Die Skrupellosen: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Skrupellosen: Roman' von Sadie Jones
2.65
2.7 von 5 (8 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Skrupellosen: Roman"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:464
EAN:9783328601043

Rezensionen zu "Die Skrupellosen: Roman"

  1. 3
    16. Jul 2021 

    Da wäre mehr möglich gewesen

    Dan und Bea leben das durchschnittliche Leben einer Londoner Familie. Beide arbeiten viel, das Geld ist knapp. Es gibt nur wenige Rücklagen und die Eigentumswohnung muss auch finanziert werden. Bea ist trotz allem sehr erfüllt von ihrer Arbeit als Psychotherapeutin. Dan hat eigentlich Kunst studiert, arbeitet jetzt aber viel als Immobilienmakler. Er ist damit weniger glücklich als Bea, hat sich aber damit arrangiert.

    Es ist Bea, die die Idee hat, für einen längeren Zeitraum auszusteigen und Europa zu bereisen. Eines ihrer Ziele soll Burgund sein. Dort hat ihr Bruder Alex ein Hotel. Das Zusammentreffen von Bea und Dan mit Alex verändert alles. Von Alex erfährt er, wie unfassbar reich die Familie von Bea und Alex ist. Das Beas Vater früher einen Privatjet besessen hat, ist für ihn unfassbar.

    Was macht es mit den Menschen, wenn sie plötzlich erfahren, dass ihr Ehepartner eigentlich über sehr viel Geld verfügen könnte? Verändern sie sich? Findet die Veränderung auch in Bezug auf ihren Partner statt? Ist man plötzlich bereit Zugeständnisse zu machen, zu denen man vorher nie bereit war?

    Alle diese Fragen entstehen beim Lesen und bewegen nicht nur mich, sondern auch Dan.

    Und dann geschieht dieser Unfall. Oder war es vielleicht gar kein Unfall? Alles verändert sich. Auch mit den Menschen im Buch geschieht eine Wandlung. Oft wusste ich gar nicht mehr, was wahr und was falsch ist. Je mehr man über diese Familie liest umso klarer wird, wie zerrüttet diese ist.

    Das Buch las sich wirklich gut, aber irgendwie bin ich mit dem Ende unzufrieden. Für mich war das Ende zu abrupt und vielleicht auch vorhersehbar. Vielleicht habe ich mir auch mehr davon versprochen.

    Zusammenfassend kann ich sagen, ja das Buch lässt sich zur Unterhaltung ganz gut lesen, bekommt aber insgesamt nur drei Lesesterne aus den genannten Gründen von mir.

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  1. 3
    15. Jul 2021 

    Wohin mit dem Geld?

    Ist es Zufall, dass die Familie in dem Roman "Die Skrupellosen" von Sadie Jones Adamson heißt? Also ähnlich wie die schräge Fernsehfamilie aus den 60er Jahren: die Addams Family?

    Die Addams Family war für ihre Exzentrik und ihren Sinn fürs Makabre bekannt. Von ihren Nachbarn wurden sie geduldet, nicht zuletzt, weil die Addams reich waren. Deshalb ließ man sie schalten und walten, wie es ihnen gefiel.

    In "Die Skrupellosen" von Sadie Jones ist es die Familie Adamson, die schaltet und waltet, wie es ihr gefällt. Die Multi-Millionen auf dem Konto machen es möglich.

    Der Ton angebende in dieser Familie ist
    - Griff, Familienoberhaupt, Immobilien-Mogul, skrupellos, ein aufbrausender, rücksichtsloser Kotzbrocken, der seinen Reichtum als Freifahrtschein nutzt, um sich rüpelhaft daneben zu benehmen und seine Umwelt zu schikanieren,
    - verheiratet mit Liv, Paradebeispiel einer Millionärsgattin, gut aussehend, Kleidergröße 36 (so vermute ich), alterslos, skrupellos,
    - Alex jüngster Sohn der Familie, mittlerweile auch schon in den 30ern, aber ein ewiges Kind, schwarzes Schaf der Familie, psychisch labil, Drogen- und /oder Alkohol-abhängig, skrupellos, zumindest hat er keine Skrupel, sich das Leben von Daddy finanzieren zu lassen. Dieser hat ihm ein in die Jahre gekommenes Landhotel in Frankreich spendiert, das Alex wieder flott machen soll.

