Die Jahre der Schwalben

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Jahre der Schwalben' von Ulrike Renk
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5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Jahre der Schwalben"

Verlorene Heimat – eine starke junge Frau zwischen Liebe und Verlust.

Kurz nach ihrer Hochzeit erfährt Frederike, dass ihr Mann eine schwere Krankheit hat. Er geht in ein Sanatorium, und Frederike hofft auf seine Genesung. Doch als er stirbt, steht Frederike vor den Trümmern ihres Lebens. Allein und ohne eigenes Vermögen muss sie das Gut mit der großen Trakehnerzucht bewirtschaften. Jahre der Verzweiflung und Einsamkeit folgen, bis sie Gebhard von Mansfeld kennenlernt. Ganz langsam gelingt es ihr, wieder an das Glück zu glauben. Doch dann kommt Hitler an die Macht, und plötzlich weiß Frederike nicht, ob sie und ihre Liebsten noch sicher sind.

Die große emotionale Familiensaga aus Ostpreußen, die auf wahren Begebenheiten beruht.

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:544
EAN:9783746633510

Rezensionen zu "Die Jahre der Schwalben"

  1. 5
    10. Dez 2017 

    Gelungene Fortsetzung

    Ulrike Renk hatte mit ihrem ersten Buch zur Ostpreußen Saga "Das Lied der Störche" schon einen extrem guten Start hingelegt. Bereits nach diesem Buch war mir klar, dass ich die Geschichte um Frederike unbedingt weiterlesen muss.

    Da es Frederike - obwohl guter Abstammung - schwerer als andere junge Frauen hat, da sie über kein Erbe verfügte, wollte ihre Mutter sie unbedingt gut verheiraten. Der geeignete Kandidat Ax von Stieglitz ist gefunden, die Hochzeit findet statt. Leider bricht unmittelbar nach der Hochzeit seine einstmals verheilte Lungentuberkulose erneut aus und er muss über Jahre in Davos behandelt werden. Freddy ist jetzt zwar verheiratet, aber allein. Sie muss sich die Bewirtschaftung des Gutes und Gestütes in Sobotka kümmern. Das ist nicht leicht für eine junge Frau, aber mit Hilfe ihres Stiefvater gelingt es ihr das Vertrauen und die Achtung der Angestellten zu erringen. Jedoch die Situation ist verschärft. Bedingt durch die Vorkriegsjahre ist Ostpreußen von Deutschland abgeschnitten. Wenn man nach Deutschland möchte, muss man durch den polnischen Korridor. Die Züge werden versiegelt, die Fenster abgedichtet, niemand darf aussteigen. Und die Situation wird nicht leichter. Geld ist nicht mehr viel wert, bezahlt wird viel mit Lebensmitteln. Es ist bewundernswert, wie die junge Frau mit dieser Vielzahl von Aufgaben umgeht und meistert. Nur ihr persönliches Glück bleibt auf der Strecke. Eine Affäre mit einer Jugendliebe kann nur von kurzer Dauer sein und ist ohne Perspektive. Als ihr Mann dann doch an den Folgen der Tuberkulose stirbt, ist sie unglücklich, noch mehr als festgestellt wird, dass auch sie sich angesteckt hat.

    Ihr persönliches Glück findet sie erst mit Gebhardt von Mansfeld. Mit ihm gelingt ihr ein neuer Start ins Familienleben. Jedoch wird auch dieses Mal das persönliche Glück von den Ereignissen der Zeit überschattet. Hitlers Machtübernahme macht das Leben und Überleben immer komplizierter. Freddy und ihr Mann können sich aber auch nicht explizit von ihm distanzieren, um nicht alles zu verlieren.

