deutsch, nicht dumpf

Buchseite und Rezensionen zu 'deutsch, nicht dumpf' von Thea Dorn
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Inhaltsangabe zu "deutsch, nicht dumpf"

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:337
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Rezensionen zu "deutsch, nicht dumpf"

  1. Wie gut, dass wir noch echte "Gelehrte" unter uns haben.

    Kurzmeinung: Gehört in jeden Bücherschrank.

    Gescheit und eloquent führt Thea Dorn durch die Geschichte Deutschlands. Wie ist es entstanden? Woher kommt der Nationalgedanke? Schon von Anfang an, da gab es Deutschland in unserer heutigen Form noch gar nicht, haben sich Dichter und Denker mit dem Thema „Deutschland/Deutschtum“ auseinandergesetzt. Und von Anfang an auch das: kontrovers.

    Kommentar und Inhalt:
    In "deutsch, nicht dumpf" wird zitiert und zitiert. Dabei werden die zitierten Texte von Philosophen und Politikern, von Literaten und Historikern klug in Szene gesetzt. Ich bin froh, dass ich die vielen Soziologen und Philosophen und Dichter nicht selber lesen muss. Diesen unterbreiteten Zitatereichtum empfinde ich als bereichernd.

    Mit allen möglichen Themen setzt sich die Autorin für sich und uns auseinander und seziert sie für uns. Vom Gesangsverein über die Kriegsdienstverweigerer und Bausoldaten geht es, vom Turnvater Jahn bis zur Waldessehnsucht, der Naturverbundenheit, der Heimat, mit Thomas Mann, Nietzsche und Adorno wird man bezitatet - man möchte meinen, kunterbunt, aber Thea Dorn hat ein System!

    Thea Dorn erläutert politische Gruppierungen und deren Absichten/Anliegen, betrachtet sie kritisch, endlich habe ich verstanden, was es mit den Identitären auf sich hat, sie befasst sich mit der Leitkultur, der Verfassungstreue, was ist Kultur überhaupt, mit dem Europagedanken und mit dem Weltbürgertum und das ist längst nicht alles. Darf man Deutschland lieben, ist es ein Einwanderungsland, und was bedeutet das, darf man Grenzen als eine Grenze begreifen? Spannend ist es, Thea Dorns Gedanken zu folgen. Dabei wird es auch manchmal ganz unaufdringlich privat. Und das Ganze ist verständlich! Mühsam, klar, es handelt sich bei der Lektüre von deutsch, nicht dumpf um ein Sachbuch, nicht um einen Roman, mühsam, aber pädagogisch aufbereitet. Ich mag es am liebsten, wenn sie zwei oder mehrere konträre Standpunkte einander gegenüberstellt.

    Thea Dorn liebt ihr Land. Sie zeigt, dass deutsch sein, nicht dumpf sein bedeutet. Dafür ist sie selbst das beste Beispiel. Und dass Deutschland lieben auch bedeutet, in seiner Geschichte zuhause zu sein. Dazu gehört der Holocaust, aber auch die Weimarer Verfassung, die 1848er Revolution, etc. etc. Geschichtsvergessenheit führt zu dumpfer Ablehnung.

    In ihrem Sachbuch plädiert Thea Dorn zunehmend dafür, dass komplexe Sachverhalte auch komplex vermittelt werden müssen und dass die Leserschaft sich gefälligst anzustrengen habe, mehrzeilige Sätze zu verstehen und ihre Aufmerksamkeitsspanne zu verlängern, wenn sie kompetent mitreden will. Biertisch kann jeder. Aber was dabei heraus kommt, will keiner!

    Auch die Medien müssten sich wieder trauen, dem Zuhörer etwas abzuverlangen. Denn von FunNews zu FakeNews sei es ein verdammt kurzer Schritt. Ganz meiner Meinung. In einer einstündigen (Schein)Debatte, in der die Geladenen ihre vorgefertigen Politphrasen herunterbeten, kann nichts Gravierendes oder Bedeutendes vermittelt werden, zumal Talkmeister, wie zum Beispiel Markus Lanz (aber auch andere) ihre Gäste immer dann unterbrechen, wenn es ausnahmsweise einmal kontrovers oder spannend zu werden verspräche oder ein Gast es wagt, fünf Minuten Redezeit im Zusammenhang für sich zu beanspruchen. Dagegen wird der Manipulation viel Raum gegeben.

    Fazit: Kurzweilig.
    Deutsch, nicht dumpf ist ein Sachbuch, das man eigentlich nicht nur gelesen haben sollte, sondern im Bücherschrank stehen haben muss, um in der einen oder anderen Debatte, die man selber führt, einige Argumentationslinien nachlesen zu können.

    Kategorie: Sachbuch
    Verlag: Der Hörverlag
    Oder: Albrecht Knaus Verlag, 2018

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