    - Bea, einzige Tochter, und wenig skrupellos. Sie gönnt sich den Luxus, den Reichtum der Familie als Belastung zu empfinden. Sie scheint aus der Art geschlagen zu sein, da sie den Anspruch hat, finanziell unabhängig zu sein und sich ihre Brötchen als Psychotherapeutin in einer wohltätigen Einrichtung zu verdienen. Sie kommt finanziell einigermaßen über die Runden, ihr Lebensstandard ist alles andere als luxuriös. Dennoch hat ihre Bescheidenheit einen negativen Beigeschmack, solange sie einen Stiftungsfond, den Daddy auf ihren Namen angelegt hat, als finanzielles Sicherheitsnetz ihr eigen nennt.

    - Bea ist mit Dan verheiratet, der von dem immensen Reichtum seiner Frau nichts weiß, zumindest anfangs nicht. Dan wäre gern ein Künstler, ist aber Immobilienmakler. Denn irgendwie muss das Leben finanziert sein. Er kommt aus einfachen Verhältnissen, hat Bea auf einer Ausstellung kennengelernt und sich in sie verguckt. Er träumt von Wohlstand und Luxus, würde gern in der Liga der Reichen und Schönen mitspielen. Schön ist er zumindest. An dem Reichtum muss er noch arbeiten. Doch dank der Familie seiner Frau scheinen die Weichen für einen Weg in ein unbeschwerteres Leben für ihn gestellt. Bleibt die Frage nach Dans Skrupeln und seinen Möglichkeiten, Bea davon zu überzeugen, von ihrem Pfad der Bescheidenheit und Wohltätigkeit abzuweichen.

    Man ahnt es, die Charaktere in diesem Roman stoßen beim Leser auf Ablehnung. Sogar ein positiver Charakter wie Bea, die man eigentlich wegen ihrer Bescheidenheit und dem Drang Gutes zu tun, mögen müsste, nervt mit ihrer Wohltäterei.

    Schauplätze der Handlung sind London und Frankreich. Denn das Ehepaar Bea und Dan gönnt sich eine Auszeit und plant einen Trip durch Europa, der sie zunächst in dem Hotel des Bruders von Bea haltmachen lässt. Doch die Reise entwickelt sich zu einer Katastrophe für die gesamte Familie Adamson.

    Während des Verlaufs der Geschichte lässt die Autorin sich nicht in die Karten blicken, was die Entwicklung der Handlung sowie der Charaktere betrifft. Der moralische Aspekt, den Umgang mit Reichtum und Macht betreffend, bildet einen interessanten Rahmen für die Handlung. Leser, die jedoch eine gehörige Portion Gesellslchaftskritik von Sadie Jones erwarten, werden vermutlich enttäuscht sein.
    Denn die Autorin geht mit diesem Thema nicht in die Tiefe, sondern nutzt es, um ihre Charaktere zu kategorisieren: stinkreicher und skrupelloser Fiesling, Emporkömmling und Möchtegern-Reicher, Tochter aus reichem Elternhaus, die ihren Reichtum als Belastung empfindet.
    Ein großer Kritikpunkt an diesem Buch ist für mich das Ende, weil die Handlung hier eine Richtung annimmt, die überhaupt nicht zu dem Roman passt. Noch nie hatte ich so sehr den Eindruck, dass eine Autorin krampfhaft versucht, einen Roman zum Abschluss zu bringen, wie bei diesem Buch. Dementsprechend konstruiert und fragwürdig wirkt auch das Ergebnis auf mich.

