Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens' von J. Ryan Stradal
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4 von 5 (6 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens"

Eva Thorvalds Kochkunst ist legendär: Für einen Platz bei einem ihrer Pop-up-Dinner zahlt man vierstellige Beträge und wartet mehrere Jahre. Für Cynthia Hargreaves jedoch geht es dabei um mehr als bloße Gaumenfreuden, es ist ihre einzige Chance, um einen schrecklichen Fehler wiedergutzumachen. Eine Geschichte über die Familie, die man verliert, Freunde, die man findet, und Zufallsbekanntschaften, die ein ganzes Leben bestimmen.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:448
Verlag: Diogenes
EAN:9783257069754

Rezensionen zu "Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens"

  1. 4
    29. Jul 2021 

    Geniale Kochkunst

    Die Eltern von Eva sind schon früh verstorben, doch sie ist nicht ganz allein. Immer gibt es Menschen, denen sie sich anvertrauen kann. Besonderen Trost findet sie in ihrer Liebe zum Kochen. Schon in ihrer Kindheit fing es an, dass sie sich für herausragende Rezepte interessierte. Vielleicht hat sie auch das eine oder andere selbst erfunden. Allerdings umgibt sie meist auch ein Hauch von Einsamkeit und Melancholie. Ihr Leben ist nicht leicht, aber reichhaltig. Im Laufe der Jahre reift Eva zu einer Spitzenköchin heran, die ein gutes Händchen für ungewöhnliche Locations hat.

    Bei diesem Debütroman handelt es sich um einen ungewöhnlichen Familienroman, weil die Hauptfigur eigentlich keine Familie hat. Zufälle treiben Eva durchs Leben und Zufälle bestimmen ihre Bekanntschaften. Daraus entwickelt sich mit einer gewissen Distanziertheit eine fesselnde Geschichte. Wie wird aus einem ungewöhnlichen kleinen Mädchen eine herausragende Köchin. Sie muss einige Schicksalsschläge hinnehmen, doch sie folgt ihrem Traum. Sie schafft es. Und wieder ein Zufall will es, dass sie dabei von einer Frau beobachtet wird, die einst ihren Gefühlen folgte und nach Australien auswanderte. Wird die fremde ein Ticket zu einem der begehrten Restaurantplätze ergattern können.

    Aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet der Autor unterschiedliche Stationen in Evas Leben, dabei gewinnt man den Eindruck, dass er sich immer weiter von ihr entfernt, dass aber gerade diese Ferne neue Möglichkeiten eröffnet. Ob man als Leser lieber näher an Eva bleiben würde, um mehr von ihrem Empfindungen und Ansichten zu erfahren, muss man für sich selbst entscheiden. Davon abgesehen besticht der Roman durch sein spezielles Thema, das mit ein paar Rezepten bereichert wird, und seiner sympathischen Protagonistin, deren innere Kraft man sich zum Vorbild nehmen könnte. Von dem schönen auf das Thema abgestimmten Cover angelockt, wird man nicht enttäuscht.

