Die tausend Verbrechen des Ming Tsu

Buchseite und Rezensionen zu 'Die tausend Verbrechen des Ming Tsu' von Thomas Wörtche
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Inhaltsangabe zu "Die tausend Verbrechen des Ming Tsu"

1869, als der Westen der USA durch den Bau der Eisenbahnstrecken erschlossen wird. Der chinesische Gangster und Hitman Ming Tsu ist auf einem Rachefeldzug: Weil er Ada, eine weiße Frau, heiraten wollte, wurde er von deren Vater, einem Eisenbahnbaron, beinahe umgebracht und an eine Eisenbahngesellschaft als Arbeitssklave verkauft. Aber Ming Tsu lässt sich nicht unterkriegen, schließlich ist er ein professioneller Killer mit sehr eigener Moral. Mit Hilfe eines greisen Chinesen, genannt »Der Prophet«, und einer gemischten Zirkustruppe, deren Personal zu veritablen Wundern fähig ist, liquidiert er nach und nach seine Peiniger. Er arbeitet sich dabei zielstrebig nach Kalifornien vor, wo er Ada wiederzutreffen hofft. Dort erwartet ihn ein explosiver und unerwarteter Showdown …

Diskussionen zu "Die tausend Verbrechen des Ming Tsu"

Format:Broschiert
Seiten:301
EAN:9783518472842

Rezensionen zu "Die tausend Verbrechen des Ming Tsu"

  1. Butchers Crossing? Butchers Crossing!

    Manche mögen sie und andere lieben sie. Die schwarzen Löcher der Frontalpräsentation und des non verbalen Verkaufens. Die geneigten Kunden der profillosen Kettenbuchenhandlungen werden mit der Nase im Eingangsbereich der Altpapierhandlungen auf die Titel der Verlage mit dem grössten Werbebudget gestossen und die Werbung suggeriert, Du kannst hier kein Geld versenken, sind diese Titel doch auf dem steinigen Weg des "Bestseller werdens".

    Tatort Trier und auf dem Cover der Hinweis "Suhrkamp" und "Thomas Wörtche" können aber auch in das Gesicht eines zynischen Misanthropen den Anflug eines Lächelns eines Lächelns zaubern, den Weg zur Kasse finden lassen und das Personal an der Kasse ratlos zurück lassen, ob der Aussage: "das hätte ich hier so bei Ihnen (Thalia) nicht erwartet, einen Suhrkamptitel als Stapelware im Eingangsbereich präsentiert. Offen bleibt mthin die Frage, ob ein Auszubildener im Bestellsystem sich einfach um eine oder zwei Nullen bei der Bestellung ertan hat?

    Es ist unangemssen und nicht zielführend eine Rezension mit dem Hinweis auf ein anderen Titel zu eröffnen und den Leser mit dem Hinweis auf einen Titel alleine zu lassen, der er/sie vermutlich nicht gelesen hat, hat da dieser Titel nur peripher die Kriterien erfüllt, die an "wirkliche wertvolle Literatur" angelegt werden.

    Möglicherweise auch ein sinnfreies Wortspiel, suggeriert der Titel im Titel der Rezension möglicherweise einen Hinweis auf Handwerker, deren Profession darin besteht Lebewesen aller Art den Garaus zu machen, diese zu zerteilen und teilweise roh am Stück oder auch zerwirkt, gekocht, geräuchert in der Kühltheke oder am Haken in einem gefliesten Ladenlokal dem geneigten Kunden zu präsentieren, die möglicherweise eine Verkehrsader kreuzen könnten. Könnte aber auch ein Hinweis auf ein immer weniger wertgeschätztes Handwerk sein, das im Zeitalter der Blisterpacks, Einweggrills und Sonderangebote ein wenig aus der Zeit gefallen scheinen könnte.

    Diejenigen, die "Wer mit dem Wolf tanzt" als laangweilig empfunden haben und sich über eine romantisierende Darstellung einer indigenenen Bevölkerungsgruppe echauffieren konnte, da die Lebensgrundlage dieser Native Amerians auf der Ausrottung eines Wiederkäuers bestand (Bison/Buffalo) und in einer Szene der Protagonist in einem Tipi als "Deckhengst" beim Austausch von Körperflüssigkeiten in einem interkulturelen Kontext "missbraucht wurde" müssen möglicherweise ganz tapfer sein.

    "Die tausend Verbrechen des Ming Tsu" ist historisch nach Butchers Crossing angesiedelt. Dort wo früher die Büffelherden ihre Bahnen durch die Prärie zogen und Gebirge über Pässe bezwangen, herrscht annähernd gähnende Leere. Die weissen Amerikaner erobern die "New Frontier" und die Planwagentrecks, die und wunderbare Western mit John Wayne in der Hauptrolle bescherten, sind schon längst im gelobten Land angekommen. Das Reisen und der Landesausbau (der Ausdruck möge mir verziehen werden, bezieht sich doch dieser auf Mitteleuropa im 11. und 12. Jahrhundert) schreitet fort und der Bau von Eisenbahnen ist eine der Grundlagen der Erschliessung dieser Gebiete.

