Die Kollision

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Kollision' von Pauliina Susi
3
3 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Kollision"

Leia Laine und ihre Schwester machen eine Woche lang Urlaub auf einem Luxuskreuzer. Doch Leia wird den Verdacht nicht los, dass auf dem Schiff irgendetwas nicht stimmt, und schon bald verwandelt sich die entspannte Kreuzfahrt in einen Albtraum. An Bord eines einfachen Fischerbootes sind die elfjährige Amira und ihre Eltern ebenfalls auf dem Weg über das Mittelmeer, in banger Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Das kleine Boot und das Kreuzfahrtschiff – sie steuern aufeinander zu, sie begegnen sich. Luxus und Elend kollidieren gnadenlos.

Format:Broschiert
Seiten:528
EAN:9783423262231

Rezensionen zu "Die Kollision"

  1. Eine Kreuzfahrt, die ist lustig?

    Der interessanteste Aspekt des Buches ist für mich diese Verbindung aus Spannung und schonungsloser Gesellschaftskritik. Auch wer selber keine Kreuzfahrt antritt, keinen Champagner schlürft, keinen Luxusurlaub macht, fragt sich als Leser unbehaglich, was man als privilegierter Einwohner eines wohlhabenden Landes, das sich nicht im Kriegszustand befindet, gar nicht wahrnimmt – oder auch nicht wahrnehmen will.

    Wie viele Menschen werden ausgebeutet, um unseren Lebensstil zu gewährleisten?

    Jetzt klinge ich schon fast wie Leia, deren ausgeprägtes soziales Gewissen ich anfangs sehr bewundert habe. Ein Urlaub auf so einem schwimmendem Riesenhotel mit Dauerbespaßung wäre für mich auch schon ohne moralische Skrupel ein Albtraum – aber ich konnte Leias’ Bedenken und ihre Gründe, die Kreuzfahrt rigoros abzulehnen, voll und ganz nachvollziehen.

    Aber Leias’ Empörung kam mir zunehmend hohl vor. Wenn sich ihre Prinzipien und die Realität beißen, macht sie mehr als einmal einen Rückzieher; sie predigt anderen, lässt dann aber meist keine Taten folgen. Zwischendurch schaltet sie hin und her zwischen der ängstlichen Leia und der kämpferischen Leia, was für mein Empfinden aber nicht schlüssig begründet wird.

    Auch bei anderen Charakteren fehlt es mir etwas an Tiefe – und vor allem an nachvollziehbarer Entwicklung.

    Wirklich identifizieren konnte ich mich mit den meisten nicht. Am Ende schien mir besonders Leia sogar eher einen großen Schritt rückwärts zu machen.

    Am interessantesten und authentischsten fand ich das Flüchtlingsmädchen Amira, aus deren Perspektive der Leser mitverfolgt, wie grausam und menschenverachtend Schlepper ihre menschliche Ware ohne Rücksicht auf Verluste behandeln.

    In den Szenen auf dem Flüchtlingsboot konnte mich das Buch immer wieder packen und bewegen.

    Der Gegenpol zu Amira ist die Finnin Marina, mit der sich Leia auf dem Kreuzfahrtschiff anfreundet, obwohl ihre Schwester Ripsa von Anfang an ein ungutes Gefühl dabei hat. Hier hat die Autorin ein paar unerwartete Wendungen zu bieten, die die Spannung steigern, aber letztendlich fand ich Marina als Charakter zu überzogen und daher unglaubwürdig.

    Das Tempo der Geschichte steigert sich rasant – für die Flüchtlinge steht immer mehr auf dem Spiel.

    Dazu kommt, dass mehrere der wichtigen Charaktere ein doppeltes Spiel spielen oder wenigstens wichtige Informationen zurückhalten, was die Spannung noch steigert. Insoweit kann das Buch als Thriller durchaus unterhalten.

    Leider kam mir das Ende schwach und eher halbherzig vor, als müssen noch schnell alle lose Enden verknüpft und alle Rätsel gelöst werden – was zum Teil sehr erzwungen wirkt und der Charakterisierung mancher Figuren widerspricht. Auch vorher fühlte ich mich in den Szenen, die auf dem Kreuzfahrtschiff spielen, leider immer weniger überzeugt.

    Den Schreibstil fand ich indes sehr originell und ansprechend.