    Daher: "Die Skrupellosen" ist ein gut gemachter spannender Unterhaltungsroman, der mir in weiten Teilen gefallen, jedoch am Ende geschwächelt hat.

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  1. Merkwürdig und nervig!

    Das junge Paar Dan und Bea lebt bescheiden in London. Bea ist mir ihrem Job als Therapeutin zufrieden, Dan dagegen hegt noch viele unerfüllte Wünsche. Noch ahnt er nicht, dass sein Schwiegervater einer der reichsten Männer Londons ist. Das Paar entschließt sich, eine lange Europareise anzutreten, um sich eine Auszeit zu gönnen, Ihr Weg führt sie zunächst nach Burgund zu Beas Bruder Alex, der dort ein Hotel führt. Dort angekommen beginnt das Verhängnis: das Hotel hat wohl seit langem keine Gäste mehr beherbergt und ist in völlig verwahrlostem Zustand. Umso rätselhafter ist, was Alex dort den leiben langen Tag eigentlich treibt. Dann kündigen sich auch noch Beas Eltern zu einem Besuch an. Für Bea, die seit Jahren Distanz zu ihren Eltern hält, kommt das einer Katastrophe gleich. Und Dan ahnt allmählich, welchen Reichtum ihm seine Ehefrau jahrelang verschwiegen und vorenthalten hatte.
    Zu Beginn fand ich die Idee, wie Menschen auf die Versuchung des Geldes reagieren, interessant. Doch die Lektüre wurde zunehmend verstörend. Merkwürdige Dialoge, merkwürdige Szenen, merkwürdige Personenkonstellationen und merkwürdige Charaktere haben mich zunehmend genervt. Während der Anfang sich wie ein Beziehungs- oder Familienroman mit hohem Konfliktpotential liest, gleitet er zunehmend in eine Krimihandlung ab, die aber keineswegs spannend oder überzeugend wirkt. Am meisten hat mich dann das Ende gestört, das sehr brutal und aufgesetzt wirkt.
    Mich konnte ,,Die Skrupellosen“ leider weder fesseln noch unterhalten und die Kommentare des Klappentextes, z.B. ,,erschütternd, gewaltig, nachhallend“ kann ich überhaupt nicht unterschreiben.

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  1. In der Schlangengrube

    In ihrem Job als Psychotherapeutin fühlt sich die unscheinbare Beatrice wohl. Mit ihrem 30-jährigen Mann Daniel Durrant, einem Immobilienmakler, lebt sie in einer kleinen Wohnung in London. Doch nun brauchen Bea und Dan eine Auszeit. Sie entschließen sich, eine Reise durch Europa zu machen, und statten Alex Adamson, Beas Bruder, in Frankreich gleich zu Beginn einen Besuch ab. Obwohl das Hotel des labilen 37-Jährigen ziemlich heruntergekommen ist, kommt Dan allmählich dahinter, dass Beas Vater, ein großer Bauunternehmer, reicher ist als angenommen. Und dann stirbt Alex plötzlich auf mysteriöse Weise. Was ist passiert? In welche Schlangengrube sind Bea und Dan geraten? Und welche Geheimnisse hat die Familie Adamson noch zu verbergen?

    „Die Skrupellosen“ ist ein Roman von Sadie Jones.

    Meine Meinung:
    Der Roman umfasst vier Teile, die wiederum aus 31 Kapiteln bestehen. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge aus der Sicht von Bea und Dan. Die Handlung spielt einerseits in England und andererseits in Frankreich. Der Aufbau funktioniert gut.

    Der Schreibstil ist sehr dialoglastig und geprägt von vielen Metaphern, die ich allerdings nicht alle als gelungen empfunden habe. Das Erzähltempo beginnt sehr langsam.

    Sympathieträger sucht man in dieser Geschichte vergebens, zumindest was die Protagonisten angeht. Weder mit Bea noch mit Dan wurde ich warm. Ihre Verhaltensweisen sind mir fremd und in Teilen wenig nachvollziehbar. Allerdings sind sie in psychologischer Hinsicht sorgfältig ausgestaltet, was man von den klischeehaften Nebenfiguren nicht behaupten kann.

