Die rätselhaften Honjin-Morde: Kriminalroman

Buchseite und Rezensionen zu 'Die rätselhaften Honjin-Morde: Kriminalroman' von Seishi Yokomizo
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4 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die rätselhaften Honjin-Morde: Kriminalroman"

»Japans Antwort auf Agatha Christie« The Guardian Es ist der Winter 1937, und der Ort Okamura befindet sich in heller Aufruhr: schon bald wird die renommierte Ichiyanagi-Famile ihren Sohn vermählen. Aber unter den Tratsch über das anstehende Fest mischt sich ein besorgniserregendes Gerücht: ein maskierter Mann streift durch das Städtchen und fragt die Leute zu den Ichiyanagis aus. In der Hochzeitsnacht dann erwacht die Familie durch einen furchtbaren Schrei, auf den eine unheimliche Melodie folgt. Ja, der Tod ist nach Okamura gekommen und hat keine weitere Spur als ein blutiges Samurai-Schwert hinterlassen, das im reinen Schnee im Hof des Hauses steckt. Der Mord am frisch vermählten Paar gibt Rätsel auf, war doch das Schlafzimmer von innen verschlossen. Doch der private Ermittler Kosuke Kindaichi will den Fall unbedingt lösen.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:206
Verlag: Blumenbar
EAN:9783351051099

Rezensionen zu "Die rätselhaften Honjin-Morde: Kriminalroman"

  1. 4
    18. Dez 2022 

    Locked-Room-Murder-Mystery - Made in Japan

    Wer Fan des Werkes von Agatha Christie, der Grande Dame des britischen Krimis ist, wird auch Gefallen an den Kriminalromanen des japanischen Autors Seishi Yokomizo finden. Mit seiner Reihe um den Privatdetektiv Kosuke Kindaichi tritt er in die Fußstapfen seiner Ladyschaft. Den Anfang dieser Reihe macht das Buch „Die rätselhaften Honjin-Morde". Dieser Roman, welcher 1973 in Japan erschien, liegt nun erstmalig in deutscher Sprache vor, Herausgeber ist der Blumenbar Verlag.
    Bei „Die rätselhaften Honjin-Morde" handelt es sich um ein sogenanntes „Locked-Room-Murder-Mystery“. Ein (Selbst-)Mordopfer in einem geschlossenen Raum, die Mordwaffe ist außerhalb oder nicht auffindbar, im Mittelpunkt steht daher die Frage „Wie wurde das Verbrechen begangen?“. Ein „Locked-Room-Mystery“ ist also ein Rätsel, mit dessen Auflösung sich der Leser während der Lektüre befasst.
    Im vorliegenden Roman „Die rätselhaften Honjin-Morde“ haben wir folgendes Ausgansszenario:
    Ein frisch verheiratetes Paar wird auf brutale Weise während der Hochzeitsnacht niedergemetzelt. Das Rätselhafte an dieser Sache: Der Raum, in dem das Paar ermordet wurde, ist von innen verschlossen; es gibt keinerlei Möglichkeiten, dass der/die Mörder nach der Tat aus dem Zimmer entkommen konnten. Ein Selbstmord kann ausgeschlossen werden, da die Mordwaffe, ein Katana, außerhalb des Raumes gefunden wird. Unerklärlich wie dieses Schwert dahingekommen ist, denn es gibt keinerlei Spuren, Fenster und Türen sind von innen verriegelt.
    Dieses Verbrechen ist somit ein Ding der Unmöglichkeit. Was ist also passiert?

