Die letzte Geliebte

Rezensionen zu "Die letzte Geliebte"

  1. 4
    31. Okt 2020 

    Hollywoodland

    Der bekannte Schauspieler Wally Reid ist zu Beginn des Jahres 1923 an seiner Drogenabhängigkeit gestorben. Seine Witwe Dorothy muss sich zur Ikone der Hollywood-Magnaten machen, einen unsäglichen Film bewerben und sie darf nichts dazu sagen, welchen Zwängen Wally beim Dreh seiner Filme ausgesetzt war. Doch Dorothy hat genug, sie will, dass Will Hays, der Chef der Produzentenvereinigung, endlich bekommt, was er verdient hat. Dazu soll der deutschstämmige Privatdetektiv Hardy Engel herausfinden, ob und wenn ja, was Hays zu verbergen hat. Für Hardy Engel beginnt eine Suche nach Details, die Hinweise zutage fördert, mit denen keinesfalls zu rechnen war.

    In seinem dritten Fall lernt Hardy Engel wahrlich Höhen und Tiefen kennen. Es ist eine schwierige Zeit in Hollywood, ein Film nach dem anderen wird gedreht. Nach der Produktion des Films „The Birth of a Nation“ erleben rassistische Vereinigungen regen Zulauf. In Los Angeles gibt es Mitbürger, die für die Gleichberechtigung aller eintreten, aber auch solche, die davon gar nichts halten. Klar ist für Hardy Engel, dass Will Hays seinen Schauspieler gezwungen hat, immer weiterzuarbeiten, bis dieser erschöpft und drogenabhängig starb. Wally Reids Witwe will Rache, Hays soll dafür bezahlen müssen. Und es soll sich etwas ändern in der Stadt der Engel.

    Die frühen 1920er in Kalifornien scheinen doch recht weit weg. Wie überraschend ist es da, welch brisante und auch heute aktuelle Themen der Autor aufgreift. Aus historisch belegten Ansätzen formt Christof Weigold einen spannenden und informativen Kriminalroman. Wobei einem während der Lektüre durchaus manchmal der Atem stockt. Nicht nur um einen Sündenpfuhl scheint es sich bei Stadt Los Angeles zu handeln, sondern auch um einen Schauplatz für politische Intrigen. Es ist schon ein Dickicht, welches Engel zu lichten versucht. Ein ums andere Mal nutzt man nach dem Lesen auch andere Informationsquellen, um erstaunt festzustellen, dass nicht so viel und schon überhaupt nicht alles erfunden ist. Hardy Engel und seine Polly bilden einen fiktionalen Rahmen für einen packenden Rückblick in eine Vergangenheit, deren Themen auch heute noch oder gerade wieder aktuell sind.

    4,5 Sterne

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  1. Ganz großes Kino!

    Los Angeles 1923, Hardy Engel hat sich endlich als Privatdetektiv etabliert, mit eigenem Büro, Auto und Aufträgen, die ihn finanziell über Wasser halten. Nun hat er einen dicken Fisch an Land gezogen und soll herausfinden, in welche Machenschaften Will Hays, der „Saubermann Hollywoods“ und Präsident der Produzentenvereinigung verwickelt ist. Doch statt sein Observierungsobjekt in flagranti mit einer Geliebten zu überraschen, findet Hardy sich plötzlich in einem tiefen Sumpf an Verbrechen und politischen Skandalen. Denn der vermeintliche Ehebrecher scheint bis zum Hals in die schmutzigen Geschäfte des Ku-Klux-Klans verwickelt zu sein. Und Hays ist nicht der einzige prominente Vertreter, der mit dem rassistischen Bund in Verbindung steht.
    „1923 war ein Jahr, in dem in Hollywood um die tausend Filme gedreht wurden. Die meisten für die Leinwände der boomenden Kinopaläste und ein großes Publikum. Drei davon jedoch waren auf besondere Weise entstanden, es handelte sich um geheime Aufnahmen, und sie lieferten mir den Schlüssel zu einer Reihe von Morden, die Auflösung meines damaligen Falles…Lassen Sie mich Ihnen die Geschichte erzählen.“
    Hollywood: Glanz, Glamour, Stars und Skandale. Und mittendrin der deutschstämmige Privatdetektiv Hardy Engel, den Christof Weigold in dem Kriminalroman „Die letzte Geliebte“ nun schon zum dritten Mal ermitteln lässt. Und es ist ganz großes Kino!
    Es ist eine geniale Taktik, die Weigold anwendet, denn er lässt Hardy Engel nicht nur aus der Ich-Perspektive erzählen, und somit ist die Leserin ganz nah am Geschehen. Hardy gibt uns auch von Anfang zu verstehen, dass er schon längst weiß, wie alles geendet hat und das verheißt bis zum Schluss nichts Gutes.
    Es ist die turbulente Mischung von Fiktion und Fakten, historische Begebenheiten und ihre freie literarische Interpretation, feine Nebenschauplätze und eine ausführliche Recherche und die Darstellung einer Scheinwelt ohne diese zu verklären, die diesen historischen Kriminalroman zu einem unterhaltsamen und spannenden Lesevergnügen macht.
    Wenn Hardy Engel mit Pola Negri Bratwurst isst, dann macht das einfach Spaß. Wenn Hardy Rassisten und Mörder jagt, dann ist das einfach spannend.