    Inhaltlich bietet der Roman eine interessante Themenmischung. Am offensichtlichsten ist der Aspekt des Geldes: sein Einfluss, seine Verführungskraft und seine negativen Seiten. Im Zentrum steht die Frage, was Geld mit den Menschen macht und ob es über die Moral siegen sollte. In diesem Punkt setzt die Geschichte gesellschaftskritische Denkanstöße. In den Vordergrund sind außerdem das System einer dysfunktionalen Familie, deren Geheimnisse und die Problematik jahrelangen Verschweigens gerückt. Darüber hinaus tun sich weitere Themen auf, die ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen möchte. Alles in allem ist die Geschichte erstaunlich facettenreich und durchaus tiefgründig.

    Den Anfang des mehr als 450 Seiten umfassenden Romans habe ich als recht zäh empfunden. Auch zwischendurch gibt es immer wieder einige Längen. Über etliche Seiten dümpelt die Geschichte vor sich hin, obwohl der Tod Alex’ durchaus viel Potenzial für Dramatik und Nervenkitzel bieten könnte. Erst in der zweiten Hälfte konnte mich der Roman fesseln.

    Der vierte Teil, in dem die Genregrenzen gänzlich verschwimmen, will nicht so recht zum restlichen Charakter des Buches passen. Die Autorin versteht es zwar, in diesem Abschnitt Spannung aufzubauen und mit einer Wendung zu überraschen. Leider wirken die letzten Kapitel aber nicht ganz schlüssig. Zudem werden nicht mehr alle losen Fäden aufgenommen.

    Der Titel weicht stark von der englischsprachigen Originalformulierung („The Snakes“) ab, die ich wegen seiner Doppeldeutigkeit lieber mag. Das deutsche Cover finde ich jedoch aussagekräftiger als die englische Erstausgabe.

    Mein Fazit:
    Trotz vieler guter Ansätze hat mich Sadie Jones mit „Die Skrupellosen“ nicht überzeugt. Der Roman ist in Teilen durchaus unterhaltsam und lesenswert, in anderen Teilen aber zu langatmig und zu wenig nachvollziehbar.

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  1. Unentschlossen

    Inhalt (Klappentext):
    Dan ahnt nicht, wie millionenschwer die Eltern seiner Frau sind. Das junge Paar lebt bescheiden in einem kleinen Apartement in London. Bea ist zufrieden, doch Dan träumt von einem ganz anderen Leben. Um dem tristen Alltag einmal zu entfliehen, nehmen sich die beiden eine Auszeit. Einen Sommer lang wollen sie die schönsten Flecken Europas erkunden. Ihre Reise bringt sie zunächst zu Beas Bruder nach Burgund, wo Alex ein Hotel führt, Doch schon hier endet die ersehnte Idylle. Das Hotel ist heruntergekommen, und Alex gibt zu, dass er noch nie Gäste beherbergt hat. Kaum sind die Koffer ausgepackt, kündigen sich zu Beas Entsetzen ihre Eltern zu einem Überraschungsbesuch an. Dan weiß bisher nicht, warum sich Bea so sehr von ihrer Familie distanziert (…)