    Alle Beteiligten, inklusive Leserschaft dieses Buches, stehen also vor einem Rätsel, das gelöst werden will. Aber ohne intelligente und scharfsinnige Unterstützung wird eine Aufklärung dieses ungewöhnlichen Verbrechens nicht möglich sein, denn auch die Polizei tappt im Dunkeln.
    Intelligenz und Scharfsinn kommen in der Person des jungen Kosuke Kindaichi daher, der seit kurzem als Privatdetektiv tätig ist und sich in dieser Zeit bereits einen beachtlichen Ruf erarbeitet hat.
    Kosuke hat mit Detektiv-Kollegen wie Hercules Poirot oder Sherlock Holmes Intelligenz, Scharfsinn Kombinier- und Beobachtungsgabe gemeinsam. Doch das war's dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Er ist kein wohlhabender, älterer Gentleman-Ermittler, sondern ein jungenhafter Mann, Anfang 20, nachlässig, was sein Äußeres betrifft und er stottert. Kosuke ist also kein Mann, dem im ersten Moment Respekt entgegengebracht wird. Auf den zweiten Blick macht er jedoch Boden gut. Denn sobald er seine Mitmenschen durch seine Kombiniergabe verblüffen kann, steht er im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Das Rätsellösen bereitet ihm großes Vergnügen. Und man wird das Gefühl nicht los, dass das Aufklären eines Verbrechens ein Spiel für ihn ist.
    Schauplatz der Handlung ist ein kleines Dorf in Japan,im Jahre 1937. Die Morde sind im Haus der Familie Ichiyanagi geschehen. Der Autor Seishi Yokomizo gewährt dabei einen interessanten Einblick in die gesellschaftlichen Strukturen eines traditionsbewussten Japans der damaligen Zeit. Für Leser außerhalb dieses Kulturkreises ist dieser Roman
    daher eine Gelegenheit, sich intensiver mit einem unbekannten Land zu befassen, wobei ein Glossar am Ende des Romans zur Erklärung japanischer Begriffe, die in dem Text zu finden sind, sehr hilfreich und interessant ist, genauso wie ein Personenregister sämtlicher Charaktere.
    "Die rätselhaften Honjin-Morde" ist ein gemütlicher Kriminalroman, der sprachlich an seine englischen Pendants erinnert. Der kultivierte Umgang der Charaktere steht im Mittelpunkt. Man geht höflich, fast schon devot miteinander um. Dies mag ein Ausdruck der japanischen Höflichkeit sein. Doch es passt genauso gut zu den britisch-korrekten Umgangsformen, die man von den Romanen einer Agatha Christie gewohnt ist.
    Eine reißerischer Handlungsverlauf wäre bei Seishi Yokomizo völlig fehl am Platze. Der Plot dieses Romans bringt die Spannung von Beginn an auf ein hohes Niveau, das durch das Rätselraten, vor dem man sich nicht verwahren kann, bis zur Auflösung gehalten wird. Natürlich versteht sich von selbst, dass diese Auflösung spektakulär ist und sicher keine Lösung darstellt, auf die man ohne Kosuke Kindaichis Scharfsinn gekommen wäre.
    Seishi Yohomizo fungiert übrigens als auktorialer Erzähler, der den Leser durch die Handlung führt und ihn immer wieder auf bedeutsame Momente hinweist.
    Fazit:
    Ein herzerfrischender Locked-Room-Mystery-Kriminalroman, der die Gehirnzelten ganz schön anstrengt und große Ähnlichkeit mit den Klassikern der britischen Kriminalliteratur hat. Die geistige Brillanz des Ermittlers Kosuke Kindaichis lässt hoffen, dass noch weitere Fälle dieser Reihe im deutschsprachigen Raum veröffentlicht werden.

    © Renie

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  1. Kosuke Kindaichis erster Fall

    Gestaltung:
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    Das Cover ist sehr passend, so nostalgisch, ein wenig im Stil von Edgar Wallace, auch die Schrift betreffend. Es ist schlicht und dennoch macht das von Blut umgebene Schwert neugierig. Zudem ist mir aufgefallen, dass die Farbgebung umgekehrt zur Japan-Flagge ist (roter Kreis vor weißem Hintergrund). Diese Anspielung passt auch sehr gut.
    Insgesamt ist die ganze Gestaltung sehr hochwertig, auch der Umschlag ist ungewöhnlich: vorne wie ein Hardcover, innen durch zwei Klappen die Andeutung eines Schutzumschlags. Es ist schwer zu beschreiben, aber dies habe ich zuvor noch nicht gesehen und mir gefällt es sehr gut!

    Inhalt:
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    Ein japanisches Dorf 1937: In der Hochzeitsnacht wird das Brautpaar der angesehenen Familie Ichiyanagi tot aufgefunden. Der Raum war verschlossen, die Spuren, die man findet, geben viele Rätsel auf. Der Onkel der Braut traut der örtlichen Polizei nicht die Aufklärung des Falles zu und engagiert seinen Ziehsohn Kosuke Kindaichi, der ein anerkannter Privatdetektiv ist, um zu ermitteln.

