es, funktioniert jedoch bekommt auch Katniss einige Stiche ab. Als die Karrieretribute zurückkehren, kommt jedoch erst Peeta an, der Katniss wohlgesonnen ist.
    Sie hätte die Hungerspiele ohne die schützende Hand von Frau Collins niemals gewinnen können. Das Schlimmste zum Schluss. Katniss Everdeens Mitleid und Anteilsnahme ist erschreckend selektiv. Sie gilt nur für Freunde und Familie, alle anderen sind ihr egal. Das plakativste Beispiel findet sich zu Beginn der Hungerspiele, als sie am Füllhorn mit dem Jungen aus Distrikt 9 um einen Rucksack ringt, wobei dieser von einem Messerwurf getötet wird. Sie müssen bedenken, dass dies das erste Mal ist das Katniss dabei zusieht wie ein Mensch getötet wird. Was sind ihre Gedanken dazu? „Ich habe sie ( Das Mädchen aus Distrikt 2 ) beim Training werfen sehen, sie trifft immer.“ Auch später, in ruhigen Situationen, keine Anteilsnahme, kein gar nichts. Sie registriert die Tode von fast 2/3 der Tribute einfach nur, zeigt beim Gedanken an ihren Tod keine menschliche Regung. Wieso sollte ich mit so jemandem mitfühlen? Sie gar mögen?

    5. Katastrophale Exposition. Kurzgesagt: Frau Collins scheint noch nie etwas von einer der elementarsten Regeln des Geschichten erzählens, „Show don't Tell“ gehört zu haben. Buchstäblich ALLES an Exposition wird dem Leser dadurch mitgeteilt, dass Katniss es ihm gedanklich erzählt. Das Mädchen hört einfach nicht auf dem Leser jedes Detail über sich selbst oder Panem
    mitzuteilen, das ihr gerade in den Sinn kommt. Das hat gleich zweierlei Nachteile. Zum einem leidet Katniss Persönlichkeit darunter, da es kaum möglich ist Katniss Persönlichkeit zu sehen oder sie selbst kennenzulernen wenn sie ununterbrochen und bis weit in das Buch hinein, einen Vortrag nach dem anderen hält.
    Und auch der Welt allgemein schadet dies, sehr da sie sich einfach nicht lebendig anfühlt wenn nur von ihr berichtet wird, anstatt dass ich sie erlebe. Zudem existieren genug Möglichkeiten dafür durch authentische Dialoge Exposition zu geben,beispielsweise bei der Rede des Bürgermeisters ,welche jedoch nur zusammengefasst anstatt ausformuliert wird. Ferner zerstört diese Form der Exposition die Immersion der Geschichte, weil es völlig unrealistisch ist in welchen Situationen sich Katniss diese Gedanken macht. Sie denkt ausführlichst über Dinge nach, die für sie selbstverständlich sind Es erinnert mich auf unangenehme Weise daran, dass ich ein Buch lese und entfremdet Katniss Fremdenführerin Everdenn nur weiter vom Leser. Natürlich habe ich Verständnis dafür das Exposition nicht vollkommen Show ist. Gute Expositionsdialoge und sogar ab und zu Gedanken der Figuren sind völlig in Ordnung und können die Geschichte bereichern. Ich kenne auch kein Buch, bei der die Exposition nur und ausschließlich aus Show besteht. Aber das Maß für akzeptables Tell wurde bei „Die Tribute von Panem“ gleich auf den ersten Seiten gefüllt. Aber auch die Vorstellung der Antagonisten ist auf diese Weise nicht effektvoll. In vielen besseren Büchern, die ich gelesen habe, wird der Antagonist durch seine Worte und Taten als böse definiert. In „Die Tribute von Panem“ hingegen erklärt „Dozentin“ Everdeen dem unwissenden Leser das Konzept „Karrieretribut“.
    Welche der beiden Herangehensweisen ist wohl literarisch hochwertiger?

