Die Geschichte der Baltimores

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Geschichte der Baltimores' von Joël Dicker
5
5 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Geschichte der Baltimores"

Bis zum Tag der Katastrophe gab es zwei Goldman-Familien. Die Baltimore-Goldmans und die Montclair-Goldmans. Die »Montclairs« sind eine typische Mittelstandsfamilie, kleines Haus im unschicken New Jersey, staatliche Schule für Marcus, den einzigen Sohn. Ganz anders die Goldmans aus Baltimore: Man ist wohlhabend und erfolgreich, der Sohn Hillel hochbegabt, der Adoptivsohn Woody ein Sportass erster Güte. Als Kind ist Marcus hin- und hergerissen zwischen Bewunderung für diese »besseren« Verwandten und Eifersucht auf ihr perfektes Leben. Doch Hillel und Woody sind seine besten Freunde, zu dritt sind sie unschlagbar, zu dritt schwärmen sie für das Nachbarsmädchen Alexandra - bis ihre heile Welt eines Tages für immer zerbricht. Acht Jahre danach beschließt Marcus, inzwischen längst berühmter Schriftsteller, dass es Zeit ist, die Geschichte der Baltimores aufzuschreiben. Aber das Leben ist komplizierter als geahnt, und die »Wahrheit« über ihre Familie scheint viele Gesichter zu haben.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:512
Verlag: Piper
EAN:9783492057646

Rezensionen zu "Die Geschichte der Baltimores"

  1. 5
    19. Sep 2016 

    Der geklaute Hund

    Die Goldmans aus Baltimore waren immer die Besseren und die Goldmans aus Montclair so etwas wie die armen Verwandten. So jedenfalls sieht es Marcus Goldman, der Sohn der Montclairs. Für ihn ist es das Tollste auf der Welt, seine Ferien und lange Wochenenden in Baltimore verbringen zu dürfen. Dort gehört er zu den Goldman-Cousins, ein Triumvirat bestehend aus Hillel, dem Sohn der Baltimores, dessen Ziehbruder Woody und eben Marcus. Was für eine tolle Kindheit haben die drei Unzertrennlichen. Gemeinsam wollen sie die Welt erobern. Natürlich gibt es Veränderungen, je älter sie werden. Zum Beispiel als die Villa in den Hamptons von den Nevilles erworben wird. Zum einen erweitert sich ihr Club durch den liebenswerten aber schwerkranken Scott und dessen zwei Jahre ältere Schwester Alexandra, die den Jungen die erste Sehnsucht schenkt.

    Berichtet wird die Geschichte der Baltimores und der Goldman-Cousins von Marcus. Etliche Jahre nachdem ein einschneidendes Ereignis ihr Triumvirat auseinander gebrochen hat, lebt Marcus zeitweilig in Florida. Hier will er mit seinem neuen Roman beginnen. Ablenkung erhält er von seinem älteren Nachbarn Leo, ebenso wie von einem Hund, der ihm zuläuft. Versucht, das Tier einfach zu behalten, macht er sich aber doch auf die Suche nach dem Besitzer, und - es gibt keine Zufälle im Leben - es ist seine Jugendliebe Alexandra, mit der er sich fortan zunächst heimlich den freundlichen Duke teilt.

    Wie um den Baltimores ein Denkmal zu setzen, entwickelt sich diese Geschichte langsam von der glücklichen Kindheit, in der es auch schwere Stunden gibt, bis hin zu dem Ereignis, das die Katastrophe genannt wird. Doch immer bleibt der Bezug zur Gegenwart erhalten, in der Marcus und Alexandra sich wieder treffen und noch einige Steinchen zusammengefügt werden müssen, um ein vollständiges Bild der Geschichte der Baltimores vor Augen zu haben.

