Die Todesbotin

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Todesbotin' von Thomas Elbel
4.4
4.4 von 5 (8 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Todesbotin"

Berlin ist ein gefährliches Pflaster ... doch das wahre Böse lauert vor den Toren der Stadt! Berlin-Neukölln: Ein Deutschtürke liegt erschossen in seinem Handyladen. Kurz darauf findet man nach einer Explosion in einer verlassenen Kinderklinik die Leiche eines jungen Flüchtlings. Spuren legen eine Verbindung zu dem Mord in Neukölln nahe. Der Staatsschutz vermutet einen terroristischen Hintergrund und reißt beide Fälle an sich. Viktor Puppe und seine Kollegen vom Berliner LKA verfolgen eine ganz andere Spur, die sie zu einer zwielichtigen »völkischen Siedlung« vor den Toren der Stadt führt. Viktor schleust sich in die Gemeinschaft ein und ist bei den Ermittlungen von nun an auf sich allein gestellt …

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:512
EAN:9783734104152

Rezensionen zu "Die Todesbotin"

  1. Ein neuer Fall für Viktor Puppe

    Berlin: Es gibt wieder etwas zu tun für Oberkommissar Viktor (von) Puppe (36), Kriminalhauptkommissar Kenji „Ken“ Tokugawa (38) und Oberkommissarin Begüm Duran (32), denn das Böse lauert vor den Toren der Stadt. Der Deutschtürke Oktay Yavuz (35) wird erschossen in seinem Handyladen aufgefunden. Kurze Zeit später taucht nach einer Explosion in einer verlassenen Kinderklinik die Leiche eines jungen Flüchtlings auf. Spuren deuten auf eine Verbindung zu dem Mord in Neukölln. Gibt es einen terroristischen Hintergrund? Der Staatsschutz reißt beide Fälle an sich. Derweil verfolgen Viktor Puppe und seine Kollegen vom Berliner LKA eine Spur, die sie zu einer „völkischen Siedlung“ außerhalb Berlins führt. Wieder einmal begibt sich das Trio in Gefahr…

    „Die Todesbotin“ ist der zweite Thriller der Viktor-Puppe-Reihe von Thomas Elbel, der sich auch ohne Vorkenntnisse verstehen lässt.

    Meine Meinung:
    Der Thriller besteht aus zwei Büchern und insgesamt 32 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Er endet mit einem Epilog. Erzählt wird überwiegend aus der Sicht von Viktor, im Wechsel aber auch aus der Perspektive anderer Personen. Die Handlung umfasst den Zeitraum zwischen dem 4. September und dem 11. Dezember. Der Aufbau funktioniert gut.

    Der Schreibstil ist gewohnt flüssig, locker und verständlich. Viel wörtliche Rede lässt das Geschehen sehr lebendig erscheinen. Ein großer Anteil an Umgangssprache, derberen Ausdrücken und dialektalen Einschüben macht den Thriller unterhaltsam, könnte sanftere Gemüter aber ein wenig abschrecken. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht.

    Das originelle Ermittlertrio Viktor, Ken und Begüm steht auch dieses Mal wieder im Vordergrund. Es sind vielschichtige Menschen mit Ecken und Kanten, die ich als sympathisch und authentisch empfunden habe. Die Nebenfiguren sind ebenfalls interessant, wirken zum Teil aber stark überzeichnet wie beispielsweise Rechtsmedizinerin Stella Samson, die mich bereits im ersten Band ein wenig genervt hat.

    Inhaltlich knüpft der Thriller gut an die „Die Todesbotin“ an. Dennoch hat man nicht den Eindruck, dass sich zu viel wiederholt. Wie schon beim ersten Teil hat sich der Autor wieder eine interessante Hintergrundthematik ausgesucht. Durch seine fundierte Recherche kann der Leser noch einige interessante Dinge erfahren.