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  1. 4
    20. Feb 2017 

    Schöne Geschichten mit fetten Rezepten

    Zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben gelingt mir nicht so mühelos, wie ich eigentlich dachte. Natürlich könnte ich es mir so einfach machen wie der Klappentext und schreiben, hier wird die Lebensgeschichte Evas erzählt. Aber das würde nicht stimmen. Denn Evas Leben ist nur eine Geschichte von vielen.
    Es beginnt mit ihrer Geburt und dem nicht ganz alltäglichen Start ins Leben. Ihre Mutter lässt sie als Baby mit ihrem Vater allein, um ein neues Leben zu beginnen. Und ihr Vater stirbt ein halbes Jahr später. Daher wächst sie bei ihrem Onkel und dessen Frau auf, die sie im Glauben lassen, sie wären ihre richtigen Eltern. Eva ist ein erstaunliches Kind, mit ungewöhnlichen Begabungen und Fähigkeiten, die ihren 'Eltern' eher unheimlich sind. So muss sie sich bei Schwierigkeiten weitestgehend alleine helfen, lediglich ihr Cousin Randy und ihre Cousine Braque stehen ihr zur Seite.
    Was danach folgt, sind chronologisch folgende Kapitel aus der Sicht unterschiedlicher Personen, die mehr oder weniger mit Eva zu tun haben, manche wirklich nur ganz am Rande. Da ist beispielsweise Braque, ihre Cousine; Will, ihr erster Freund; Octavia, eine Bekannte; Pat Prager, Stiefmutter ihres ersten Freundes usw. Es scheinen alles Menschen zu sein, die sich selbst im Weg stehen, ohne es aber selbst zu wissen. Entweder weil sie sich etwas vormachen, oder weil schlicht die Umstände gegen sie sind. Diese Geschichten sind alle gut und amüsant erzählt - doch was manche davon mit der ursprünglichen Idee des Buches zu tun haben, ist mir nicht so ganz klar geworden. (Abgesehen davon, dass es sich bei Allen irgendwie um Essbares dreht.) Denn hätten sie gefehlt, wäre das Buch einfach nur dünner geworden, aber Evas Geschichte hätte es keinen Abbruch getan. So bleibe ich etwas unzufrieden zurück: Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens habe ich nicht wirklich kennengelernt (die wenigen Rezepte trieften vor Fett - oder ist das das Geheimnis?) und von Eva habe ich viel viel weniger erfahren als ich erwartet habe. Gut unterhalten habe ich mich trotzdem, und so wären es 3,5 Sterne. Aber ich will ja nicht so sein... ;-)

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  1. Lebensgeschichte in Häppchen

    Eva Thorvalds Mutter verlässt die Familie, als Eva gerade mal ein paar Monate alt ist. Ihr Vater Lars, für den Kochen eine Leidenschaft ist, stirbt wenig später. Eva wird von ihrem Onkel und ihrer Tante in dem Glauben aufgezogen, dass sie deren leibliche Tochter ist. Das Gefühl Evas, die falschen Eltern zu haben und von ihnen überhaupt nicht verstanden zu werden, ein Gefühl, das wohl jeden Teenager irgendwann einmal ereilt, entspricht bei ihr also der Wahrheit. Schon früh beschäftigt Eva sich hauptsächlich mit Lebensmitteln. So zieht sie schon als Elfjährige exotische Chilis in ihrem Kleiderschrank und verkauft ihr Chiliöl an ein Restaurant. Später trifft man Eva als reife Jugendliche wieder, die sich für Tomatensorten, Fischzubereitung und Gewürze interessiert, dann ihre Schullaufbahn abbricht, um Geld für den kranken Stiefvater zu verdienen – natürlich mit Arbeit in einem Restaurant. Viel später ist Eva die gefragteste Köchin Nordamerikas und wird verehrt wie ein Star.
    In acht Kapiteln wird Evas Lebensgeschichte erzählt. Allerdings steht nicht immer sie selbst im Mittelpunkt, sondern mal ihre Cousine Braque, ihr Jugendfreund Will Prager, ihre Mutter oder eine andere Person, deren Lebensweg sich in irgendeiner Form mit dem von Eva kreuzt. Die Figuren sind originell, teils witzig und unterhaltsam, teils auch tragisch, aber immer glaubwürdig und authentisch dargestellt. Der Leser taucht in die Gedankenwelt der jeweiligen Figur ein, sogar die Sprache passt sich der Figur an. Aus den sehr unterschiedlichen Lebensläufen entsteht ein Querschnitt durch das moderne Amerika.
    Manche Kapitel sind sehr kurzweilig (z.B. Evas Cousine Braque), andere teils etwas langwierig und ausschweifend (z.B. über Pat Prager, Wills Stiefmutter), am Ende hat aber jede Figur ihre Bedeutung und einen Platz in Evas Leben gefunden. Dabei rückt Eva Thorvald immer mehr in den Hintergrund, wirkt aber als Dreh-und Angelpunkt der Geschichte.
    Auch sprachlich ist der Roman ein Genuss. Besonders die Beschreibung von Geschmackserlebnissen sind einzigartig (z.B. ,,Die Säure des Chutneys, der herzhaft gepökelte Schinken und der trockene, erdige Wein fielen einander in die Arme wie ein jubelndes Sportlerteam, wie Brüder, die sich nach den Sommerferien wiedersahen.“).
    Etwas unpassend ist der Klappentext des Buches, der Evas Mutter und ihre Entscheidung, die Familie zu verlassen, in den Vordergrund rückt. Eva Thorvald findet ihren Weg und ihre Bestimmung aber allein und aus sich selbst heraus.
    Ein interessantes und wirklich lesenwertes Buch.