    Die Lücke, das Nicht-Beschäftigen-Wollen mit der Frage: "Wo kamen eigentlich die "Hopp Sings" [Bonanza] her?" und wird in diesem Krimi gescjhlossen. Protagonist dieses Titels ist ein ehemaliger "Kuli" / Vertragsarbeiter, der sich nicht mit seinen Arbeitsbedingungen abfinden wollte und selbstwirksam tätig wird, dadurch, dass er diejenigen, die ihn kujonierten und seine Freunde malträtierten kunstgerecht vom Diesseits ind Jenseits befördert und so den chinesischen Charon gibt

    Zunächst mag es ungewohnt erscheinen, so wie sich einige Zuschauer von "Dango Unchained", ob es eines als Farbigem zu lesendem Protagonisten verwundert die Augen rieben und sich an Audrey Murphy oder John Wayne sehnten.

    Dieser Titel ist athmophärisch sehr beklemmend, er hat etwas von einem klaustrophobischem Kammerspiel, welches auf jeder Seite den Beweis der These antritt, dass der Mensch die Hölle des Menschen ist. Unser "Held" beschreibt in seiner Biografie, den langsamen Prozess des Ankommens in einer neuen fremden Gesellschaft, die in dem Versuch münden die Tochter eines WASP zu ehelichen, mit dieser durchzubrennen. Dies misslingt, er kommt nur knapp mit dem Leben davon.

    Er ist ein Überlbender, er hat schlussendlich die Arbeit an der Bahn, deren Gleise durch einen Ozean aus Blut derjenigen verlaufen, die diese Schwellen verlegt haben, überlebt und sich die Namen derjenigen gemerkt, die sich an Blut, Schweiss und Leben der vermeintlich rechtlosen Kulis bereichert haben. Es hat etwas von Cusack, dem Schweigsamen, etwas von einem Antihelden, der sich aufmacht, seine Bucketlist der Schinder, Ausbeuter, Rassisten und Arschlöcher abzuarbeiten. Abzuarbeiten endet in diesem Fall mit dem Exitus derjenigen, die ihn zusammengeschlagen mit gebrochenen Knochen irgendwo im Nirgendwo zurück gelassen haben, da er diese eine Kugel nicht wert sei.

    Es ist ein sparsamer Roman, wenig Personal keine ausufernden Schilderungen über die Zweige der Mamutbäume die sich im Wind wiegen, den Wind der nach dem langen Winter in den Rockies über das frische grüne Gras streicht und die Pfiffe der Murmeltiere, die nach dem Winterschlaf auf den Felsen in der Sonne liegen und dösen. Diejenigen die auf der Suche nach bukolischen Landschaften sind, werden hier definitiv entäuscht werden.

    Die Sprache des Romans wirkt fokussiert, keine Schnörkel, wenig unnützes, knackige Sätze die die Handlung vorantreiben. Mit der ersten eiet ist eigentlich schon klar, dieses Buch ist die belletristische Umsetzung des "Wiegenlied vom Totschlag". Unser Held macht sich auf die Reise, so woe Odysseus oder Herakles, Frodo Beutlin oder Indiana Jones. Die Prüfungen sind die Plätze, an denen er auf Menschen trifft die leichtfertiger das Kopfgeld einstreichen möchen, welches auf den Kopf unseres Helden ausgesetzt ist. Msste das Kopfgeld ausgezahlt werden, wäre die Heldenreise hier zu Ende und das Buch aus. Das gelobte Land ist in unserem Fall die Stadt Rheno. Aus Opportunitätsgründen beschliesst er zusammen mit einer Freakshow zu reisen, die er "beschützt" und die ihn zwischen den Schaustellern untertauschen lässt, die nicht auffindbar werden lässt. Jeder Ausbruch aus dem Wanderzirkus kostet ein Arschloch das Leben und wir lernen viel über die eichweite von Kutschen und die besonderen Bedürfnisse von Pferden hinisichtlich Wasser- und Nahrungsversorgung. Die Charaktere der Freakshow sind nur ordegründig Zirkusschauspieler. So reist er mit einem blinden chinesichen Seher, einer Zigeunerin (ja sie kriegen sich - die Connaiseure der "Stellen" werden hier bitterlich enttäuscht werden, da sich hier keine schwitzigen Körper im Vollmond rhythmisch aneinander reiben und hier auch kein Raum für Metaphern besteht, weder für die Blumenwiesen von Shangrila oder die Hengstparade der Carmaguer) und einem Zirkusdirektor, der totkrank die Situation für sich dadurch auflöst, dass er sich dem unvermeidlichen beugt und dem Sämann/Schnitter gelassen entgegen tritt. Dieser Titel bringt Spass, bezaubert durch seine Reduktion auf das Wesentliche, erleichtert das Herz des Lesers durch den Mangel an überflüssigem Tinnef und jedesmal bevor man sich an den "Ersten Menschen" von amus erinnert fühlen könnte, wird ein Revolver fertig geladen und ein Misanthrop beisst ins Gras. HiHo!

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