    Trotz der mehr als 500 Seiten bleibt die Geschichte temporeich und hat kaum Längen. Und dabei kommt der Thriller sogar mit weniger Gewalt und Blut aus als im ersten Teil, was mir positiv aufgefallen ist. Die Auflösung des Falls ist schlüssig und nicht so leicht vorhersehbar. Die Handlung bietet einige Wendungen und falsche Fährten. Zugleich gelingt es dem Autor, offene Enden zusammenzuführen, ohne dass größere Logiklücken klaffen. Man sollte jedoch kein Problem damit haben, mit einem Cliffhanger entlassen zu werden.

    Das Cover passt gut zum ersten Teil, da erneut ein Insekt abgebildet ist. Die Gestaltung trifft meinen Geschmack und hebt sich angenehm von der Schwarz-Rot-Optik anderer Thriller ab. Auch beim Titel wurde sich am ersten Band orientiert, was mir zusagt.

    Mein Fazit:
    Mit „Die Todesbotin“ ist Thomas Elbel eine gut gemachte Fortsetzung der Reihe um den Ermittler Viktor Puppe gelungen, die für spannende Lesestunden sorgt und mir sogar besser als der erste Band gefällt. Der dritte Teil wird mit Sicherheit auch in meinem Bücherregal landen.

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  1. 3
    26. Mai 2019 

    Im braunen Sumpf...

    Der zweite Fall für Viktor von Puppe vom LKA Berlin und seine Kollegen Kenji Tokugawa und Begüm Duran hat es wieder in sich. Als in einem Handyladen der Besitzer erschossen aufgefunden wird, verhält sich die türkischstämmige Begüm sehr seltsam - noch seltsamer jedenfalls als sonst schon. Das Handy des Ladenbesitzers steckt sie nach kurzer Begutachtung heimlich in ihre Tasche und unternimmt fortan ohne Absprache mit ihren Kollegen eigene Ermittlungen.

    Kurze Zeit später kommt es in einer verlassenen Kinderklinik zu einer Explosion, bei der einige Hausbesetzer zu Tode kommen - unter den Leichenteilen findet sich auch ein zerfetzter Flüchtling. Rasch wird klar, dass die beiden Ereignisse zusammengehören. Doch während der Staatsschutz davon ausgeht, dass es hier einen terroristischen Hintergrund gibt und dem LKA den Fall aus der Hand nimmt, glauben Viktor von Puppe und sein Kollege an einen anderen Zusammenhang. Die Spur führt nach Wemel, ein kleines, abgelegenes Dorf im Osten Deutschlands, das hermetisch abgeriegelt ist und das sich selbst als 'völkische Siedlung' bezeichnet.

    Durch Beziehungen seines Großvaters, der zu Zeiten der Konzentrationslager dem berüchtigten KZ-Arzt Josef Mengele begeistert zur Hand ging, gelingt es dem Oberkommissar, sich in diese abgeschirmte Gemeinschaft einzuschleusen und undercover mit seinen Ermittlungen zu beginnen. Eine gefährliche Angelegenheit - denn neben rechtsradikalen Überzeugungen stößt Viktor hier auch auf eine hohe Gewaltbereitschaft. Wer wird ihm notfalls zu Hilfe eilen?

    Die interessanten Charaktere vom ersten Band spielen auch in diesem Fall wieder eine Rolle. Zwar treten der Halbjapaner Kenji Tokugawa und Viktor von Puppe hier gelegentlich gemeinsam auf, doch erscheinen die Ermittler im Wesentlichen v.a. als Einzelkämpfer, wobei es oftmals zu sehr gewagten Aktionen kommt. Eine wirkliche Entwicklung erfahren die Charaktere hier nicht, durch die wiederholte Pointierung einzelner Züge geraten sie vereinzelt gar ins Klischeehafte.

    Von Puppe verfügt beispielsweise über ein lexikalisches Gedächtnis, ist der sexuell recht freizügigen und experimentell veranlagten Rechtsmedizinerin Stella verfallen und verhält sich oftmals recht naiv. Kenji Tokugawa hat ein loses Mundwerk, nimmt Entscheidungen der Obrigkeit meist nicht einfach so hin und schert sich nur begrenzt um bestehende Gesetze. Begüm Duran schließlich erweist sich als ausgesprochen eigenbrötlerisch und abweisend, neigt zu Alleingängen und kann Viktor nicht leiden ('dämlicher Schnösel'). Dadurch erscheint sie nicht sonderlich sympathisch.

