Die schiere Wahrheit

Buchseite und Rezensionen zu 'Die schiere Wahrheit' von Ursula Hasler
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Inhaltsangabe zu "Die schiere Wahrheit"

In einem Seebad am Atlantik begegnen sich 1937 unverhofft zwei Meister: Friedrich Glauser, mit seinem letzten Geld angereist auf der Suche nach einem Morphiumrezept, und Georges Simenon, auf Urlaub im noblen Grand Hôtel de la Plage in Saint-Jean-de-Monts. Sie unterhalten sich, finden Gefallen aneinander – und beschließen, an Ort und Stelle gemeinsam einen Kriminalroman zu entwerfen. Simenon legt einen Toten an den Strand, Glauser macht ihn zu einem Amerikaschweizer, Grund genug, Wachtmeister Studer an den Atlantik abkommandieren zu lassen. Simenon lässt ihm Amélie Morel, die Tante des lokalen Inspektors, in die Quere kommen. Denn seinen Kommissar Maigret hat er in den Ruhestand geschickt.    Und so spinnt der eine die Einfälle des andern weiter, nicht ohne Debatten: wozu es das Verbrechen in der Geschichte braucht, welche Indizien zum richtigen Zeitpunkt auf den Weg der Ermittler und Leserschaft gestreut werden, wie man all die Fäden, Ficelles und Schnüre am Schluss richtig verknüpft. Als sich am Ende Recht und Gerechtigkeit bekämpfen, gefällt die Auflösung weder Studer noch Mlle Morel. Also finden Glauser und Simenon eine Lösung, die so unberechenbar ist wie das wirkliche Leben.    Ursula Hasler gelingt es virtuos, sich in den Stil und die Vorgehensweise gleich zweier Literaturgrössen einzufühlen und gleichzeitig mit Augenzwinkern das fundiert recherchierte Pastiche eines Wachtmeister-Studer-Romans zu erzählen.

Diskussionen zu "Die schiere Wahrheit"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:340
Verlag:
EAN:9783039260201

Rezensionen zu "Die schiere Wahrheit"

  1. Die Entstehung eines fiktiven Krimis bei einem fiktivem Treffen

    Man nehme einen historischen Schauplatz, in diesem Fall ein wunderbares Hotel an der französischen Küste, und dann noch zwei historische Autoren, voila George Simenon und Friedrich Glauser, und lässt die beiden einen Krimi konstruieren. Was für eine geniale Idee, wenn sie auch nicht wirklich neu ist.

    Ursula Hasler lässt uns in ihrem Buch bei der Entstehung eines fiktiven Krimis in einer fiktiven Geschichte teilhaben. Die beiden Autoren Simenon und Glauser sind natürlich nicht erfunden. Beide gab es wirklich und beide waren in erster Linie Krimiautoren. Simenon war wahrscheinlich der etwas erfolgreicherer Autor, was wohl auch an seinem strukturierteren Arbeiten lag. Glauser hingegen kämpfte einen Großteil seines Lebens mit Süchten, psychischen Problemen und Entmündigungen. Obwohl beide so unterschiedlich sind, finden sie auf Anhieb einen Einstieg in die Kriminalgeschichte.

    Dieses Buch kann man als Krimi lesen, aber auch als Roman über die Entstehung eines Krimis aus der Hand zweier literarischer Persönlichkeiten, die Zeit ihres Lebens darunter litten, als Unterhaltungsliteraten abgestempelt zu werden. Simenon hat mich als Person beeindruckt. Ob seines Erfolges muss sich Simenon nicht vor Glauser beweisen. Er hat auch ein außerdordentliches Gespür bezüglich der Lebenslage in der sich Glauser befindet. Ohne das Worte notwendig sind, weiß Simenon, dass Glauser seine Hilfe notwendig hat, sei es um etwas zu Essen zu bekommen oder frischen Tabak um seine Sucht fröhnen zu können.

    Ein wenig spiegeln sich die Autoren in ihren literarischen Figuren wieder. Glausers Ermittler Studer ist etwas mürrisch, aber gerecht, und die Hobbyermittlerin Amelie von Simenon, weltoffener, freundlicher, einfach etwas empathischer.

    Das Setting ist toll gwählt und die Sprache bildhaft niedergeschrieben. Die Geschichte des Krimis ähnelt ein wenig den Miss Marple Büchern. Egal, ob es die beiden Schriftsteller sind oder die fiktiven Figuren aus dem Krimi selbst, allesamt wurden sie sehr gut in Szene gesetzt und hatten zurecht ihren Platz.

    Dieses Buch hat mir sehr viel Freude gemacht. Am besten haben mir die Gespräche zwischen den beiden Autoren gefallen. Genauso würde ich mir so ein Treffen im Jahre 1937 vorstellen.

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