Die Dirigentin

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Dirigentin' von Maria Peters
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4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Dirigentin"

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:336
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EAN:

Rezensionen zu "Die Dirigentin"

  1. Interessante Geschichte über eine der 1. Dirigentinnen der Welt

    MEINE MEINUNG
    Neben dem gleichnamigen, im Jahr 2018 heraus gekommenen Film ist nun auch der Roman "Die Dirigentin" erschienen, in dem sich die niederländische Regisseurin, Drehbuchschreiberin und Autorin Maria Peters bedeutsamen Stationen aus dem faszinierenden Leben von Antonia Brico (1902-1989), eine der ersten erfolgreichen Dirigentinnen der Welt, widmet.
    Die in den Niederlanden geborene und in den USA als Adoptivkind in einfachen Verhältnissen aufgewachsene Frau aus musste sich ihren großen Traum und ihren Weg zum Dirigentenpult gegen viele Widerstände hart erkämpfen. Als erste Frau gelang es ihr 1930 die Berliner Philharmoniker zu dirigieren und leitete für einige Zeit das von ihr 1934 geründete reine Frauenorchester New York Women’s Symphony Orchestra. Doch der wirkliche Durchbruch als weltweit gefeierte Dirigentin blieb der ehrgeizigen Pionierin in dieser bis heute fast reinen Männerdomäne verwehrt und so geriet schließlich diese faszinierende Frau, die ihr Leben der Musik verschrieben hatte, weitgehend in Vergessenheit.
    Wie die Autorin in ihrem „Dank“ schildert, hat sie sich sehr intensiv mit der Lebensgeschichte von Antonia Brico beschäftigt, sorgsam viele Details recherchiert und konnte sich zudem auf den ausführlichen biografischen Bericht von Antonias Cousin Rex Brico stützen. Dennoch hat die Autorin in ihren Roman auch einige fiktive Geschehnisse und Figuren einfließen lassen. Am Ende des Buchs findet der interessierte Leser in „Quellen“ eine Zusammenstellung von weiterführender Literatur über Antonia Brico, Dokumentationen sowie Links zu interessanten Internetquellen.
    Die Geschichte wird abwechselnd aus der Ich-Perspektive der Protagonistin Antonia sowie aus Sicht der beiden fiktiven männlichen Charaktere Frank und Robin erzählt, die in Antonias Leben eine bedeutsame Rolle spielen und exemplarisch für ihre verschiedenen Männerbekanntschaften stehen. Angesiedelt ist die Handlung in den Zwanziger- und Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts und führt uns von New York, über Amsterdam und nach Berlin.
    Maria Peters ist es gut gelungen, bedeutsame Stationen im bewegten Leben dieser jungen, mutigen Frau voller Ambitionen, Willensstärke und Leidenschaft für die Musik einzufangen und diese zu einer fesselnden, abwechslungsreichen und stimmigen Geschichte mit schönem Zeitkolorit zusammen zu fügen. So schildert sie in sehr eindrucksvollen Episoden wie die Protagonistin zu Anfang in ihrem Job als Platzanweiserin sich in die Rolle der Dirigentin hineinträumt oder sie mit ihrem hölzernen, technisch perfekten aber ausdruckslosen Klaviervorspiel an der Aufnahmeprüfung scheitert, aber unbeirrt alles daran setzt, um ihren großen Traum Dirigentin zu werden zu realisieren. Sehr unterhaltsam waren auch die spannenden Einblicke in die Welt des Cabarets in New York, in dem Antonia sich als Pianobegleitung zusätzliches Geld verdient. Die Autorin hat Antonias steinigen, sehr frustrierenden Weg nach oben sehr mitreißend und anschaulich inszeniert und lässt uns teilhaben den Unterrichtsstunden und Proben mit dem frauenfeindlichen, herrischen Dirigenten Karl Muck, oder ihrem ersten Konzertauftritt in Berlin. Während die freundschaftliche Beziehung zwischen Antonia und Robin Jones mit seinem streng gehüteten Geheimnis sehr bewegend erzählt wird, empfand ich die fiktive Liebesgeschichte zwischen Antonia und dem wohlhabenden Musikmanager Frank Thomsen etwas zu melodramatisch und klischeehaft. Für meinen Geschmack wurde ihr ein etwas zu hohen Stellenwert in der Geschichte eingeräumt. Einen größeren Fokus hätte ich mir auf ihren ehrgeizigen Ambitionen gewünscht und hätte gerne noch viel mehr über ihr Innenleben, die Bedeutung der Musik für sie oder die alltäglichen Herausforderungen in ihrem Musikerinnenleben erfahren, wie beispielsweise ihren stetigen Kampf um Anerkennung ihrer Leistungen in der von Männern dominierten Welt der klassischen Musik und ihre Reaktionen auf Anfeindungen und Diskriminierung. Auch die Hintergründe von Antonias Familiengeschichte empfand ich als etwas zu rasch abgehandelt und hätte gerne noch mehr Details erfahren. Maria Peters ist es recht gut gelungen, mir die Persönlichkeit dieser starken, kämpferischen und überaus talentierten Frau näher zu bringen. Dennoch hätte ich mir doch etwas mehr Tiefgang und eine vielschichtigere Charakterisierung der Protagonistin gewünscht, die leider nicht für mich nicht richtig greifbar wurde.
    Im Anhang des Romans gibt Peters schließlich noch einen knappen Einblick in Bricos weitere Biografie und ihren wenig glamourösen, weiteren Werdegang als Dirigentin. Denn trotz einiger Erfolge blieb ihr als eine der ersten Dirigentinnen der Welt der wirkliche Durchbruch verwehrt und musste ihren Lebensunterhalt als Klavierlehrerin bestreiten.