    Thomas Elbel präsentiert in seinem Thriller interessante Schauplätze, die beim Lesen teilweise überzogen und unvorstellbar erscheinen, wobei Dr. Google einen schnell belehrt, dass der Autor sich dabei sehr wohl an realen Schauplätzen orientiert hat. Diese Aspekte des Thrillers fand ich überaus interessant, und so verlängerte sich die Lesezeit zwangsläufig, weil ich nebenher mit 'Recherchen' beschäftigt war und Bilder betrachtete oder mir Reportagen ansah. Dümmer wird man hier sicher nicht.

    Im Vergleich zum ersten Band schraubte Thomas Elbel hier die Blutrünstigkeit und Ekelszenen glücklicherweise etwas herab, was ich wohlwollend zur Kenntnis nahm. Mit Horror und Splatter kann ich mich bei aller Begeisterung für das Thriller-Genre einfach nicht anfreunden. Der Text lässt sich wieder sehr flüssig lesen, und mit dem oft flapsigen Sprachstil kann ich mich allmählich auch anfreunden. Gerade die Sprüche von Kenji Tokugawa sorgen immer wieder für Auflockerungen, die der Handlung gut tun. Aber auch andere Charaktere haben hier einigen Unterhaltungswert:

    "Also ist das ein Tatort?", hakte Ken nach. "Da wir Metzgereifachbetrieb wohl ausschließen können, gehe ich mal schwer davon aus." (S. 375)

    Thomas Elbel legt die Handlungsstränge breit gefächert aus, präsentiert meist kurze Kapitel mit wechselnden Handlungssträngen und entsprechenden Cliffhangern am Ende. Manchmal waren mir die Wechsel bzw. die Zeitsprünge zu viel bzw. zu groß. Weshalb sich da jemand plötzlich irgendwo befand, erschloss sich dann erst allmählich im Laufe des folgenden Textes, führte bei mir anfangs jedoch zu einiger Verwirrung und der Vermutung, im Vorfeld etwas überlesen zu haben.

    Auch wenn im Verlauf für mich nicht alles vorstellbar war, gelingt es dem Autor am Ende tatsächlich, die Handlungsstränge gelungen zusammenzuführen und alle offenen Fragen zu beantworten. Dazu taucht am Ende noch einmal ein fieser Cliffhanger auf, der durchaus neugierig macht auf den Folgeband.

    Insgesamt gefiel mir hier vieles besser als im ersten Band, und auch wenn ich auch diemal noch nicht hunderprozentig überzeugt bin, würde ich die Fälle um Viktor von Puppe gerne weiter verfolgen.

    © Parden

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  1. Wann kommt Teil drei?

    Wann kommt Teil drei?

    Die Todesbotin von Thomas Elbel

    Bereits in " Der Todesmeister" konnte Thomas Elbel mich von seinem Können überzeugen. Auch sein zweiter Thriller um Viktor Puppe, Ermittler des Berliner LKA, konnte er mich begeistern. Er trifft perfekt eine Mischung aus Spannung und lockerem Ton, die das lesen zu einem echten Spaß werden lassen, wobei der Nervenkitzel nicht zu kurz kommt. Der mundartliche Dialekt, der mehrfach angewandt wird, verleiht allem eine besondere Note. Da ich viele Thriller lese, kann ich sagen, dass Elbel mit seinem Stil hervorsticht.

    Worum geht es nun in diesem Fall?
    Ein Koffer explodiert, es werden Leichenteile gefunden, und die kleine Nicoletta ist knapp davon gekommen. Doch warum interessiert sich der Staatsschutz für diesen Vorfall?
    Eine weitere Parallele scheint der Mord an einem türkischen Verkäufer zu sein.
    Viktor, Ken und Begüm können es nicht fassen, als ihnen der Staatsschutz den Fall des türkischen Händlers entzieht. Vor allem Begüm bekommt es mit der Angst zu tun, denn ihr Bruder scheint sich mit diesen Kreisen angelegt zu haben. Ein Wettlauf um die Zeit beginnt......
    Natürlich findet Ken einen Weg weiterzuvermitteln, er ist derjenige im Team, der alles sehr kreativ löst. Und wenn das bedeutet seinen Kollegen Viktor in ein Dorf einzuschleusen, dass nach Überzeug nationalsozialistisch lebt, tut er dies.
    Was die Gestaltung der Charaktere geht, hat Thomas Elbel ein Faible für Natürlichkeit. Seine Figuren sind Menschen wie du und ich, genau das macht sie so authentisch.

