Die Brücke der Ewigkeit

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Brücke der Ewigkeit' von Wolf Hector
4.5
4.5 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Brücke der Ewigkeit"

Prag, 1342. Der halbwüchsige Otlin gerät in eine Katastrophe: Die aufgepeitschte Moldau zerstört in einer Gewitternacht die Judithbrücke und reißt seine Mutter mit in die Fluten. In seiner Angst stößt er ein Gelübde aus: Wenn Gott seine Mutter rettet, will Otlin ihm eine neue Brücke bauen, eine Brücke der Ewigkeit. Wie durch ein Wunder überlebt sie. Jahre später erhält Otlin Gelegenheit, sein Versprechen einzulösen. Er bewirbt sich bei einem Wettbewerb, doch er hat Feinde, allen voran den Steinmetz Rudolph, der ebenfalls aufs Amt des Bauleiters der neuen Brücke schielt. Um den Konkurrenten auszuschalten, sucht Rudolph Hilfe bei der gerissenen Astrologin Ricarda, die ein Bettlermädchen als Waffe missbraucht.

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:608
EAN:9783548064079

Rezensionen zu "Die Brücke der Ewigkeit"

  1. Intrigen und Ränke beim Brückenbau

    Der zwölfjährige Jan Otlin sieht seine Mutter in den Fluten der aufgepeitschten Moldau, nachdem die Judithbrücke von den Wassermassen zerstört wurde. Er leistet einen Schwur, dass er eine neue Brücke bauen würde, sollte seine Mutter gerettet werden. Jan und seine Mutter überleben und Jahre später ist Jan ein geschätzter Baumeister. Als seine Mutter im sterben liegt, kehrt er nach Prag zurück. Im Auftrag von Kaiser Karl soll die Brücke gebaut werden und Jan will sein Versprechen einlösen. Doch es gibt noch andere, die diesen Auftrag haben wollen und mit allen Mitteln versuchen, es Jan Otlin schwer zu machen.
    Der Schreibstil von Wolf Hector ist packend und sehr lebendig. Es gelingt dem Autor vorzüglich, fiktive mit historisch belegten Personen in die Geschichte einfließen zu lassen. Die Perspektiven wechseln ebenso wie die Handlungsorte. Hilfreich sind die Karte aus jener Zeit, das Personenverzeichnis, Glossar und Nachwort.
    Die Charaktere sind interessant und glaubhaft beschrieben. Jan Otlin ist ein sympathischer und ehrgeiziger Baumeister, der aus dem Schatten seines Meisters Peter Parler heraustreten will. Er bekommt den Auftrag für den Brückenbau. Doch es gibt Neider, die ihm das nicht gönnen und steine in den Weg werfen. Besonders der Steinmetz Rudolph von Straßburg lässt keine Gelegenheit aus, um Otlin zu schaden.
    Es ist eine spannende historische Geschichte, die in einer Zeit spielt, in der man nicht gerade zimperlich miteinander umgeht. Besonders Frauen haben es schwer.
    Es war sehr unterhaltsam, in die Vergangenheit einzutauchen.

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  1. Der Bau der Karlsbrücke und ein Blutvertrag

