Die Nachtigall: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Nachtigall: Roman' von Kristin Hannah
4.75
4.8 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Nachtigall: Roman"

Zwei Schwestern im von den Deutschen besetzten Frankreich: Während Vianne ums Überleben ihrer Familie kämpft, schließt sich die jüngere Isabelle der Résistance an und sucht die Freiheit auf dem Pfad der Nachtigall, einem geheimen Fluchtweg über die Pyrenäen. Doch wie weit darf man gehen, um zu überleben? Und wie kann man die schützen, die man liebt? In diesem epischen, kraftvollen und zutiefst berührenden Roman erzählt Kristin Hannah die Geschichte zweier Frauen, die ihr Schicksal auf ganz eigene Weise meistern. In den USA begeisterte „Die Nachtigall“ Millionen von Lesern und steht seit über einem Jahr auf der Bestsellerliste.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:608
EAN:9783352008856

Rezensionen zu "Die Nachtigall: Roman"

  1. Überleben

    Die Schwestern Vianne und Isabelle trennen 10 Jahre, ein großer Altersunterschied, gerade im Kindesalter, so haben die beiden auch nicht viel gemeinsam. Als sie jung ihre Mutter verlieren, trennen sich ihre Wege. Vianne findet ihre große Liebe Antoine, heiratet ihn, bekommt selbst ein Kind. Isabelle jedoch wird von Internatsschule zu Internatsschule geschickt, diese Besuche enden jedes Mal mit dem Rauswurf. Dieses Mal versucht sie den Vater zu überzeugen, dass er sie bei sich behält, sie könne ihm in der Buchhandlung helfen. Aber es soll anders kommen, die Deutschen marschieren in Frankreich ein. Während Vianne versucht ihre Lieben um jeden Preis zu beschützen, schließt sich Isabelle einer Widerstandsgruppe an, war sie doch schon immer die Rebellin in der Familie. Wie wird es den Schwestern in dieser grauenvollen Zeit ergehen, wo werden sie landen?

    In feiner, anspruchsvoller Sprache hat die Autorin Kristin Hannah die Geschichte der Schwestern Vianne und Isabelle verfasst. Ein besonders schöner Satz, der das Buch prägt: „In der Liebe finden wir heraus, wer wir sein wollen; im Krieg finden wir heraus, wer wir sind.“ So beginnt dann auch das Buch: eine alte Dame, kurz vor dem Tode stehend, packt Erinnerungsstücke zusammen aus ihrem Leben. Es wird schnell klar, es handelt sich bei der Dame um eine der Schwestern aber um welche? Die Charaktere sind eindrucksvoll, voller starker Gefühle und voller Leben, zwei starke Frauen in schwersten Zeiten und beide so verschieden. Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd und mitreißend, ich mag das Buch nicht aus der Hand legen, nachdem ich mit dem Lesen begonnen habe.

    Ein literarisches Kleinod, auf höchstem Niveau geschrieben, die Story: ein Geheimnis, das bewahrt werden soll – meine Beurteilung: klare fünf von fünf möglichen Sternen und eine selbstverständliche Leseempfehlung. Ein großer Roman, in dem die Liebe bestätigt wird, trotz aller Kriegswirren.

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  1. 5
    27. Dez 2017 

    Ergreifender Roman

    Bei diesem Buch muss ich mit einem Zitat aus der Nachbemerkung beginnen. "... manchmal kommt eine Geschichte einem nahe und überwältigt einen geradezu ...."

    Zwei Schwestern, Vianne und Isabell, leben im während des zweiten Weltkriegs besetzten Frankreich. Beide haben verschiedene Ansichten und Meinungen zum Krieg. Vianne, die ihren Mann in den Krieg ziehen lässt und mit ihrer kleinen Tochter Sophie nur überleben möchte. Isabell, aufsässig und rebellisch, die unbedingt gegen die Deutschen kämpfen möchte.

    Schon am Anfang fand ich es sehr interessant, wie es der Autorin gelingt, die unterschiedlichen Charaktere der beiden Schwestern und vor allem, warum sie sich so unterschiedlich entwickelten, darzustellen. Gerade das führte bei mir dazu, mich sehr viel mehr in die Beiden hineinversetzen zu können und zu verstehen. Gerade dadurch wird ihre weitere Entwicklung glaubhaft. Das Buch liest sich ausgesprochen gut. Es nimmt in seinem Verlauf eine Entwicklung, mit der ich nicht gerechnet hatte. Das war dann plötzlich der Punkt, wo es mich gepackt hatte und ich in jeder freien Minute weiterlesen musste.