    Ich kann diesen Thriller sehr empfehlen, er hat mir einige spannende Lesestunden beschert.

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  1. Informativ, spannend, witzig

    Im Vergleich zum ersten Band ,,Der Todesmeister“ geht es hier nicht ganz so blutig und grauenerregend zu, jedoch keineswegs weniger spannend.
    Wer das multikulturellen Berliner Ermittlertrio kennenlernt, wird es lieben oder überzeichnet finden. Oberkommissar Viktor von Puppe, adelig und mit einem noch lebenden SS-Großvater belastet, hat nun seinen Platz im LKA gefunden. Er besticht durch Intelligenz und Stil. Hauptkommissar Kenji Tokugawa, deutsch-japanischer Abstammung und eher unangepasst, fällt durch markante Sprüche und Ungehorsam seinen Vorgesetzten gegenüber auf. Dritte im Bunde ist Begüm Duran, Deutschtürkin in zweiter Generation, alleinerziehende Mutter, die ihre Vergangenheit lieber unerwähnt lässt.
    Als in einem Neuköllner Handyladen der Besitzer erschossen aufgefunden wird, vernutet man zunächst einen Bandenkrieg. Als sich aber herausstellt, dass Begüms Bruder kurz zuvor Kontakt mit dem Erschossenen hatte, um ausgerechnet Schulden bei ihm einzutreiben, lässt Begüm Beweise verschwinden und ermittelt auf eigene Faust, um ihren Bruder zu schützen.
    Als es kurz darauf in einem verlassenen Kinderkrankenhaus zu einer verheerenden Explosion kommt, bei der offenbar ein junger Flüchtling zu Tode kommt, vermutet man einen terroristischen Hintergrund der Tat.
    Für Viktor und Ken beginnt eine sehr schwierige und nervenaufreibende Ermittlung, da der Staatsschutz dazwischenfunkt und die Fälle an sich reißt. Jedoch ergeben sich auch Spuren, die in eine gänzlich andere Richtung weisen: eine ,,völkischen“ Gemeinschaft auf dem Lande, die fast völlig abgeschottet lebt und deren Mitglieder ganz eigene, nationale Ziele verfolgen.
    Die Handlung ist sehr vielschichtig und verzwickt, immer wieder wird man, wie auch die Ermittler, auf eine falsche Fährte geführt. Dennoch verliert man nie den Überblick. Interessant ist auch, dass die Handlung auf realen Begebenheiten basiert. So existieren z.B. solche ,,völkischen“ Siedlungen tatsächlich in unserem Land.
    Neben der Spannung machen für mich die teils sehr witzigen Dialoge und Dialekte und auch so manche Situationskomik den Krimi lesenswert. So bedrückend die Handlung stellenweise sein mag, so befreit kann man auch hin und wieder auflachen.
    Auf eine Fortsetzung darf man gespannt sein.

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  1. Spannend und interessant

    Ein Handyverkäufer wird ermordet, in einem verlassenen Krankenhaus explodiert irrtümlich eine Bombe, die eigentlich für ein Attentat vorgesehen war. Beide Fälle sind miteinander verknüpft und das aus dem ersten Band bereits bekannte Team um Viktor Puppe beginnt zu ermitteln. Pikanterweise scheint der Bruder der Kommissarin Begüm in den Mordfall an dem Handyverkäufer verwickelt zu sein und sie ermittelt auf eigene Faust. Als der Staatsschutz den Fall an sich zieht, gehen auch Viktor und Ken eigene Wege....

