Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens' von Oliver Bottini
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Inhaltsangabe zu "Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens"

Banat/Rumänien 2014: Ioan Cozma hat abgeschlossen mit der Welt. Der Kripo-Kommissar lebt allein, es sind nur noch ein paar Jahre bis zu seiner Pensionierung; wenn er nicht groß auffällt, wird auch niemand in seiner Vergangenheit wühlen. Es ist besser so. Doch die Welt will ihn nicht in Ruhe lassen. Ausgerechnet Cozma wird die Ermittlungsleitung in einem brutalen Mordfall übertragen: Die junge Lisa Marthen, eine Deutsche, wurde erstochen aufgefunden. Ihrem Vater gehört ein landwirtschaftlicher Großbetrieb, und der Verdacht fällt auf einen seiner jungen Feldarbeiter, der in Lisa verliebt war und seit ihrem Tod verschwunden ist. Als eine Spur nach Mecklenburg führt, macht Cozma sich auf den Weg – und muss feststellen, dass er dort nicht der Einzige ist, der für Gerechtigkeit sorgen will …
Oliver Bottini zeigt, wie sich die radikale Einsamkeit des Menschen durch Gier und Machthunger noch verstärkt. Doch eines bricht sich immer wieder Bahn – der Glaube an etwas Gutes und an Menschlichkeit. Die Spannung zwischen diesen Polen ist es, durch die ›Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens‹ eine existenzielle Wucht entfaltet.

»Platz 1 Deutscher Krimipreis 2018«
»Platz 1 Krimibestenliste Januar 2018«

Format:Kindle Edition
Seiten:414
EAN:

Rezensionen zu "Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens"

  1. Gier und Macht

    Bottinis Kriminalroman „Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens“ hat sich so ganz anders entwickelt, als ich nach den ersten Seiten angenommen habe.

    Kurz zum Inhalt: Lisa Marthen, die Tochter eines deutschen Großgrundbesitzers in Rumänien fällt einem Mord zum Opfer. Ioan Cozma, ein älterer Polizeibeamter wird als zuständiger Ermittler für den Fall ausgewählt. Sehr zu seinem Unmut, es trennen ihn nur noch wenige Jahre von der Pensionierung und er hatte vor, sie unter dem Radar von Vorgesetzten abzusitzen. Es gibt einige Punkte in seiner Vergangenheit, die er nur zu gern vergessen würde. Die Spuren des Verdächtigen führen vom Banat bis nach Mecklenburg, dem Heimatort der Marthens und auch Cozma folgt diesen Spuren.

    Ausgehend von diesem Verbrechen entwickelt Bottini einen großartigen und komplexen Roman, der sich nicht allein auf einen Kriminalfall reduzieren lässt. Seine Figuren, die er sehr menschlich und vielschichtig in Szene setzt, haben alle gebrochene Biografien. Dies ist nicht nur der Wende 89 in Deutschland geschuldet, auch in Rumänien gibt es nach der Abkehr von Kommunismus neue Strukturen. Ob sie für die Menschen Gutes bringen, sei dahingestellt.

    Die meisten Protagonisten in diesem Buch gehören eher zu den Verlierern. Aber nicht nur politische und gesellschaftliche Verwerfungen prägen den Landstrich, die Globalisierung hat längst Einzug gehalten. Die Kleinbauern geben unter Druck ihre Ländereien ab, Großgrundbesitzer aus Asien, Saudiarabien und auch Deutschland verteilen das Land unter sich. Monokulturen sind die Folgen und der Gewinn wird woanders gemacht, während in Rumänien – wie auch in anderen Ländern – die Bevölkerung nichts davon spürt. Bis auf eine Handvoll Gewinner, die vor nichts zurückschrecken um ihre Interessen durchzusetzen. In korrupten Politikern finden sie stets willige Helfer.

    Ganz realistisch beschreibt Bottini die Vorgänge und sein Krimi bleibt bei aller Ernsthaftigkeit und Gesellschaftskritik immer auch spannend. Dass man ihn nicht einfach „runterlesen“ kann, sondern das Thema reflektiert, empfinde ich als großes Plus. Politthriller, Wirtschaftskrimi, Familiendrama – der Kriminalroman hat viele Facetten und mir gefiel es, wie Bottini das alles in einem Buch zusammenführt.

    Nicht immer ist die Lektüre ganz einfach, besonders am Anfang, wenn Namen und Handlungsstränge eingeführt werden. Ohne das ausführliche Register am Ende des Buches hätte ich mir dabei wohl schwer getan alle Namen zuzuordnen.

    Ein besonderer Kriminalroman, der Stellung bezieht.

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