    FAZIT
    Ein interessanter Roman über die fast völlig in Vergessenheit geratene Antonia Brico - eine außergewöhnlich bemerkenswerte Frau, die sich zu einer der ersten Dirigentinnen der Welt hochgekämpft hat! Eine abwechslungsreich angelegte und gut recherchierte Geschichte, der allerdings etwas mehr Tiefgang nicht geschadet hätte.

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  1. Frauen werden in der Kulturszene benachteiligt!

    Kurzmeinung: Ein wichtiger Beitrag zum Kampf um die Gleichberechtigung der Geschlechter in der Kulturszene.

    Auch Maria Peters hat sich, wie viele vor ihr, an einem historischen Sujet versucht. Sie kümmert sich in ihrem Roman „Die Dirigentin“ um die Dirigentin Antonia Brico (1902 in Rotterdam bis 1989 in Denver). Zuvor hat sie in dem gleichnamigen Film „Die Dirigentin“, 2018, das Leben von Antonia Brico auf die (niederländische?) Leinwand gebracht. Nach dem Trailer: sehr sehenswert. Das Buch zum Film, der am 24.09.2020 in den deutschen Kinos startet.

    Man fragt sich, wie man einen Roman über Musik schreiben kann. Nun, das geht aus den Danksagungen hervor, Maria Peters standen Experten zur Seite. Warum nicht?! Wofür sind Experten denn sonst da!

    Inhalt: Das Leben Antonia Bricos, eines musikalischen Ausnahmetalents mit der Gabe des absoluten Gehörs, ist schwer, weil sie in einer Zeit lebt, als weibliche Berufsmusikerinnen ganz und gar verpönt sind. Wenn ihnen nicht von vornherein glattweg abgesprochen wird, dass Frauen keine Musikkarriere machen können und es gerade mal für das Klaviergeklimper höherer Töchter in den Salons der besseren Gesellschaft reicht, dann greift noch das Argument, dass es sich für Frauen einfach nicht gehöre, sich so in den Vordergrund zu drängen und sowie so, sie sind zum Heiraten und Kinderkriegen da.

    Es hat natürlich immer einige Frauen gegeben, die sich trotz aller Vorurteile in allen möglichen Männerdomänen durchsetzten, sei es in der Wissenschaft, in der Literatur, in der Malerei und bildenden Kunst, whatsoever. Doch unzähligen Frauen, darunter sehr berühmten wie Alma Mahler-Werfel und Cosima Wagner stand kein anderer Weg offen als ihre Männer zu puschen statt ihre eigenen Karrieren zu fördern. Bitter. Bitter.

    Anders Antonia Brico. Sie setzt sich durch. Und ist eine Wegbereiterin für andere Musikerinnen in der klassischen Musik. Um so erschreckender liest man im Nachwort folgendes: „Die renommierte Zeitschrift Gramophone veröffentlichte 2008 eine Rangliste der zwanzig besten Orchester der Welt. Keines dieser Orchester hatte je eine Chefdirigentin.“

    „2017 veröffentlichte Gramophone wieder eine Liste, diesmal mit den fünfzig besten Dirigenten aller Zeiten. Darunter ist keine einzige Frau.“

    Zurück zum Roman. Maria Peters stellt in einer eindringlichen Icherzählung plus einigen Perspektivwechseln, den beschwerlichen Lebensweg der späteren Dirigentin Antonia Brico dar. Ohne in die Tiefen der Komplexität der Musiklehre einsteigen zu müssen, gelingt ihr ein Überblick darüber, was Antonia zum Beispiel an der Musik Gustav Mahlers so faszinierte. Um einen gefälligen Roman zu schreiben, muss Maria Peters dann allerdings doch sehr an der Oberfläche bleiben, so dass die Musik einigermaßen kurz kommt.

    Dagegen enthält der Roman durch die Menschen, die Antoinas Weg begleiten, einen zeitlichen Rahmen, leider einen manchmal allzu klischeehaftigen Hintergrund. Halt so Geschichtchen. Aus dem Weltkrieg. Sentimental und pathetisch.

    Fazit: Literarisch ist der Roman zu schlicht, um exzellent zu sein, und gleitet im Background ab und zu sogar ins Abgedroschene. Die dramaturgische Linie ist jedoch gut. Man merkt, dass Maria Peters vom Fach (Film) ist. Und am Besten ist das Buch, wenn es nah am Thema bleibt, dem blutigen Kampf der Frauen an ihrem Anteil an der Kunstszene. Denn immer noch sind sie mehr als benachteiligt, während den Herren der Schöpfung alle Türen offenstehen.

    Der Roman ist gut zu lesen, unterhaltsam und ein wichtiger Beitrag zur Gleichberechtigung der Geschlechter in der Kultursparte.

    Kategorie: Gute Unterhaltung: 5 Punkte.
    Anspruch: 3 Punkte.

    Verlag: Atlantik im Haus Hoffmann und Campe, 2020

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