Detransition, Baby

Buchseite und Rezensionen zu 'Detransition, Baby' von Torrey Peters
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2 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Detransition, Baby"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:464
EAN:9783550202049

Rezensionen zu "Detransition, Baby"

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    14. Apr 2023 

    Wirres, klischeehaftes Konstrukt mit allzu bequemen Feindbildern

    Mit ihrem hochgelobten Erstling liefert Peters uns die queere Version der klassischen Dreiecksbeziehung. Reese, trans Frau und Expartnerin von Amy, gerät in Entscheidungsnöte: Ames, der sich von der trans Frau zurück in einen Mann verwandelt hat, wird Vater. Und weil er die Vaterrolle als die ultimative Ausprägung von cis Männlichkeit empfindet, kann er sich diese nur vorstellen, wenn Reese als drittes Elternteil mit von der Partie ist. Angelpunkt des Konstrukts ist Katrina, die Geschwängerte: Zunächst geschockt über Ames´ Vorschlag, beginnt sie sich für eine queere Familienkonstellation zu erwärmen, scheinen damit doch die klassischen Probleme einer Hetero-Partnerschaft gelöst zu sein. Bis sie Wind von Reeses aktueller Beziehung bekommt…

    Zwei Erzählstränge, abwechselnd halbwegs chronologisch, schildern Ames´ und Reeses Beziehungsvergangenheit aus wechselnden Perspektiven und das Geschehen nach der Zeugung des Kindes. Mit Reese hat Peters sich für eine Protagonistin entschieden, die einen kräftig gegen den Strich bürstet. Reese steht auf gewalttätige Männer, weil sie sich mit ihnen – und das hat mich wirklich geschockt – schwach fühlen kann. Schwach und weiblich, das sind für Reese Synonyme. Auch die zweite Figur, Amy, fand ich ziemlich schwer verdaulich. Deren sexuelle Phantasien drehen sich um einen Mann, der von einer dominanten Frau in weibliche Stereotype gezwungen wird. “Wenn Männern das Frausein aufgezwungen wurde, war das die ultimative Entwürdigung und Erniedrigung – was sagte das darüber aus, was Amy über Frauen dachte?“ Auch das Beharren von Peters´ Figuren auf veralteten Codes irritierte mich. Während cis Frauen längst aufgehört haben, stereotypen Klischees zu entsprechen, erheben offenbar trans Frauen diese zum Inbegriff des Weiblichen. Nur macht es einen nicht zur Frau, besonders elegant die Beine übereinander zu schlagen.

    Weiße cis Frauen sind offenbar Peters´ ultimatives Feindbild. Verhalten sie sich verständnisvoll, sind sie Heuchlerinnen. Interessieren sie sich, sind sie sensationslüstern. Obendrein veranstaltet Reese einen Leidenswettbewerb. Wer leidet mehr? Natürlich trans Frauen. Denn cis Frauen sind die „bürgerlichen weißen Didion-Verehrerinnen, die ein Abo auf die große Theorie des weiblichen Schmerzes haben, diese Grüblerinnen mit ihren kleinen Wunden, die keine größeren Probleme haben als das Gefühl, ungerecht behandelt worden zu sein“. Wenn ich sowas lese, kriege ich Puls – der lange Kampf um Frauenrechte mal eben für überflüssig erklärt. Und so geht es weiter – nur geschiedene Frauen finden annähernd Gnade vor Peters´ Augen. Denn diese „erkennen, dass die Narrative, die sie schon erzählt bekommen haben, seit sie Mädchen waren, getrogen haben und […] wissen, dass es nichts gibt, was all das ersetzen könnte. […] Näher kannst du an eine trans Frau nicht rankommen. Geschiedene Frauen sind die einzigen Leute, die annähernd wissen, was ich weiß.“ Das Problem ist, dass mich Reeses oder Ames´ Leiden zu keiner Zeit erreichen konnte. Ihre Empfindungen sind ein Wirrwarr aus Wut, Ressentiments und Frustration und blieben unfassbar. Immer, wenn ich meinte, mich den Figuren angenähert zu haben, kam ein Twist ins Absurde und ich war raus. Ich fand es nicht mal interessant. Dass trans Frauen extrem suizidgefährdet sind, wird mehrfach im Roman thematisiert, blieb für mich aber ebenso abstrakt.

