Die stumme Tänzerin

Buchseite und Rezensionen zu 'Die stumme Tänzerin' von Helga Glaesener
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4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die stumme Tänzerin"

Format:Taschenbuch
Seiten:368
EAN:9783499004889

Rezensionen zu "Die stumme Tänzerin"

  1. 4
    05. Aug 2022 

    Höhere Töchter

    Im Jahr 1928 ändert sich die Welt, allerdings nicht so schnell wie Paula Haydorn es gerne hätte. Obwohl die als Fabrikantentochter eher zu den Privilegierten gehört, will sie doch einen Beruf ausüben und unabhängig sein. Dafür hat sie eine Ausbildung zur Stenotypistin absolviert. Als sie eines Abends ausgeht, verläuft der Abend anders als erwartet. Paula gerät in eine Razzia und wird festgenommen. Schlimmer könnte ihre Lage kaum sein, doch beinahe unglaublich schafft Paula es, sich in diesem Moment bei der weiblichen Polizei in Hamburg vorzustellen und eine Stelle zu ergattern. Wegen ihres Zeichentalents darf sie dann auch gleich an einer Mordermittlung teilnehmen. Sch

    Der erste Fall für Paula Haydorn und ihre neuen Kollegen und Kolleginnen. In dieser Zeit sind die Vorgesetzten meistens Männer und sie suchen allerlei Begründungen wieso, die Frauen sich nicht für die Polizeiarbeit eignen. Wie gut, dass es einige wenige gibt, die das anders sehen. Dabei wird Paula förmlich ins kalte Wasser gestoßen, denn eine Prostituierte ist brutal ermordet worden. Paula merkt sofort, dass es ihr liegt, dieses Spuren suchen, zusammenfügen, protokollieren. Hm, gut, eigentlich ist sie nur fürs Protokoll zuständig, aber das hindert ja nicht, mal links und rechts zu schauen. Am wenigsten begeistert von dem Jobwechsel sind jedoch Paulas Eltern.

    Auch im Hamburg des Jahres 1928 sind die Auswirkungen des drohenden Nationalsozialismus bereits zu spüren. Zum Glück noch nicht im alltäglichen Leben. Es zeichnet sich der Fortschritt ab. Immer häufiger gehen Frauen einem Beruf nach und immer mehr Berufe öffnen sich ihnen. Möglicherweise tun sich die älteren Generationen etwas schwer mit ihren aufmüpfigen Töchtern. Doch irgendwann musste eine Entwicklung einfach ihren Anfang nehmen, durch die uns heute so vieles selbstverständlich geworden ist. Eingebettet in einen spannenden Fall mit einem überraschenden Ende zeichnet die Autorin diese Entwicklung sehr lesenswert nach. Vielleicht kommen Paula mitunter einige Zufälle mehr zupass als man für möglich halten möchte, dafür ist sehr schön geschildert, wie sich Paula zwischen ihren neuen Kollegen und Kolleginnen einlebt und sie zu einem Team zusammenwachsen. In diesem ersten Band einer Reihe empfindet man viel Sympathie für die jungen Ermittler und die neu eingesetzten Mitarbeiterinnen der Polizei.

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  1. Paula lässt sich nicht beirren

    Paula wollte nicht mehr nur das verwöhnte Fräulein Tochter des Zündholzfabrikanten Harry Haydorn sein, daher hatte sie Kurse belegt in Stenographie und Schreibmaschine. Doch ihr erster Job stellt sich als ziemlich öde dar. Dann bringen der Zufall und ihre forsche Art sie als Sekretärin zur WKP. Als dann eine Tote auf dem alten Friedhof beim Zoo gefunden wird, die brutal ermordet und obszön zur Schau gestellt wurde, kann Paula zeigen, was wirklich in ihr steckt. Die Männer bei der Polizei halten nicht viel von ihren weiblichen Kollegen. Doch der leitende Kommissar Martin Broder ist überrascht von Paulas logischen Schlussfolgerungen. Die Spuren führen ins Hamburger Rotlichtmilieu und nehmen dann eine Wendung, die Paula beunruhigt.
    Der Schreibstil von Helga Glaesener gefällt mir gut und die Geschichte war von Anfang an packend.
    Paula Haydorn ist eine clevere und selbstbewusste junge Frau, die mehr sein will als nur Tochter eines stinkreichen Vaters. Doch ihre Eltern sind nicht davon begeistert, dass Paula einen Job hat, schon gar nicht bei der Polizei. Doch ihr Patenonkel und seine Frau unterstützen sie. Auch bei der Polizei hält man nichts von Frauen in den eigenen Reihen und macht es ihnen nicht leicht. Aber Paula lässt sich nicht beirren und bringt die Ermittlungen sogar voran. Damit überrascht sie sogar Martin Broder, der die Ermittlungen leitet. Er ist um Paula ziemlich besorgt. Aber auch die anderen Charaktere sind gut gezeichnet.
    Paulas schnelle Karriere ist nicht so recht glaubhaft, besonders zu jener Zeit. Doch das wird durch die spannende und unterhaltsame Geschichte wettgemacht. Immer wieder gab es neue Verdächtige, doch am Schluss wurde ich dann wirklich überrascht.
    Dieser historische Krimi hat mich gut unterhalten.

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