    Den geschichtlichen Bezug fand ich spannend. Viel zu wenig wusste ich bisher über die besetzte Zeit in Frankreich. Geradezu mitgenommen hat mich der anschaulich beschriebene Kampf ums Überleben in der Besetzungszeit. Vor allem hat es mich zum Nachdenken angeregt, wie würden wir damit umgehen? Könnten wir heute so überhaupt noch überleben?

    Die Protagonisten dieses Romans sind wunderbar detailliert gezeichnet. Ich lernte sie im Fortschritt der Handlung immer besser kennen und ich konnte mich so mühelos in ihre Gefühlswelt versetzen.

    Am Schluss hat es mich dann endgültig gepackt. Emotional aufgewühlt saß ich vor dem Buch und war tief betroffen.

    Verdiente fünf Lesesterne von mir für dieses Buch und vor allem eine ausgesprochene Leseempfehlung.

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  1. Etwas tun, auf das es ankommt

    Über den zweiten Weltkrieg haben wir alle vermutlich bereits sehr viel gelesen oder gelernt. Wie es den Männern an der Front ergangen ist, was sie durchmachen und erleben mussten, das wird einem in den unterschiedlichsten Situationen ja immer wieder mal ins Gedächtnis gerufen. Aber was ist eigentlich mit den Frauen, die den Krieg überstehen mussten? Haben die auch irgendetwas leisten müssen? Mussten sie Dinge entbehren, Opfer bringen, Hunger leiden? Kaum einer weiß viel über das Leben der Frauen während dem zweiten Weltkrieg. Dass diese es auch alles andere als leicht hatten und auf gewisse Weise ebenso einen großen Einfluss auf das Kriegsgeschehen hatten, ist vielen Menschen nicht bewusst. In diesem Roman, mit wahrem historischen Hintergrund, erzählt die Autorin Kristin Hannah von ebenjenen (französischen) Frauen und ihren erschreckend bewegenden Schicksalen.

    ~ Für uns war es ein Schattenkrieg. Und nachdem er vorbei war, gab es keine Paraden für uns, keine Orden und keinen Platz in den Geschichtsbüchern. Im Krieg taten wir, was wir tun mussten, und nachdem er vorbei war, sammelten wir die Scherben ein und fingen noch einmal von vorn an. ~
    (S. 599)

    Im Mittelpunkt der Geschichte stehen also die beiden französischen Schwestern Vianne und Isabelle. Während Vianne, Mutter einer kleinen Tochter, auf die Rückkehr ihres Mannes von der Front wartet, erlebt sie ihre ganz persönliche Hölle in ihrem eigenen Zuhause, denn dort quartieren sich nacheinander zwei deutsche Offiziere ein, mit denen beiden ziemlich schlecht Kirschen essen ist.
    Isabelle hingegen, die einen wirklich ganz eigenen Kopf mit widerspenstigem Charakter besitzt, ist, im Gegensatz zu ihrer Schwester, kein brav und still gehorchendes Mädchen, sondern jemand der aktiv Widerstand leisten will. Jede Aktion, die schlecht für die Nazis ist, ist ihr willkommen. Ihr Wesen lässt sich demnach in etwa so beschreiben: Wurde ihr gesagt, dass sie etwas nicht tun sollte, tat sie es erst recht, jede Mauer verwandelt sie in eine Tür.

    Jedenfalls durchleben die beiden Schwestern, mal zusammen, mal länger voneinander getrennt, eine Menge unschöne Momente. Sowohl große Verluste, sich Verlassenfühlen und hochgefährliche Situationen, als auch Hunger, Kälte und die permanente Angst vor dem Feind im eigenen Land sind Themen, die in diesen Jahren allgegenwärtig und kaum auszuhalten waren ...

