Dichterliebe: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Dichterliebe: Roman' von Petra Morsbach
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Dichterliebe: Roman"

Ein hintergründiger Roman über deutsche Befindlichkeiten und sensible Künstlerseelen.

Der Lyriker Henry Steiger war in der DDR ein Star. Dann kam die Wende und mit ihr ein unsanftes Erwachen. Im Westen liest niemand Gedichte, sagt sein Verleger und rät zu einem Liebesroman. Aber Henry hält Prosa für unter seiner Würde. Bis die junge West-Kollegin Sidonie seine Phantasie beflügelt. Ein deutsch-deutscher Roman, der der Welt der DDR die raue Wirklichkeit nach der Wende gegenüberstellt, treffsicher und voll subtiler Komik.

Für Henry Steiger bedeutet die Wende 1989 nicht nur Befreiung. Der so eigensinnige wie angesehene DDR-Lyriker ist nun ein auf Stipendien angewiesener Hungerkünstler. Ein alter silberner Porsche ist das letzte Relikt der Hoffnung, den Ruhm in die neue Zeit retten zu können. In Wahrheit steckt Henry in einer Lebenskrise. Mit anderen Stipendiaten führt er in einer Künstlerenklave bei billigem Wein lächerliche Kämpfe um die wahre Kunst, buhlt um jeden Rock und trauert seinem alten Status hinterher. In Dichterliebe fragt Petra Morsbach ernst und ironisch zugleich nach dem Platz des Künstlers in der Gesellschaft. Dabei gelingt ihr ein überraschend klarer und humorvoller Blick zurück auf eine vermeintlich „gute alte Zeit“, als die Welt, auch die der Literatur, noch in Ordnung schien.

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:288
EAN:

Rezensionen zu "Dichterliebe: Roman"

  1. Speziell und genial

    Dieses Buch ist höchst speziell und höchst genial. Ich habe lange nicht mehr so viel gelacht, obwohl tatsächlich kaum etwas passiert.

    Henry Steiger war ein angesehener Dichter in der DDR. Nach der Wende ist seine Kunst nicht mehr gefragt. Zum Glück hat sein Freund Gabriel Geld und Kunstverstand und lässt ihn in seiner Künstlerkolonie wohnen.

    „Aber auch mich ernährte die Kunst, meine Gedichtbände hatten Auflagen von fünftausend Stück. Im Westen wäre das undenkbar, hier gibt es mehr Lyrikschreiber als -leser. Auf einmal sind wir lächerliche Figuren. Kein Wunder, dass unsere Frauen uns verlassen hatten.“

    Dort treffen die unterschiedlichsten Genies aufeinander, aber auch die Nachwuchsschriftstellerin Sidonie ist auch dort gelandet und erhofft sich Unterstützung.

    Petra Morsbach hat die Ironie erfunden und beobachtet genau. Unfassbar komisch lesen sich Henrys Betrachtungen.

    „Ach, was soll schon gewesen sein. Ich habe mich geduckt, um dichten zu dürfen, und begann unwillkürlich, über das Ducken zu dichten. Ich wollte demonstrieren, wie man dichtend sich wegduckt, und habe, indem ich das Ducken verdichtete, mich selbst weggedichtet"

    Henry erzählt von seiner Situation damals und auch jetzt, vom Künstlerleben und der DDR, den Wessis und seinen sparsamen Restaufträgen.

    Man amüsiert sich großartig und ist zutiefst beeindruckt von diesem Erzählstil, der spitzfindig, frech und treffend die Dinge auf den Punkt bringt. Aber irgendwann wünscht man sich dann doch eine Spur mehr Handlung, nur eine Winzigkeit.
    Dieses Buch ist besonders, ein großer Spaß und eine Herausforderung. Es macht Spaß, aber es zwickt auch ein wenig.

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