    Das Buch ist spannend und temporeich geschrieben, besonders gefallen haben mir die interessanten Schauplätze, die im Laufe der Ermittlungen aufgesucht werden, sei es das verlassene Krankenhaus, ein so genannter "Lost place", oder die Flüchtlingsunterkunft auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof, die jeder auf ihre Art ein beklemmendes Gefühl im Leser zurücklassen.
    Besonders hervorzuheben ist hier das abgeschottete Nazi-Dorf, in das sich Viktor im Rahmen seiner Ermittlungen undercover einschleusen lässt. Es fällt schwer, sich vorzustellen, dass ein solcher Ort heutzutage real existieren kann und kommt in Versuchung, dies in das Reich der Fantasie weiter zu winken, jedoch ist es eine Tatsache, dass es solche Orte tatsächlich gibt. Das hat mich an diesem Buch besonders gefesselt.

    Schön ist es, dass die die Handlung begleitenden und vorantreibenden Abgründe immer wieder durch skurrile und spezielle Charaktere aufgelockert wird.

    Besonders gefällt mir, dass das Buch in jeder Hinsicht spannend ist, zum Teil ist das Fortkommen der Ermittlungen zweitrangig, weil die Akteure, ihre Motivationen und Hintergründe derart neugierig auf mehr machen, dass man sich gerne auf die einzelnen Personen konzentriert.
    Jeder hat hier seine eigene Geschichte und sein ganz spezielles Päckchen zu tragen, dadurch erhält der Roman viele Facetten. Es wird nie langweilig, die Wege der einzelnen Personen zu verfolgen, weil man ständig Neues über ihre Vergangenheit und Familiengeschichte erfährt. Das macht Lust auf weitere Fortsetzungen, denn nie hat man das Gefühl, nun alles über die Lebenswege der Akteure zu wissen.

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  1. 4
    05. Mai 2019 

    Ken und Püppi

    In Berlin wurde der Besitzer eines Handyladens erschossen. Er hatte Schulden. Ob die Tat irgendetwas mit seiner türkischen Herkunft zu tun hatte, ist unbekannt. Pikant dagegen ist, dass es sich bei dem Schuldeneintreiber, der kurz vor der Tat im Laden war, um den Bruder der Kommissarin Begüm Duran handelt. Diese bekommt eine Mitteilung, dass ihr Bruder bedroht wird und geht erstmal eigene Wege. Ihre Kollegen Viktor Puppe (Püppi) und Kenji Tokugawa (Ken) beginnen mit den Ermittlungen. Könnte es sich um Clankriminalität handeln? Eigentlich unlogisch, denn ein Toter zahlt seine Schulden gewiss nicht mehr. Kurz darauf kommt es in einem verlassenen Krankenhaus zu einer Explosion.

    Das Berliner Triumvirat ist schon aus ihrem ersten Fall bekannt. Hier jedoch bekommen sie es mit einem besonders brisanten Fall zu tun, der sie an den Rand ihrer Kräfte bringt. Schnell wird heutzutage ein Anschlag vermutet und anstatt die Kräfte zu bündeln, scheint es so als bestehe jeder auf seiner Zuständigkeit und koche lieber sein eigenes Süppchen. Und so versucht der Staatsschutz die Ermittlungen an sich zu ziehen. Doch die Herrschaften haben ihre Rechnung ohne Puppe und Togugawa gemacht. Die bohren weiter und finden einen weiteren Ansatz. Derweil geht Duran immer noch eigene Wege, sich in jedem Moment bewusst, dass sie Gefahr läuft, ihren Job zu verlieren.

    Man möchte an dieser Welt verzweifeln, wenn man von den Taten und ihren Hintergründen liest. Einiges ist überhaupt nicht in Ordnung in diesem Land und man gewinnt den Eindruck, als verschließe die Öffentlichkeit und auch die Politik die Augen. Niemand kann wohl eine Lösung anbieten, aber es sollte doch etwas getan werden, um Schlimmeres zu verhindern. Wissen wir überhaupt noch, wie gut es uns geht? Tief dringen die Ermittler in das reale Darknet dieser Republik. Wahrscheinlich hätten sie einige Sachen lieber nicht erfahren und sind doch aufmerksamer als zuvor. Der Fall ist nicht so einfach wie vermutet und in seiner Vielschichtigkeit fast nicht aufzulösen. Mit großem Einsatz gelingt es ihnen Licht ins Dunkel zu bringen, nur um erfahren, dass Verdunkelungsaktionen gestartet werden. Beim Lesen fällt man mitunter von einer Ohnmacht in die nächste. Man ist dann über die humorvollen Auflockerungen hinsichtlich verschiedener Dialekte schon dankbar und immer gepackt von den unglaublichen Ereignissen, die doch einen realen Hintergrund haben.