    Meine Meinung:
    Die Geschichte macht einen sehr ambivalenten Eindruck auf mich. Es scheint, als hätte sich die Autorin nicht so recht entscheiden können, ob sie einen Beziehungsroman oder doch lieber einen Krimi schreiben wollte. Immer wieder kommt es zu merkwürdigen Situationen und verstörenden Szenen, die mit der eigentlichen Handlung nichts zu tun haben. Vielleicht sollen durch diese Begebenheiten, die immer Bea widerfahren, dem Leser der Charakter dieser Protagonistin näher gebracht werden. Ich weiß es nicht, aber ich empfand diese Szenen als sehr beunruhigend. Die Charaktere sind meist sehr holzschnittartig und klischeehaft geschildert. Der protzige Millionärsvater, mit der „Mein Haus-Mein Auto-Mein Boot“-Attidüde, die Mutter nur auf ihr Aussehen und ihre äußere Wirkung bedacht, die sie mit theatralischen und dramatischen Gesten unterstreicht. Tochter Bea, die sich komplett konträr zum Lebensstil ihrer Eltern verhält und ihre Herkunft soweit verleugnet, dass sie nicht einmal ihrem Ehemann davon erzählt. Einzig ihr Mann Dan wird etwas vielschichtiger dargestellt. Er, der von dem sagenhaften Reichtum der Familie nichts wusste und nun versucht ist, den Schritt in die Welt der Reichen und Schönen zu wagen.
    Was mich völlig entsetzte, war das brutale Ende, das für mich aus heiterem Himmel kam. Ich fand das völlig unnötig und es machte auf mich den Eindruck, als wollte die Autorin das Buch unbedingt mit einem Knalleffekt abschließen. Sehr schade, bis dahin hätte ich mich vielleicht noch mit der Geschichte anfreunden können, aber dieser Schluss hat mir alles verdorben.

    Fazit:
    Ein unentschlossenes Buch mit klischeehaften Protagonisten und einem unnötig brutalen Ende.

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  1. Money, money, money

    In diesem Roman dreht sich alles um unser Bestes – das liebe Geld.

    Die Geschichte beginnt mit Bea und Dan, einem jungen Paar, das in London in einer kleinen 2-Zimmerwohnung lebt. Bea ist Psychiaterin mit einem kleinen, aber regelmäßigen Einkommen. Dan möchte höher hinaus. Er träumt von einer Karriere als Künstler, scheut aber das Risiko und findet tausend Ausreden. Stattdessen erwirbt er seine und Beas Brötchen mit einem Job als Immo¬bi¬lienmakler, was ihn aber ziemlich unglücklich macht.

    Bea und Dan entscheiden sich, ihrem Alltag eine Weile zu entfliehen. Sie planen eine dreimonatige Reise durch Europa. Das notwendige Kleingeld wollen sie durch eine Vermietung ihrer Wohnung verdienen. Ansonsten gibt es noch ein kleines "Polster" – ihre Ersparnisse. Sie kaufen also ein altes Auto und fahren Richtung Frankreich los. Die erste Station soll ein Halt bei Beas Bruder Alex sein, der ein Hotel auf dem Land in Frankreich unterhält. Als sie dort ankommen, wird allerdings klar, dass das sog. Hotel stark renovierungsbedürftig ist und seit längerem keine Gäste mehr beherbergt hat. Das Gut haben Beas und Alex vermögende Eltern offensichtlich gekauft, um Alex einen Platz im Leben und eine Beschäftigung zur Überwindung seiner Suchtprobleme zu geben.

    Durch die Begegnung mit Alex, den Dan zum ersten Mal trifft, wird Dan zudem schnell klar, dass Beas Eltern erheblich vermögender sind, als Bea eingeräumt und er angenommen hat. Anders als Alex will Bea vom Geld ihrer Eltern aber nichts wissen und vermeidet auch, soweit möglich, jeglichen Kontakt zu ihnen. Erklärungen bleibt Bea allerdings schuldig. Sie spricht mit Dan nicht über ihre Beweggründe und Dan (und der Leser) fragt sich zunehmen, ob hier etwas vorgefallen ist oder Bea wirklich aus rein altruistischen Gründen auf jeglichen (unverdienten) Wohlstand verzichtet.

