Die marmornen Träume: Thriller

Buchseite und Rezensionen zu 'Die marmornen Träume: Thriller' von Jean-Christophe Grangé
3.75
3.8 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die marmornen Träume: Thriller"

Berlin 1939: Während die Welt dem Grauen des Zweiten Weltkrieges entgegenblickt, treffen sich die schönen Damen der Nazi-Elite zum Champagner im Adlon. Sie scheinen unantastbar. Bis an der Spree eine brutal zugerichtete Frauenleiche gefunden wird. Sie war eine von ihnen, und die Spur des Täters reicht bis in die obersten Führungskreise des Regimes. Jean-Christophe Grangé mit seinem ersten historischen Berlin-Thriller: eine erbarmungslose Jagd in den finstersten Abgründen der menschlichen Existenz. Simon Kraus ist ein brillanter Psychoanalytiker und Traumforscher. Und er ist ein gerissener Gigolo: Erst verführt er seine Klientinnen, allesamt Ehefrauen hochrangiger Nazi-Funktionäre, dann erpresst er sie für sein Stillschweigen. Ein lukratives Geschäft. Doch eines Tages sucht ihn der SS-Offizier Franz Beewen auf: Eine von Kraus’ Klientinnen wurde grausam ermordet. Sie gehörte zum Wilhelmklub, einem illustren Zirkel reicher Nazi-Frauen, der jeden Tag im Hotel Adlon zusammenkommt. Während Simon Kraus im Adlon unauffällig seine Kontakte spielen lässt, werden weitere Frauenleichen entdeckt. Unversehens gerät Kraus immer tiefer in die Ermittlungen der Gestapo gegen den brutalen Mörder – und mit ihm die Psychiaterin Minna von Hassel, die mit ganz eigenen Dämonen ringt. Gemeinsam müssen sie erkennen, dass das Böse bei Weitem nicht nur dort lauert, wo man es vermutet.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:688
Verlag: Tropen
EAN:9783608501711

Rezensionen zu "Die marmornen Träume: Thriller"

  1. 4
    22. Aug 2023 

    Die Adlondamen

    Im Sommer 1939 scheint es so, als wollten alle den herandrohenden Krieg aus ihren Gedanken verbannen und das Leben noch einmal richtig genießen. Davon profitiert der Psychiater Simon Kraus, der sich von seinen weiblichen Patientinnen die Träume erzählen lässt und sonst noch einiges. Etliche seiner reichen Klientinnen treffen sich auch im Adlon zu angenehmen Runden. Dass Kraus sein Wissen auch für die eine oder andere kleine Erpressung nutzt, nimmt er leicht. So ein kleines Zubrot ist doch nicht zu verachten. Der Gestapomann Franz Beewen ist ganz bei der Nazisache, da kann ihm keiner was vormachen. Doch dann soll er in einem Frauenmord ermitteln, der ihn in die Kreise der Adlondamen führt.

    Sie bilden ein seltsames Team der kleine erpresserische Psychiater Simon Kraus, der überzeugte Nazi Franz Beewen und die alkohol- und drogensüchtige Minna von Hassel, die Leiterin einer psychiatrischen Anstalt. Doch gerade durch ihre Unterschiedlichkeit ergänzen sie sich in Bezug auf die Nachforschungen zu den Frauenmorden, denn bald wird zumindest ein weiterer Mordfall bekannt. Von seinen Vorgesetzten unter Druck gesetzt, sieht sich Beewen gezwungen, die beiden Psychiater quasi als Berater anzuheuern. Wie sonst soll er einen Fall lösen, den er nicht lösen darf, der aber abgeschossen werden muss, möglichst an den direkten Kollegen vorbei.

    Ein historischer Kriminalroman, dessen Handlung zur Zeit des dritten Reichs angesiedelt ist, das erwartet man von dem Autor nicht gerade. Natürlich ist man gespannt, was einen erwarten wird. Wenn Schriftsteller über das dritte Reich schreiben, die sich nicht um die Vergangenheit kümmern müssen, bekommt man manchmal noch einen anderen Blick. Auch Christophe Grangé bringt klipp und klar zum Ausdruck, wer Freund ist und wer Feind. Sehr klar wird, was er von den Machenschaften der Nazis hält. Auch wenn die Figuren darunter etwas holzschnittartig geraten, so ist man froh, dem Autor zustimmen zu können. Dass das Geheimnis um die Morde noch zu einer packenden Ermittlung führt, die als kleines Manko zur Auflösung hin von einem Ende zum nächsten führt, ist ausgesprochen gut zu lesen. Mit weit über sechshundert Seiten ist der Roman schon ein Wälzer, doch es erscheint kaum eine Zeile verschwendet.