    Auf der sprachlichen Ebene wechseln sich geschliffene Gesellschaftsanalysen ab mit Schilderungen kruder Sexualität. Hier habe ich nun Bilder vor Augen, auf die ich gerne verzichtet hätte. Auch einige Vokabeln hätte ich nicht gebraucht, wie zum Beispiel „pozzen“. Pozzen kommt von positiv und bedeutet, jemanden absichtlich mit HIV anzustecken. Oder „tucking“. Das erkläre ich hier lieber nicht.

    Fazit: Der erhoffte Erkenntnisgewinn ist ausgeblieben, in dem vorgehaltenen Spiegel habe ich mich nicht wiedererkannt. Vor der Lektüre war meine Haltung gegenüber trans Personen positiv gleichgültig – soll jede/r so leben, wie er/sie will, so lange er/sie niemandem schadet. Nach der Lektüre ist da große Irritation, denn diese Toleranz beruht offenbar nicht auf Gegenseitigkeit.

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  1. 1,5 Sterne

    Klappentext:
    „Reese und Amy sind ein glückliches Paar, zwei trans Frauen in New York, mit dem Traum von einer Familie. Doch dann entscheidet sich Amy, wieder als Mann zu leben, und die Liebe zerbricht. Als drei Jahre später Amesʻ Chefin Katrina unerwartet von ihm schwanger wird, fasst Ames einen Plan: Warum ziehen sie das Kind nicht gemeinsam groß, zu dritt?“

    In einer Zeit, in der die Regenbogenflagge mal mehr, mal weniger farbintensiv daher kommt, kommt dieses Buch genau richtig - so dachte ich. Die Welt ist bunt und jeder soll nach seinem Gusto leben und leben dürfen!
    Torrey Peters hat „Detransiton, Baby“ verfasst und mich wirklich enttäuscht. Gleich vorab: der Plot der Geschichte ist gut und vor allem extrem wichtig zu benennen aber es kommt auf das WIE an. Peters hat hier nicht nur jede Menge Kauderwelsch verfasst, sie springt recht früh in die Gossen-Sprache über und überhäuft den Leser mit Worten, die man nicht lesen will, weil sie einfach nicht zum Thema passen bzw. einfach unpassend für die Geschichte sind. Der angeblich rote Faden verliert sich rasant in Nichtigkeiten und zu vielen wirren Storys, dass man die Lust am Buch schnell verliert. Es gab so einige Situationen die einen nur fragend und staunend zurück lassen. Mit einem HIV-Infizierten schlafen? So mal zum Spaß? Soll das Humor sein, Ernst oder ist das einfach nur dümmlich? Hier werden Menschengruppen bloß gestellt und auf gewisse Weise einfach falsch beleuchtet. Was soll so etwas? Der Regenbogen wurde einfach immer farbloser und selbst schwarz-weiß war zum Schluss nicht mehr drin. Wie anderen Lesern auch schon aufgefallen ist, werden zudem viele Wörter frei erfunden und sollen das Thema Trans wohl auflockern bzw. uns in dessen Welt ein wenig einweißen - dass ist alles völlig falsch angepackt und passt rein gar nicht zu diesem Thema. Schlussendlich hatte ich das Gefühl, hier soll auf Krampf mit den derbsten Worten das Trans-Thema beim Leser befriedigt werden.
    Mein Fazit: 1,5 Sterne für den Plot aber die Umsetzung ist in allen Strängen einfach nur schlecht, demütigend und nicht clever durchdacht.

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