Die finnische Socke

Buchseite und Rezensionen zu 'Die finnische Socke' von Marie Anders
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die finnische Socke"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:250
EAN:9783990740224

Rezensionen zu "Die finnische Socke"

  1. 4
    08. Mär 2019 

    Skurrile Morde und 80 potentielle Verdächtige...

    In Salzburg kommt es im Rahmen eines Ärztekongresses zu zwei Mordfällen. Erst findet man Dr. Thomas Steinmetz tot im Konferenzraum der Residenz auf. Ein nadelartiger Gegenstand ragt aus seiner Brust und eine handgestrickte Socke ist ihm fein säuberlich angezogen worden. Während das Ermittlerteam um Inspektor Quentin Neuner im Konferenzraum alle Hände voll zu tun hat, um eventuelle Verdächtige aus der Masse der Kongressteilnehmer herauszufiltern, wird ein weiterer Seminarteilnehmer, Dr. Steffen Eisenreich, der Assistent von Dr. Steinmetz, auf der Herrentoilette ermordet. Auch bei ihm ragte ein nadelartiger Gegenstand aus der Brust und auch er trägt eine gestrickte Socke.

    Beide Opfer werden von Professor Lindner, dem Organisator der Veranstaltung gefunden. Schnell gerät dieser ins Visier der Ermittler. Er verstrickt sich in Widersprüche und Lügen und es scheint, als ziehe sich die Schlinge immer enger um seinen Hals. Wurde den beiden Männern ihre Forschung zum Verhängnis? Doch was hat es mit der Socke auf sich? Handelt es sich um eine Signatur des Mörders? Quentin Neuner und sein Team geraten zunehmend unter Druck.

    Dies ist bereits Quentin Neuners zweiter Fall - und so viel schon gleich einmal vorweg: auch wenn man den ersten Band nicht gelesen hat, gibt es hier keine Schwierigkeiten, dem Geschehen zu folgen oder der Entwicklung der Charaktere nachzuspüren.

    In diesem Fall sucht Inspektor Neuner nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen, denn im Grunde ist jeder Teilnehmer des Ärztekongresses verdächtig, zwei Arztkollegen auf skurrile Weise umgebracht zu haben. Dabei handelt es sich in beiden Fällen um einen Overkill, und bei 80 Verdächtigen ist es kein Wunder, dass die Ermittlung des Täters kein Pappenstiel ist.

    "...dieser Fall raubt mir noch den Verstand. Jeder hat hier irgendwie mit jedem auf irgendeine Art und Weise zu tun. Jeder kennt jeden und dann doch wieder nicht, alle haben Alibis und kein wirkliches Motiv." (S. 213)

    Dieser verzweifelte Ausruf von Quentin Neuner charakterisiert im Grunde hervorragend die Ermittlungen, die immer wieder in Sackgassen führen. Die meist nur wenige Seiten langen 71 Kapitel verlassen nur gelegentlich die Perspektive des Ermittlerteams, doch das sorgt keineswegs für Langeweile, zumal der Schreibstil flüssig ist und es auch nicht bei den beiden eingangs begangenen Morden bleibt. Zudem wird hier bei den Befragungen jede Menge verschwiegen oder auch handfest gelogen.

    Fast nebenher lernt der Leser in diesem Krimi 'Land und Leute' kennen, hier also das schöne österreichische Salzburg, vor allem mit seiner traditionsreichen Cafélandschaft und seinen kulinarischen Spezialitäten, sowie die Charaktere rund um das Ermittlerteam. Dabei geht man meist freundlich miteinander um, allen voran Inspektor Quentin Neuner und seine Kollegin Charlie Renner, die hier professionell Hand in Hand arbeiten.

    Neuner mag beispielsweise Fenster am liebsten geöffnet und lässt auch andere gerne an seinem Faible für Frischluft teilhaben, und Charlie weiß, wie sie ihrem zuweilen etwas granteligen Kollegen wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann: mit Zimtschnecken. Der Inspektor ist geschieden, hat aber eine wahre Perle als Zugehfrau - und bandelt zart mit der Gerichtsmedizinerin an. Charlie hat dagegen einen heimlichen Verehrer in Staatsanwalt Lukas, und so wächst das gesamte Ermittlerteam allmählich zusammen - ein Prozess, der sicher in den Folgebänden noch weiter voranschreiten wird.

    Im Wesentlichen lebt dieser Krimi von den Ermittlungen Inspektor Neuners und seines Teams. Zeugenbefragungen finden hier immer wieder Einzug, genau wie wiederholte Lagebesprechungen der Ermittler. Zuweilen erschienen mir gerade die Gespräche etwas umständlich und gestelzt, was aber durchaus der österreichischen / salzburgerischen Art entsprechen mag. Einige typisch österreichische Begrifflichkeiten halten hier Einzug, und auch wenn ich nicht jeden Ausdruck auf Anhieb verstanden habe, trug dies m.E. zum Flair des Salzburger Krimis nicht unerheblich bei.

    Bei so vielen Namen und Verdächtigen konnte ich mir nicht alles auf Anhieb merken, doch fühlte ich mich mit dieser Menge auch nicht überfordert. Zuweilen kam ich ein wenig ins Straucheln, doch meist war rasch klar, um wen es sich bei einer erwähnten Person denn nochmal handelte. Marie Anders hat hier jedenfalls gekonnt mit den Fragezeichen jongliert - und nicht nur die Ermittlungen, sondern auch die Leser immer wieder in die Irre geführt.

    Eine angenehm zu lesende Mischung aus Ermittlungen und gemütlicher Salzburger Atmosphäre mit sympathischen Charakteren und einer deutlichen Überraschung am Ende. Mitraten erwünscht - aber wenig aussichtsreich... ^^

    Gerne mehr von diesem Ermittlerteam!

    © Parden

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