Die Liebesgeschichtenerzählerin

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Liebesgeschichtenerzählerin' von Friedrich Christian Delius
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2 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Liebesgeschichtenerzählerin"

Format:Audio CD
Seiten:0
Verlag: Argon Verlag
EAN:9783839814727

Rezensionen zu "Die Liebesgeschichtenerzählerin"

  1. 2
    11. Nov 2021 

    Drei Epochen, drei Kriege, eine Familie...

    Marie von Schabow , für ein paar Tage frei von Pflichten, Mann und Kindern, fährt im Januar 1969 von Den Haag über Amsterdam nach Frankfurt. Drei Liebesgeschichten aus den Zeiten der Kriege und Niederlagen gehen ihr durch den Kopf: ihre eigene, die ihrer Eltern, die einer Vorfahrin während der napoleonischen Kriege. Davon möchte sie erzählen, aber die Geschichten und Leben verflechten sich immer mehr: ein König, der die modernen Niederlande aufbaut; seine uneheliche Tochter, die in eine mecklenburgische Adelsfamilie gezwungen wird; ihr Urenkel, der als kaiserlicher U-Boot-Kapitän die roten Matrosen von Kiel überlistet, seiner schwarzen Seele entkommen möchte und zum Volksprediger wird; seine Tochter – die reisende Erzählerin selbst –, die ein gutes deutsches Mädel und trotzdem gegen die Nazis sein wollte und nun im Schreiben Befreiung sucht neben einem Mann, lächelnder Gutsbesitzerssohn und Spätheimkehrer, der sich allmählich von ihr entfernt... (Klappentext)

    Zu diesem Hörbuch habe ich gegriffen, weil mich die Szenerie ansprach. Marie von Schabow reist zu Recherchezwecken für einen Roman nach Scheveningen, und natürlich läuft sie dort auch an der Nordsee entlang. Wenige Tage dauert ihr Aufenthalt nur, und doch entpuppt sich dieser letztlich als Reise durch ein ganzes Jahrhundert.

    Marie von Schabow ist endlich in der Position, sich dem Schreiben widmen zu können. Die Kinder sind nicht mehr klein, eine kleine Erbschaft sorgt für eine finanzielle Entlastung. Doch je tiefer sie in die Recherche einsteigt, desto unsicherer wird sie, worüber sie eigentlich schreiben wird. Denn die möglichenLiebesgeschichten ziehen sich durch die Generationen - bis hin zu ihr selbst...

    Offenbar hat Friedrich Christian Delius hier seine eigene Famiiengeschichte aufgearbeitet und das Ganze in das trübe Grau eines unfreundlichen Januars in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts verpackt. Beim Hören hatte ich die ganze Zeit Schwarz-Weiß-Bilder vor Augen. Leider tauchte Marie von Schabow bei der Ahnenforschung tief in die komplizierten Verwandtschaftsverhältnisse der Adelsfamilien in den Niederlanden sowie in Deutschland ein, was mich zunehmend einfach nur langweilte. Dass sie selbst darüber irgendwie mit dem niederländischen König von anno tuck verwandt ist, weil der irgendwann einmal einen Seitensprung beging, das daraus entstandene Kind aber immerhin anerkannte - so what...

    Eine wirkliche Handlung gibt es nicht, außer man zählt stundenlange Zugreisen und Gespräche beim Abendbrot dazu. Dafür gibt es viel an Familiengeschichte(n), doch mich ermüdete das immer mehr. Der ruhige und gesetzte Schreibstil in Verbindung mit dem ebenso unaufgeregten Vortrag von Doris Wolters sorgten dafür, dass ich das ungekürzte Hörbuch (4 Stunden und 47 Minuten) nur stückchenweise hören konnte ohne Gefahr zu laufen, dass die Gedanken abschweiften oder ich einzuschlafen drohte.

    Die Verwandtschaftsverhältnisse und die Charaktere haben mich wirklich kein bisschen interessiert, Handlung oder gar Spannung in welcher Art auch immer waren Fehlanzeige - alles in allem habe ich mich hier größtenteils einfach gelangweilt. Drei Epochen, drei Kriege, eine Familie - für mich definitiv kein fesselnder Stoff...

    © Parden

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