Die artgerechte Haltung von Gedanken

Rezensionen zu "Die artgerechte Haltung von Gedanken"

  1. Die Gedanken sind frei

    …zumindest, wenn man sie „artgerecht“ hält :-). Dieses kleine „Wortspiel“ sei mir in Bezug auf das hier zu besprechende Buch „Die artgerechte Haltung von Gedanken“ der jungen Autorin Bella Bender gestattet :-).

    Und tatsächlich lässt Bella Bender ihren Gedanken „freien“ Lauf und fordert so ihre Leser*innen dazu auf, es ihr gleichzutun und sich bzw. die Gedanken treiben zu lassen.

    Das „sich treiben lassen“ hat bei mir mal mehr und mal weniger funktioniert; dass ich mich allerdings mit vielen der Geschichten identifizieren konnte, obwohl die meisten Protagonisten gefühlt mindestens 20 Jahre jünger sind *hust*, liegt wohl auch daran, dass Bella Bender Alltagsgeschichten erzählt, die sich so oder ähnlich in jedem Leben abspielen können; wenn man mal die beiden kafkaesken Geschichten „Der Turm“ und „Aufwachen“ außen vorlässt.

    Überhaupt ist die Autorin Fan von „uns Franz“ – das merkt man an vielen Stellen (beispielsweise in „Am Zaun entlang“), an denen Bella Bender Bilder und Symbole statt „offener Worte“ benutzt. Kafka hätte garantiert auch Gefallen an den Gedanken der Autorin in z. B. „Der Preis von Zucker“ gefunden oder an den bereits erwähnten Geschichten.

    Die Inhalte der insgesamt 14 (mal kürzeren und mal längeren) Texte orientieren sich zumeist an (gescheiterten) Liebes- und Lebensbeziehungen („Aushalten“, „Niemand kennt meinen Namen“ oder „Die Müllsammlerin“), Einsamkeit („24“) oder an Selbstzweifeln bzgl. eines Dates („Medium rare“), aber sie stellen auch Fragen bzgl. der „Realität“ von Kunst, Literatur und Musik im Bereich der Kleinkunst („Wir legen Wert auf Authentizität“).

    Die Bandbreite der Inhalte ist also so vielfältig wie das Leben selbst. Und dass macht die Geschichten (die sich übrigens NICHT flott weg und schnell hintereinander lesen lassen) „greifbar“ und nachhallend.

    Auf weitere Geschichten der Autorin bin ich gespannt und ich vergebe gerne 4* (ein bisschen Luft nach oben sei dem Rezensenten gegönnt *g*).

    ©kingofmusic

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