    Prag 1342, das Magdalenen-Hochwasser zerstört die Brücke über die Moldau und der junge Jan Otlin und seine Mutter werden beinahe von den Wassermassen mitgerissen. In seiner Verzweiflung betet Jan zu Gott um ein Wunder und verspricht eine neue Brücke zu bauen. Als er nach Jahren die Gelegenheit bekommt, seinen Schwur einzulösen und den Zuschlag zum Bau der Brücke vom Kaiser erhält, treten auch gleich die Neider ans Tageslicht. Besonders der Steinmetz Rudolph versucht mit allen Mitteln, Jan in ein schlechtes Licht zu rücken.
    Etwas ungewöhnlich fand ich die Aufteilung der fesselnden Geschichte in vier Bücher, die jeweils mit dem Ende beginnen und deren Weg dorthin sich dem Leser allerdings erst nach und nach erschließt.
    Die Charaktere wurden lebendig und bildlich gut dargestellt und ich konnte mich sehr gut mit den damaligen Ängsten, Nöten und Sorgen der Menschen auseinandersetzten. Die realen historischen Personen wurden vom Autor geschickt in die fiktive Geschichte eingeflochten. Eine Auflistung am Anfang des Buches unterstützt das Kennenlernen der Protagonisten.
    Lehrreiche Passagen wechseln sich mit bewegenden Schicksalen und dramatischen Szenen ab und so mag man dieses mitreißende Buch nicht mehr aus der Hand legen.
    Wer gerne einen gut recherchierten historischen Roman liest, dem kann ich dieses Buch sehr empfehlen.

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  1. Prager Mittelalter-Roman mit schillernden Figuren

    Als der zwölfjährige Jan Otlin 1342 im mittelalterlichen Prag in letzter Sekunde seine Mutter nach einem Brückeneinsturz aus den Fluten der Moldau reißen kann, schwört er zu Gott, er werde eine neue Brücke bauen, die ewig halten solle. 15 Jahre später bekommt er die Möglichkeit, diesen Schwur einzulösen. Allerdings ist es nicht nur die Moldau, die ihm bei der Erfüllung Steine in den Weg legt...

    "Die Brücke der Ewigkeit" ist der neue Historische Roman von Thomas Ziebula, den er diesmal unter dem Pseudonym Wolf Hector veröffentlicht hat.

    Schon der Prolog lässt die Leser:innen stutzen, denn Hector betitelt ihn mal eben "Das Ende" und lässt darin den Protagonisten Jan Otlin im Jahre 1367 zurückblicken auf die Ereignisse der letzten 25 Jahre. Ein gewagter Kniff des Autoren, der zu Beginn der eigentlichen vier Teile des Romans jeweils zu diesem Prolog zurückkehrt und darin seine Figuren nicht nur Geschehnisse der Handlung zusammenfassen lässt, sondern auch schon andeutet, auf was sich die Leser:innen einstellen können. Ich hatte zunächst meine Zweifel, ob diese Vorgehensweise funktioniert, da ich befürchtete, schon zu viel über die Romanhandlung zu erfahren. Im Laufe der Lektüre hat sich diese Art des Erzählens in meinen Augen tatsächlich aber als großes Plus erwiesen. Denn sie ermöglicht es Wolf Hector nicht nur, den mit 600 Seiten ohnehin schon ein wenig zu langen Roman zumindest etwas zu straffen, sondern baut zusätzlich eine so große Spannung auf, dass ich unbedingt wissen wollte, wie es zu den ungeheuerlichen Ereignissen kam, über die ich hier natürlich kein Wort verlieren werde.

    Als äußerst gelungen habe ich zudem die Figurenkonstellation empfunden. Mit Jan Otlin, seiner späteren Ehefrau Maria-Magdalena und seinem Gegenspieler Rudolph von Straßburg präsentiert uns Hector drei nahezu ebenbürtige Protagonist:innen, aus deren Perspektiven die Leser:innen immer wieder neue Blickwinkel auf die Handlung erhaschen. Positiv ist dabei die Ambivalenz der Figuren hervorzuheben. Jan Otlin entwickelt sich vom kindlichen Lebensretter zum traumatisierten Zauderer und kurz darauf zurück zum Lebensretter. Trotz dieser Extreme und der auch im weiteren Verlauf zahlreichen Fehler und Verfehlungen, die Jan begeht, nahm mich die Figur für sich ein. In der Figur der Maria-Magdalena schimmern fast noch größere Themen durch, obwohl der Charakter sich selbst gar nicht so sehr entwickelt wie Jan Otlin. Fast beiläufig geht es bei Maria-Magdalena um Themen wie sexuelle Identität und Liebesbeziehungen mit Menschen mit psychischen Erkrankungen. Erstaunlich und ungewöhnlich für einen Historischen Roman. Und auch Antagonist Rudolph von Straßburg ist Hector gelungen. Die Figur vereint zwar viele der sieben biblischen Todsünden auf sich, doch trotzdem habe ich in ihm durchweg einen eher tragischen Charakter erkannt, dessen Handlungen ich zwar selten gutheißen, aber zumindest immer nachvollziehen konnte.