    Pauliina Susi spielt immer mal wieder sowohl mit der Sprache an sich – mit Metaphern und Klang, mit Takt und Tempo – als auch mit den Erwartungen des Lesers. In kurzen Passagen spricht sie ihn direkt an und reißt ihn damit bewusst aus dem Fluss der Geschichte.

    “Stell dir ein extrem luxuriöses Kreuzfahrtschiff vor.
    Das reicht noch nicht. Doppelt so viel Luxus.
    Und jetzt die zerstörerischste Bombe, die du dir denken kannst.
    Stell dir den Sprengstoff vor, die Zündschnur, den Funken. Stell dir vor, was sie anrichtet.
    Stell dir noch etwas vor: die Hand, die den Funken auslöst. Die den Knopf drückt oder den Abzug. Die die Maus bewegt. Ka-wumm!
    Schau auf die Hand. Es ist deine.
    Ach, du willst gar nicht mehr spielen? Warum glaubst du denn, das hier sei ein Spiel?”
    (Zitat)

    FAZIT

    Das Buch lässt mich mit sehr gemischten Gefühlen zurück.

    Die Grundidee – zwei Welten kollidieren, in Form eines Luxuskreuzfahrtschiffs und eines Flüchtlingsboots – finde ich immer noch sehr interessant, und mir gefiel die Mischung aus Spannung und Gesellschaftskritik sehr. Aber im Verlaufe des Buches schwächelt die Umsetzung meines Erachtens immer mehr, und das Ende erscheint mir konstruiert und eher schwach.

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  1. Falsche Erwartungen geweckt

    ,,Die Kollision“ , ein ,,packender und meisterhaft entworfener Thriller, ein fesselndes Gesellschaftsdrama“, konnte mich leider weder packen noch fesseln. Schuld daran sind wahrscheinlich die Erwartungen, die ich an die Lektüre aufgrund des Klappentextes und der Verlagsinformation hatte. Grundsätzlich ist die Geschichte nicht uninteressant. Leia Laine und ihre Schwester Ripsa begeben sich auf eine Reise auf einem riesigen Luxuskreuzfahrtschiff, die eine, um sich etwas zu gönnen, die andere, um ihrer Schwester eine Freude zu machen. Dabei unternehmen sie mehr oder weniger interessante Tagesausflüge und treffen auf teils merkwürdige, teils dubiose Mitreisende. Leia steht dem Luxus auf dem Kreuzfahrtschiff äußerst skeptisch gegenüber, besonders, als sie die Arbeitsbedingungen der Belegschaft allmählich etwas durchschaut. Dennoch kann sie sich den Annehmlichkeiten auf Dauer nicht entziehen. Ihre Schwester Ripsa dagegen gibt sich dem Luxus, dem Genuss und vor allem dem Alkohol ohne Gewissensbisse hin, wohl auch, um ihre Eheprobleme zu vergessen.
    Beide Schwestern bleiben dem Leser jedoch fremd und distanziert. Ich konnte mich weder mit der einen noch mit der anderen identifizieren, was zum Teil sicherlich auch an den merkwürdigen Dialogen liegt. Außerdem kann man die Handlungen, vor allem Leias, nicht immer nachvollziehen. Eventuell sollte man dazu die Vorgeschichte kennen?
    Andere Figuren wie z.B. die rätselhafte Marina, bleiben bis zum Ende rätselhaft, da ihre Handlungsmotive nicht ganz klar werden. Auch Timo, der Leia permanent verfolgt und zunächst wie ein gemeiner Stalker auftritt, wird plötzlich zu einem Vertrauten und Freund, ohne dass man das als Leser wirklich nachvollziehen könnte.
    Interessant ist allerdings die Verknüpfung der Kreuzfahrt-Handlung mit der Geschichte einer Flüchtlingsfamilie, die auf einem kleinen Boot übers Mittelmeer geschleust wird und unaufhaltsam auf den Luxusdampfer zusteuert, bis es zu einer Kollision kommt.
    Insgesamt werden in dem Roman meiner Meinung nach aber zu viele verschiedene politische und gesellschaftliche Probleme angerissen, sodass eher eine bunte Themenvielfalt entsteht, die aber leider zu wenig Spannung oder Stringenz führt. Am Schluss bleiben zu viele lose Enden, zu viele Fragen bleiben unbeantwortet, sodass man das Buch eher enttäuscht schließt und sich fragt, ob der Verlag mit dem Genre ,,Thriller“ der Geschichte und auch der Autorin wirklich gerecht werden kann.