    6. Die meisten Tribute sind nur gesichtslose Nummern: Dies ist eins meiner größten Probleme mit dem Buch. Warum sollte ich mich für sie oder ihr Schicksal interessieren, wenn ich von vielen nicht einmal den Namen weiß, geschweige denn sonstige persönliche Daten oder gar Persönlichkeitsmerkmale. Die Tribute, welche nicht explizit namentlich genannt werden, werden in diesem Buch als unwesentlich wertvoller als eine der Trainingspuppen dargestellt und ein Tod aus dieser Gruppe hinterlässt bei Katniss und damit auch beim Leser nicht mehr Eindruck, als eine Zerstörung der erwähnten Puppen. Man vergisst, dass hinter den Tributen Menschen stecken, die eigene Gefühle, Hoffnungen, Träume und Ängste haben, eine Familie, die sie abgöttisch liebt und vor den Bildschirmen zittern und letztendlich trauern und – Achtung: steile These - vielleicht ebenso ein Recht auf Leben haben wie Katniss. Aber unserer edlen Hauptfigur kommen solche Gedanken nur einmal, nachdem sie den Distrikt 1 Tribut tötet. Jedoch nicht lange, denn die Karrieretribute sind ja die Bösen und die anderen Tribute sind lediglich unbedeutende Statisten.

    7. Ich konnte das Kapitol kaum ernstnehmen: Die Spieleleiter des Kapitols sind in dem Moment für mich als bedrohliche Antagonisten gestorben, in dem sie ein drittes Mal die Regeln geändert haben. Sie hätten hier definitiv mehr Rückgrat zeigen sollen. Eine Möglichkeit wäre gewesen Katniss und Peeta damit zu drohen ihre Familien zu töten. wenn sie Suizid begehen und ihre Stimme in der Übertragung auszublenden (da ich widrigenfalls mit zweierlei Maß rechnen würde, sehe ich über die Tatsache das Katniss und Peeta überlebt haben hinweg, auch wenn mir die Art und Weise wie die beiden überleben sehr zuwider ist). Und zum Kapitol:
    Zitat Seite 50 „ ... und das Kapitol guckte dumm aus der Wäsche“ Wenn ein 16jähriges Mädchen so etwas über eine brutale Diktatur denkt, ist dies sehr unpassend. Zudem erfahren wir gegen Ende folgendes:Ich zitiere“ganz Panem macht sich über sie lustig". Nachdem ich bereits Bekanntschaft mit der Partei aus 1984 – nur ein Beispiel - gemacht habe, ist es mir nun leider unmöglich eine solche Regierung zu fürchten.

    8. Ein sehr skizzenhaftes Bild der Welt: In meinem Kopf wollte einfach kein Bild von der Welt entstehen. Distrikt 12 und das Kapitol unterschieden sich beispielsweise für mich nur durch das Aussehen ihrer Bewohner. Oder um dies Anhand des Sees in der Arena zu verdeutlichen- was ist dies für ein See? Größe? Tiefe? Form? Wassertemperatur? Aussehen des Wassers? Wir wissen es nicht. Es ist einfach nur ein See. Der Leser muss sich ohne Anhaltspunkt fast alles selber imaginieren.