    Mein Eindruck:
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    Der Schreibstil hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Ein unbekannter Ich-Erzähler leitet die ganze Geschichte ein. Er erzählt den Fall, als hätte ihm ein Dorfbewohner alles erzählt. Dies vermittelt dem Leser ein sehr authentisches Gefühl, als wäre der Fall in der Realität passiert. Es wird viel beschrieben, auch eine Liste der Personen sowie der wichtigsten japanischen Begriffe am Buchende sind eingefügt. Besonders genial ist die Skizze des Tatorts, mit deren Hilfe man sich immer wieder bei neuen Fakten orientieren kann.

    Mithilfe der vielen Beschreibungen taucht man in die Zeit und die Kultur Japans der 1930er-Jahre ein. Durch die Führung des Ich-Erzählers, der den Leser an einigen Stellen auch direkt anspricht, fühlt man sich eingeladen, mit zu rätseln. Interessant sind auch die häufigen Verweise des Erzählers auf ähnliche literarische Fälle westeuropäischer Schriftsteller wie z. B. John Dickson Carr, Arthur Conan Doyle uvm. Der Vergleich mit Agatha Christie in Japan passt hier durchaus. Man bekommt als Leser sehr viele Informationen, die ein konzentriertes Lesen erfordern. Zu unterscheiden, welche Spuren nützlich sind und welche in die Irre führen, das muss der Leser selbst entscheiden.

    Das macht das Buch bis zum Ende sehr spannend und man merkt, dass der Autor einen Spaß dabei hatte, mit dem Leser ein wenig zu spielen. Am Ende erfolgt eine klassische Auflösung, bei der der Detektiv die verdächtigen Personen an einem Ort versammelt und sehr eindrucksvoll seine Gedanken und schließlich die Lösung präsentiert. Auch wenn die Klärung für mich etwas konstruiert wirkte, fand ich die Erläuterung schlüssig und die Konstruktion genial. Daher habe ich mich sehr amüsiert und Kosuke gefiel mir in seiner Art sehr gut. Ein wenig hat er mich an Columbo erinnert, der aufgrund seiner anscheinend harmlosen Fragen und seiner Optik oft unterschätzt wird. Dies ist der erste Fall des Autors, der ins Deutsche übersetzt wurde und ich hoffe, dass noch weitere folgen werden!

    Fazit:
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    Ein meisterhaft geschriebener und gut übersetzter Japan-Krimi, der bis zum Schluss zum Miträtseln einlädt

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  1. 3
    19. Sep 2022 

    Sehr konstruierter Klassiker

    Winter 1937, Dorf O., Japan. Nach vielen Jahren als alleinstehender Mann hat Kenzo, der älteste Sohn der Familie Ichiyanagi beschlossen, die junge Lehrerin Katsuko zu heiraten. Doch nach einem rauschenden Fest wartet am Morgen die grauenvolle Überraschung: Das Brautpaar wird tot in einem verschlossenen Raum gefunden, draußen im Schnee steckt ein blutiges Katana. In seiner Verzweiflung lässt der Onkel der Toten Privatdetektiv Kosuke Kindaichi herbeirufen.

    Seishi Yokomizo gehört zu Japans bekanntesten Krimiautoren. Seine Reihe um Detektiv Kindaichi umfasst im Original 77 Bände; der erste - „Die rätselhaften Honjin-Morde“ entstand im Jahr 1946. In der Geschichte inszeniert sich der Autor selbst als Erzähler und Zeitzeuge der Ereignisse und beschreibt, wie er selbst den Schauplatz des Verbrechens besuchte und über beteiligte Personen von den grauenhaften Morden erfuhr. Der Krimi lest sich daher eher wie eine Art Bericht mit Kommentaren des Erzählers und sogar einer Skizze des Tatorts. Zum bessern Verständnis dienen ein Personen- und Fremdwortverzeichnis am Ende des Buches.

