Die Fliedertochter: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Fliedertochter: Roman' von Teresa Simon
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Fliedertochter: Roman"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:496
Verlag: Heyne Verlag
EAN:9783453421455

Rezensionen zu "Die Fliedertochter: Roman"

  1. Geheimnisvolles Erbe

    Ich habe Teresa Simons frühere Bücher, wie die „Holunderschwestern“ und die „Oleanderfrauen“ sehr gern gelesen und habe mit Spannung und Vorfreude auf das neueste Werk der Autorin gewartet.
    Wieder spielt der Roman auf zwei Zeitebenen und wieder erforscht eine junge Frau aus der Gegenwart, die Geschichte einer Frau aus der Vergangenheit. Dieses Mal ist die Handlung in Wien angesiedelt. Pauline, eine junge Frau wird von einer älteren Dame, die ihr zeitlebens wie eine Großmutter war, gebeten nach Wien zu reisen um ein Erbstück für sie abzuholen. Der Vater von Lena Brunner hat es so testamentarisch verfügt und die Familie Brunner nimmt Pauline herzlich und gastfreundlich auf. Das Erbstück ist ein Tagebuch einer jungen Soubrette, Luzie Kühn, die von Berlin nach Wien umzog, um der weiteren Aufmerksamkeit von Goebbels zu entgegen.
    Das Tagebuch fasziniert den Leser und Pauline gleichermaßen. Luzie war eine Halbjüdin und wurde von ihrer Tante Marie Brunner als Tochter und „frühen Fehltritt“ ausgegeben um sie schützen. Denn auch in Wien ist mittlerweile der braune Terror angekommen. Das Leben der jungen Frau wird immer schwieriger, die Arbeit am Theater inzwischen fast unmöglich geworden, viele Schauspieler und Komponisten mussten bereits fliehen oder wurden mit Arbeitsverbot belegt und ihre Liebe zu Bela, einem ungarischen Künstler steht unter keinem guten Stern, denn auch er ist Jude. Die Nachrichten, die Luzie aus Berlin erreichen erfüllen sie mit Sorge, denn die Großeltern sind immer größeren Schikanen ausgesetzt.
    Während Pauline zusammen mit Moritz Brunner und dessen Freund Tamas die Schauplätze von Luzies Tagebuch besucht, taucht sie immer tiefer in das Leben der jungen Frau ein und entwickelt eine tiefe innere Nähe zu ihr.
    Teresa Simon hat eine wunderbare Art zu erzählen, sie nimmt mich mit auf ihre Reise in die Vergangenheit und lässt Zeit und Figuren lebendig werden. Ihre historischen Kapitel und die Beschreibung der Plätze und Straßen sind ausgezeichnet recherchiert und akribisch bis ins Detail. Das hat mich auch in diesem Buch fasziniert. Es sind kleine Alltagsbegebenheiten, die die damaligen Jahre erlebbar machen. Immer wieder denke ich, genau so könnte es gewesen sein!
    Allerdings übte das neue Buch nicht ganz die Faszination der Vorgänger auf mich aus. Zu häufig wurden Zufälle bemüht und die Duplizität der geschichtlichen Ereignisse mit denen der Gegenwart fand ich zu bemüht. Vielleicht lag es auch an den beiden Frauenfiguren, die die Geschichte tragen sollten. Weder mit Luzie Kühn, noch mit Pauline Wilke bin ich so ganz warm geworden. Aber vielleicht habe ich auch meine Erwartung nach den früheren Büchern zu hochgeschraubt, denn meine Freundin, der ich das Buch geliehen hatte, war restlos begeistert und tagelang nicht ansprechbar, weil sie in der Geschichte versunken war.

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