Die Hochhausspringerin: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Hochhausspringerin: Roman' von Julia von Lucadou
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Inhaltsangabe zu "Die Hochhausspringerin: Roman"

Riva ist Hochhausspringerin – ein perfekt funktionierender Mensch mit Millionen Fans. Doch plötzlich weigert sie sich zu trainieren. Kameras sind allgegenwärtig in ihrer Welt, aber sie weiß nicht, dass sie gezielt beobachtet wird: Hitomi, eine andere junge Frau, soll Riva wieder gefügig machen. Wenn sie ihren Auftrag nicht erfüllt, droht die Ausweisung in die Peripherien, wo die Menschen im Schmutz leben, ohne Möglichkeit, der Gesellschaft zu dienen. Was macht den Menschen menschlich, wenn er perfekt funktioniert? „Die Hochhausspringerin“ führt in eine brillante neue Welt, die so plausibel ist wie bitterkalt. Julia von Lucadou erzählt von ihr mit der Meisterschaft der großen Erzählungen über unsere Zukunft.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:288
Verlag: Hanser Berlin
EAN:9783446260399

Rezensionen zu "Die Hochhausspringerin: Roman"

  1. Everything's gonna be okay!

    Riva Karnovsky ist die Hochhausspringerin. In ihrem glitzernden Flysuit stürzt sie sich von eine kleinen Plattform in die Tiefe, erreicht elegant den Punkt, an dem es wieder aufwärts geht. Sie ist der Liebling der Massen. Bis sie eines Tages beschließt, nicht mehr zu springen. Sie wird vertragsbrüchig, zieht sich in ihre Wohnung zurück, lässt nicht einmal ihren Verlobten an sich, versäumt das Training, hält sich nicht an Bewegungs- und Ernährungsvorgaben. All das sind Vergehen in der schönen neuen Welt, in der Riva lebt. So wird die junge Wirtschaftspsychologin Hitomi Yashida beauftragt, Riva wieder in die richtige Bahn zu lenken. Alles wird aufgezeichnet, dokumentiert, analysiert. Kameras sind allgegenwärtig, die beiden Frauen begegnen sich nie persönlich.
    Es ist eine Dystopie, die Julia von Lycadou in ihrem Debütroman beschreibt, die in einer gar nicht weit entfernten Zukunft stattfindet. Die Menschen werden von Kindes an gescored, je besser das Rating, umso höher die Ausbildungs- und Aufstiegschancen. Nur wer Topergebnisse hat, darf aus der stinkenden Peripherie in die Stadt upgraden. Perfekt müssen sie, sein, funktionieren, sämtliche Lebensentscheidungen werden outgesourced. Tracker regeln Bewegung, Ernährung, Schlaf. Selbst die Fortpflanzung erfolgt nicht zufällig. Um Sehnsüchte zu stillen gibt es Nostalgie Porns, Parentbots, Muttersimulationen und völlig überzeichnete Familyblogs. Wer versagt, verliert. Es ist wie der Absprung von der kleinen Plattform, ganz oben, weit über der Straße, adrenalingesteuert, der Sprung vom Hochhaus. Wer den richtigen Punkt verpasst, für den ist es vorbei. Riva hat sich für den Absprung ins Nichts freiwillig entscheiden. Hitomi gelangt in einen Strudel von Gefühlen und Abwehrmechansimen. Aus der Beobachterin wird eine Beobachtete.
    Wie weit sind wir denn nun wirklich von dieser Zukunft entfernt. Leben wir nicht auch schon, nur nicht so extrem, in dieser schönen neuen Welt. Ist die Geschichte wirklich so surreal oder sehen wir schlicht und einfach uns in einem Zerrspiegel? Das Buch stellt uns nicht vor vollendete Tatsachen, denn wir können noch am richtigen Punkt kehrt machen. Everything’s gonna be okay!

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