    Die Fortsetzung der Familiengeschichte ist überaus lesenswert. Zu erfahren, wie die Charaktere sich weiterentwickeln macht unheimlich viel Spaß. Interessant ist aber auch die Entwicklung der politischen Situation in Deutschland. Hier wurde von der Autorin sehr genau recherchiert und ihr ist es aus meiner Sicht gelungen viel Wissen über die damaligen politischen Gegebenheiten weiterzugeben. Spannend fand ich auch das Leben im damaligen Ostpreußen. Das fängt mit dem Leben auf dem Land und auf den Gutshöfen an, worüber ich so gar nichts wusste und endet mit den sprachlichen Besonderheiten, die es damals dort gab. Ich habe hier Begriffe kennengelernt, die ich noch niemals gehört habe. Zum Beispiel wird heute kaum noch jemand wissen, was "Glumseflinzen" oder "Spirkel" sind. Auch umgangssprachlich unterschied sich die Sprache damals dort um einiges. Aber es macht Spaß das nachzulesen und man kann es auch verstehen.

    Alles in allem wieder ein überaus interessanter zweiter Teil der Familiensaga aus Ostpreußen. Ich warte jetzt schon auf den dritten Teil und bin gespannt, was mich da erwartet. Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung an alle und verdiente fünf Lesesterne.

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  1. Verlorene Heimat

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    Erst kurz nach der Hochzeit erfährt Frederike, dass ihr Ehemann schwer erkrankt ist. Ihre Mutter, die sie sehr zu dieser vorteilhaften Ehe mit Ax, dem sehr vermögenden und älteren Gutsbesitzer gedrängt hat, wusste offenbar davon. Die junge Frau ist fassungslos, nachdem sie ihren Mann nach Davos zur Kur brachte, lastet nun die ganze Verantwortung über das riesige Gut Sobotka auf ihren Schultern. Einsame Jahre werden nun folgen, denn ihr Mann wird keine Heilung finden.

    Als junger Witwe bleiben ihr nur Gut, Pferdezucht und harte Arbeit bis sie Gebhard zu Mansfeld kennenlernt. Ihre Zukunft scheint in einem schöneren Licht, aber dann beginnt auch schon die Machtergreifung Hitlers seine Schatten zu werfen.

    Die Romane um das Leben von Frederike basieren auf echten Begebenheiten, vielleicht geht mir das Schicksal der jungen Frau deshalb so nah. Romanhandlung und wahre Ereignisse werden geschickt miteinander verwoben, dadurch entsteht eine ganz dichte Geschichte, die mich tief berührte und in die Vergangenheit mitgenommen hat. Es ist eine verschwundene Welt, die hier beschrieben wird. Die großen Güter sind Vergangenheit, die Herrenhäuser meist in Hotels umgewandelt. Aber hier wird diese Zeit noch einmal lebendig, das Leben im Wechsel der Jahreszeiten, die harte Arbeit der Gutsbewirtschaftung, aber auch die unglaubliche Weite der Natur.

    Es ist eine Zeit des Umbruchs, als junge Frau erlebt Frederike das Aufkommen der Nazis, sieht das Unrecht und die Gefahr, die auch sie und ihre Familie bedrohen. Diese Zeitschilderung machte für mich einen ganz besonderen Reiz aus. Das ist Geschichtsschreibung aus ganz persönlicher Sicht, aber es steht trotzdem für das Geschehen einer ganzen Epoche. Menschlichkeit und Unmenschlichkeit finden sich selbst in kleinsten Dörfern eng nebeneinander. Der Figurenkosmos in diesen Büchern wird nicht nur lebendig, sie wurden mir fast zu echten Menschen. So vielschichtig und echt sind sie geschildert. Die Autorin hat es wieder geschafft, mich völlig in Bann zu ziehen. Ich hätte einfach immer nur weiterlesen können, habe jede Seite aufgesogen und mit Frederike gelebt und gelitten und bin ganz tief in den Roman eingetaucht.
    Ich fiebere dem letzten Teil der Geschichte entgegen und möchte unbedingt mehr aus dem Leben Frederikes und ihrer Familie erfahren.

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