    Zum Glück hat sich Joël Dicker mit dem Schreiben seines zweiten Romans etwas Zeit gelassen. Nach dem herausragenden Erstling war es sicher nicht ganz einfach, seinem Stil treu zu bleiben und dennoch ein ganz anderes Buch zu schreiben. Mit der Familiengeschichte der Goldmans ist ihm dies allerdings bestens gelungen. Zwar fühlt man sich schon an sein Erstlingswerk erinnert, aber das Drama um die Goldmans hat etwas eigenes. Eine Familie, in der etliches unausgesprochen bleibt, in der das Beste gewollt wird, in der jeder seine Schwächen hat, in der die Freundschaft schließlich ungebrochen bleibt und in der die Liebe groß genug ist, um Marcus Goldman zum Schriftsteller werden zu lassen, damit er sie erzählen kann: die tragisch-komische und berührende Geschichte der Baltimores.

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  1. 5
    23. Jun 2016 

    Marcus Goldman is back!

    Ein Autor hat einen Bestseller herausgebracht. Sein Buch hat sich millionenfach verkauft. Jetzt steht er unter Erfolgszwang, denn die Leserschaft verlangt nach einem weiteren Roman, der mindestens an den Vorgänger heranreicht. Schafft es der Autor mit dieser erdrückenden Erwartungshaltung umzugehen? Hat er nicht mit seinem ersten grandiosen Bestseller sein schriftstellerisches Pulver verschossen?
    Und schließlich ist es soweit, sein neuer Roman wird veröffentlicht. Von der Optik her fühlt man sich an den Vorgänger erinnert: ähnliches Cover, gleiche Art der Illustrationen und einer der Hauptcharaktere kommt ebenfalls in der Geschichte vor.
    Da kommt leicht der Verdacht auf, dass der Nachfolger ein Abklatsch des erfolgreichen Vorgängers ist. Nicht so bei Joël Dicker, der mit seinem Roman „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“, veröffentlicht im Jahre 2012, ein unglaubliches Buch geschrieben hat. Sein neuer Roman „Die Geschichte der Baltimores“ weist nur sehr wenige Parallelen zu seinem Vorgänger auf. Auch wenn Joël Dicker die Messlatte durch seinen Erfolg mit „Harry Quebert“ sehr hoch gehängt hat, schafft er trotzdem das Kunststück, mit seinem Neuling noch einen draufzulegen.

    Worum geht es in diesem Roman?
    Die Goldmans aus Montclair sind eine typische Mittelstandsfamilie, sie leben in einem langweiligen Vorort von New Jersey und schicken ihren Sohn Marcus auf eine staatliche Schule. Ganz anders die Goldmans aus Baltimore: Man ist wohlhabend und erfolgreich, der Sohn Hillel hochbegabt, der Adoptivsohn Woody ein vielversprechender Sportler. Als Kind ist Marcus hin- und hergerissen zwischen der Bewunderung für diese „besseren“ Verwandten und seiner leisen Eifersucht auf ihr perfektes Leben. Hillel und Woody aber sind seine besten Freunde, zu dritt sind sie unschlagbar, zu dritt schwärmen sie für das gleiche Mädchen – Alexandra. Bis ihre heile Welt eines Tages für immer zerbricht. Acht Jahre nach der Katastrophe beschließt Marcus, inzwischen längst berühmter Schriftsteller, die Geschichte der Baltimores aufzuschreiben. Aber das Leben ist komplizierter als geahnt, und die Wahrheit über die Familie hat viele Gesichter, die ihm gänzlich unbekannt waren … (Klappentext)

    Marcus Goldman is back! Marcus, der bereits in Joël Dickers Buch "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" eine wichtige Rolle gespielt hat, übernimmt auch diesmal die Funktion des Erzählers. Er setzt mit seiner Geschichte im Oktober 2004 ein - „einen Monat vor der Katastrophe“ wie uns in der Überschrift des Kapitels verraten wird. Es bedarf also nicht vieler Worte, um direkt die volle Aufmerksamkeit des Lesers zu erlangen. Schon ist man in der Geschichte drin und sucht nach Hinweisen, was es mit dieser „Katastrophe“ auf sich haben könnte.

