Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki
Inhaltsangabe zu "Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki"
Der neue Murakami! Sein größter ErfolgDer junge Tsukuru Tazaki ist Teil einer Clique von fünf Freunden, deren Mitglieder alle eine Farbe im Namen tragen. Nur Tsukuru fällt aus dem Rahmen und empfindet sich – auch im übertragenen Sinne – als farblos, denn anders als seine Freunde hat er keine besonderen Eigenheiten oder Vorlieben, ausgenommen vielleicht ein vages Interesse für Bahnhöfe. Als er nach der Oberschule die gemeinsame Heimatstadt Nagoya verlässt, um in Tokio zu studieren, tut dies der Freundschaft keinen Abbruch. Zumindest nicht bis zu jenem Sommertag, an dem Tsukuru voller Vorfreude auf die Ferien nach Nagoya zurückkehrt – und herausfindet, dass seine Freunde ihn plötzlich und unerklärlicherweise schneiden. Erfolglos versucht er wieder und wieder, sie zu erreichen, bis er schließlich einen Anruf erhält: Tsukuru solle sich in Zukunft von ihnen fernhalten, lautet die Botschaft, er wisse schon, warum. Verzweifelt kehrt Tsukuru nach Tokio zurück, wo er ein halbes Jahr am Rande des Selbstmords verbringt.
Viele Jahre später offenbart sich der inzwischen 36-jährige Tsukuru seiner neuen Freundin Sara, die nicht glauben kann, dass er nie versucht hat, der Geschichte auf den Grund zu gehen. Von ihr ermutigt, macht Tsukuru sich auf, um sich den Dämonen seiner Vergangenheit zu stellen.
Ausgestoßen
In seinem 21. Lebensjahr veränderte Tsukuru Tazaki sowohl äußerlich als auch innerlich extrem. Davor war er anerkanntes Mitglied in seiner Jugend-Clique bestehend aus drei Jungen und zwei Mädchen. Auch nach dem Schulabschluss wollten sie zusammenbleiben. Zwar war Tsukuru der einzige, der zum Studium nach Tokio ging, aber er kehrte bei jeder Gelegenheit heim und pflegte den Kontakt zu seinem Jugendfreunden. Doch plötzlich verhielten sich seine Freunde seltsam und schlossen ihn aus ihrem Kreis aus. Tsukuru glaubt nun mit über dreißig, die Sache längst überwunden zu haben. Als er jedoch die zwei Jahre ältere Sara kennenlernt, erspürt diese sofort, dass er nicht völlig offen ist. Sie empfiehlt ihm, den damaligen Ereignissen noch einmal nachzuspüren.
Eine ungewöhnliche Ausgangssituation. Der Protagonist glaubt etwas wenn schon nicht überwunden, dann doch erfolgreich verdrängt zu haben. Seinen regelmäßig wiederkehrenden und verstörenden Träumen schenkt er keine große Beachtung. Erst der Hinweis von außen bringt ihn dazu, sich noch einmal mit der Angelegenheit zu beschäftigen. Wieso wurde er und gerade er aus dem Freundeskreis ausgestoßen. Er, der sich eher als langweilig und farblos empfindet, der eigentlich keine Angriffsfläche geboten haben dürfte. Sara übernimmt zu Beginn einige Nachforschungen. Sie ist es, die es zur Bedingung macht, wollen sie eine Zukunft haben, muss er sich der Vergangenheit stellen.
Wie aus seinen anderen Büchern bekannt, hat der Autor Haruki Murakami ein Szenario heraufbeschworen, das erst einmal viele Fragen aufwirft. Der Hauptcharakter wird auf sich selbst zurück geworfen. Seine neue Bekannte zwingt ihn, sich dem alten Dilemma zu stellen und der Sache auf den Grund zu gehen. Gespannt verfolgt man die aufkommenden Erinnerungen Tsukurus, mit ihm sucht man nach der Wahrheit, nach der alles erklärenden Offenbarung. Kennt man Murakami allerdings, so muss man erwarten, dass einiges in der Schwebe gehalten wird und dass sich durchaus nicht alles zu hundert Prozent erklären lässt. Man erfährt, was damals der Auslöser war, damit sind aber noch längst nicht alle Ungereimtheiten aufgelöst. Und hier beginnt das Rätselraten nach der Lektüre, das die Bücher des Autors prägt. Beinahe bohren sich die Gedanken erst im Nachhinein ins Gehirn und man fragt sich, was wohl am nächsten Tag geschehen wird, wenn es den denn gibt. Vielleicht nicht des Autors bestes Werk, aber doch mit Nachhall.