Der schwarze Winter

Buchseite und Rezensionen zu 'Der schwarze Winter' von Clara Lindemann
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der schwarze Winter"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:384
Verlag:
EAN:9783749901548

Rezensionen zu "Der schwarze Winter"

  1. Gelungene Komposition von Geschichte (histor.) und Geschichte (

    Auf den ersten Blick machte das Cover einen zusammengestückelten Eindruck. Am unteren Rand die Kulisse der durch Bomben zerstörten Stadt Hamburg, das obere Drittel dominiert von ein paar für den Winter ungeeigneten Schuhe mit dem Teil einer Wolldecke mit Fransen, perspektivisch und Grössenmässig gar nicht zusammenpassend. Seltsamerweise störte diese Diskrepanz gar nicht mehr; als ich es länger anschaute blieb nur der Eindruck von kalten Füssen, ungenügender Winterkleidung und kein Unterschlupf. Ein toll komponiertes Bild.
    Der Roman an sich bietet einen gut recherchierten Überblick über den Überlebenskampf nach dem Weltkrieg, vor allem die Problematik die besonders in den Städten auftrat. Die Versorgung mit Lebensmitteln war schwieriger, Unterkünfte waren kaum noch vorhanden und die Kriminalität blieb hoch. Zum einen war die Hemmschwelle sich einfach was mit Gewalt zu nehmen durch die Kriegsgeschehnisse niedriger, zum anderen die Nachkriegsnot besonders gross.
    Es gelingt Clara Lindemann auf eine ansprechende Art und Weise die zumindest meiner Generation durch Literatur und Geschichtsunterricht bekannten Lebensumstände in der Nachkriegszeit mit einer Romangeschichte zu verbinden ohne auch die Problematiken, wie Alt-Nazis haben weiterhin oft die Macht oder Frauen gehören wieder in die zweite Reihe zu verniedlichen.

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  1. Starke Schwestern

    Die Schwestern Silke und Rosemarie sind aus Danzig geflohen und auf einem Bauernhof untergekommen. Dort werden alle Flüchtlinge schlecht behandelt, aber die Schwestern ganz besonders. Dann müssen sie wieder fliehen, da der Bauer übergriffig wird. Sie schlagen sich unter widrigen Wetterbedingungen nach Hamburg durch. Doch die Stadt ist zerbombt und die britische Besatzung nimmt niemanden in der Stadt mehr auf. Unterkunft und Essen gibt es nur noch auf dem Schwarzmarkt und jeder denkt nur an sich. Doch die beiden lassen sich nicht unterkriegen und haben zunehmend Erfolg. Doch das ist anderen ein Dorn im Auge.
    Der Schreibstil der Autorin Clara Lindemann lässt sich gut lesen. Mir hat dieser historische Roman gut gefallen.
    Die Charaktere sind gut und authentisch beschrieben. Die Schwestern stammen aus einer wohlhabenden Familie und könnten nicht unterschiedlicher sein. Silke ist bestrebt, das Richtige zu tun und ist vorsichtiger. Rosemarie will sich nichts vorschreiben lassen und ist immer guten Mutes. Die beiden kämpfen ums Überleben und müssen sich gegen Konkurrenten durchsetzen, die etwas gegen Frauen in dem Geschäft haben. Die Zeiten sind sehr hart, ganz besonders in diesem Hungerwinter 1946/1947, und man kann niemanden trauen. Das müssen auch die Schwestern schmerzhaft erfahren. Zum Glück aber gibt es auch Menschen, denen die Schwestern vertrauen können.
    Furchtbar ist es, dass Menschen die Not der anderen schamlos ausnutzen. Schlimm finde ich auch, dass die alten Seilschaften nach dem Krieg oft weitermachen können, als sei nichts geschehen. Es ist kein leichtes Thema, das in diesem Roman behandelt wird, trotzdem hat mir die Geschichte gut gefallen.

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