Die letzte Instanz

Buchseite und Rezensionen zu 'Die letzte Instanz' von Elisabeth Herrmann
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die letzte Instanz"

Nach Das Kindermädchen und Die siebte Stunde kehrt Rechtsanwalt Joachim Vernau zurück! Der Berliner Jurist hatte irgendwann den richtigen Moment verpasst, um an die wirklich großen Mandanten heranzukommen, und auch die Heirat in bessere Kreise scheiterte im letzten Moment. Inzwischen Strafverteidiger für Kleinkriminelle und Gelegenheitsgauner, wird er in ein Mordkomplott verwickelt, zu dessen Aufklärung er tief in die deutsch-deutsche Vergangenheit hinabsteigen muss.

Zunächst traut Joachim Vernau seinen Augen nicht. Eben noch hatte er den obdachlosen Gauner, den Ex-Junkie Hellmer, vor Gericht vertreten, und nun schießt eine alte Dame aus Görlitz vor dem Landgericht auf den armen Schlucker. Besonders treffsicher ist sie nicht - Hellmer verschwindet, und die Schützin stirbt wenig später im Krankenhaus. Vorher aber kann Vernau sie noch als Mandantin gewinnen und macht sich auf die Suche nach dem Motiv. Seine Suche führt ihn zunächst nach Görlitz. Dort entdeckt er Hinweise auf ein dunkles Familiengeheimnis, in dessen Zentrum ihr verstorbener Sohn zu stehen scheint. Die so genannte Wende, die nicht alle Ostdeutschen zu Gewinnern machte, ist dabei die Musik, die im Hintergrund spielt. Dann verschwinden plötzlich die Dokumente, und Vernau weiß, dass er dabei ist, sich eine Menge Feinde zu machen.

Bei einem Roman von Elisabeth Herrmann darf man erwarten, dass es nicht nur darum geht, einen Täter zu ermitteln. Wann immer Rechtsanwalt Vernau und seine chaotische Kollegin Marie Louise Hoffmann aus der bescheidenen Hinterhofkanzlei zu ermitteln beginnen, kommen auch die großen Themen zur Sprache: Was verstehen wir unter Gerechtigkeit, wie viel an sozialer Spaltung verträgt unsere Gesellschaft?

Vor allem aber beschert uns Elisabeth Herrmann als variantenreiche Stilistin einen wunderbaren Berlin-Krimi mit dem typischen Panoptikum aus Pennern, linken Aktivisten, Hartz-IV-Empfängern, Investoren und Spekulanten, Senatsfilz und einem verschnarchten Justizapparat. Dass dies nie manieriert und durchweg authentisch klingt, liegt vielleicht daran, dass die Autorin - von der Maurerin bis zur Fernsehjournalistin - einen ungewöhnlichen Lebensweg absolviert hat, der für ganz unterschiedliche Begegnungen gesorgt haben dürfte. Die „Letzte Instanz“ ist übrigens nicht nur das Fernziel vieler Juristen, sondern auch eine sehr bodenständige Kneipe hinter dem Berliner Stadthaus, dessen Geschichte hier ebenfalls erzählt wird. --Carsten Hansen, Literaturtest

Format:Taschenbuch
Seiten:416
EAN:9783548607641

Rezensionen zu "Die letzte Instanz"

  1. 4
    04. Dez 2014 

    Justizia

    Der Anwalt Joachim Vernau hat seinen Mandaten Hans-Jörg Hellmer rausgehauen. Doch als Hellmer das Berliner Gerichtsgebäude verlässt, stellt sich ihm eine alte Dame entgegen und schießt auf ihn. Die ungeübte Schützin verfehlt ihr Opfer, dass unverletzt fliehen kann. Margarethe Altenburg jedoch bricht erschöpft zusammen. Vernau, der das Ganze mitbekommen hat, übernimmt sofort die Regie und sorgt dafür, dass Frau Altenburg ins Krankenhaus gebracht wird. Dort weigert sie sich zwar, ihm eine Vollmacht zu unterschreiben, bittet ihn aber, ein paar Sachen aus ihrem in Görlitz zu holen. Vernau macht sich auf den Weg gen Osten und kommt auf die Spur einiger Todesfälle, bei deren Beurteilung die Gerichte zu versagen schienen.

    Die Verfilmung dieses Romans von Elisabeth Herrmann wurde bereits im Januar diesen Jahres im ZDF ausgestrahlt. Nach meiner Erfahrung ist es gut, wenn zwischen dem Sehen einer Verfilmung und Lesen oder Hören der Handlung geraume Zeit verstrichen ist, so dass man beides voneinander trennen kann. Ob hier der zeitliche Abstand gereicht hat, kann ich nicht so genau sagen. Wenn meine Erinnerung mich nicht völlig täuscht, gibt es erhebliche Abweichungen, die vielleicht sogar zu unterschiedlichen Geschichten führen.

    Natürlich kommt man nicht umhin, sich unter Jochaim Vernau das Gesicht des Schauspielers Jan-Josef Liefers vorzustellen. Das ist aber durchaus positiv, auch wenn man nicht die eigene Phantasie spielen lässt. Dieses Hörbuch ist von Herbert Schäfer hervorragend gelesen. Seine Stimme verleiht den handelnden Personen jeweils einen eigenen Charakter und gibt der Handlung Spannung und Tempo. Nach und nach kommt Vernau hinter das Geheimnis von Margarethe Altenburg. Diese hat mit Hilfe ihres Bekannten Otmar Koplin einen Plan ausgeheckt, der an Perfidität kaum zu überbieten ist. Weit in der Vergangenheit wurde der Grundstein von Taten gelegt, die nun in mehreren Todesfällen gipfeln.

    Durchdacht, fesselnd und in weiten Teilen anders als die Verfilmung entwickelt sich der Fall, mit dem verschiedene Thematiken unseres leider nicht perfekten Rechtssystems angeschnitten werden. Ein intelligenter Roman mit intensiven und gründlichen Ermittlungen und einem Ende, dass keine völlige Sicherheit hinterlässt.

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