Die Letzten werden die Ersten sein

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Letzten werden die Ersten sein' von Patrick Salmen
4
4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Letzten werden die Ersten sein"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:144
Verlag: Droemer HC
EAN:9783426281239

Rezensionen zu "Die Letzten werden die Ersten sein"

  1. 5
    21. Aug 2022 

    Wer was auf sich hält, der rennt!

    In Lionel Shrivers Roman „Die Letzten werden die Ersten sein" geht es um eine neue Religion unserer Zeit: der Sport.
    Lang, lang ist es her, dass der Dauerlauf noch Dauerlauf hieß. Dass der Dauerlauf später vom Jogging abgelöst wurde, ist vermutlich der, über die Jahre ansteigenden Affinität zur Verwendung von Anglizismen in der deutschen Sprache geschuldet. Doch seit einiger Zeit ist auch der Begriff Jogging nicht mehr gut genug, um auch nur ansatzweise wieder zu geben, was aus dem guten alten Dauerlauf mittlerweile geworden ist.
    Wer was auf sich hält, der rennt. Und wer nicht mithalten kann, sucht sich ein anderes sportliches Betätigungsfeld. Hauptsache, der Körper wird an seine Grenzen getrieben bei der Suche nach… Wonach eigentlich? Dem eigenen Ich? Selbstverwirklichung? Ewiger Jugend? Dazugehörigkeit?
    Was auch immer die Motivation für diesen kollektiven Bewegungstrieb ist... Lionel Shriver nimmt diesen Kult aufs Korn und erweist sich dabei als gnadenlose Meisterin der Satire.

    „Niemand liebt das Laufen. Die Leute behaupten das, aber sie lügen. Das einzig Gute ist, gelaufen zu sein. Während man es tut, ist es öde und hart im Sinne von anstrengend, aber nicht im Sinne von schwierig zu bewältigen. Es ist monoton. Es führt nicht geradewegs in die Offenbarung, wie man dich hat glauben machen.“

    Serenata und Remington Alabaster, ein amerikanisches Ehepaar, wohnhaft im Großraum New York. Ihre klangvollen Namen sind die einzige Besonderheit an diesem Paar, ansonsten sind sie völlig „normal“. Beide sind in den 60ern, er ist gerade in den Ruhestand gegangen, war zuletzt in leitender Position in einer Behörde tätig. Mit Sport hatte er nie etwas am Hut. Sein Körper meinte es bisher gut mit ihm: kein Übergewicht, keine Krankheiten oder sonstige Gebrechen.
    Sie ist freiberuflich als Synchronsprecherin tätig. Im Gegensatz zu ihm, war sie ihr Leben lang „sportlich" aktiv: Laufen, Schwimmen Radfahren, regelmäßige Gymnastik. Serenata war immer wichtig fit zu bleiben, ihrem Körper etwas Gutes zu tun und den körperlichen Verfall so lange wie möglich hinauszuzögern. Doch nun machen ihr der Körper und das Alter leider einen Strich durch die Rechnung: Arthrose im Knie, und plötzlich muss sie sich sportlich einschränken.
    Nicht so ihr Ehemann, der mit Beginn seines Ruhestandes den Sport für sich entdeckt.
    „Ich habe beschlossen, einen Marathon zu laufen.“
    Mit diesem Satz beginnt der Roman und eine neue Ära im Zusammenleben von Serenata und Remington bricht an. Die Eheleute waren bisher ein eingespieltes Team, das die Gesellschaft des Anderen und die gemeinsamen Gespräche genossen hat. Doch mit jeder weiteren Trainingseinheit, die sich Remington auferlegt, dividieren sich die Eheleute auseinander. Der Alltag hält nur noch wenige Schnittmengen bereit, was ihre gemeinsamen Interessen betrifft.
    Remington geht völlig in seinen sportlichen Ambitionen auf, seine Trainingspartner werden seine neuen Freunde und Ehefrau Serenata beäugt dabei misstrauisch den Mann, der nur noch wenig gemeinsam hat mit demjenigen, den sie vor zig Jahren geheiratet hat. Was am Ende aus der Ehe von Serenata und Remington wird, erfahren wir aber erst zum Schluss dieses Romans.
    Lionel Shriver hat einen überaus bissigen Humor, der prädestiniert ist für das Genre Satire. Ihr Humor ist nie platt, sondern stets geistreich. Sie ist sehr wortgewandt und fantasievoll in ihren bildlichen Darstellungen. Ich beneide sie um die Gabe, Formulierungen verwenden zu können, die zunächst unauffällig und harmlos auf den Leser wirken, dann aber minimal zeitversetzt ihre volle Wirkung entfalten, die in der Regel biestig und sarkastisch ist.
    Wie eingangs erwähnt nimmt sich Lionel Shriver den Sportkult unserer Zeit vor. Dies hält sie jedoch nicht davon ab, auch andere derzeit gesellschaftsrelevanten Themen auf ihre ganz spezielle Art einzubeziehen, unter anderem - na, was wohl? – das Thema „Gendering".

