Die Romanows

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Romanows' von Simon Sebag Montefiore
4
4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Romanows"

"Exzellent! Dagegen ist 'Game of Thrones' das reinste Kaffeekränzchen." Antony Beevor

Die prunkvolle und blutige Geschichte der sagenumwobenen Dynastie der Romanows, die Russland jahrhundertelang bescherrschte und bis heute prägt.

Wie kein anderes Adelsgeschlecht sind die Romanows der Inbegriff von schillerndem Prunk, Macht, Dekadenz und Grausamkeit. Über 300 Jahre dominierten sie das russische Reich, mehr als 20 Zaren und Zarinnen gingen aus dem Geschlecht hervor, allesamt getrieben von unbändigem Machthunger und rücksichtslosem Willen zu herrschen - einige dem Wahnsinn näher als dem Genie. Simon Sebag Montefiore erzählt die Saga dieser unglaublichen Familie, in der Rivalität, Giftmorde und sexuelle Exzesse regelrecht auf der Tagesordnung standen. Basierend auf neuester Forschung und unbekanntem Archivmaterial zeichnet er die Schicksale und politischen Verwicklungen nach. Weder zuvor noch danach gab es ein so gewaltiges Reich, in dem sich Glanz und Grausamkeit auf unheilvolle Weise verbündeten.
Mit zahlreichen Abbildungen, prächtige Ausstattung.

"Eine außergewöhnliche und packende Geschichte, voll von schmutzigen Machtkämpfen, Gewalt und Brutalität, großartigen Monstern, bedauernswerten Opfern und grotesken Heiligen ... entsetzlich, urkomisch und bewegend, aber auch unendlich tragisch." Adam Zamoyski, Autor der Bestseller '1812' und '1815'

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:1032
Verlag: S. FISCHER
EAN:9783100506108

Rezensionen zu "Die Romanows"

  1. 3
    01. Mär 2020 

    Maßlos überbewertet

    Ehrlich gesagt, kann ich die überwiegend positiven Bewertungen dieses Buches nicht teilen. Das liegt zum einen daran, dass Montefiore, wie er leider erst im Nachwort verrät, versucht hat, das Private der Romanows mit dem Politischen zu verbinden, ein Versuch, der meiner Ansicht nach nicht gelungen ist, vielleicht auch gar nicht gelingen konnte. Denn was haben die Mutmaßungen über das Sexualleben der Romanows mit dem Verlauf der Geschichte zu tun? Es werden reihenweise Fakten geliefert, die für Trivial Pursuit nützlich wären, nicht aber für das Verständnis der russischen Geschichte. Fragwürdiger Höhepunkt, ein Spottgedicht über die Länge des Penis eines russischen Generals. Wer möchte so etwas wissen? Dazu kommen zahlreiche sinnlose Fußnoten, die scheinbar nur die Funktion haben, dass umfassende Wissen des Verfassers aufblitzen zu lassen. Und völlig absurd sind manche politischen Schlussfolgerungen: "Bedenkt man, dass die meisten gewählten Politiker in unseren Demokratien nach nicht einmal zehn Jahren dem Wahnsinn nahe sind, überrascht es kaum, dass Zaren nach mehreren Jahren des Regierens erschöpft waren". Mal abgesehen davon, das hier plumpe populistische Vorurteile bedient werden, der letzte und der gegenwärtige US-Präsident beweisen, dass die Aussage falsch ist. Obama macht nach zehn Jahren keineswegs den Eindruck eines Wahnsinnigen, sein Nachfolger schon nach ein paar Tagen.

    Wer sich wirklich für die russische Geschichte interessiert, sollte sich dieses Buch sparen und stattdessen Manfred Hildermeier: "Geschichte Russlands: Vom Mittelalter bis zur Oktoberrevolution" lesen, ist zwar teurer, aber tausendmal fundierter.