    ~ »Denke nicht darüber nach, wer sie sind. Denk darüber nach, wer du bist, und darüber, mit welchen Opfern du leben kannst und welche dir den Halt nehmen würden.« ~
    (S. 180)

    Für mich war diese Lektüre sehr spannend und mitreißend. Bewegend war vor allem die Tatsache, dass mir bewusst war, dass dies wahre Schicksalsgeschichten sind, die so tatsächlich stattgefunden haben. All die entsetzlichen Szenen, all das Leid, der Hunger, die Kälte, die Vergewaltigungen, Gewalt im Allgemeinen, der Tod ... Es muss furchtbar gewesen sein, das mitzuerleben. Und ich ziehe meinen Hut vor all jenen Frauen, die in dieser Zeit die Kraft hatten, nicht aufzugeben, das überstanden haben und danach, auf welche Weise auch immer, mit ihren Verlusten zurechtgekommen sind.

    Ich kann euch allen dieses aufwühlende Stückchen Literatur nur ans Herz legen. Der Inhalt ist so gewaltig, so tiefberührend, dass er mich an manchen Stellen wirklich sprachlos zurückgelassen hat und das will schon was heißen. Aber von der Autorin habe ich glücklicherweise ja schon einmal ein derartig bewegendes Buch gelesen, deswegen steht fest: in naher Zukunft gerne Weiteres von Kristin Hannah!

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  1. Zwei Schwestern leisten Widerstand im besetzten Frankreich

    Inhalt
    Der Roman spielt zunächst in den USA, eine alte Dame, die Ich-Erzählerin, von Krankheit gezeichnet, hat ihr Haus verkauft. Sie steigt mühsam auf den Dachboden und sucht ihren alten Überseekoffer mit Erinnerungsstücken, wobei ihr Sohn Julien sie findet.

    Im Rückblick wird im Folgenden die Geschichte zweier Schwestern - Vianne Moriac und Isabelle Rossignol - jeweils aus deren personalen Perspektive erzählt. Die Mutter der Mädchen ist gestorben, als Vianne 14 Jahre alt gewesen ist. Der Vater, ein Veteran des 1.Weltkrieges, sieht sich außer Stande die Mädchen groß zu ziehen und schickt sie in das Elternhaus seiner verstorbenen Frau "Le Jardin" in einer kleinen Stadt in Frankreich, in dem Madame "Unheil", wie Isabelle sie nennt, die Kinder versorgt, ohne ihnen eine Mutter zu ersetzen.
    Vianne ist so in ihrem Kummer gefangen, dass sie sich nicht um ihre kleine Schwester kümmern kann. Sie verliebt sich Antoine, den schönsten Jungen des Ortes, und wird bereits mit 16 Jahren schwanger. Als sie das Kind verliert, ist so in ihrer Trauer gefangen, dass sie Isabelle sträflich vernachlässigt und diese in ein Internat abschiebt. Es ist eines von vielen, aus denen Isabelle flüchtet. Die eigentliche Handlung setzt unmittelbar vor der Invasion der Deutschen in Frankreich im Jahre 1940 ein. Während Isabelle erneut aus einem Internat herausfliegt und zu ihrem Vater nach Paris fährt, wird Antoine einberufen und muss Vianne und ihre gemeinsame 10jährige Tochter Sophie zurücklassen. Isabelle wird von ihrem Vater zu ihrer Schwester geschickt, gerät auf der Fahrt dorthin in einen Angriff der Deutschen und wird verletzt. Dabei lernt sie einen Widerstandskämpfer kennen, in den sie sich verliebt und der sie zu ihrer Schwester bringt, sie dort aber zurücklässt. Es fällt Isabelle schwer, sich im besetzten Frankreich einzufügen. Nach einer Rede Charles de Gaulles steht ihr Plan, sich der Résistance anzuschließen, fest. Zeitgleich wird ein deutscher Hauptmann in "Le Jardin" einquartiert, der sich nur allzu menschlich zeigt und nicht dem Bild des Feindes entspricht. Kollaborieren, sich widersetzen, offen Widerstand zeigen? Diese Fragen treiben die beiden Schwestern um. Isabelle findet schließlich ihren Weg zur Résistance und unter Einsatz ihres Leben bringt sie britische und amerikanische Piloten über eine Route durch die Pyrenäen in Sicherheit - die Route der Nachtigall.

