Der Ratschlag. Eine Mystifikation

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Ratschlag. Eine Mystifikation' von Hladek Marcus
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2 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Ratschlag. Eine Mystifikation"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:480
Verlag: Ruhland
EAN:9783885091530

Rezensionen zu "Der Ratschlag. Eine Mystifikation"

  1. Weniger ist mehr

    Theaterkritiker Markus Nikolic wird im Urlaub mit dem Tod seines Vaters konfrontiert. Als ihn auf der Beerdigung die geheimnisvolle Jo van der Bey anspricht, wird eine Lawine an Ereignissen ausgelöst, die unmittelbaren Einfluss auf die katholische Kirche haben könnten. Warum hat Ivo Nikolic als junger Mann das Priesterkolleg verlassen müssen?

    "Der Ratschlag. Eine Mystifikation" ist der Debütroman des Theaterkritikers Marcus Hladek, der offensichtlich einiges seiner Persönlichkeit und seines Lebens auch in die Figur seines Protagonisten hat einfließen lassen. Es ist ein Roman voller Ambitionen und Kreativität, der in meinen Augen leider in seinem Überfluss an allem gerade an diesen Ambitionen scheitert.

    Die eigentliche Geschichte, die über weite Strecken des Romans in den Hintergrund rückt, fand ich größtenteils spannend, da ich grundsätzlich offen für kirchliche Geheimnisse bin, noch dazu gepaart mit einer Familiengeschichte. Doch hatte ich das Gefühl, dass der Autor in jedem Moment dieses Buches zeigen wollte, was in ihm steckt und wie bedeutungsschwer "Der Ratschlag" werden sollte.

    Wo andere Romane mit einem oder zwei Zitaten eröffnet werden, sind es bei Hladek deren fünf. Das störte mich zunächst nicht, doch mit der Zeit wurde ich diesem ständig wiederkehrenden Zitate-Überfluss genauso überdrüssig wie der ausufernden Geschwätzigkeit des Protagonisten, der sich in schier endlos langen Ergüssen über die Theaterkritik auslässt, seinen (Anti-)Helden auf eine wirre Tour de Force durch Rom schickt und das immer wieder durch mehr oder weniger gelungene andere Textarten unterbricht.

    Am Anfang fand ich das durchaus originell. Ein Prolog namens "Römisches Fieber" leitet die Leser:innen in ein geheimnisvolles Ambiente der Ewigen Stadt, in der der Tiber zu brodeln beginnt und später überall etruskische Kunst auftaucht. Hladek mischt geschickt fiktive mit real existierenden Personen, spielt mit den Erwartungen des Publikums. Umso bedauerlicher fand ich es, dass dieses "Fieber" nicht nur in Rom irgendwann erlischt, sondern sich auch bei mir zu einem kaum wahrnehmbaren Fünkchen entwickelte, das irgendwann nur noch durch einzelne Höhepunkte des Romans zum Glimmen gebracht wurde.

    Doch gerade an diesen einzelnen Höhepunkten merkte ich auch, wie sehr "Der Ratschlag" an seiner Überfrachtung leidet. Sehr originell lässt Hladek beispielsweise an einer zentralen Stelle des Romans plötzlich eine Presseschau einfließen. Doch anstatt dies bei zwei bis drei Zeitungen zu belassen, erstreckt sich diese auf neun Seiten. Eine tolle Idee auch, sich alternative Enden für die Leser:innen zu überlegen, ohne inhaltlich etwas verraten zu wollen. Natürlich sind es aber nicht zwei bis drei Enden, sondern sieben.

    Hätte man die 479 Seiten des Romans auf 250 gestrafft, was die Geschichte insgesamt durchaus hergegeben hätte, wäre vielleicht ein originelles und innovatives Buch dabei herausgekommen. So war für mich ein Großteil leider kaum lesbar und uninteressant. Gestört hat mich zudem die Charakterisierung des Protagonisten, der es zwar auch nicht darauf anlegt, gemocht zu werden, doch mit seiner häufig eingesetzten Fäkalsprache auch noch die Ästhetik der Literatur immer wieder unterschreitet.

    So ist "Der Ratschlag" für mich ein Roman geworden, der sich bewusst intellektuell und kreativ gibt, dabei aber so viel heiße Luft produziert, dass ich mich durch viele Stellen regelrecht hindurchquälen musste. Schade.

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