    9. Unlogisches: Die Aufgabe von Distrikt 12 ist es in Bergwerken Kohle abzubauen, aber wofür
    benötigen sie es dort? Ich gehe einmal nicht davon aus, das sie ihre hochtechnologischen Gerätschaften per Kohlereaktoren betreiben.
    Wieso schüren die Hungerspiele nicht Hass sondern Angst? Allein die übriggeblieben Familienmitglieder von 18 Tributen jährlich (die Tribute aus Distrikt 1 ,2 und 4 melden sich ja freiwillig) sollten über die Jahre zu einer ernstzunehmenden Gefahr werden.
    Wieso lässt das Kapitol zu .dass die reichen Distrikte ihre Tribute vorab ausbilden? Hierbei handelt es sich eindeutig um Wettbewerbsverzerrung und die Tatsache, dass die Karrieretribute so viele Spiele gewinnen sollte, die anderen Distrikte nur noch mehr entzürnen.
    Was ist mit den Rest der Welt? Wieso dulden sie die Hungerspiele? Das Buch lässt den Leser auch in dieser Hinsicht völlig im dunklen. Weshalb haben die Friedenswächter einem 11jährigen Mädchen gestattet zu jagen ? Und weshalb wird die Waldgrenze nicht stärker bewacht? Weswegen melden sich nicht auch in Distrikt 12 mehr Freiwillige? 1 Woche im Luxus leben und dann einen Tod sterben, der wahrscheinlich schnell. aber keinesfalls schlimmer als in Distrikt 12 ist sowie die eine – wen auch geringe Chance – auf den Sieg sollten doch gute Argumente sein?
    Wie konnte Cato- jemand der verletzt, wahrscheinlich dehydriert und von der Flucht erschöpft war mit nur einem Schwert eine ganze Stunde lang ohne Deckung einer mindestens 15köpfigen Gruppe von intelligenten, koordinierten, aggressiven Mutationen standhalten? PS: Diese Mutationen waren ebenfalls eine sehr schlechte Entscheidung. Sie vernichten die Chance auf einen spannenden Endkampf oder Dialog. Und der Gedanke, dass diese Kreaturen einfach ALLE verbleibenden Tribute töten, so dass es gar keinen Sieger gibt obwohl das ja anscheinend so wichtig ist, ist den Spieleleitern wohl nicht gekommen.

    10. Das Todesspielszenario: Das Todesspielszenario bietet die Möglichkeit für die Erörterung vieler interessanter Fragen. Werden Menschen in solchen Situationen zu Tieren? Gibt es in derartigen Situationen überhaupt noch Moral?
    Wie reagieren unterschiedliche Menschen auf eine derartige Situation?
    Was geschieht wenn du gezwungen bist eine dir sympathische Person zu töten? (eine Frage vor deren Beantwortung sich das Buch konsequent drückt).
    Und was ist mit den Überlebenden? Wie gehen sie mit dem um, was sie gezwungen waren zu tun? Das Buch beschäftigt sich mit keiner einziger dieser Fragen intensiv genug. Dazu kommen die bereits erwähnten Punkte. (schwarz-weiß Einteilung, man lernt nur wenige Tribute kennen etc)
    Wie es besser geht zeigt „Battle Royale“ von Koushun Takami. Das im Einzelnen auszuführen würde an dieser Stelle zu weit führen. Ich möchte es so ausdrücken. „Battle Royale“ macht alles besser als „Die Tribute von Panem“.

    Fazit: Jedem seine Meinung, aber nachdem ich all das vor mir hatte, bin ich für mich zu dem Schluss gekommen, dass eine Bewertung von 1/5 Sternen respektive 1/10 Punkten, die für mich persönlich einzig in Frage kommende ist. Suzanne Collins hat das durchaus vorhandene Potenzial dieses Buches völlig verschwendet.

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  1. Nüchterne Brutalität ohne reflektierendem Tiefgang

    Meine Meinung:

    Bei den vielen schon existierenden Rezensionen spare ich mir eine Inhaltsangabe und Coveranalyse. Ich denke, dazu gibt es genügend schon Geschriebenes. Deswegen beschränke ich mich darauf, was ich beim Lesen einfach empfunden habe.

