Der Tod ist ein Tänzer

Rezensionen zu "Der Tod ist ein Tänzer"

  1. Berlin und die Tänzerin

    Josephine Baker ist ein Star in Paris. Mit ihrer „Revue nègre“ und „La Danse Sauvage“ macht sie bei jedem ihrer Auftritte Furore. Sie begibt sich mit ihrer Truppe zu einem Gastspiel nach Berlin. Doch dort wird sie nicht so vorbehaltslos aufgenommen. Rechtsnationale Gruppen planen einen Anschlag auf die Künstlerin, um ihre politischen Ziele voranzubringen. Der junge Tristan Novak soll als Fahrer und Beschützer für Josephines Sicherheit sorgen. Mit ihm haben die rechten Schergen nicht gerechnet.

    Der Tod ist ein Tänzer ist ein historischer Kriminalroman von Veronika Rusch und Auftakt einer Trilogie. Ort und Zeit der Handlung: Berlin 1926. Die Autorin mischt Fakten und Fiktion, fängt Flair und Zeitgeist – in guten wie in schlechten – gekonnt ein. Berlin in der Weimarer Republik ist eine Stadt mit vielen Gesichtern, mit vielen hellen und dunklen Flecken. Dekadenz und Sensationslust stehen Armut und Verfall gegenüber. Der Hass auf alles Fremde ist allgegenwärtig.

    Tristan Nowak ist ein Mann mit Vergangenheit. Den großen Weltkrieg hat er überstanden, die Schrecken des Krieges lange Zeit mit Drogen betäubt. Sein Freund Freddy Schimek gibt ihm Halt. Gemeinsam machen sie Schwarzmarktgeschäfte und betreiben einen Boxclub. Seine Herkunft ist kompliziert. Nur widerwillig nimmt er den Auftrag seines Onkels, dem „roten Grafen“, an, die junge schwarze Tänzerin Josephine Baker zu beschützen.

    Josephine Baker ist ein, wenn wir heute an sie denken, ein Weltstar. Ihre Darbietungen, nahezu nackt, wild, ekstatisch waren damals aufregend, neu und anstößig. In dieser Geschichte ist Josephine noch sehr jung, am Anfang ihrer Karriere, sie wirkt oft kindisch, naiv und arrogant. Ich hatte den Eindruck, dass dieser Roman der Persönlichkeit Josephine Bakers nicht wirklich gerecht wurde. In den Südstaaten der USA geboren war sie der Rassendiskriminierung ihres Heimatlandes ausgeliefert. Als sehr junges Mädchen schließt sie sich einer Theatergruppe an, geht nach New York und letztlich nach Europa. Josephine Baker war nicht nur Showstar, sondern auch eine Kämpferin für Gleichberechtigung und Menschenrechte. Im zweiten Weltkrieg half sie der Resistance als Widerstandkämpferin. Gerade erst im November 2021 wurde sie in Frankreich posthum mit der höchsten Ehre betraut, erhielt sie doch einen Platz im Pariser Pantheon, als erste schwarze Frau überhaupt.

    Mich hat das Buch animiert, mehr über das Leben dieser interessanten Frau zu erfahren.

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  1. Gefahr für Josephine

    Ich liebe es, mit Büchern in vergangene Zeiten einzutauchen. „Der Tod ist ein Tänzer“ aus der Reihe „Die schwarze Venus“ führt uns in das schillernde Berlin der Zwanziger. Josephine Baker hat Paris begeistert und kommt mit ihrer Truppe nun nach Berlin. Doch es droht ihr Gefahr und Tristan Nowak soll sie vor einem Anschlag schützen. Obwohl er diesen Auftrag gar nicht annehmen wollte, ist er fasziniert von dieser außergewöhnlichen jungen Frau. Zunächst glaubt er nicht an die Bedrohung, doch schon bald erkennt er, dass die Gefahr größer ist als vermutet, denn es gibt dunkle Mächte, die rücksichtslos ihre Interessen verfolgen.
    Mich hat diese Geschichte gleich gepackt. Die Atmosphäre in Berlin ist gut dargestellt und obwohl sich in Berlin vieles verändert hat, habe ich einige Örtlichkeiten wiedererkannt.
    Josephine Baker ist eine interessante Persönlichkeit. Als sie nach Berlin kommt, ist sie erst neunzehn Jahre, aber sie hat schon viel Schlimmes erlebt. Sie ist lebensfroh, mutig und weiß genau, was sie will. Ihre Darbietungen sind anders und frivol, sie polarisiert. Es wundert mich nicht, dass ihr Tristan Nowak näherkommt, als er es gewollt hat. Aber Gefühle lassen sich nun einmal nicht steuern. Er ist vom Krieg traumatisiert und hat den Tod der Mutter nicht verwunden. Mit Boxen versucht er seine Dämonen in Schach zu halten. War er anfangs nur ein beauftragter Beschützer von Josephine, so wird die Sache für ihn immer persönlicher.
    Auch die anderen Personen sind lebendig und vielschichtig dargestellt. Es gibt einige, die mir ans Herz gewachsen sind, wie beispielsweise Ahl, Helene, Fanny, Freddy, Ruben und der rote Graf, und solche, die mir leidtun obwohl sie mit nicht sympathisch sind. Aber es gibt auch solche, die schreckliche Überzeugungen haben oder einfach nur Böse sind. Es gibt auch fiktive Charaktere, die reale Vorbilder haben; man erkennt sie sofort, wenn man ein wenig über die damalige Zeit weiß.
    Die politischen Verhältnisse sind instabil in jenen Zeiten. Die Politiker haben vollmundige Versprechungen gemacht und dann die Menschen im Stich gelassen. Viele Männer sind nach dem Krieg invalide und traumatisiert. Berlin hat zwar schillernde Seiten, aber es gibt auch die tiefdunklen. Die Not ist groß und jeder versucht zu sehen, wo er bleibt. Illegale Geschäfte sind an der Tagesordnung. Zunehmend machen sich die Nationalsozialisten breit, und die Enttäuschten und Gefrusteten werden zu Sympathisanten. Es hat mich wieder einmal erschreckt, wie die Rattenfänger ihre willigen Handlanger einfangen.
    Was der geplante Anschlag bezwecken soll, habe ich früh geahnt, aber es ist ungeheuer spannend herauszufinden, was denn eigentlich geschehen soll und wer dahintersteckt. Nowaks Gegner sind skrupellos und nehmen Kollateralschäden billigend in Kauf. Außerdem scheinen sie immer einen Schritt voraus zu sein.
    Es ist eine wirklich interessante und spannende Geschichte, die mich von Anfang an sehr gefesselt hat und daher bin ich schon auf die Fortsetzung „Die Spur der Grausamkeit“ gespannt. Absolutes Lesehighlight!

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