Der schwärzeste Winter

Buchseite und Rezensionen zu 'Der schwärzeste Winter' von  Carlo Lucarelli
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Inhaltsangabe zu "Der schwärzeste Winter"

Diskussionen zu "Der schwärzeste Winter"

Format:Broschiert
Seiten:320
Verlag: Folio
EAN:9783852568362

Rezensionen zu "Der schwärzeste Winter"

  1. Drei Tote, drei Interessen

    Es ist ein dunkler Dezember in Bologna 1944. Die Stadt ist von der deutschen Wehrmacht besetzt, wird von den Alliierten bombardiert und ist dennoch Auffangort für unzählige Menschen, die vor der nahenden Front fliehen. Commissario De Luca arbeitet für die faschistische Staatspolizei. Eines Morgens wird er mit drei Leichen im Umkreis von wenigen hundert Metern konfrontiert: die Toten ein Ingenieur, ein Universätsprofessor und ein desertierter Deutscher der SS. Die Lage ist so unklar, wie die Interessen aller Beteiligten unterschiedlich sind.

    „Der schwärzeste Winter“ ist ein Kriminalroman des italienischen Schriftstellers Carolo Lucarelli, angesiedelt im faschistischen Italien während des zweiten Weltkrieges. De Luca ist ein penibler Ermittler, kann Ungereimtheiten nicht stehen lassen, dreht und wendet alles von vorne. Doch De Luca stößt bei diesem Fall an seine Grenzen. Die drei Leichen stehen unverkennbar in einem Zusammenhang. Nur sehr widerwillig wird De Luca hier „Diener dreier Herren“.

    „Eine Ermittlung war vom Präfekten und eine von den Deutschen in Auftrag gegeben worden…Und jetzt auch noch von der Resistenza. Oder nahezu.“

    Bologna ist in diesem Winter tatsächlich an einem Tiefpunkt. Menschen, die hungern, kein Dach über dem Kopf haben, terrorisiert von den Deutschen Besatzern. Es ist dunkel, kalt und schmutzig. Mit jeder Zeile kriecht dieses unbehagliche Szenario unter die Haut.

    …Menschen, die etwas suchten, Schnee, Butter, eine Zigarette, einen Augenblick, um den Winter zu überwinden, der seit Kriegsbeginn, oder seit Menschengedenken, der raueste und kälteste war. Der schwärzeste.“

    De Luca hat offensichtlich etwas wieder gut zu machen. Was sein Gewissen belastet, weiß man eventuell, wenn man die Vorgänger der Serien gelesen hat. Habe ich nicht. Macht aber nichts. Der Commissario gerät von außen und innen in eine ausweglose Konfliktsituation. Hier sehen wir einen Zerrissenen, einen der durchaus auch zu seinem Vorteil kalkuliert, und dann wiederum einen mitfühlenden Menschen, der eines lernen muss. Dass Vertrauen lebensgefährlich ist.

    Dieser italienische Kriminalroman legt sich an einen wie eiskalter Ruß. Nach der Lektüre hat man sehr große Lust, sich zu waschen und in eine warme Decke zu wickeln. Zurecht steht er auf der Krimibestenliste von Deutschlandfunk Kultur, immer wiederkehrende Quelle großartiger Entdeckungen im Genre.

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