    Dann bahnt sich eine Lösung dieses Rätsels an. Beas und Alex Eltern kündigen ihren Besuch an. Der Besuch ist der Auftakt zu einer unglücklichen Ereigniskette, in deren Folge Bea und Dan sich und ihre Beziehung zu Geld und dem damit verbundenen Einfluss hinterfragen müssen. Darf man unverdiente finanzielle Wohltaten annehmen? Spielt es eine Rolle, wie das Geld verdient wurde? Ist es in Ordnung, Geld anzunehmen, um sich aus einer misslichen Lage zu befreien oder damit anderen Gutes zu tun? Die Autorin wirft viele interessante Fragen auf. Leider bleiben diese am Ende unbeantwortet und die Handlung flacht zum Ende hin erheblich ab. Den Schlusspunkt fand ich zu hart, ohne hier zu viel verraten zu wollen. Daher gibt es von mir vier Sterne.

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  1. 2
    20. Jun 2021 

    Geld = Katastrophe

    Bea ist Tochter aus superreichem Londoner Hause, die sich komplett von ihrer Familie und vor allem von deren Geld abgewandt hat. Sie lebt in einer ruhigen, recht harmonischen Ehe mit Dan ein nicht armes, aber ärmliches Leben in dieser teuren Stadt, in der das Auseinanderklaffen von Armut und Reichtum den Einwohnern ständig und allüberall vor Augen steht. Gleich in der Anfangsszene verdeutlicht die Autorin diese für das Buch so wichtige Reich-Arm-Szenerie mit einer Szene in einem Second-Hand-Laden, in der eine Besucherin die Inhaberin bedroht.
    Dan, Beas Mann, ist deutlich weniger zufrieden mit diesem ärmlichen Leben. Er ist ein unentschiedener Charakter, der sich als Künstler sieht, diesem Anspruch aber nie gerecht werden konnte und immer noch nicht kann. Das Leiden an dem Job als Immobilienkaufmann ist deshalb besonders stark ausgeprägt und Ausdruck seiner Unzufriedenheit mit sich selbst.
    Aus dieser Konstellation heraus beschließt das Paar, sich eine Auszeit zu nehmen und auf Reisen zu gehen, wobei die schwelenden Lebensfragen des Paares besprochen und in irgendwelche Bahnen gelenkt werden sollen.
    Und damit beginnt die Katastrophe. Denn die Europareise, die gestartet wird, führt sie weitestgehend unbeabsichtigt näher heran an Beas Familie, die Bea bisher vor ihrem Ehemann fast komplett verborgen gehalten hat. Denn in dieser Annäherung bewahrheitet sich all das, was Bea an Vorbehalten und Einwänden gegenüber dem von Geld strotzenden Leben ihrer Familie mitträgt.
    Die Begegnung mit Beas Bruder und später mit deren Eltern in einem heruntergekommenen Hotel in Südfrankreich entwickelt sich zu einem Krimi um den Tod von Alex, dem Bruder. Und an allem, was Schreckliches passiert in dieser Frankreich-Episode, ist natürlich nur eines schuld: das Geld und die Gier danach.
    Während Bea darum ringt, in wie weit sie vielleicht doch auf die finanzielle Hilfe ihrer Eltern zurückgreifen kann, um sich und Dan eine Lebensperspektive zu bieten, bricht über ihr durch Geldgier ausgelöste Gewalt zusammen und macht all die Fragestellungen, die der Roman angerissen hat, letztlich sinnlos und irrelevant.
    Mein Fazit:
    „Die Skrupellosen“ konnte mich in keiner Hinsicht überzeugen. Die Charaktere sind eingleisig und holzschnittartig gestaltet und lassen zwischen schwarz und weiß keinen Spielraum für Zwischentöne. Dadurch sind viele der Entwicklungen vorhersehbar und wenig überraschend. Die Dialoge zwischen ihnen sind platt und nichtssagend. Und die Handlung kann sich zwischen Familienroman mit relevanten Fragestellungen und einer Art von Krimi (psychologisch oder blutrünstig?) nicht entscheiden. Ärgerlich fand ich insbesondere die Arroganz, mit der hier Geld als reiner Unglücksbringer geschildert wird und die Sichtweise von Gesellschaftsschichten, für die Geld eine wesentliche Erleichterung ihrer Lebenssituation bedeuten könnte, komplett ausgeblendet ist. Dafür kann ich allenfalls 2 Sterne vergeben.

