Die seltsame Reise mit meinem Bruder: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Die seltsame Reise mit meinem Bruder: Roman' von Renée Karthee
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Inhaltsangabe zu "Die seltsame Reise mit meinem Bruder: Roman"

Diskussionen zu "Die seltsame Reise mit meinem Bruder: Roman"

Format:Taschenbuch
Seiten:304
EAN:9783548285177

Rezensionen zu "Die seltsame Reise mit meinem Bruder: Roman"

  1. Auch seltsame Reise führen ans Ziel

    Nils ist anders. Bei seiner Geburt ging einiges schief und er ist in seiner Entwicklung weit zurückgeblieben, dazu kommen stark ausgeprägte austitische Züge. Obwohl er Nellys älterer Bruder ist, wurde ihr schon von klein eingetrichert, dass sie später mal um ihn kümmern muss. Diese Verpflichtung hängt wie eine dunkle Wolke über ihrem Leben und sie ist froh, dass Nils bei ihrer Mutter gut aufgehoben ist. Schon längst lebt sie in Hamburg, weit weg vom hessischen Heimatdorf, wo sie sich nur selten blicken lässt. Überhaupt ist Nelly eine kratzbürstige Einzelgängerin, die sich ungern auf andere Menschen einlässt. Mit einem Foodtruck hat sie sich ein kleines Geschäft aufgebaut und ihre Liebe zum Kochen zu ihrem Beruf gemacht. Aber die dunkle Wolke ist schneller da, als sich Nelly das erhofft hatte. Ihre Mutter ist nach einem Unfall für mehrere Wochen selbst auf Hilfe angewiesen und so bleibt nur Nelly, die sich um Nils kümmern kann. Sehr widerwillig fährt sie nach Hessen und es scheint schlimmer, als erwartet. Nils lebt in seiner eigenen fest struktierten Welt und die kleinste Abweichung bringt ihn aus dem Takt. Deshalb ist es für ihn eine Katastrophe, dass die geplante Reise nach England zur Hochzeit eines Cousins nun ausfallen soll. Am liebsten hätte Nelly ihren Bruder in eine Kurzzeitpflege gegeben, aber nach dem Besuch im Heim ist ihr klar, dass sie es nicht übers Herz bringt, Nils dort zurückzulassen. Schweren Herzens macht sie sich mit ihm auf die Reise nach England. Dort geht nun fast alles schief, was auch nur schiefgehen kann. Nils nervt, seine Angst vor Fusseln und Fransen machen die Übernachtungen nicht einfacher, seine kindliche Art, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen und gern auch vor anderen laut heraus zu posaunen, bringt Nelly in manche peinliche Situation. Auch auf der Hochzeit geht so einiges schief, dass der Herd des Caterers grade vor dem Hochzeitsmahl den Geist aufgibt, ist noch das kleinere Übel. Aber es führt auch dazu, dass sich Nelly und Nils gleichberechtigt näher kommen. Nelly kann allmählich Nils besondere Talente anerkennen und schätzen. Dazu verhilft ihr auch Gerald, ein wahrer Tausendsassa, der nicht nur Farmer, Pubkellner und Caterer ist. Allmählich lässt Nelly zu, dass ihr Panzer Risse bekommt und sie auch Gefühle erkennen und zeigen kann.
    Natürlich ist Gerald ein Traummann, sagenhaft gut aussehend, Schotte, kantig, männlich und dabei einfühlsam und mit Empathie für Nils ausgestattet. Hatte er doch selbst eine behinderte Schwester. Dass Nelly bei dem geplatzen Hochzeitsdinner ihre kulinarischen Kenntnisse einsetzen kann und Gerald dabei aus der Patsche hilft, bringt die beiden noch näher. So ist nach einigen Tagen in England das Leben von Nelly einmal aus den Fugen geraten und neu und besser wieder zusammengefügt worden, Happy End inclusive.
    Auch wenn es von vielen Zufällen nur so wimmelt, mit Gerald ein Märchenprinz auch gleich parat ist, ist der Roman nett und flott geschrieben. Garniert mit reichlich Rezepten für jede Lebenslage, meist vom indischen Assistenten Ashok des Foodtrucks beigesteuert, - der zur großen Sorge von Nelly, die ihre Abwesenheit ausnützt um sich in der Küche kreativ auszuleben - gibt es einen Kritikpunkt:
    Ashok hat für jede Gelegenheit einen Weisheitsspruch parat, gleichsam wie ein wandernder Glückskeks beglückt er Nelly mit seinen Sprichwörtern. Das geht nicht nur Nelly auf die Nerven.
    Das Cover ist modisch, schwimmt auf der Welle, die die Erfolgsbücher von Jojo Moyes ausgelöst haben. Eine leichte Sommerlektüre, die gut unterhält und dass die Figur des autistischen Nils sympathisch und liebevoll gestaltet ist, finde ich besonders ansprechend.

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