Die Braut im Schnee (Kommissar Robert Marthaler)

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Braut im Schnee (Kommissar Robert Marthaler)' von Jan Seghers
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3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Braut im Schnee (Kommissar Robert Marthaler)"

„Wenn du mich fragst hat der Täter nicht mehr alle Tassen im Schrank.“ Kommissar Marthaler und sein Team stehen vor einem nie da gewesenen Fall: eine regelrecht „drapierte“, „ausgestellte“ Leiche. Gabriele Hasler, 29 Jahre, sie wurde von ihrem Mörder durch ein Martyrium geschickt. Hochspannung von der ersten Seite an!

Dramatik und Dramaturgie, Lebendigkeit und Profil der Figuren, es ist einfach alles perfekt in diesem Krimi. Eine überzeugende und schlüssige Handlung, ein klug durchdachter Aufbau und: hinterlistiges Spurenlegen für den Leser, denn schon früh sind da Ahnungen, Verdachtsmomente, Gefühle eben und schnell ist man geneigt, sich auf einen mutmaßlichen Täter ‚einzuschießen’. Und dann kommt doch alles ganz anders. Ein Katz-und-Maus-Spiel nicht nur mit dem Opfer, auch mit dem Leser. Gelegentliche Nebenschauplätze gönnen eine Verschnaufpause, ganz nach dem Motto: „Make them wait“.

Als Matthias Altenburg kennt man den Autor schon, aber ein „richtiger Krimiautor“ braucht ein Pseudonym, sagt Seghers. Bekennender Henning-Mankell-Fan ist er und wen wundert’s, dass sein Kommissar Marthaler durchaus verwandtschaftliche Züge mit dem noch prominenteren Kollegen Wallander aufweist: gutes Essen, klassische Musik, Probleme bei Beziehungskisten, kämpferisch, wenn er mit Behörden aneinander gerät und stets, wenn’s brenzlig, wird ein Einzelgänger. Es sind die privaten Momente, die Marthaler aus der Schablone des Kommissars herausholen. Für seine tschechische Freundin, die ihn liebevoll „Meine dicke Honigpferd“ nennen darf, will er sein Leben ändern, weniger Stress und abnehmen. Die frommen Wünsche eines Krimi-Helden!

Auffällig an Seghers neustem Buch: es ist keine ausschließlich an Fakten orientierte Ermittlungsarbeit, sehr temporeich übrigens. Beleuchtet wird daneben auch die psychische Seite der bestialischen Gewalt, die Persönlichkeit eines sadistischen Kriminellen. Und dann geschieht ein weiterer Mord, der Täter „verliert die Kontrolle über sich“, Angst geht um, dass seine ‚Brutalität sich noch steigern wird’. Der Druck auf das Ermittlerteam ist groß. „Es ist exakt die gleiche Scheiße wie schon beim ersten Mal.“ --Barbara Wegmann

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:480
Verlag: rororo
EAN:9783499242816

Rezensionen zu "Die Braut im Schnee (Kommissar Robert Marthaler)"

  1. 3
    06. Nov 2015 

    Solide aber wenig überraschend...

    Die Frankfurter Kriminalpolizei wird zu einem Schauplatz des Verbrechens gerufen, der selbst erfahrene Ermittler schockiert. Die junge Zahnärztin Gabriele Hasler wurde nicht nur ermordet, sondern nach ihrem Tod regelrecht drapiert und zur Schau gestellt. Vor ihrem Tod musste sie viele Qualen erleiden.
    Robert Marthaler steht vor einem Rätsel. Selbst als ein zweiter Mord geschieht und sich nach einigem Zögern ein Zeuge meldet, der den Täter gesehen haben könnte, tappen Kommissar Marthaler und sein Team lange im Dunklen. Der Druck auf die Ermittler wird immer größer...

    "Wenn du mich fragst hat der Täter nicht mehr alle Tassen im Schrank."

    Leider habe ich zu spät entdeckt, dass 'Die Braut im Schnee' bereits der zweite Fall für Kommissar Marthaler ist. Um sich in die Figuren wirklich einfinden zu können, wäre es vielleicht günstiger gewesen, mit dem ersten Band zu beginnen. Hier hatte ich schon nach einigen Seiten beschlossen, Robert Marthaler nicht leiden zu können. Ungehobelt und aufbrausend ist dieser, zeitweise richtiggehend cholerisch - einfach unsympathisch. Auf den zweiten Blick zeigte sich dann zwar, dass der Ermittler auch eine sensible Seite hat, doch zieht er sich immer wieder zurück, um sich auf den Fall zu konzentrieren und sagt mit Vorliebe das, was er gerade denkt, gerne auch mal mit aller Nachdrücklichkeit.

    Der Krimi selbst beginnt durchaus spannend, und ebenso wie das Ermittlerteam hat auch der Leser zu Anfang viele Fragezeichen im Kopf. Doch etwa ab der Hälfte des Buches setzte sich bei mir ein Gedanke fest, wer der Täter sein könnte, und die Enttäuschung war groß, als dies letztlich tatsächlich zutraf. Vielleicht gehöre ich zu denjenigen, die zu viele Krimis und Thriller lesen, als dass ich mich von halbherzigen Finten noch ins Bockshorn jagen lassen würde - jedenfalls fehlte mir hier ab der Hälfte des Buches die wirkliche Spannung. Dagegen sitzt Robert Marthaler für einen angeblich gewieften Kommissar manchmal ganz schön auf der Leitung...

    "Es ist exakt die gleiche Scheiße wie schon beim ersten Mal."

    Der Krimi ist solide gemacht, jedoch barg er für mich wenig Überraschungen. Erwartete Handlungskomponenten, die das ganze noch einmal deutlich spannender hätten gestalten können, blieben aus, Marthalers cholerische Veranlagung führte zwischenzeitlich zu Zwangsurlaub und Ermittlungsstillstand - und das Ende, na. Hier darf ich nicht mehr verraten, weil es sonst gespoilert wäre, aber das Verhalten des Täters ist schon, hm, erstaunlich.

    Jan Seghers alias Matthias Altenburg ist bekennender Fan von Henning Mankell und dessen kultigem Kriminalkommissar Kurt Wallander. Trotz gefälligen Schreibstils kommt Seghers Kommissar in meinen Augen allerdings in keiner Weise an seinen schwedischen Kollegen heran. Meine Antipathie gegen diesen Ermittler konnte ich die gesamte Lektüre über nicht wirklich abbauen, und zusammen mit der Vorhersehbarkeit ab einem gewissen Punkt lässt mich dies zu der Überzeugung kommen, dass ich diese Reihe wohl nicht weiter verfolgen werde.

    Nett zu lesen, solide aber wenig überraschend und ein Kommissar mit wenig Sympathiepunkten. Kann man lesen, muss man aber nicht...

    © Parden

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