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  1. 5
    22. Apr 2019 

    Rasant und spannend

    Als Nicoletta den einsamen Koffer in der Straßenbahn stehen sieht, ist es für sie der größte Glücksfall überhaupt. Auch wenn sie nicht weiß, was drin ist, der Inhalt würde ihr helfen, die nächsten Tage zu überstehen. Und wenn es ihr dann noch gelingen würde, den Koffer ungesehen in ihren Unterschlupf in einer verlassenen Kinderkrankenhaus in Weißensee zu bringen, wäre das Glück perfekt. Ihr Plan ist gut und doch wird sie von Antoniu, der das von ihr und den anderen obdachlosen Kindern erbettelte Geld immer einsammelt, bemerkt. Sein Plan den Koffer aufzubrechen, geht schief. Durch die Explosion des Koffers kommen er und auch Nicolettas Freundin ums Leben.

    Die Explosion ruft den Staatsschutz auf den Plan. Parallel dazu wurde kurz vorher ein türkischer Händler in Kreuzberg erschossen aufgefunden. Für Staatsanwaltschaft und Staatsschutz ist schnell klar, die beiden Fälle müssen zusammen hängen. Bei der Bombenexplosion in Weißensee wurden auch die menschlichen Überreste eines Asylbewerbers gefunden. Hierbei kann es sich also nur um einen islamistischen Anschlag handeln.

    Victor von Puppe, der vor einem Jahr sozusagen in die Mordkommission reingeschnuppert hatte, ist jetzt fest im Team integriert. Mit Ken, dem Deutsch-Japanischen schrägsten Kriminalkommissar, kommt er mittlerweile ganz gut zurecht. Das Verhältnis zu Begüm Duran ist immer noch ein wenig schwierig. Gemeinsam wollen sie den Fall des ermordeten türkischen Händlers aufklären. Aber der Staatsschutz hat sie bereits zurück gepfiffen.

    Aber sie entdecken noch eine weitere Spur nach Wewel, einem deutschnationalen Dorf in Mecklenburg Vorpommern. Hier versuchen sie weitere Spuren zu finden.

    Ich muss gestehen, ich kenne bereits den ersten Band von Thomas Elbel und habe die Kommissare und ihre persönliche Geschichte bereits kennen gelernt. Für mich war es, als hätte es keine Unterbrechung in der Lektüre gegeben. Aber die Thematik des Krimis hatte es in sich. Durch die vielen verschiedenen Spuren wusste ich mitunter nicht, wo die Geschichte enden wird. Aber es ist dem Autor mehrfach gelungen Überraschungseffekte, mit denen ich nicht rechnen konnte, einzubauen. Das gab dem Krimi einen zusätzlichen Spannungsschub, die Ereignisse überschlugen sich. Das war dann auch der Moment, wo ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen wollte.

    Mir hat der Krimi sehr gut gefallen, er war absolut spannend. Ich empfehle ihn nur zu gerne weiter und vergebe fünf Lesesterne. Ach ja, man muss das erste Buch nicht gelesen haben, um dieses zu verstehen.