    Natürlich ist mir die Thematik schon bekannt, kenne ich die Panem-Trilogie aus den Medien, habe sie aber noch nicht gelesen und die Filme auch (noch) nicht geschaut. Nach langem Aufschieben habe ich mich nun an diese Trilogie gewagt und das erste Band gelesen. Bei so einem gehypten Buch habe ich natürlich hohe Erwartungen, die ich leider nicht wirklich erfüllt sehe. Die Geschichte ist erschreckend nüchtern erzählt und wird dadurch brutal, ohne großer verbaler Raffinesse oder Spitzfindigkeit – trotzdem lässt es sich schnell und leicht lesen.

    Gleich zu Beginn habe ich mich mit der Ich-Erzählperspektive im Präsens sehr schwer getan. Bei dieser Erzählform habe ich immer das Gefühl, zu wenig Tiefe und Gefühl zu erleben – vor allem, wenn die Perspektiven nicht zwischen den Protagonisten wechseln. Und dem war auch so. Auch wenn Katniss durch die Ich-Erzählung oft im inneren Dialog steht, empfinde ich sie als sehr oberflächlich und habe nicht wirklich eine greifende Beziehung zu ihr aufbauen können. Katniss ist mir auch etwas ambivalent. Einerseits ist sie ein toughes Mädchen, andererseits aber doch ziemlich unsicher, abgestumpft und oft auch einfach naiv. Gale und Peeta bleiben mir beide doch zu verschlossen, denn durch die Erzählperspektive kann ich sie schlecht greifen, und das finde ich sehr schade.

    Erst im zweiten Teil des Buches, als die Tribute in der Arena sind, passt der Erzählstil etwas besser, obwohl mir dann Katniss’ Naivität vor allem gegenüber Peeta und seinen Gefühlen teilweise richtig auf die Nerven ging. Richtig Zuneigung konnte ich erst aufbauen, wenn Rue – ein Tributmädchen das mir direkt sympathisch war – erwähnt wurde. Das ging mir sehr unter die Haut und diese Passagen waren die einzige Möglichkeit mit Katniss mehr mit empfinden zu können – mal wirklich einen kleinen Einblick in ihre Seele zu bekommen.

    Es ist eine schon sehr verstörende Zukunftsvision: Die Menschheit wird durch viele Kriege untereinander sehr abgestumpft sein und die Belustigungen des Volkes werden immer derber und brutaler. Fast, als wären wir im Römischen Reich, als sich die Gladiatoren gegenseitig die Köpfe eingeschlagen haben.

    Suzanne Collins spielt aber meiner Meinung nach auf die erschreckende Entwicklung des medialen Voyeurismus in unserer heutigen Gesellschaft an und ist mit ihrer Vision gar nicht mal so weit entfernt: Was haben wir damals vor fast 30 Jahren aufgeschrien, als ein niederländischer Fernsehsender profilneurotische Menschen in einen Container gesteckt hat. Seit längerer Zeit müssen B-Promis dann in einem Dschungel vermeintlich um ihr Überleben kämpfen. Und heute schauen sich die Jugendlichen mit Vorliebe auf YouTube Videos an, in denen sich nicht nur irgendwelche Typen vermöbeln, sondern auch Filme von echter Kriegsgewalt, Erschiessungen und Quälerei.

    Es hat mich aber auch gestört, dass Katniss die gesamten Umstände so schulterzuckend angenommen hat. Oft betet sie sich wie ein Mantra vor, dass sie so handeln muss, um dem Kapitol und den Zuschauern zu gefallen. Da war keine Rebellion – auch keine innere – gegen das Regime und die grausamen Spiele. Auch, als sie selber getötet hat, war kaum Gefühlsregung zu merken, kaum innere Reflektion.

    Trotzdem fand ich insgesamt die Geschichte ganz interessant und möchte gerne die weiteren Bände lesen, in der Hoffnung, dass da noch mehr kommt. Aber es war für mich jetzt nicht der „Burner“ der mich vom Hocker gerissen hat. Da habe ich schon bessere Bücher gelesen. Ich würde das Buch auf keinen Fall als Jugendbuch bezeichnen, und meine Tochter bekommt es erst mit 16.

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