    Teilen
  1. Die glorreiche und tragische Geschichte der Romanows

    Wohl kaum ein europäisches Herrscherhaus beeindruckt die Menschen bis heute so sehr wie das der Romanows. Auf der einen Seite stehen ihr sagenumwobener Reichtum, ihre Macht und ihr Glanz, zum anderen sind sie fast ein Synonym für Grausamkeit und Wahnsinn. Nicht vergessen darf man natürlich den tragischen Untergang dieser Dynastie, der bis in die heutige Zeit hinein für Spekulationen sorgt.
    Eine mit 1040 Seiten sehr umfassende Darstellung der Romanows legt Simon Sebag Montefiore mit „Die Romanows. Glanz und Untergang der Zarendynastie 1613 – 1918“ vor. Als Taschenbuch ist dieses Werk im September 2018 bei Fischer erschienen.
    Gegliedert ist das Buch in drei Akte – Aufstieg, Höhepunkt, Untergang -, die jeweils in einzelne Szenen, die den verschiedenen Herrscher/innen gewidmet sind, unterteilt sind. Gerahmt wird die eigentliche Geschichte der Romanows von einem Prolog und einem Epilog. In Letzterem schlägt Montefiore eine Brücke zum nachzaristischen und heutigen Russland. Dass allerdings die Geschichte der Zaren auch noch Auswirkungen auf das Hier und Jetzt hat und einen Vergleich förmlich verlangt, wird im gesamten Buch deutlich, wird doch immer wieder Bezug auf dasselbe genommen. Der mit fast 100 Seiten sehr umfangreiche Anhang bietet u.a. Anmerkungen, eine Bibliographie, aufgeteilt in Primär- und Sekundärquellen, sowie ein Personenregister.
    Selbst für russlandaffine Leser/innen ist die Fülle an sich doch sehr ähnelnden Namen eine Herausforderung. Deshalb ist sind die Stammbäume zu Beginn des Buches und eines jeden Aktes sowie die Listen der Mitwirkenden, die jede Szene einleiten, beim Lesen eine große Hilfe. Auch die Karte vom russischen Reich sowie die zahlreichen Abbildungen helfen bei der Orientierung und verdeutlichen das Gelesene.
    Montefiores Romanow-Geschichte ist sehr lebendig erzählt. Dieses ist zum einen dem literarischen, erzählenden Sprachstil zu verdanken, der mit wissenschaftlicher Literatur nur wenig gemein hat. Auf der anderen Seite flechtet der Autor Primärquellen, in erster Linie Briefe, so geschickt in das Erzählte ein, dass er viele Figuren quasi „zu Wort kommen“ lässt. Dieses verleiht dem Gelesenen Lebendigkeit, und man hat beim Lesen oft das Gefühl, live dabei zu sein. Viele skurrile, teils monströse, teils lustige Eigenheiten der Romanows lassen das Lesen abwechslungsreich werden und haben mich oft zum Staunen, aber auch zum Nachdenken gebracht.
    Mit Peter dem Großen beginnt das goldene Zeitalter der Romanows, zugleich beginnt Russland vermehrt, in der europäischen Geschichte mitzumischen. Die vielen Details haben mir beim Lesen zwar auch Neues geboten, besonders interessant fand ich persönlich jedoch den Aufstieg der Romanows, da ich dort sehr viel erfuhr, was mir bis dato unbekannt war. Insgesamt jedoch zeugt der Detailreichtum von einer sehr ausführlichen Recherche, setzt bei den Leser/innen aber auch einiges an Durchhaltevermögen und Konzentration voraus.
    Um einen groben Überblick über dieses Herrschergeschlecht zu erhalten, ist dieses Sachbuch wohl weniger geeignet. Wer sich aber vertieft mit den Romanows auseinandersetzen möchte, auch in die russische und die Russland betreffende europäische Geschichte einzutauchen wünscht, wird seine helle Freude haben. Ich selber war beim Lesen fasziniert, habe viel gelernt und fühlte mich dabei auch noch gut unterhalten. Was will man mehr?

    Teilen