    "' ... Die Katastrophe des Lebens. Es gab immer Katastrophen, es wird immer Katastrophen geben, und das Leben geht trotzdem weiter. Katastrophen sind unvermeidlich. Sie haben im Grunde keine große Bedeutung. Wichtig ist nur, wie wir sie überwinden. ...'" (S. 505)

    Marcus Goldman holt in seiner Erzählung zunächst weit aus. Rückblickend (wir schreiben mittlerweile das Jahr 2012) führt er uns in die 80er und 90erJahre, die Zeit seiner Kindheit und Jugend. Hier lernt der Leser die Goldman-Gang kennen – Marcus und seine beiden Cousins Hillel und Woody, die alle drei im gleichen Alter sind, und die eine unzertrennliche Freundschaft verbindet. Marcus genießt es, Ferien und Feiertage mit seinen Cousins aus Baltimore zu verbringen. Sein reicher Onkel Saul und dessen Frau Anita, sehen es als selbstverständlich an, dass Marcus bei ihnen ein- und ausgeht. Er ist wie ein dritter Sohn für sie. Marcus empfindet Bewunderung für den Lifestyle der „Baltimores“, der so völlig im Kontrast zu dem Leben steht, das er mit seinen eigenen Eltern, den „Montclairs“, führt. Der Leser begleitet die drei Jungen durch ihre Kindheit, allerdings immer wieder unterbrochen von Momentaufnahmen der Gegenwart, 8 Jahre nach der Katastrophe.
    Marcus möchte nach all den Ereignissen, die seine Kindheit geprägt haben, ein Buch über die Geschichte der Familie Goldman schreiben. Während er seine Kindheit und Jugend Revue passieren lässt, fängt er an, vieles zu hinterfragen. Ihm wird schnell bewusst, dass in der Geschichte seiner Familie Dinge geschehen sind, deren Hintergründe er erst heute, mit einigen Jahren Abstand versteht.

    "Das war es, was die Goldman-Gang zusammengehalten hatte: Wir waren großartige Träumer gewesen. Das hatte uns ausgezeichnet. Und nun war ich der Letzte von uns dreien, der noch einem Traum nachhing. Dem ursprünglichen Traum. Warum wollte ich ein berühmter Schriftsteller werden und nicht einfach nur Schriftsteller? Wegen der Baltimores. Einst waren sie meine Vorbilder gewesen, dann waren sie zu Rivalen geworden. Ich wollte nur eins: sie übertreffen." (S. 418 f.)

    Stellenweise fühlte ich mich an eine griechische Tragödie erinnert - nur dass Joël Dicker mit seinem Erzählstil um einiges unterhaltsamer ist ;-). Protagonisten, die sich in eine ausweglose Situation hineinmanövrieren, eine unabwendbare herannahende Katastrophe, innere Konflikte und Zerrissenheit, die die tragischen Helden ins Unglück stürzen. Das alles findet man bei Joël Dicker. Bei ihm geht es um Liebe und Eifersucht, Bewunderung und Neid, Bruderliebe und Rivalität, Vater-Sohn-Konflikt, Familienbande, Stolz, Missverständnis etc. etc. etc. Man stellt an vielen Stellen fest, dass das Leben in der Familie Goldman einer gefühlsmäßigen Gratwanderung gleich kommt:
    Marcus‘ Bewunderung für die Baltimores lässt sich selten von Neid unterscheiden. Dieser Neid wird ihn seine ganze Kindheit begleiten. Doch erst im Erwachsenenalter wird er dieses Gefühl verstehen und lernen, damit umzugehen.
    Hillel und der adoptierte Woody verbindet eine innige Geschwisterliebe. Aber dennoch ist ihr Miteinander von Rivalität und Eifersucht geprägt. Unbewusst gönnt keiner dem anderen die ihm eigene Begabung. Sie kämpfen mit der ständigen Angst, dass der andere den Eltern wichtiger sein könnte, weil er etwas kann, das man selbst nicht beherrscht. Und doch halten sie zusammen wie Pech und Schwefel. Sie können nicht ohne den anderen.

    Familiäre Beziehungsprobleme scheinen bei den Goldmans von Generation zu Generation weitergegeben zu werden. Es wundert nicht, dass Marcus Goldman bei seinen Nachforschungen bestätigt bekommt, dass auch sein Vater und dessen Bruder Saul mit Rivalität, Neid und Eifersucht zu kämpfen hatten. Die Brüder waren ständig dem Druck ausgesetzt, sich ihrem dominanten Vater gegenüber beweisen zu müssen, und um dessen Liebe zu kämpfen.