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  1. Der Blick hinter die glitzernde Fassade

    Inhalt:

    Das Jahr 1923 ist angebrochen. Das Land wird regiert von einem Präsidenten, der es nicht so genau nimmt mit Anstand und Moral. Skandale erschüttern die politische Elite – aber an der Westküste hat man andere Probleme. Vor allem Privatermittler Hardy Engel, dessen neuester Auftrag ihn mitten hineinführt in den Sumpf von Hollywoods Geheimnissen. Und diesmal stinkt die Sache wirklich zum Himmel. »Finden Sie heraus, was Will Hays für Dreck am Stecken hat. Ich will diesen Heuchler zu Fall bringen!« – Mit diesem Satz beginnt für Hardy Engel sein bislang schwierigster Fall. Will Hays: oberster Boss von Hollywood, der Saubermann des Filmgeschäfts. Aber Engel weiß nur zu gut: gerade die mit den weißesten Westen haben am meisten zu verbergen. Und tatsächlich: Ex-Politiker Hays pflegt nicht nur regen Kontakt zum Ku-Klux-Klan, der gerade rasanten Zulauf erlebt und immer brutaler agiert. Es gibt auch eine junge, geheimnisvolle Frau, über die er seine Hand hält. Ist sie Hays’ Geliebte? Oder deckt er einen anderen, noch mächtigeren Mann, dessen Verhältnis mit ihr nicht auffliegen darf? Als Engel und seine Gefährtin Polly anfangen, tiefer zu graben, wird klar: Hier geht es um eine Affäre, die höchste politische Kreise betrifft. Wer ist der mächtige Mann im Schatten? Gibt es nur die eine mysteriöse Geliebte? Engels Gegenspieler schrecken jedenfalls vor nichts zurück. Und die erste Leiche lässt nicht lange auf sich warten …

    Meine Meinung:

    Dies ist bereits der dritte Teil um den deutschstämmigen Ermittler Hardy Engel und wie auch schon in den vorherigen Bänden schont der rechtschaffene Privatdetektiv weder sich noch andere. Ursprünglich engagiert um dunkle Flecken auf der Weste des mächstigsten Mannes von Hollywood, Will Hays, zu finden und aufzudecken, sticht Engel in ein Wespennest von Korruption, Fremdenhass, Erpressung und Vertuschung, deren Auswirkungen bis in allerhöchste Kreise reichen und deren Handlanger auch vor Mord und Totschlag nicht zurückschrecken. Der Autor Christof Weigold hat wieder sehr ausführlich und gut recherchiert und aus realen Begebenheiten und Personen, gemischt mit fiktiven Charakteren, einen spannenden und unterhaltsamen Krimi geschrieben. Beschrieben wird ebenfalls das Wiedererstarken des Klu-Klux-Klan, der eigentlich schon totgesagt war und durch den Stummfilm "The Birth of a Nation" von 1915 neu gegründet wurde. Dies zeigt deutlich, welch starken Einfluss das neue Medium "Film" damals auf die Menschen hatte und man kommt nicht umhin, Parallelen zum heutigen Medium "Internet" zu ziehen. Die Szenen aus dem Umfeld des Klu-Klux-Klan sind beklemmend und ungeschönt, so dass ich stellenweise schon etwas schlucken musste. Auch der Blick hinter die glitzernden Kulissen der Traumfabrik Hollywood ist erschreckend und ernüchternd. Ruhm und das große Geld standen, und stehen wahrscheinlich immer noch, im Vordergrund, so dass man auf menschliche Schicksale keine Rücksicht nehmen kann oder will. Ob diese große Verschwörung, die Weigold auch schon in den ersten beiden Bänden thematisierte, der Wahrheit entspricht, sei mal dahingestellt. Der sympathische Hauptprotagonist und seine nicht minder sympathischen Sidekicks Polly und Buck lohnen auf jeden Fall die Lektüre. Ich hoffe sehr, dass dies nicht der letzte Ausflug ins Hollywood der 1920er Jahre war.

    Fazit:

    Sehr unterhaltsam und spannend, trotz der etwas ungeschönten und brutalen Szenen rund um den Klu-Klux-Klan. Ein sehr informativer und gut recherchierter Blick hinter die Kulissen der Traumfabrik.

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