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  1. Das Böse geht allein vom Menschen aus

    "Was Menschen Übles tun, das überlebt sie, das Gute wird mit ihnen oft begraben." (William Shakespeare)
    In seinem Handyladen wird der Deutschtürke Oktay Yavuz erschossen aufgefunden, von der Tatwaffe fehlt jede Spur. Am Tatort findet Begüm Duran auf dem Handy des Toten eine prekäre Nachricht, die sie sofort handeln lässt. Währenddessen gehen Victor Puppe und Ken Tokugawa den weiteren Spuren nach. Dann jedoch kommt es zur Explosion in einer Kinderklinik in Weissensee, wo man die Überreste eines jungen Flüchtlings auffindet. Haben die beiden Toten eine Verbindung zueinander? Ehe Victor und Ken das herausfinden nimmt ihnen der Staatsschutz ihren Fall wieder ab, da sie einen terroristischen Akt dahinter sehen. Eine Spur jedoch führt die beiden zu einer eigenwilligen Dorfgemeinschaft in Meckl.-Vorpommern. Da sie jedoch auch hier nicht weiterkommen, entschließt Victor sich Undercover in die Gemeinschaft einzuschleusen. Alleine muss er nun herausfinden, ob sie etwas mit den beiden Toten von Berlin zu tun haben. Begüm währenddessen geht mal wieder ihren Alleingang und reitet sich dafür immer tiefer in Ärger.

    Meine Meinung:
    Das extravagante Cover mit der Libelle zierte diesen Thriller und passte dadurch sehr gut zum Vorgängerband. Der Schreibstil war wie beim letzten Mal sehr unterhaltsam, spannend, informativ, frech, humorvoll und angenehm. Die Sprache des Autors war wie immer ungewöhnlich mal sehr interessant, mal provozierend frech und in manchen Szenen auch mit Dialekt der typischen Berliner Schnauze versehen, was mir gut gefiel. Man merkt dem Plot wieder einmal an, das Thomas Elbel weiß was er schreibt. Ob es der Staatsschutz, Terrorismus, eine eigenwillige Dorfgemeinschaft oder das abschweifen in die Vergangenheit war, mich konnte er erneut begeistern. Sein Buch spielte wieder einmal in den schwierigen und düsteren Teilen Berlins. Als Rechtswissenschaftler spürte man an vielen Stellen wie gut er sich in dieser Stadt und mit Recht und Gesetz auskennt. Trotzdem provoziert er bewusst durch seine extravaganten, besonderen Ermittler Begüm Duran und Ken Tokugawa. Beide sind besonders und nicht gerade einfach gestrickt in ihren Charakteren, passen aber sehr gut zu dem düsteren Bild Berlins, das der Autor auch diesmal wieder zeigt. Und sie wirken erstaunlich gut als Gegenpol zu dem ruhigen, zugeknüpften und couragierten Victor Puppe. Ebenso spürte man, das dieses Buch gut recherchiert war, der Autor sich sehr gut auskannte und teils wahre Begebenheiten in sein Buch mit einfließen ließ. Ferner bemerkte ich dies sprachlich an einigen Stellen, besonders wenn der Autor fachliche Ausdrücke einbrachte. Was natürlich für ihn als Rechtswissenschaftler kein Problem war. Doch zum Glück hielt sich das diesmal sehr in Grenzen. Die Charaktere gefielen mir wieder außerordentlich gut, auch wenn es anfänglich schon teils sehr provokant war. Victor Puppe ist eher der Gentleman unter den Ermittlern, vielleicht manchmal etwas zu steif, ruhig und introvertiert. Doch diesmal, hatte ich das Gefühl, das er durch seinen Kollegen Ken und im Besonderen durch die Gerichtsmedizinerin Stella auftaute. Kenji (Ken) Tokugawa z. B. ist einer, der öfters eher den Pausenclown gab, alles etwas lockerer nahm, allerdings den Sinn für Gerechtigkeit nie verlor. Er hatte schon öfters ein loses Mundwerk und nahm meist auch kein Blatt vor den Mund. Begüm Duran machte mal wieder alles im Alleingang, was ihr tüchtig Ärger einbrachte. In der Tat ist sie ebenfalls nicht gerade einfach, hat zwar Sexappeal, doch ihre türkischen Wurzeln und Gewohnheiten kann sie nicht verleugnen. Beeindruckend war außerdem für mich die Begegnung seines Großvaters und seiner Mutter, die man in diesem Buch miterlebte. Dieser zweite Victor Puppe Fall war für mich erneut spannend , informativ und lesenswert deshalb gebe ich 5 von 5 Sterne.

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