    Obwohl die Umschlaggestaltung ein wenig unheimlich wirkt, ist sie doch sehr gut auf den Inhalt dieses packenden Romans abgestimmt.

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  1. Weniger wäre mehr gewesen

    Berlin im Jahr 1939: Der Psychoanalytiker und Traumforscher Simon Kraus verdient sein Geld nicht nur mit seinen Therapiestunden. Er verführt auch gerne seine Klientinnen, um sie anschließend zu erpressen. Besonders pikant dabei ist, dass es sich bei seinen Klientinnen fast ausnahmslos um Ehefrauen hochrangiger Nazi-Funktionäre handelt. Für Simon Kraus ist dies ein äußerst lukratives Geschäft, allerdings spielt er als jüdischer Psychoanalytiker in dieser Zeit auch sehr mit dem Feuer.
    Als eine von Simon Kraus Klientinnen grausam ermordet wird, soll der SS-Offizier Franz Beewen das Verbrechen aufklären. Die Tote gehörte zum sogenannten Wilhelmklub, einem Zirkel reicher Nazi-Frauen, der sich jeden Tag im Hotel Adlon trifft. Bald schon gibt es weitere Leichen. Von seinen Klientinnen erfährt Kraus, dass ihnen ,,Der Marmormann“ in Alpträumen erschienen sei. Da Beween weiß, dass er alleine kein Verbrechen aufklären kann, holt er sich Simon Kraus und die Psychiaterin Minna von Hassel zur Unterstützung, die Angst hat, ihre Klinik und ihre Patienten zu verlieren.
    Alle drei beteiligen sich aus sehr unterschiedlichen Gründen an der Suche nach dem Mörder und geraten dabei tief in den Sumpf der Nazi-Verbrechen.
    Das sehr ungleiche Trio muss erst so einige Differenzen überwinden, um gemeinsam zu handeln. Das wirkt manchmal nicht ganz realistisch, vielleicht aber doch menschlich.
    Keiner der drei ist ein wirklicher Sympathieträger, dafür haben alle drei zu viele schlechte Seiten. Und doch nimmt man ihnen den Kampf gegen das Böse ein Stück weit ab.
    Denkt man dann, der Täter ist gefasst, wird man doch schnell eines Besseren bzw. Schlechteren belehrt. Denn so mancher Beteiligte entpuppt sich als eine völlig andere Person mit gänzlich anderen Motiven als bisher vermutet. Das führt zu einigen überraschenden Wendungen, zieht die Handlung allerdings auch sehr in die Länge. Hier wäre meines Erachtens weniger mehr gewesen.

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  1. Grangé auf Abwegen!?

    Ich hatte mich schon so auf das Buch gefreut. Endlich ein neuer Grangé! Mein Lieblingsautor im Thriller - Genre. Diesmal versucht er etwas Neues. Die Handlung findet im Berlin der 1939er Jahre statt. Es werden verstümmelte Frauenleichen gefunden und jedesmal vor ihrem Tod hatten sie den selben Traum vom Marmormann. Kann das ein Zufall sein? Ein ungewöhnliches Ermittler-Trio nimmt sich dem Fall an. Franz Beewen, der vorzeige Gestapomann, Minna von Hassel, Psychologin und adlige auf Abwegen und Simon, der Lebemann und Traumdeuter.

    Am Anfang war ich schon etwas entäuscht. Die Figuren fand ich zu überzeichnet und die Sprache zu modern für einen Thriller, der in den 1930ern spielt.
    Dafür beschreibt der Autor aber sehr detailreich das Berlin der Nazizeit. Um so weiter man liest, um so spannender wird die Geschichte. Auch die Figuren machen teilweise eine Entwicklung durch und wachsen einem ans Herz.

    Ab der Mitte des Buches, wird die Geschichte immer weiter voran getrieben und wenn man denkt, der Zenit ist erreicht, setzt Grangé noch einen drauf. Eventuell auch einen zu viel...