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  1. 3
    14. Jun 2019 

    Doch nur ein etwas plumper Thriller

    „Die Kollision“ von Pauliina Susi habe ich in einer Leserunde gelesen, da mich die Thematik -Kreuzfahrschiff und Flüchtlingsboot auf gleichem Meer – interessiert und angesprochen hat und da der Roman nicht nur als Thriller, sondern auch als Gesellschaftsroman angekündigt war. Ansonsten bin ich eher keine Thrillerleserin und war gespannt, ob es hier, in dieser Kombination klappen kann.
    Worum geht es?
    Auf einem Superluxus-Kreuzfahrtschiff sind unter Hunderten von Gästen auch Leia und Ripsa, zwei Schwestern aus Finnland, die nicht nur im Leben unterschiedlicher nicht sein können, sondern die auch für die gemeinsam angetretene Reise auf diesem Kreuzfahrtschiff durch das Mittelmeer absolut divergierende Motive und Gefühle aufbringen. Ripsa, gerade in einer Ehekrise, möchte sich einfach nur für einige Tage in das Luxusleben und die Leichtigkeit des Seins an Bord stürzen und hat ihre Schwester Leia, eine Sozialwissenschaftlerin mit sozialem Gewissen und sowohl privat als auch beruflich eher erfolglosem Lebens, überredet mitzukommen, obwohl diese nur mit einer ganzen Horde von Ressentiments und Ängsten beladen eine solche Reise antreten kann.
    Und so nehmen denn auch im ersten Teil des Buches die Diskussionen und inneren und äußeren Auseinandersetzungen rund um das Thema Reisen auf einem Kreuzfahrtschiff sowie Darstellungen über Ambiente und Publikum dieser Reise einen großen Raum ein. Daneben tauchen vermehrt Hinweise und Andeutungen dazu auf, dass irgendjemand etwas mit diesen beiden Frauen auf diesem Kreuzfahrtschiff plant. Marina und Timo, zwei Mitreisende, die ebenfalls aus Finnland stammen, werden als sehr undurchsichtige und geheimnisumwobene Personen, die unangemessen stark die Nähe von Leia und Ripsa suchen, immer verdächtiger. Aber was steckt dahinter?
    Etwa in der Mitte des Buches bricht Ripsa die Reise ab und fliegt heim zu ihrem vorgeblich nach Versöhnung suchenden Ehemann und lässt Leia auf dem Schiff allein bzw. in den Fängen von Marina und Timo.
    In einigen kurzen Zwischenkapiteln wird darüber hinaus die Situation einer syrischen Familie mit der Tochter Amira auf einem von kriminellen Schleppern gelenkten Flüchtlingsboots geschildert. Die Situation wird als absolut lebensbedrohlich und gewalttätig beschrieben.
    Im zweiten Teil des Romans tritt dann die Auseinandersetzung mit den zwei durchaus interessanten Situationen in den Hintergrund und der Thriller tritt in den Vordergrund. In ihm geht es darum, dass Kreuzfahrtschiff und Flüchtlingsboot mit einem ganz speziellen, terroristischen Zweck aufeinander zu gesteuert werden und wie Leia in diesen Plan mit einbezogen wird.
    Dieser zweite Teil hat mich eher gelangweilt, da ich generell für eine solchen Thrillerhandlung nur wenig Interesse aufbringen kann. Aber ich habe darüber hinaus die Befürchtung, dass auch echte Thrillerliebhaber eher enttäuscht sein dürften, denn die personellen Zusammenhänge (wer mit wem und warum) wirken hier doch eher konstruiert und sind mit ungenügender Glaubwürdigkeit der Handlung versehen.
    Und so ist mein Fazit: Guter Start und starkes Abflachen zum Ende hin. Irgendwie erscheint mir der Roman wie eine verpasste Chance.
    Für mich werden das deshalb nur dünne 3 Sterne.

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  1. Wenn zwei Welten aufeinanderprallen.