    Rossignol bedeutet übersetzt Nachtigall. Dieser Teil der Geschichte basiert auf der wahren Lebensgeschichte der Belgierin Andrée de Jongh, der es gelungen ist, 118 Piloten das Leben zu retten.
    Währenddessen versucht Vianne zu überleben, sehr realistisch schildert die Autorin den täglichen Kampf um Lebensmittel, die permanente Angst in den Fokus der Besatzer zu geraten und die unbarmherzige Kälte des Winters. Dann werden die ersten Juden deportiert, auch Viannes beste Freundin Rachel steht auf der Liste und Hauptmann Beck versucht ihr zu helfen - vergeblich. Doch es gelingt Vianne Ari, den kleinen Sohn Rachels zu retten, indem sie ihn als den Sohn einer verstorbenen Cousine ausgibt und ihm gemeinsam mit Beck falsche Papiere besorgt.
    Auch Vianne beweist Mut und geht ein hohes Risiko ein, um weitere jüdische Kinder zu retten und erträgt Unmenschliches, um das Leben Aris und Sophie zu bewahren.

    Immer wieder springt die Handlung ins Jahr 1995: Die Ich-Erzählerin erhält eine Einladung zu einem Passeur-Treffen. Passeur werden diejenigen genannt, die anderen zur Flucht aus dem besetzten Frankreich verholfen haben. Spontan entschließt sie sich, sich ihrer Vergangenheit zu stellen und die Einladung anzunehmen. Es bleibt verborgen, ob sich hinter der älteren Dame Vianne oder Isabelle verbirgt - das wird erst ganz am Ende auf dem Passeur-Treffen in Paris aufgelöst.
    So viel sei verraten, dass beide Schwestern den Krieg überleben, wenn auch nicht unversehrt....

    Bewertung
    Der Roman ist 2015 in den USA unter dem Titel "The Nightingale" erschienen und hat sich sehr gut verkauft. In einer Rezension des Kirkus Reviews ist die Rede davon, dass die Tendenz der Autorin, die Geschichte sentimental zu gestalten ihre Ernsthaftigkeit untergrabe, der Roman jedoch respektabel und fesselnd sei.
    Das trifft ziemlich genau meinen Eindruck. Mit 18 Stunden ist das Hörbuch recht umfangreich, die Geschichte zieht die Hörenden jedoch sofort in ihren Bann und lässt einen nicht mehr los. Beide Schwestern bieten auf ihre unterschiedliche Art und Weise Identifikationsfiguren.
    Isabelle mit ihrem Mut, ihrer Leichtsinnigkeit und ihrem kindlichen Wunsch geliebt zu werden: Von ihrem Vater, der sie abweist, nicht in der Lage ist, aus dem eigenen Gefängnis, in das der 1.Weltkrieg ihn gezwungen hat, herauszukommen. Von dem jungen Widerstandskämpfer, der sie abweist, um sie zu schützen. Und schließlich von ihrer Schwester. Diese junge Frau ist, obwohl sie die Tragweite ihres Handelns nicht abschätzen kann, ein leuchtendes Vorbild - selbstlos rettet sie die Piloten vor dem sicheren Tod und beweist im weiteren Verlauf der Handlung großen Mut und Durchhaltewillen.

    Vianne ist zarter, verletzlicher und bemüht sich zunächst, der Gefahr aus dem Weg zu gehen. Sich bedeckt zu halten, nicht aufzufallen und keinen offenen Widerstand zu zeigen. Ihr geht es darum, ihre Tochter zu beschützen und Kontakt zu ihrem Mann aufnehmen zu können, die sie beide über alles liebt. Doch als ihre Freundin deportiert wird, verändert sich ihr Verhalten - und auch sie leistet auf ihre Art und Weise Widerstand und beweist großen Mut - viel mehr will ich hier nicht verraten.

    Der Vorwurf der Sentimentalität ist durchaus gerechtfertigt - vor allem das Ende ist definitiv zu "kitschig". Andererseits berührt die Geschichte auch dadurch, dass sie die emotionale Ebene anspricht und die ein oder andere Szene wirklich ans "Herz" geht. Etwas weniger davon, hätte mir persönlich besser gefallen - nichtsdestotrotz ist der Roman lesenswert oder hörenswert, wozu auch die angenehme Stimme Luise Helms, die auch die Jojo Moyes Roman liest, maßgeblich beiträgt.

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