    "In solchen Momenten war ich böse auf Onkel Saul, weil er meine Eltern kleinmachte. Er verhexte sie mit seinem verfluchten Geld, sodass sie zu zwei jämmerlichen Würmchen schrumpften, die sich verkleiden mussten, um sich ein Essen spendieren zu lassen, das sie sich selbst nie leisten könnten. Und ich sah den unmäßigen Stolz im Blick meiner Großeltern. Nach jedem dieser Ausflüge verkündete Großvater Goldman jedem, der es hören wollte, wie sagenhaft erfolgreich sein Sohn sei, der große Saul, der König des Hauses Baltimore." (S. 350)

    Joël Dicker ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. Sein Sprachstil ist durch eine Leichtigkeit gekennzeichnet, die die Seiten nur so dahinfliegen lassen. Gerade die Erzählungen aus der Kindheit der Goldman-Gang sind sehr kurzweilig und vermitteln den Eindruck einer fast idyllischen Familienszenerie. Tja, wenn die Andeutungen auf die „Katastrophe“ nicht wären. Diese Hinweise erinnern den Leser immer wieder daran, dass nicht „alles Gold ist, was glänzt“. Und plötzlich kommt der Moment der „Katastrophe“. Die Handlung nimmt eine unvorstellbare Wendung an. In einem einzigen Moment ist das Goldmansche Familienglück verpufft. Man hat mit allem gerechnet, nur nicht damit. Das ist großartige Unterhaltung. Es fehlt nur das Popcorn, um das Kopfkino perfekt zu machen.

    Fazit:
    Ich bin erleichtert! Nach „Harry Quebert“ habe ich den „Baltimores“ regelrecht entgegengefiebert. Meine Befürchtungen, dass Joël Dickers neuer Roman ein Abklatsch von Harry Quebert sein könnte, haben sich nicht bewahrheitet. Ganz im Gegenteil. Die beiden Romane weisen nur sehr wenige Parallelen auf. Tatsächlich hat Dicker es geschafft, mit den Baltimores noch eine Schippe draufzulegen. Er ist ein Meister der hohen Erzählkunst. Seine sprachliche Leichtigkeit ist nicht zu übertreffen und macht jede einzelne der 510 Seiten zu einem Hochgenuss.

    © Renie

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  1. Die unzerstörbare und legendäre Goldman-Gang

    Lange, lange habe ich auf einen neuen Roman von Joël Dicker gewartet. Nach dem Debüt »Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert«, das ich sowohl gelesen als auch als Hörbuch gehört habe, ist nun endlich »Die Geschichte der Baltimores« erschienen: ein Familienroman mit demselben Protagonisten: Marcus Goldman.
    Weil ich bereits das Erstlingswerk von Dicker so überwältigend fand, hatte ich hier nun selbstverständlich hohe Erwartungen ... die absolut erfüllt worden sind! Nein, mit dieser Geschichte hat mich der Autor ganz und gar nicht enttäuscht! - Auf jeden Fall ein Lesehighlight in diesem Jahr.

    Schon allein der Klappentext hat mich unheimlich neugierig auf den Inhalt gemacht. Marcus Goldman, der berühmte Schriftsteller, der in seiner Jugend zu den weniger glamourösen Montclair-Goldmans gehört hat und nun ein Buch über ›die‹ Katastrophe der Baltimore-Goldmans schreibt?