    Fazit:
    Bissig, biestig, geistreich ... genau mein Humor!
    Dies war nach „Eine amerikanische Familie" meine zweite Gesellschaftssatire von Lionel Shriver. Und spätestens jetzt bin ich Fan der amerikanischen Autorin.

    © Renie

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  1. 3
    26. Jan 2020 

    Ganz nett für zwischendurch...

    Die bekannten Slam-Poeten Patrick Salmen und Quichotte laden zum kulturellen Rätsel-Soirée ein. Nach dem Erfolg des ersten Rätselbuches „Du kannst alles schaffen, wovon du träumst. Es sei denn, es ist zu schwierig“ legen sie den langersehnten zweiten Band vor. Auch hier gilt es, die Lücken der 111 Rätsel sinngetreu mit den Namen prominenter Persönlichkeiten aus dem Bereich Kunst und Kultur zu füllen. Je nach Assoziationskunst des Ratefuches stellen die Rätsel mal eine kleinere, mal eine größere Herausforderung dar. Aber ein riesen Spaß sind sie immer.

    Naja, die Idee ist ganz witzig, aber die meisten der 'Rätsel' sind so absurd, dass ich nie darauf gekommen wäre. Gestaffelt sind die Rätsel nach Schwierigkeitsstufen, und mit dem Schweregrad steigt offensichtlich auch die Absurdität.

    Wohlgemerkt: Ich mag das Spiel mit der Sprache, ich mag Wortspiele, ich mag es auch, um die Ecke zu denken und löse gerne entsprechende Aufgaben. Diese Rätsel hier sind aber fast durchweg ein Ding der Unmöglichkeit. Dabei gibt es jeweils sogar noch eine Hilfestellung für diejenigen, die auf dem Schlauch stehen - doch auch da konnte ich meist nur mit den Achseln zucken, teilweise weil es wirklich derart absurd war, dass man einfach nicht darauf kommen kann, z.T. aber auch, weil ich die Personen, auf die die Lösung abzielte, gar nicht kannte.

    Funktionieren soll es in Kurzform so: Rätsel lesen, dann die Lücken für den Lösungsbegriff ausfüllen (Anzahl der Striche entspricht der Anzahl der Silben, gesucht ist immer der Vor- und Nachname einer aus Kunst und Kultur bekannten Person, nur vollkommen anders ausgesprochen). Falls man nicht gleich darauf kommt, gibt es einen 'Ratefuchshinweis' und für komplette Dösbaddels dann auch noch die 'Lösung' im Anhang.

    Hier mal ein Beispiel, bei dem ich tatsächlich auf die Lösung gekommen bin (große Ausnahme!): "... Nun hört doch endlich auf, mit diesem Dosenfraß zu hausieren. Ein echter Meeresbewohner _ _." Na, klingelt's schon? Falls nicht, hier dann mal der Ratefuchshinweis: "Hat mal was über einen Kleinstaat geschrieben. Monaco war es nicht." Jetzt alles klar? Die Lösung - und das nur, um das Prinzip der Rätsel wirklich mal zu veranschaulichen - war dann Max Frisch = mag's frisch.

    Um die Absurdität der Rätsel vor Augen zu führen, hier noch einige Beispiele. Für einen Horrorfilm mit Protagonisten aus Fleischwaren gab es einen Mett-Dämon (Matt Damon). Aus Dieter Bohlen wurden bei einem bekleckerten Baugerüst 'Die Teer-Bohlen', 'Paul meckert nie' klingt natürlich wie Paul McCarney, und bei einem Kettenraucher, der mit einem von einem Pferd gezogenen Fuhrwerk durch den Wald fuhr, kam man zu der Erkenntnis: da 'äscht 'n Kutscher' (Ashton Kutcher). Ärgs.

    Nun kann man auf verschiedene Weise an das Buch herangehen. Man kann ernsthaft versuchen, jedes Rätsel zu lösen und sich dabei zunehmend frustriert fühlen, verbunden mit dem wachsenden Wunsch, das Buch in die Ecke zu pfeffern. Oder aber man lässt diese Versuche gleich, da hoffnungslos, und liest gleich die Lösung hinterher, um dann schmunzelnd oder augenverdrehend zu 'würdigen', auf welch eine verquere Idee die beiden Autoren da wieder gekommen sind.

    Ich habe mich ziemlich schnell für die zweite Variante entschieden und dabei festgestellt, dass das Augenverdrehen zunahm - denn viele der Rätsel und Lösungen wirkten wie mit der Schraubzwinge passend gemacht. Spätestens bei Marylin Monroe (...die Freunde von 'Mary liehen Mohn roh') setzte zum Augenverdrehen noch das Zähneknirschen ein. Das war doch teilweise seeeeeehr konstruiert.

    Ganz nett für zwischendurch, aber mir würde es wohl leichter fallen, selbst Namen zu 'verhunzen' als andersherum auf die Lösung zu kommen. Als Partyspaß, für einen Abend mit Freunden oder auch für eine längere Flugreise für ein kurzes Intermezzo geeignet. Zu viele Rätsel hintereinander machen aber womöglich aggressiv... ☻

    © Parden

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