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  1. Außergewöhnlich komponiert - wie ein gutes Essen

    Inhalt
    Dieser Roman ist wie ein sehr gut komponiertes Essen, alle Teile fügen sich zu einem perfekten Dinner und zusammen entfalten sie ihre unverwechselbare "aromatische" Wirkung.

    Er beginnt mit Lutefisk, einer norwegischen Spezialität - Stockfisch - mit deren Zubereitung Lars Thorvald groß geworden ist, bevor er viel zu früh auf den Stufen seiner Wohnung einen Herzinfarkt erleidet.
    Er ist der Vater Eva Thorwalds, der eigentlichen Protagonistin des Romans, obwohl sie fast nie im Vordergrund steht und sich die Lesenden ihr Bild Schritt für Schritt "erarbeiten" müssen.

    Lars gelingt es seiner Tochter bereits im zarten Alter von drei Monaten die Liebe zu gutem Essen nahe zu bringen. Er selbst ist ein begabter Koch, der großen Wert auf qualitative Lebensmittel legt und - er wird von Evas Mutter Cynthia Hargreaves verlassen. Da ist Eva 4 Monate alt. Cynthia ist der Überzeugung, keine gute Mutter werden zu können und verfolgt stattdessen ihren Traum Sommelière zu werden.

    Zwei Monate später, nachdem Evas kinderloser Onkel Jarl und mit seiner Frau Fiona bei Lars eingezogen ist, stirbt Lars an einem Herzinfarkt am ersten Weihnachtsfeiertag, während Fionas Schwester mit ihren Kindern Randy und Braque Besuch ist, die im Leben Evas noch eine wichtige Rolle spielen werden.

    Im zweiten Teil - Chocolate Habanero - ist Eva fast 11 Jahre alt. Inzwischen lebt sie bei Jarl und Fiona, von denen sie glaubt, sie seien ihre Eltern. Mit Randy, der wegen Drogendelikte vorbestraft ist, hat sie zum Leidwesen ihrer Eltern häufig Kontakt, ist er doch neben ihrer Cousine ihr einziger Vertraute. In der Schule wird Eva, die sehr groß und intelligent für ihr Alter ist, ausgegrenzt und drangsaliert.
    Ihre Leidenschaft gehört jedoch ihren Chilipflanzen, die sie in ihrem Kleiderschrank züchtet und in einem Nobelrestaurant verkauft, wobei sie dort auch in die Küche "hineinschnuppern" darf.
    Dieses Kapitel ist das einzige, das aus der personalen Perspektive Evas erzählt wird, der bewusst ist, dass sie anders als ihre "Eltern" ist, jedoch weiß, dass diese von Herzen lieben und trotz ihrer finanziellen Probleme ihr Bestes für Eva geben.

    Paprikamarmelade
    Im Mittelpunkt steht Evas Cousine Braque, die gerade am College studiert und minutiös ihren Tagesablauf plant, so dass das Kapitel in Uhrzeiten unterteilt ist. Plötzlich wirft ein Ereignis sie aus der Bahn, zeitgleich taucht Eva auf, die wegen eines Streits von zuhause ausgerissen ist und Zuflucht bei ihr sucht. Evas Fähigkeit auch die schärfsten Gerichte essen zu können, sorgt für einige Turbulenzen in dieser Episode.