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  1. Verzettelt!

    Der Originaltitel „The Snakes“ würde bei diesem Roman nichts weiter zur Erhellung beitragen. Obwohl es in dem im Buch beschriebenen Hotel in Frankreich Grasschlangen gibt, solche die sogar ins Haus kommen. Ich sach euch, bleibet im Lande und nähret euch redlich. Wir in Deutschland haben nur ein paar Kreuzotterchen und die sind alle auf Hiddensee. Oder im Zoo.

    Aber von vorne!
    Bea, aus überaus reichem Haus in London, trifft Dan Normalo. Verliebt. Verlobt. Verheiratet. Die Krux: Bea hat mit ihrer Familie gebrochen und will nichts mit deren Reichtum zu tun haben. Sie ist eine von den Guten und will den Planeten retten. Dan ist eigentlich auch einer von den Guten, aber er hätte es gerne ein bisschen angenehmer. Kann man ihm nicht verdenken. Warum bloß will Bea partout keine Unterstützung vom superreichen Daddy annehmen? Gut. Daddy ist wohl ein Ausbeuter-Arschloch. Aber das würde Dan nicht sonderlich stören.

    Nebenschauplätze belegen einen Handlungsstrang in Frankreich, wo Beas labiler Bruder ein Hotel führt. Das ist das Hotel, wo die Schlangen leben und sonst eigentlich nichts. Ein Hotel ist da, aber der Hotelbetrieb fehlt.

    Der Kommentar:
    Der Grundkonflikt der Ehe, (wie) können Menschen zusammenleben, wenn sie aus verschiedenen sozialen Schichten kommen, hat Sadie Jones anschaulich dargestellt. Allerdings schüttet sie das interessante Thema mit vielen Nebensächlichkeiten bis zur Unkenntlichkeit, zu. Sie reißt diverse Konflikte an, führt aber keinen aus. Rassismus, Ehe, Gegensätze, Liebe, Wahrheit, Familie, Gesellschaft, Ausbeutung, Geheimnis, Mord und Totschlag – von allem ein bisschen und nichts richtig.

    Der Roman krankt an der Schreibweise, die viele grottige und arg gestelzte Dialoge und Metaphern aufweist, an dem Verlieren des Fokus durch die Autorin, die sich gerne an Nebenschauplätzen aufhält, an der Unglaubwürdigkeit und Unausgeformtheit der Figuren und an einer schwachen Handlung. Das alles ist sehr schade, denn man merkt trotz des Ärgers, den die platten Metaphern, die konfuse Handlung und die gestauchten Figuren verursachen, dass die Autorin viel mehr kann. Man liest den Roman dann auch ohne Probleme glatt runter.

    Als reiner Unterhaltungsroman sind „Die Skupellosen“ durchaus lesbar, wenn man nichts anderes zur Hand hat, als Charakterskizze über eine dysfunktionale Famile ist das Buch ganz und gar nicht überzeugend, es fehlt die vielzitierte Tiefe, als Kriminalroman ist der Roman nicht ausgeformt und von daher langweilig, zum Thema Ehe zu knapp und als Studie über das Leben der Glamourösen zu klischeehaft. Am besten gelungen sind die Szenen auf dem Polizeirevier, wo Dan als Schwarzer per se verdächtigt und entsprechend herabwürdigend behandelt wird.

    Fazit: Sommerunterhaltung mit einem Fingerhut voll Anspruch. Der Roman wäre besser geworden, wenn der Anspruch auf den Anspruch vom vorneherein aufgegeben worden wäre und man gleich eine herzzerreißende Schmonzette geschrieben hätte. Why not? Es hätte besser funktioniert.

    Kategorie: Unterhaltung
    Verlag: Penguin, 2021

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