    ~ Waren sie wirklich diese außergewöhnlichen Menschen, die ich so sehr bewundert hatte? Und wenn das alles nur eine Schöpfung meiner Fantasie gewesen wäre? Und wenn ich seit jeher mein eigener Baltimore gewesen wäre? ~
    (S. 433)

    Was ist das denn für eine verheerende Katastrophe, über die hier die ganze Zeit drumherum geschrieben wird? - Ich konnte mir keinen Reim darauf machen.
    Marcus hat also begonnen, die Geschichte seiner Jugend zu erzählen, in der die Baltimores natürlich eine große Rolle spielen. Das muss er auch, denn es ist wichtig über all die vorkommenden Protagonisten zu lesen und deren Vorgeschichten und Beziehungen untereinander zu kennen, ansonsten würde einen ›die‹ Katastrophe gar nicht so mitnehmen. Es war wichtig, dass ich Onkel Saul, Tante Anita, Marcus' Cousin Hillel und Woody, den Adoptivsohn der Baltimores, kennenlerne.
    Je mehr Marcus von ihnen geschrieben/erzählt hat, desto sympathischer fand ich sie alle. Ja, ich habe mich sogar regelrecht verliebt in die Protagonisten. Und genau deshalb hatte diese Katastrophe für mich etwas sehr Tragisches an sich. Ich kann es gar nicht beschreiben ... Es hat mich mitgenommen, obwohl ich weiß, dass es "nur" eine Geschichte ist. Aber wenn man liest, wie die liebgewonnenen Charaktere anfangen zu zerbrechen und langsam aber sicher auf ihren Abgrund zusteuern ... mir war wirklich zum Heulen zumute!

    ~ »Versprich mir, mein lieber Neffe, dass du uns wieder gut machst. Mach die Baltimores wieder gut.
    »Wie denn? «
    »Bring uns wieder zusammen. Nur du kannst das. « ~
    (S. 506)

    Was mir besonders gefallen hat, war das Gefühl, das der Autor bei mir hervorgerufen hat, als er von der Goldman-Gang geschrieben hat. Hillel, Woody und Marcus waren ein Dreiergespann, das nichts und niemand (auf Dauer) auseinanderreißen konnte. Durch diese drei Jungs wird einem erst so richtig bewusst, was wahre Freundschaft wirklich bedeutet. Keine Frau, kein Streit und keine Eifersucht hat die Macht über deren Freundschaft ... und das ist einfach wundervoll zu lesen gewesen. - Ein ganz eigenes, überwältigendes Gefühl!

    ~ Es gab immer Katastrophen, es wird immer Katastrophen geben, und das Leben geht trotzdem weiter. Katastrophen sind unvermeidlich. Sie haben im Grunde keine große Bedeutung. Wichtig ist nur, wie wir sie überwinden. ~
    (S. 505)

    Ich habe dieses Buch geliebt, denn einen tragischeren Familienroman, der derart fesselt, habe ich noch nie gelesen. Das, was der Autor uns hier über Freundschaft, Familie und Zusammenhalt erzählt, ist Gold wert und lässt einen das Buch mit einem ganz eigenen, zufriedenen Gefühl zuklappen.

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  1. Noch besser als Joel Dickers erstes Buch

    Bis zum Tag der Katastrophe gab es zwei Goldman-Familien. Die Baltimore-Goldmans und die Montclair-Goldmans. Die »Montclairs« sind eine typische Mittelstandsfamilie, kleines Haus im unschicken New Jersey, staatliche Schule für Marcus, den einzigen Sohn. Ganz anders die Goldmans aus Baltimore: Man ist wohlhabend und erfolgreich, der Sohn Hillel hochbegabt, der Adoptivsohn Woody ein Sportass erster Güte. Als Kind ist Marcus hin- und hergerissen zwischen Bewunderung für diese »besseren« Verwandten und Eifersucht auf ihr perfektes Leben. Doch Hillel und Woody sind seine besten Freunde, zu dritt sind sie unschlagbar, zu dritt schwärmen sie für das Nachbarsmädchen Alexandra - bis ihre heile Welt eines Tages für immer zerbricht. Acht Jahre danach beschließt Marcus, inzwischen längst berühmter Schriftsteller, dass es Zeit ist, die Geschichte der Baltimores aufzuschreiben. Aber das Leben ist komplizierter als geahnt, und die »Wahrheit« über ihre Familie scheint viele Gesichter zu haben. (Quelle: Amazon)

    Joel Dicker hatte mich mit seinem ersten Buch "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" sehr beeindruckt. Darum wollte ich natürlich auch dieses 2. Buch von ihm lesen. Als ich dann sah, dass es bei Lovelybooks eine Leserunde zu dem Buch geben würde, bewarb ich mich sofort, rechnete mir aber nicht viele Chancen aus, da es unglaublich viele Bewerber gab. Aber das Glück war mir hold und schon wenige Tage später zog dieses wundervolle Buch bei mir ein.