    Sieben Tage will Leia Laine mit ihrer Schwester Ripsa auf einem unerhört luxuriösen Kreuzfahrtschiff auf dem Mittelmeer verbringen. Doch die Fahrt steht unter keinem guten Stern: Ein mulmiges Gefühl begleitet die Reisende, angestachelt durch viele kleine Ungereimtheiten und Zwistigkeiten.
    Zeitgleich ist die elfjährige Almira mit ihren Eltern auf einem kleinen Flüchtlingsboot in derselben Gegend unterwegs. Während auf dem Luxusdampfer das Leben gefeiert wird, spielt sich hier ein Kampf um Leben und Tod ab.
    Als die beiden Welten aufeinanderstoßen, droht Leias Leben zu zerbrechen.
    Der 544-seitige Thriller „Die Kollision“ von Pauliina Susi ist im Mai 2019 bei dtv Premium erschienen.
    Die Genrezuordnung „Thriller“ trifft meiner Meinung nach nur bedingt zu: Zwar durchzieht den Roman ein subtiler Spannungsbogen, der vor allem aus Leias Gefühl, verfolgt zu werden, und dem Konfliktpotenzial zwischen den Schwestern basiert, auch am Ende, als sich die Ereignisse auf dem Luxusschiff überschlagen, wird er noch einmal aufgenommen, aber insgesamt dominieren politische, sozial- und gesellschaftskritische Themen. Diese sind dann zweifellos prägnant und eindrucksvoll geschildert. Schonungslos beschreibt die Autorin die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen auf einem Kreuzfahrtschiff, und der immer wiederkehrende Perspektivwechsel zwischen Flüchtlingsboot und Kreuzfahrt lässt den Gegensatz zwischen unserem doch eher sorglosen Leben im friedlichen Europa und dem Kriegselend in anderen Teilen der Welt umso frappierender erscheinen. Aber auch der wiedererstarkende Rechtsradikalismus, die Rolle der Medien und unsere manchmal eher niveaulose Freizeitgestaltung werden kritisch hinterfragt – um hier nur einen Teil der Gesellschaftskritik zu nennen.
    Der Roman spielt auf mehreren Ebenen und ist entsprechend recht komplex: Neben den Ereignissen im Mittelmeer werden auch immer wieder kleinere Abschnitte eingestreut, welche die aktuellen Ereignisse in Finnland wiedergeben, in die auch Leias Tochter Viivi involviert ist. Auf der einen Seite sorgen diese für Spannung, da man als Leser*in immer wieder versucht, Zusammenhänge zu ergründen, auf der anderen Seite erschienen sie mir aber bis zum Ende stets etwas schwer verständlich. Hier wäre es wohl gut, Susis ersten Roman, „Das Fenster“, gelesen zu haben, da offenbar Bezug darauf genommen wird.
    Ist die Spannung im ersten Teil des Romans eher subtil, ist das Ende von mehr „Action“ geprägt. Normalerweise gefällt mir ein fulminantes Ende, doch hat es mich in diesem Fall irritiert, da es den guten Gesamteindruck des ersten Teils sowie seine kritischen Aspekte in den Hintergrund treten lässt und recht oberflächlich daherkommt.
    Die Charaktere sind nicht leicht zu durchschauen, zum großen Teil jedoch recht realitätsnah und vielschichtig gezeichnet. Insbesondere Leia ist widersprüchlich dargestellt. Auf der einen Seite durchschaut sie die Machenschaften der Gesellschaft, auf der anderen Seite kann sie dem Sog, der die „heile Welt“ auf uns ausübt, nicht widerstehen. Auch wenn die Figur selbst etwas naiv und unaufrichtig erscheint, konnte ich in ihr nicht nur mich, sondern auch unsere Gesellschaft wiederentdecken.
    Ansprechend fand ich beim Lesen Susis Sprache, die flüssig zu lesen ist. Hervorgehoben sei, dass es der Autorin gut gelingt, die unterschiedlichen Handlungsebenen auch sprachlich voneinander abzugrenzen, indem sie z.B. Viivi einen eher flapsigen Ton anschlagen lässt. Lediglich die doch sehr zahlreichen Interjektionen und Wortmalereien wie „ka-wumm“ etc. wirkten auf mich von Zeit zu Zeit störend und erinnern an Comics.
    Insgesamt handelt es sich bei „Die Kollision“ um ein lesenswertes Buch mit zahlreichen aktuellen Themen, das auch vor einer harschen Gesellschaftskritik nicht zurückschreckt. Aus dieser Warte ist es wirklich ein Gewinn, es zu lesen. Meine Ansprüche an die Thrillerliteratur konnte es indes nicht erfüllen.
    Sehr herzlich bedanke ich mich beim Verlag für die Zurverfügungstellung dieses Leseexemplars.

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