Die Totentänzerin

Rezensionen zu "Die Totentänzerin"

  1. 4
    06. Aug 2016 

    Liebespaare...

    Der neueste Fall für den Berliner Kommissar Nils Trojan. Ein Mann und eine Frau, entkleidet und in einer engen Umarmung vereint, die Körper mit einer Schnur aneinander gefesselt. Das Bett, auf dem sie liegen, ist blutdurchtränkt, davor auf bizarre Weise drapiert die Nachtwäsche der beiden Opfer. Dieser schaurige Anblick bietet sich Nils Trojan, als er am Tatort eintrifft. Welcher kranke Geist hat hier gewütet? Trojan ist schockiert, als ausgerechnet Theresa Landsberg, die Frau seines Chefs, in den Kreis der Verdächtigen gerät. Er will nicht an ihre Schuld glauben, und doch weiß er, dass er jede Spur verfolgen muss. Denn soeben wurde ein weiteres Liebespaar tot aufgefunden ...

    Der dritte Fall der Reihe präsentiert nicht nur eine Serie grausamer Taten, sondern stürzt Nils Trojan gleichzeitig in arge Gewissenskonflikte. Denn die Frau seines Vorgesetzten gerät zunehmend in den Fokus der Ermittlungen, und Nils entdeckt, dass sein Chef hier nicht mit offenen Karten spielt. Beweismittel verschwinden, Theresa Landsberg schließlich auch. Nils Trojan muss sich entscheiden: Loyalität zu seinem Vorgesetzten oder aber Pflichtbewusstsein? Ein Spagat, der wieder einmal mit Angstattacken einhergeht, unter denen der Kommissar immer wieder leidet. Doch auf die Hilfe der Psychologin Jana Michels kann er nicht mehr zählen, denn hier ist inzwischen eine Entscheidung gefallen. Die beiden leben eine Liebesbeziehung - wenn denn die Zeit dafür bleibt. Das schließt eine therapeutische Unterstützung für Trojan jedoch aus.

    Wieder einmal spielt Max Bentow mit geschickt platzierten Perspektivwechseln. Der Leser begleitet so nicht nur Nils Trojan in seinen Ermittlungen, sondern u.a. ebenso die Verdächtige Theresa Landsberg, die unter Gedächtnisstörungen leidet und selbst nicht mehr zu wissen scheint, was geschehen sein kann und was nicht. Auch die Täterperspektive wird zwischendurch immer mal wieder präsentiert, so dass der Leser einen kleinen Einblick in die Gedankenwelt desjenigen erhält, der die perfiden Morde begeht. Die Tatortbeschreibungen sind nichts für Zartbesaitete - abgesehen davon, dass man mitempfinden kann mit den Opfern, die in ihrem vermeintlich sicheren Zuhause angegriffen und in einer überaus intimen Pose getötet werden, wird hier an blutigen Szenen nicht gespart.

    Die Schwachpunkte der beiden vorherigen Bände (Kommissar Zufall und Nils Trojan im Showdown als Superheld mit Superkräften) finden sich hier glücklicherweise nicht. Allerdings hatte ich ab einem bestimmten Zeitpunkt das (richtige) Gefühl, den Täter zu kennen - und das Motiv des Täters wirkte auf mich doch arg konstruiert. Für mich war es einfach nicht vorstellbar, dass ein solcher Hintergrund zu einer derart bestialischen Mordserie führen konnte. Dennoch war dieser dritte Band der Reihe für mich der bisher stärkste, und so runde ich die 3,5 Punkte gerne auf 4 auf, um den Unterschied zu den vorherigen Bänden zu unterstreichen.

    © Parden

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  1. 3
    22. Okt 2015 

    Im Tod vereint

    Kommissar Nils Trojan wird zu einem Leichenfundort gerufen und was er dort zu sehen bekommt ist auch für den erfahrenen Beamten nur schwer zu ertragen. Ein Liebespaar im Tod auf ewig vereint und grausam drapiert. In Trojans Nacken beginnt es gefährlich zu kribbeln, das scheint ein übler Fall zu werden. Seine Ahnung bestätigt sich als erste Hinweise gefunden werden, dass Theresa, die Frau seines Chefs, in den Fall verwickelt sein könnte. Auch privat läuft es eher mäßig für Trojan und seine Freundin Jana. Bei seinem Beruf ist es auch schon schwierig, nur eine einfache Verabredung zum Essen zu treffen.

    Alles andere als ein leichter Fall, auch für den Leser. Wer kann ein Interesse daran haben, ein Liebespaar zu töten. Gerade auf diese brutale und zur Schau stellende Art. Da muss einer einen wirklichen Hass haben. Angespannt rätselt man mit den Ermittlern und folgt falschen und richtigen Fährten. Sehr schlimm wird die Situation von Trojans Chef, der in den Konflikt gerät, gegen seine Frau ermitteln zu müssen und sie gleichzeitig schützen zu wollen. So manches Mal hält man den Atem an, bei dem Gedanken, was er noch tun wird. So wie sich die Verdachtsmomente erhärten und sich eine Spur als totes Gleis erweist, so sehr trübt sich die Stimmung, so sehr wünscht man, es gäbe eine ganz andere Erklärung. Die wildesten Verdächtigungen scheinen besser als das, was sich offensichtlich aufdrängt.

    Sehr gut herausgearbeitet sind die verschiedenen Stimmungen der Protagonisten und auch ihrer Gegenspieler durch den Leser Axel Milberg. Als Schauspieler wohlbekannt und sympathisch hat er auch als Vorleser herausragende Fähigkeiten. Mit seinen vielfältigen Möglichkeiten, die Stimme einzusetzen, macht er die Handlung fast schon zu einem Hörspiel. Einziges kleines Manko, wenn man Hörbücher gerne während der Autofahrt genießt, können die sehr unterschiedlichen Lautstärken, der Herr Milberg so passend einsetzt, so manchen Griff zum Lautstärkeregler auslösen. Eine tolle Lesung eines Thrillers, der für die Ermittler manchmal zu persönlich wird.
    3,5 Sterne

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