    Im Teil Zander ist Eva inzwischen ein recht attraktiver Teenager und zieht die Aufmerksamkeit des Jugendlichen Will Prager auf sich, aus dessen Perspektive dieses Kapitel erzählt wird. Will, der von ihrer Vorliebe für gutes Essen erfährt, lädt sie in ein Nobelrestaurant ein, in dem sie aufgrund ihres außergewöhnlichen Geschmackssinns auffällt. Daraus ergibt sich ein Job, der Evas Leben maßgeblich beeinflusst, unter anderem lernt sie die Köchin Maureen O´Brian kennen, von deren Erfahrung sie profitiert. Es wird auch deutlich wie sehr Eva ihre vermeintlichen Eltern liebt, bzw. ihre Mutter geliebt hat, die inzwischen gestorben ist.

    Ein paar Jahre später erfahren die Lesenden aus der Sicht Octavias, die Eva für das Scheitern ihres Lebens verantwortlich macht, wie sich die Protagonistin weiter entwickelt hat.
    Mit einem besonderen Maisgericht, Golden Bantam, erobert sich Eva die Herzen eines exklusiven Dinnerclubs und auch in dieser Episode lernt sie Menschen kennen, die ihrem Leben eine neue Richtung geben. Denn von Octavia stammt die Idee, Dinners an exklusiven Orten auszurichten, doch während Eva die Idee konsequent weiter verfolgen wird, entscheidet Octavia sich aufgrund ihrer Abneigung für Eva dagegen.

    Jordy Snelling geht auf die Jagd nach Wild, auch er berührt Evas Leben kurz, die sich mit seinem Bruder Adam angefreundet hat.

    In Riegel ist es Pat Prager, Wills Stiefmutter, die Eva an ihre Kindheit und Wurzeln erinnert. Gleichzeitig wird in diesem Kapitel der Unterschied zwischen traditionellem Kochen und Backen, ohne auf Gluten, Lactose, genveränderte Lebensmittel und deren Herkunft zu achten, der Philosophie gegenübergestellt, dass man seine Zutaten sozusagen kennen muss und immer so frisch wie möglich zubereitet - und es gibt eine Vielzahl Rezepte für süße Versuchungen.

    Im großen Finale - Das Dinner - laufen die Fäden - sowohl die Gerichte als auch die Figuren - zusammen und die Puzzleteilchen fallen an den richtigen Platz.
    Erzählt wird dieser letzte Teil von Evas leiblicher Mutter, die einen Weg sucht, mit ihrer Tochter zu sprechen.

    Bewertung
    Dieser Roman überzeugt auf ganzer Linie - er ist klug komponiert - wie Evas einzigartiges Essen, in dem jede Komponente perfekt aufeinander abgestimmt und immer frisch zubereitet ist.

    Die einzelnen Figuren sind, obwohl sie jeweils nur in einem Kapitel im Vordergrund stehen, überzeugend gezeichnet und ihre Handlungsweisen immer nachvollziehbar.
    Eva hingegen bleibt außer als Jugendliche im Hintergrund - so wie ein gute Köchin nicht in Erscheinung tritt, sondern durch ihre Gerichte überzeugt. Man muss sich die Person der jungen Frau selbst zusammensetzen, die auch in der negativen Darstellung aus Octavias Perspektive als selbstbewusste, liebenswerte und außergewöhnliche Frau erscheint, die nicht gerne im Vordergrund steht. Obwohl Eva ihre leiblichen Eltern so früh verloren hat, hat ihre neue Familie ihr so viel Liebe geschenkt, dass sie offensichtlich zu einem guten Menschen herangereift ist. So kümmert sie sich zeitlebens um ihren kranken Vater und beschäftigt als erfolgreiche Köchin fast ihre gesamten Verwandten und Freunde.
    Im Roman wird auch deutlich, dass einzelne Begegnungen das Leben entscheidend beeinflussen können und seine Richtung für immer verändern.

    Insgesamt eine interessante Komposition, die Lust auf mehr von diesem Autor und auf jeden Fall auf ein gutes Essen macht - dafür sorgen die zahlreich eingestreuten Rezepte und die Beschreibungen der zubereiteten Speisen.

    Der Wertung der New York Times, es handle sich um "ein imposantes Meisterstück", kann ich nichts mehr hinzufügen.