    Ich fand das Buch jetzt nicht schlecht, aber mir wäre es lieber, wenn der Autor in Zukunft wieder die Gegenwart in den Mittelpunkt stellt.

    P.S. Auch mein Heimatort wurde in dem Buch genannt. Das fand ich dann schon toll, doch leider war die Beschreibung daneben. Es gibt und gab dort keine Reedachhäuser und schon gar keine Hügel, die diese hätten überragen könnten.

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  1. Ein ungleiches Trio auf Mördersuche zur Nazizeit

    Es mutet schon seltsam an, wenn ein so bekannter französischer Autor wie Jean-Christophe Grangé sich in so brandgefährliche deutsche Gefilde wagt. Also ins Berlin der Nazizeit, ist das nun mutig oder gewagt? Ich war also gleichermaßen skeptisch wie neugierig, auf was wir Leser hier stoßen würden. Auf jeden Fall schaffte es Grangé mich über 680 Seiten konstant bei der Stange zu halten und hier einen echten Pageturner abzuliefern.

    Das oben erwähnte so ungleiche Trio besteht aus – Ladies first – der zarten Baronin Minna von Hassel mit psychiatrischer Ausbildung, ihrem Berufskollegen, dem attraktiven, aber kleinen Simon Kraus und dem Riesen von der Gestapo: Franz Beewen.

    Minna kümmert sich mit viel Herzblut um psychisch kranke Patienten in einem abgelegenen Institut. Wenn auch mit äußerst fragwürdigen, aber gut gemeinten Heilmethoden. Auch Franz Beewens Vater lebt dort, ein Kriegsgeschädigter im Geiste. Simon Kraus hat eine Privatpraxis im zentralen Berlin und die schönsten (verheirateten) reichen Frauen, die sogenannten Adlon-Damen, kommen zu ihm. Manchmal schläft er mit ihnen, manchmal erpresst er sie, manchmal beides. Franz Beewen, der Skrupellose, dessen Dienstgrade und Tätigkeitsfelder von oben je nach Gusto der Vorgesetzten gewechselt werden, versucht sich tapfer zu schlagen bei der Mordermittlung, um die es hier geht. Denn sein Vorgänger von der Kripo ist dabei ums Leben gekommen, da heißt es mit äußerster Vorsicht zu hantieren.

    Eines Tages wird also eine junge Schöne von Kraus‘ Klientinnen grausam ermordet aufgefunden und im Zuge dieser Ermittlungen kommen die Kontakte zum Rest des erwähnten Trios zustande. Alle Drei bringen ihre jeweiligen – sehr unterschiedlichen – Fähigkeiten in die Mördersuche mit ein.

    Dies ist so spannend beschrieben, der Autor muss sehr lange und intensiv recherchiert haben, um so treffsicher (nicht nur) die Locations der damaligen Zeit in unseren Köpfen entstehen zu lassen. Also: Kopfkino vom Feinsten.

    Die Protagonisten sind so herrlich schräg, dass das Lesen sehr viel Spaß macht, trotz der fast unvorstellbaren Grausamkeiten, die hier geschildert werden. Z. B., Zitat auf Seite 74, da geht es um Minna, in ihrem Institut: „Schwere Schritte hinter ihr. Allein am Klang erkannte sie Albert, eine Art fettes Ungetüm, das in seinem Kittel wohl auch schlief. Sie wandte sich um: tatsächlich. Er war Nazi, halbwegs dämlich, aber man konnte sich auf ihn verlassen. Sie war ein paarmal mit ihm im Bett gewesen.“ Ich fand das so witzig, dieser Humor, der überall durchblitzt, macht die Folter, die unerträglichen Zustände und den Sadismus der Befehlshaber so halbwegs erträglich. Für schwache Nerven ist dieser Thriller allerdings überhaupt nicht geeignet.

    Es gibt viele, viele falsche Fährten. Diese Irrwege sind so gekonnt eingebaut und so glaubwürdig, man kann quasi danebenstehen, bzw. sitzt ganz nah dran am Geschehen.

    Fazit: Hut ab vor Grangés riesiger Recherche, der gekonnten Umsetzung und dieser pageturner-mäßigen Spannung. Am Schluss allerdings wurde es mir zu bunt, wenn auch Versöhnliches nach all dem Bösen mit anklingt. Nichts für Zartbesaitete! ****

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