Die Geschichte eines Lügners: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Geschichte eines Lügners: Roman' von John Boyne
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Inhaltsangabe zu "Die Geschichte eines Lügners: Roman"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:432
EAN:9783492059633

Rezensionen zu "Die Geschichte eines Lügners: Roman"

  1. Meine Geschichte, deine Geschichte?

    Dies ist mein erster Roman des Autors, und ich muss sagen, ich bin positiv überrascht, mir hat sowohl das Thema als auch die Umsetzung sehr gut gefallen.

    Ich muss zugeben, ich habe eine kleine Schwäche für gut strukturierte Romane, und diese hier verdient Erwähnung. Der Autor erzählt die Geschichte aus fünf unterschiedlichen Perspektiven und teilt den Roman in drei Teile, die durch jeweils ein "Zwischenspiel" getrennt werden. Beim ersten Teil sortiert Boyne die Kapitel nach Orten auf einer Lesungsreise, beim zweiten Teil nach Monaten und beim dritten Teil nach Londoner Pubs. Das hat mir sehr gut gefallen! Wobei mir aufgefallen ist, dass die ersten beiden Teile 8 Kapitel haben, der Letzte aber nur 7. Wäre es mein Roman gewesen - ich bin da etwas perfektionistisch, grins -, hätte ich wohl aus dem allerletzten Kapitel ein Kapitel 8 daraus gemacht und es vielleicht mit "King Kong" betitelt und hätte dafür ein neues vorletztes Kapitel eingefügt, das wirklich in besagtem Pub spielt (was jetzt leider nicht der Fall ist und das sticht etwas heraus).

    Thematisch geht es um die Frage, wo die Grenze zwischen eigenem und fremdem geistigen Eigentum gezogen wird. Gerade für Schriftsteller ein sehr spannendes Thema, denn wenn man einem Autor die höchst unangenehme Frage stellt: "Woher hatten Sie diese Idee für Ihren Roman?", was soll man denn darauf antworten? Denn keiner weiß, woher Ideen kommen, nicht einmal die Autoren. Man wird durch viele Dinge beeinflusst oder inspiriert, man hört einen Song, man liest einen Zeitungsartikel, liest ein Buch, sieht einen Film, führt ein Gespräch mit einem Freund, betrachtet ein Bild und ZACK, da ist die Idee. Sie scheint aus dem Nichts zu kommen und hat doch sehr viel mit einem selbst zu tun. Deswegen sind auch die Bücher, die ein Autor schreibt, ein Ausdruck seiner selbst. Die Themen, die er wählt, sind nicht zufällig, sondern haben etwas mit ihm zu tun, sie drücken aus, was ihn bewegt, womit er sich gedanklich beschäftigt, die Fragen, die er sich stellt, was er sich vom Leben wünscht. In diesem Roman wird das Thema aus unterschiedlicher Sicht beleuchtet, und das Ergebnis las sich für mich unheimlich spannend.

    Auch psychologisch ist der Roman gut durchdacht, Boyne liefert ein interessantes Psychogramm eines Mannes, dem zu wenig Liebe und Aufmerksamkeit zuteil wurde, und der bereit ist, alles dafür zu tun, um geliebt zu werden (auch mit diesem Aspekt konnte ich mich gut identifizieren), aber der auch erkennen muss, dass sein Ehrgeiz ihn ein wenig übers Ziel hinausschießen ließ, und dass ihm dies genau von der Person bewusst gemacht wird, die er sich so sehr in seinem Leben gewünscht hat.

    Das Cover ist genial, weil dieses Bild mit dem durchgestrichenen Autor alles sagt. Wobei ich aber den Originaltitel "A Ladder to the Sky" besser finde, weil dies auch gleich die Motivation des Helden verdeutlicht.

    Fazit: Was ist geistiges Eigentum? Speziell, wenn es um Ideen geht, eine schwierige Frage. Der Roman beleuchtet das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven auf eine sehr unterhaltsame und spannende Weise. Das war mein erstes Buch des Autors, aber sicher nicht mein Letztes. Super!

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