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  1. Leider viel zu wenig Küchengeheimnisse

    Eva Thorwald´s Mutter Cynthia verlässt sie und ihren Vater Lars als sie noch wenige Monate alt ist. Doch dann stirbt auch noch ihr Vater Lars ein Koch an Herzversagen uns so wächst Eva bei ihrem Onkel und ihrer Tante auf. Eva beginnt schon als junges Mädchen einen besonderen Geschmackssinn und Gaumen zu entwickeln und so pflanzt sie z. B. mit 13 Jahren Habaneros an um sie zu verkaufen und damit für sich Geld zu verdienen. Als sie älter ist, wird sie eine der gefragtesten Köchinnen Nordamerikas und die Gäste müssen Schlange stehen und horrende Preise bezahlen. Und so wird auch ihre Mutter Cynthia auf Eva aufmerksam und versucht einen Platz bei ihr zu bekommen um den Fehler ihres Lebens wiedergutzumachen.
    Auf ihrem Weg zur Starköchin begegnen ihr aber einige Leute die Eva´s leben beeinflussen, verändern aber auch prägen.

    Meine Meinung:
    Mit dem Buch bin ich etwas zwiegespalten, zum eine teilweise die sprachliche Umsetzung, die sehr vulgär an manchen Stellen ist. Aber auch werden z. B. viele Namen teils von Musikbands dort erwähnt mit denen man bei uns gar nichts anfangen kann. Auch der rote Faden in dem Buch fehlt mit total. Eigentlich hatte ich die Lebensgeschichte von Eva erwartet und ihre Liebe zum Kochen, so wie die LP einem suggerierte. Stattdessen macht der Autor solche Zeitsprünge, ohne sie irgendwo näher zu erwähnen und so verliert man als Leser von Kapitel zu Kapitel immer mehr den Anschluss. Man hat das Gefühl jedes der Kapitel ist separat für sich eine Geschichte. Zwar ist der Schreibstil des Autors sehr gut jedoch durch diese erwähnten Problematiken wurde ich mit dem Buch nie richtig in den Bann gezogen. Stellenweise fehlte mir sogar ganz die Informationen vom vorherigen Kapitel. Als Lehrer würde ich an Hand des Titels sagen Thema verfehlt, das ist sehr schade aber von mir leider nur 2 von 5 Sterne.

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  1. Der absolute Geschmack

    Eva Thorwalds erste Lebenswochen sind von Katastrophen überschattet, auch wenn sie selbst nichts davon ahnt. Ihre Mutter verlässt das Neugeborene und ihren Mann Lars, weil sie sich ein anderes Leben erhoffte. Ihr Vater stirbt nur wenige Wochen später an einem Herzinfarkt. Eva wächst bei Onkel und Tante auf, liebevoll aufgenommen, ahnt sie nicht, dass sie nicht das leibliche Kind der Eltern ist.
    Zwar ist Eva die Hauptperson dieses Buches, aber sie ist nicht immer präsent. Nachdem wir in den ersten Kapiteln Eva schlimme Schulzeit und ihre beginnende Leidenschaft für Geschmack, Gerüche und alles was mit Kochen zu tun hat, miterlebt haben, wendet sich die Geschichte anderen Menschen zu.
    Vielleicht passt der Vergleich mit einem Baum, Eva bleibt der Stamm, während der Autor kleinere Äste, Zweige und Blätter erkundet. Aber alles ist mit dem Baum, mit Eva, verbunden. Eva bleibt so immer präsent, auch wenn wir sie oft aus anderen Blickwinkeln sehen.
    Die Geschichte ist vielschichtig, der Autor ein Erzähler, der ganz in die Rollen seiner Protagonisten schlüpft und darin aufgeht. Man muss sich auf dieses überbordende Erzählen einlassen, nicht nach einer stringenten Handlung suchen, nur dann kann man das Buch mit allen Sinnen genießen.
    Ich weiß nicht, ob es mir ganz gelungen ist. Mir hat der Stil, die Sprache und die Idee des Handlungsgerüsts gefallen, trotzdem hatte ich immer das Gefühl: mir fehlt hier etwas, ohne das ich es genau benennen könnte.

    Das offene Ende dagegen hat mir gefallen, so bleibt noch Platz für das Weiterspinnen der Geschichte.

    Das typische Diogenes Cover ist ein gelungen und passt wunderbar zum Buch

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