Der Seidenspinner

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Seidenspinner' von Robert Galbraith
5
5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Seidenspinner"

Ein neuer Fall für Cormoran Strike. Als der Romanautor Owen Quine spurlos verschwindet, bittet seine Frau den privaten Ermittler Cormoran Strike um Hilfe. Es ist nicht das erste Mal, dass Quine für einige Tage abgetaucht ist, und sie möchte, dass Strike ihn findet und nach Hause zurückbringt. Doch schon zu Beginn seiner Ermittlungen wird Strike klar, dass mehr hinter Quines Verschwinden steckt, als seine Frau ahnt. Der Schriftsteller hat soeben ein Manuskript vollendet, das scharfzüngige Porträts beinahe jeder Person aus seinem Bekanntenkreis enthält. Sollte das Buch veröffentlicht werden, würde es Leben zerstören – zahlreiche Menschen hätten also allen Grund, Quine zum Schweigen zu bringen.


Als Quine tatsächlich tot aufgefunden wird, brutal ermordet unter bizarren Umständen, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, um das wahre Motiv des skrupellosen Mörders aufzudecken – eines Mörders, wie Strike ihm noch nie zuvor begegnet ist …


Absolut fesselnd und voller unerwarteter Wendungen: Der Seidenspinner ist der zweite Roman der hochgelobten Krimiserie um den Ermittler Cormoran Strike und seine entschlossene junge Assistentin Robin Ellacott.


Format:Kindle Edition
Seiten:672
EAN:

Rezensionen zu "Der Seidenspinner"

  1. 5
    03. Jul 2016 

    Bombyx mori...

    Bombyx mori ist der lateinische Name des Seidenspinners oder auch Maulbeerspinners, eines ursprünglich in China beheimateten Schmetterlings, dessen Raupen schon seit langem für die Erzeugung von Seidengarn genutzt werden. Aber nein, das hier wird jetzt keine wissenschaftliche Abhandlung. Bombyx mori ist eben auch der Titel des neuesten Romans des nicht sonderlich erfolgsverwöhnten Autors Owen Quine - und eben jener Autor scheint verschwunden zu sein. Seine Frau Leonora, unscheinbar und verhuscht, wendet sich an den Privatermittler Cormoran Strike und bittet ihn, ihren Mann zu finden. Der weiß erst nicht so recht, was er davon halten soll, denn schließlich ist Quine für seine Eskapaden bekannt - immer schon ist er phasenweise für einige Tage oder Wochen verschwunden, um sich vom Alltag und Familienleben zurückzuziehen, dann aber stets freiwillig wieder aufgetaucht. Weshalb also mit der Suche beginnen? Doch Leonora tut ihm irgendwie leid, und so beginnt Cormoran zu ermitteln.

    Dass hier etwas anders ist als bei den üblichen Auszeiten Quines, merkt Cormoran spätestens, als er dessen Leiche übelst zugerichtet in einem alten Haus aufspürt. Für die Polizei ist rasch klar, dass nur die Ehefrau des Autors als Täterin in Frage kommt, doch Strike hat daran große Zweifel. Obwohl der Roman Quines nicht verlegt wurde, spricht die ganze Autoren- und Verlagsszene Londons von diesem Buch: skandalträchtig scheint ein noch zu geringes Wort für Bombyx mori. Als Strike sich ein Exemplar besorgen kann, erkennt er, dass jeder, der in London etwas mit Verlagen oder dem Schreiben von Büchern zu tun hat, in diesem Roman bloßgestellt wird, aber auch Menschen aus dem privaten Umfeld des Autors. Es gibt also viele, die ein Motiv hatten, Quine zum Schweigen zu bringen - und die Inszenierung seines Todes weist große Parallelen zur Handlung in seinem Buch auf. Wer ist also der wahre Täter?

    Fast 700 Seiten lässt Robert Galbraith alias Joanne K. Rowling sich Zeit, um diesen Krimi zu erzählen. Und sie war wieder in bester Erzähllaune. Geduldig, fast liebevoll beschreibt sie ihre Figuren, angefangen bei dem 36jährigen Cormoran Strike, der nach einer Beinamputation aus der Armee ausscheiden musste und sich seither als Privatermittler verdingt. Seit seinem ersten großen Fall ('Der Ruf des Kuckucks') ist er in London und den Medien recht bekannt und kann sich über einen Mangel an lukrativen Aufträgen nicht beklagen. Doch hängt sein Herz nicht an der Beweisführung gegen untreue Ehemänner, sondern die Unschuldigen sind es, denen er wirklich zu helfen wünscht. Und so lässt sich Strike überhaupt nur auf diesen Fall ein, der ihm finanziell kaum etwas einbringen wird. Aber auch Robin Ellacott, Strikes Assistentin, gewinnt hier zunehmend an Substanz - immer mehr wird deutlich, weshalb sie überhaupt die unterbezahlte Stellung in der Detektei angenommen und später auch beibehalten hat, obwohl sie besser bezahlte Stellen hätte haben können. Sowohl ihrem Verlobten als auch Cormoran Strike selbst gegenüber macht sie schließlich deutlich, was sie eigentlich möchte. Und ihre Hilfe kann der Detektiv auch in diesem komplizierten Fall wirklich gut gebrauchen.