    Schon optisch ist es ein echter Hinkucker. Das Cover ist an das erste Buch angelehnt. Auch hier gibt es wieder ein aufgedrucktes "Loch im Cover" durch das man einen kleinen Blick in die Geschichte erhält. Nimmt man den Schutzumschlag ab, erwartet einen ein Buch in wundervollem Lindgrün. Dazu gibt es noch ein schönes gelbes Lesebändchen. Ich finde es nur schade, dass das Vorsatzpapier nicht auch bunt ist, denn für mich fühlt sich das Umblättern dann immer so an, als würde sich ein Theatervorhang öffnen, der mich in die Geschichte eintreten lässt. Dafür gibt es bei jedem neuen Teil der Geschichte wieder dieses aufgedruckte Loch. Aber anders als auf dem Cover, sieht man ein wenig der Schrift von der nächsten Seite. Das ist wirklich sehr schön gemacht und gefällt mir wahnsinnig gut.

    Ich wollte dann eigentlich nur mal einen kurzen Blick in das Buch werfen, denn eigentlich wollte ich erst noch ein Angefangenes beenden, aber das war leider nicht möglich. Als ich das erste Mal den Blick hob, hatte ich schon über 100 Seiten gelesen und war so in der Geschichte gefangen, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Eigentlich wollte ich mir beim Lesen ganz viel Zeit lassen, damit ich möglichst lange etwas von dieser wundervollen Geschichten habe, aber auch das war leider nicht möglich. Dazu war das Buch viel zu spannend.

    Auch die Charaktere sind wieder wundervoll gezeichnet und werden beim Lesen zu guten Freunden. Marcus, der Schriftsteller und Erzähler der Geschichte, der als Kind seine gesamte Freizeit in Baltimore bei seinen Cousins verbrachte. Sie nannten sich die Goldmann-Gang und waren einfach unzertrennlich. Dann Hillel, der hochbegabt war, aber ständig in Schwierigkeiten kam. Woody, das Heimkind, das plötzlich zu Hillels bestem Freund wurde und eine Familie fand. Onkel Saul, der Vater von Hillel und seine Frau Anita. Der erfolreiche Zweig der Familie. Nathan und seine Frau, Marcus Eltern, die nie an die Baltimores heranreichen würden. Das sind alles Menschen die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Auch Alexandra und ihr Bruder Scott, die immer wieder eine große Rolle spielen.

    Der Schreibstil des Autors hat mich sofort gefesselt. Ich erlebte alles hautnah mit, war immer mittendrin und kann noch gar nicht fassen, dass das Buch jetzt zu Ende ist. Das macht mich immer noch richtig traurig. So etwas habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Sicher ist, dass ich dieses Buch auf jeden Fall noch einmal lesen werde. Ich werde jetzt sicherlich wieder einige Bücher anfangen und weglegen, weil mich nach so einem unglaublich guten Buch wieder nichts mehr reizen kann.

    Die Geschichte ist so wahnsinnig interessant und spannend. Ständig wirft der Autor dem Leser einen Happen hin und man kann es gar nicht erwarten, bis sich endlich alles auflöst. Zum Schluss habe ich dann sogar noch ein paar Tränchen vergossen. Auch darüber, dass das Buch zu Ende war und ich die Goldmanns verlassen musste. Unglaublich welche Emotionen die Geschichte ausgelöst hat.

    Ich vergebe 5 von 5 Punkten, den Favoritenstatus und eine Leseempfehlung für alle, die gute Geschichten zu schätzen wissen. Ich hoffe, Joel Dicker lässt uns nicht allzu lange auf ein neues Buch aus seiner Feder warten. Für mich, ist er einer der großartigsten Autoren unserer Zeit.

    © Beate Senft

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