Der Tunnel: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Tunnel: Roman' von Yehoshua, Abraham B.
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5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Tunnel: Roman"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:368
EAN:9783312011483

Rezensionen zu "Der Tunnel: Roman"

  1. 5
    01. Mai 2020 

    Ehe - und Krankheitsgeschichte im heutigen Israel

    Abraham B. Yehoshua wurde 1936 in Jerusalem geboren. Er gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Autoren seines Landes und zählt neben Amos Oz und David Grossman zu den drei großen linken Schriftstellern Israels. Er ist ein bedeutender Friedensaktivist und setzt sich seit langem für das Miteinander von Arabern und Juden ein. Yehoshua war 56 Jahre mit einer Psychoanalytikerin verheiratet. Seine Frau verstarb, während er an diesem Buch gearbeitet hat. Ihr ist auch sein letzter Roman gewidmet: „ Für meine Ika ( 1940-2016 ) Unendliche Liebe“
    Hauptfigur ist Zvi Luria, 72 Jahre alt, früher ein anerkannter Straßenbauingenieur, zuständig im Bauministerium für die Planung von Straßen, Brücken und Tunnels. Er ist verheiratet mit Dina, einer Kinderärztin, hat zwei erwachsene Kinder und einen Enkelsohn. Alles könnte bestens sein, doch in letzter Zeit hat Zvi Probleme mit seinem Gedächtnis. Zuerst sind es nur die Vornamen, die ihm nicht mehr einfallen, dann kauft er Unmengen von Tomaten und beinahe hätte er ein fremdes Kind anstatt seinem Enkel aus dem Kindergarten abgeholt.
    Ein Besuch beim Neurologen ergibt eine Atrophie an der Hirnrinde - Vorbote einer beginnenden Demenz. Der Arzt empfiehlt Luria, sich eine Beschäftigung zu suchen und so sein Gehirn zu beschäftigen.
    Eine Gelegenheit bietet sich an seiner früheren Arbeitsstätte. Er berät nun unentgeltlich einen jungen Ingenieur, der in der Negev- Wüste eine Straße für die Armee planen soll.
    Und hier kommt nun die politische Dimension des Romans zum Tragen. Auf einem Hochplateau, das der Straße weichen müsste, versteckt sich eine palästinensische Familie. Hier gilt es nun, eine Lösung zu finden. Und Luria hat die grandiose Idee, statt den Hügel abzutragen, einen Tunnel zu bauen.
    Der Autor verschränkt hier die Familiengeschichte, sowohl die von Luria als auch die der palästinensischen Familie, mit der israelischen Gegenwart.
    Viele Szenen im Roman spielen in Krankenhäusern. Hier begegnen sich auf vielfältige Art Israelis und Araber und hier funktioniert das Zusammenleben. Entweder werden Palästinenser dort behandelt oder sie arbeiten als Ärzte, Pfleger oder Reinigungskräfte.
    Aber was den Roman so lesenswert macht ist die Beziehung zwischen Zvi und seiner Frau Dina. Mit viel Liebe und Humor nehmen sie den Kampf gegen die fortschreitende Krankheit auf. Zvi lässt sich nicht unterkriegen, obwohl er immer wieder in haarsträubende Situationen kommt und seine Frau unterstützt ihn fürsorglich oder schimpft liebevoll.
    „ Der Tunnel“ ist ein unterhaltsamer Roman über Demenz, über das Zusammenleben von Juden und Arabern, aber vor allem ein großer Liebes- und Eheroman.

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