Die Räuberbraut: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Räuberbraut: Roman' von Margaret Atwood
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5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Räuberbraut: Roman"

Format:Taschenbuch
Seiten:592
EAN:9783596131686

Rezensionen zu "Die Räuberbraut: Roman"

  1. Der Vampir kommt nur ins Haus, wenn er eingeladen wird ...

    "Bisher habe ich über nette Leute geschrieben - nun mal was anderes!" (Margaret Atwood über "Die Räuberbraut)

    Die Historikerin Tony (spezialisiert auf Schlachten), die spirituelle, etwas verhuschte Verkäuferin Charis und die Karrierefrau Rosalind, genannt Roz, haben etwas gemeinsam: sie kennen einander aus dem College, und sie sind alle Opfer derselben Frau. Zenia, die "Räuberbraut", ein schönes, skrupelloses Biest. Bei allen dreien nacheinander hat Zenia sich als Opfer widriger Umstände eingeschleimt, ihnen den Partner, Ehemann oder Geliebten genommen und ihnen soviel Geld wie möglich abgeknöpft, bis sie jedes Mal verschwand, verbrannte Erde hinterlassend. Und irgendeine Gegenwehr scheint bei dieser Frau nicht möglich zu sein.

    Autorinnen wie Ingrid Noll hätten aus diesem Plot einen fiesen Krimi von zweihundert Seiten gemacht. Aber Margaret Atwood hat sich eine größere Aufgabe gestellt. In drei langen Kapiteln, jedes davon einer der drei Opfer-Frauen zugewiesen, entwickelt sie die Vorgeschichte jedes einzelnen Betruges, den Zenia an ihnen begangen hat, und weist nach, welche Eigenschaften die drei Frauen jeweils zu Opfern qualifizieren: Tony die Intellektuelle, ein hochbegabtes, leicht autistisches Kind, von den zerstrittenen Eltern im Stich gelassen; Charis ein früh verwaistes Missbrauchsopfer; die betuchte Roz mit der seelischen Hypothek eines ererbten Vermögens, das sich auf Verbrechen gründet. "Zenia ist das Leben, vor dem sie (die drei Frauen) sich in dem einen oder anderen Winkel versteckt haben", fasst der Klappentext treffend zusammen. Auf fast 600 Seiten entwickelt die Autorin für jeden ihrer Charaktere ein genaues Psychogramm, sprachlich auf höchsten Niveau (sie findet für jede der Frauen eine angemessene Sprache), durchsetzt von poetischen Momenten und bissigem Humor. Das Buch ist ein krasses, boshaftes Lesevergnügen der besonderen Art.

    Es sei gleich gesagt: Zu Beginn des Romans ist Zenia tot. Die drei Frauen begehen die Urnenbeisetzung in Champagnerlaune. Roz überlegt sogar, sich einen Hund anzuschaffen, extra damit sie ihn auf Zenias Grabstelle zum Pinkeln führen kann. Aber - es kommt dann doch ein wenig anders. Wie das Sprichwort sagt: Gekittete Töpfe halten am längsten. Die Frauen, die sich zum gemeinsamen Essen in einem Lokal mit dem Namen "Toxique" treffen, merken schnell, dass der Weg noch nicht zu Ende ist. Jede einzelne von ihnen hat mein Herz gewonnen, man fiebert mit bis zum Ende, das noch mal mit einem Knalleffekt aufwartet - das letzte Kapitel ist, muss ich sagen, der reinste Höllenritt. Ein rasantes Buch und Literatur auf hohem Niveau - dicke Leseempfehlung!

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