    Der eigentliche Fall ist durch die Vielzahl der Personen und Motive unglaublich komplex und undurchsichtig. Eitle Autoren, gierige Agenten und bornierte Verleger gehören ebenso zu den Verdächtigen wie das private Umfeld des ermordeten Owen Quine, und Strike quält sich mehr als einmal im Schneematsch mit seiner Beinprothese zu den zu befragenden Personen. Ein flüssiger Schreibstil und interessante Dialoge sorgen trotz der Länge des Romans für eine kurzweililge Unterhaltung, und trotz der oftmals verstörenden Ausschnitte aus dem Buch des Toten habe ich jede einzelne Zeile genossen. Einen intelligenten Krimi mit viel Lokalkolorit hat Galbraith / Rowling da geschrieben. Bis kurz vor Schluss ahnte ich nicht, wer nun der Mörder des übel zugerichteten Skandalautors war - und selbst ein fulminanter Showdown fehlt hier nicht.

    Alles in allem ein überzeugender, spannender und interessanter Krimi, der mit Seitenhieben auf die Buchbranche nicht spart und in jedem Fall neugierig werden lässt auf die kommenden Fälle für Cormoran Strike und Robin Ellacott...

    © Parden

    Teilen
  1. Die Abgründe der Literatur

    "Der Seidenspinner" (wie schon sein Vorgänger, "Der Ruf des Kuckucks") hat in meinem Lesezimmer seinen rechtmäßigen Ehrenplatz zwischen den Werken von Stieg Larsson und Justin Cronin eingenommen, im Regal für Bücher, die in meinen Augen die literarische Messlatte höher hängen

    Da wäre zum einen der Schreibstil: in eindringlichen, einfallsreichen Bildern lässt er die Schauplätze vor dem Leser auferstehen, mit dichter Atmosphäre und düsterer Sogkraft. Die Geschichte führt die Ermittler Cormoran Strike und Robin Ellacot auf die dekadenten Dinnerpartys der Privilegierten, aber auch in die tristen Wohnzimmer heruntergekommener Sozialbauten.

    Besonders die Dialoge sind hervorragend - prägnant, authentisch, mit perfektem Tempo. Jeder Charaktere hat seine unverwechselbare Stimme.

    Auch die literarische Stimme von "Robert Galbraith" ist einzigartig und brilliant. Ich habe es als große Freude empfunden, mich von ihr durch die Geschichte führen zu lassen, und war schnell mittendrin in dieser packenden Mischung aus klassischem Krimi und hard-boiled Roman Noir.

    Inhaltlich ist das Buch in meinen Augen ein Geniestreich. Die Handlung ist komplex, vielschichtig - und unglaublich clever. Die Grenzen zwischen Literatur und Leben verschwimmen immer wieder, und alleine für Originalität hat "Der Seidenspinner" mindestens 10 von 5 Sternen verdient

    Denn im Mittelpunkt der Geschichte steht das Buch im Buch. Ein wenig erfolgreicher Autor, der stolz darauf ist, dass seine Bücher schockieren und empören, verhöhnt und verunglimpft in seinem letzten Werk, "Bombyx Mori", so gut wie alle Menschen, die in seinem Leben eine größere Rolle spielen - und das brutal und schonungslos erniedrigend. Mit jedem Kapitel enthüllt sich mehr und mehr, dass hinter den Kulissen alte Konflikte schwelen, von künstlerischer Rivalität bis hin zu tragischen Todesfällen und Hass bis aufs Blut.

    Getragen wird die Geschichte von ihren Helden (und Antihelden):

    Cormoran Strike ist ein widersprüchlicher, manchmal schwieriger Charakter. Er hat einen messerscharfen Verstand, aber auch eine hervorragende Intuition. Einerseits weigert er sich, seine Moralvorstellungen zu verkaufen, andererseits benutzt er Menschen, wenn ein Fall es erfordert. Aber ich hatte immer den Eindruck, dass er ganz grundlegend ein ehrlicher Mensch ist, der nicht nur Geld verdienen will, sondern auch ein Stück Gerechtigkeit wiederherstellen. Trotz seiner Schwächen fand ich ihn immer faszinierend und überzeugend.

    Robin Ellacot war für mich die Sympathieträgerin des Buches. Ihre große Stärke sind ihr emotionales Gespür und ihr tiefes Mitgefühl, aber auch ihre ausgeprägte Beobachtungsgabe und ihre schnelle Lernfähigkeit. Sie ist die geborene Ermittlerin, und Strike und Robin sind in meinen Augen das perfekte Team, gerade weil sie sehr unterschiedlich sind.

    Die Charaktere fand ich ausnahmslos wunderbar geschrieben. Ich hatte schon nach wenigen Kapiteln das Gefühl, sie gut zu kennen, mit all ihren Marotten, Stärken und Schwächen.

    Fazit:
    "Der Seidenspinner" ist ein hochintelligenter, facettenreicher Krimi, der mich vollends überzeugt hat, mit einem großartigen Schreibstil, lebendigen Charakteren und einer Handlung, die mehr Wendungen und Irrwege hat als ein Spiegellabyrinth. Von mir eine ganz klare Leseempfehlung!

    Teilen