Die Aktivistin

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Aktivistin' von Jutta Blume
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3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Aktivistin"

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:416
Verlag: GRAFIT
EAN:9783894255954

Rezensionen zu "Die Aktivistin"

  1. Garifuna? Nie gehört

    1. Die Geschichte
    Da fährt ein Deutscher nach Honduras. Ulrich war eine Zeitlang als Entwicklungshelfer in dem mitteldamerikanischen Land und jetzt will er Yessica Lopez besuchen, eine Angehörige der Garifuna. Doch diese ist verschwunden. Lopez gehört zu einer Organisation, die für die Rechte dieser Volksgruppe kämpft. Das Gebiet Triunfo da la Cruz soll einer sogenannten Modellstadt einverleibt werden, die in „bester“ südamerikanischer Tradition entstehen soll – also mit maximaler Korruption, einhergehend mit besonderer Rücksichtslosigkeit gegenüber einheimischen oder idigenen Volksgruppen und mit us-amerikanischer „Beteiligung“. Ulrich trifft Yessica nicht an. Viel erfahren kann er nicht, er gibt nicht auf. Die Situation ist unübersichtlich. Dann geschieht in Tela, der Nachbarstadt, ein Bombenanschlag. Die Garifuna-Organisation wird natürlich unter Terrorverdacht gestellt. Es wird immer gefährlicher für Ulrich. Aber wo ist Yessica? Eine ihrer Töchter soll im Land studieren. Gerät Ulrich auf der Suche nach Diana in eine Falle? Wird er beobachtet? Jedenfalls hilft ihm sein ehemaliger Chef der deutschen Entwicklungshilfe-Gesellschaft, in deren Auftrag Ulrich Geissenberg in Honduras einst arbeitete, zwar gelegentlich, aber insgesamt höchstens sporadisch weiter. Später allerdings trifft er auf den Enthüllungsjournalisten Guthrie...

    2. Das Buch
    Zu Beginn laufen zwei Zeitstränge parallel und Jutta Blume springt dabei etwas hin und her, wenn sie zwischen Ulrich, der gerade in Honduras eintrifft und Yessica wechselt. Man muss aufpassen, wenn man Vergangenheit und Gegenwart auseinanderhalten will. Die Autorin betrachtet das Geschehen in Honduras nicht nur ausgehend von den Hauptfiguren, sie schiebt auch einige der Widersacher ein. Der erste Teil behandelt Ulrichs Ankunft und den Beginn der Suche, der zweite Teil ist Yessica gewidmet und beginnt einen Monat früher. Danach wird Amaris Winright vorgestellt, eine amerikanische Politikerin, die in diesem Modellstadt-Komitee mitmischt. Deren Auftreten beginnt im Herbst des vorangegangenen Jahres 2018.
    So richtig angesprochen hat mich diese Methode nicht. Auch scheint es, dass mancher Aspekt im Wollen, durch die breite Handlung die Zustände in diesem Land zu erläutern, die Handlung ziemlich in die Länge zog. Ein Grund, weshalb ich das Buch, trotz grundsätzlicher Spannung und interessanter Thematik, zwischenzeitlich zur Seite legte.
    Nachträglich, da hat der Grafit Verlag recht, macht die Lektüre nachdenklich und gelegentlich sprachlos. Er ist fundiert recherchiert und lässt das Auge des Lesers wieder in eine der ärmsten und gefährlichsten Regionen der Erde wandern. Es ist ein Debüt-Roman, der weitere spannende Arbeiten der Wirtschaftsjournalistin erwarten lässt.

    3. Das Land
    Honduras. Ich glaube, bisher fiel mir noch kein Buch über dieses Land in die Hände, dessen Flagge seinen geografischen Platz symbolisiert: zwischen den Ozeanen. Es ist, so liest man, eines der ärmsten Länder der Erde und eines der gefährlichsten, denn die Mordrate pro Einwohner beträgt: 63,7 pro 100.000. Das ist die zweitgrößte der Welt. Es muss ein schönes Land sein, es wagen sich nämlich Urlauber dahin zum Wandern, Kajak fahren, Segeln, Tauchen – traumhaft auch in der Gegend um Triunfo.

    Von den Garifuna hatte ich noch nie etwas gelesen oder gehört. Diese Volksgruppe entstand aus dem Zusammentreffen schwarzafrikanischer Sklaven und einheimischen Kariben. Ursache war ein Schiffbruch von Sklavenschiffen. Die Volksgruppe (heute ca. 100.000) konnte sich ihre Unabhängigkeit bewahren, was insbesondere die Sklavenhalter argwöhnisch betrachteten, frei Schwarze in Mittelamerika?
    Sie leben nicht nur in Honduras, sondern auch in Belize, Nicaragua, Guatemala und in New York (USA).
    Leserinnen und Leser dieses Blogs haben vielleicht festgestellt, dass ich Bücher, denen ich dann etwas nachrecherchieren kann, mag. Hier war das wieder einmal eindrucksvoll der Fall.

    Meinen Dank an den Grafit Verlag in der Emons Verlag GmbH für das Exemplar.

    © Bücherjunge

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