    Schillernd sind auch die Nebenfiguren des Romans, von denen vor allem die historische Figur des Predigers Militsch von Kremsier und die fiktive Heilerin, Wahrsagerin und Freudenhaus-Chefin Ricarda Scorpio herausragen. Letztere kann fast alles - außer richtige Voraussagen zu treffen. Nicht die beste Voraussetzung für ihre Tätigkeit, die nicht nur dadurch irgendwann den Zorn so ziemlich jeder anderen Figur auf sich zieht.

    Insgesamt ist "Die Brücke der Ewigkeit" vielleicht 50 bis 100 Seiten zu lang geraten. So hätte ich beispielsweise nicht nur auf die zahlreichen Liebesszenen verzichten können, in denen es sehr oft um irgendwelche "lodernden Leidenschaften" geht. Ohnehin wäre Hector auch mit weniger Adjektiven ausgekommen, als er sie verwendet.

    In der zweiten Hälfte des Romans war ich der zahlreichen doch sehr gewalttätigen Schilderungen irgendwann überdrüssig. Da wird gemordet, vergewaltigt, enthauptet und gefoltert ohne Unterlass. Zudem entwickelt sich ein gewisses Intrigantenstadl, bei dem ich irgendwann nicht mehr ganz folgen konnte, wer sich jetzt mit wem gegen wen verbündet - und warum. Im Zweifel trifft der Hass auf jeden Fall Ricarda Scorpio, deren Motive für ihr eigenes Handeln ich auch nicht immer nachvollziehen konnte.

    Im Epilog wird der Autor zudem der Hauptfigur Jan Otlin nicht ganz gerecht. Ohne inhaltlich darauf eingehen zu können, scheint das Finale für Maria-Magdalena und Rudolph von Straßburg zumindest schlüssiger.

    Für mich als Freund mittelalterlicher Romane und der Prager Karlsbrücke war "Die Brücke der Ewigkeit" trotz dieser Kritikpunkte lesenswert, da es Wolf Hector durch die gelungene Konstruktion und die bemerkenswerten Figuren schafft, das Interesse an der Lektüre durchaus hochzuhalten.

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  1. Rundum gelungen

    Ich bin froh, mich zu diesem Buch durchgerungen zu haben. Titel und Cover kamen mir so bekannt vor. Ein Abklatsch von Ken Follett?
    Nein, ganz und gar nicht.
    Es ist wie immer nicht einfach ein Buch zu rezensieren, ohne zuviel vom Inhalt zu verraten. Zumindest kann ich ganz klar sagen, weder Inhalt noch Schreibstil sind eine Nachahmung von den Erfolgsbüchern von Ken Follett.
    Wolf Hector, wüsste zu gerne wer sich hinter dem Pseudonym verbirgt, schafft es auf gekonnte Art und Weise historische Fakten, existierende Orte und geschichtlich relevante Persönlichkeiten mit fiktiven Personen und Geschehnissen zu verbinden. Ich vermute mal er hat genau recherchiert, wobei ich da nur die Stimmigkeit nicht die Tatsachen verifizieren kann.
    Besonders sind mir immer die Darstellungen des Alltagsleben der unteren Schichten wichtig. Hier kann man nicht so auf Tatsachen bauen, wurden ja nicht von einem Chronisten festgehalten, sondern eher das schriftstellerische Gefühl für die Zeit gepaart mit historischen Recherchen führen zu einer realistisch anmutenden Darstellung. Dies finde ich bei Wolf Hector gelungen.

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