    Das Buch ist ein klassischer „Locked Room Mystery“, also ein Kriminalfall, der sich in einem abgeschlossenen Raum auf scheinbar unmögliche Art und Weise abgespielt hat. Diese Technik, die auf Edgar Allan Poe zurückgehen soll, wurde auch schon von anderen berühmten Autoren wie Arthur Conan Doyle oder Agatha Christie verwendet. Im Roman wird sogar selbstreflexiv über die Autoren und darüber gesprochen, was einen guten Krimi dieses Genres ausmacht. Im Verlauf werden Hinweise gestreut und Verdächtige präsentiert – die Auflösung kommt dann recht überraschend.

    Obwohl ich sehr gerne japanische Literatur lese, konnte ich mich mit diesem Werk nicht recht anfreunden. Detektiv Kindaichi trägt Züge des großen Sherlock Holmes oder auch von Hercule Poirot, kann aber deren Charisma nicht erreichen. Auch die Auflösung des Falles war mir zu glatt, das Motiv machte mich sogar wütend, was natürlich der Entstehungszeit des Romans geschuldet sein mag. Yokomizos Bedeutung für das Genre kann ich durchaus anerkennen, das macht diesen Krimi für mich aber leider nicht spannender.

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  1. 4
    08. Sep 2022 

    Der Hochzeitsplan

    Die Ichiyanagis planen ein Freudenfest. Ihr Sohn will endlich heiraten. Die Einladungen sind geschrieben und alle freuen sich auf das Fest. Doch das Glück wärt nur kurz. In der Hochzeitsnacht ertönen Schreie. Die Eltern stürzen in das Schlafzimmer und müssen entsetzt feststellen, dass das Hochzeitspaar auf seinem Lager niedergestreckt wurde. Offensichtlich wurden beide von einem gemeinen Mörder erstochen. Die Familie Ichiyanagi musste schon manchmal mit Verlusten leben, doch wer soll es auf ein junges Paar abgesehen haben. Etwa der seltsame Fremde, der durch die Gegend schlich? Der private Ermittler Kosuke Kindaichi steht vor einem Rätsel.

    Mit Kosuke Kindaichi betritt ein bisher hier nicht bekannter Ermittler die Bühne. Er ist ein besonnener Privatdetektiv, dem kein Rätsel zu schwierig ist. Hier bekommt er es mit einem Mord in einem geschlossenen Raum zu tun, der eigentlich unmöglich ist. Und doch ist ein junges Paar tot und die Umstände sind zunächst mal nicht zu erklären. Die Familie Ichiyanagi leidet sehr unter dem grausamen und frühzeitig Tod ihres Sohnes und der Schwiegertochter. Ein Teil ihrer Zukunft wurde einfach ausgelöscht. Immer wieder durchleben sie die Todesnacht, die eigentlich eine Hochzeitsnacht hätte werden sollen und sie erinnern sich an den Klang der Koto.

    Der Autor, der seinen Ermittler Kosuke Kindaichi 77 Fälle beschert hat, lebte von 1902 bis 1981. Der vorliegende erste Band spielt im Jahr 1937. Selbst ein Liebhaber von klassischen Detektivgeschichten ist es Saishi Yokomizo gelungen einen gewieften Ermittler zu erschaffen, Mit seiner ruhigen Art überzeugt Kindaichi. Aus heutiger Sicht gelesen entwickelt sich dieser Kriminalroman eher langsam. In der schnelllebigen Zeit heute ist dies durchaus ein Plus. Man kann sich der Lektüre hingeben und in eine andere Zeit, eine andere Kultur eintauchen. Durch die anschaulichen Beschreibungen vermag man sich zumindest vage vorzustellen, wie es in einer Japanischen Familie zugegangen sein kann.

    Das Hörbuch wird dem Setting sehr angemessen vorgetragen von Denis Moschitto, dessen Betonung der japanischen Namen und Ausdrücke einiges an Sachkunde vermuten lässt. Ein wenig vermisst man beim Hörbuch eine Möglichkeit, die Schreibweise der Namen zu erfahren und auch ein Glossar könnte noch zur weiteren Erklärung beitragen.

    Das Cover ist zwar schlicht aber genau auf die Handlung zugeschnitten. Durch die kräftige rote Farbe braucht man es nur einmal zu sehen, um es sich zu merken. Zum Glück hält der Roman den Erwartungen, die das Cover weckt, stand und bietet spannende Unterhaltung.

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